Nach gefährlichen Abenteuern in Lissabon hat der Expolizist Henrik Falkner sich in die Stadt am Tejo verliebt. Henrik übernimmt das Antiquariat seines Onkels Martin – und damit auch dessen Vermächtnis. Denn Martin hat nicht nur Kuriositäten aller Art, sondern auch Artefakte gesammelt, die in Zusammenhang mit ungelösten Verbrechen stehen. Als ein Mann in der Bar Esquina erstochen wird, ahnt Henrik, dass er in den nächsten Fall geraten ist. Zusammen mit der temperamentvollen Polizistin Helena begibt er sich auf die Spuren des Mörders. Doch dann wird Helenas Tochter entführt Es beginnt eine Jagd durch die Gassen von Lissabon.
Beim ersten Band bemängelte ich die vielen Zufälle, mit der Henrik Falkner durch seine erste Ermittlung flog. Auf der Frankfurter Buchmesse #fbm16 kam ich mit dem Autor ins Gespräch und er versprach mir, dass der zweite Band "zufallsloser" sein wird. Um das zu überprüfen, gab ich seinem Ermittler Henrik Falkner eine zweite Chance.
Ich nehme es vorweg: Zufälle finden sich kaum noch in "Portugiesische Rache"; und wenn, dann sind sie glaubhaft umgesetzt. Auch Henrik Falkner hat Konturen angenommen. Er scheint nicht mehr pausenlos auf der Flucht zu sein, sondern ist angekommen in seinem neuen Zuhause in Lissabon. Natürlich denkt er manchmal noch trauervoll an seine verstorbene Frau, und fragt sich, was sein Onkel Martin ihm wirklich hinterlassen hat. Doch aus Lissabon möchte er nicht mehr weg. Er wird je länger je mehr vertraut mit den Sitten der Einheimischen und geniesst sein neues Leben und die Arbeit im chaotischen Antiquariat. Nur an seinem Portugiesisch müsste er noch arbeiten.
Als an einem Abend in Victors Bar ein neuer Kunde von Henrik erstochen wird und in seinen Armen stirbt, und in der gleichen Nacht jemand ins Antiquariat einbricht, ist es aus mit der Ruhe. Henrik hat keine Ahnung mehr, welches Buch der Kunde gekauft hat, und da die Polizei kein Buch beim Toten findet, zieht er seine Schlüsse - was hat es mit dem Buch auf sich, dass jemand dafür sein Leben lassen musste? Durch einzelne Informationen von Catia und Helena kommt Henrik dem Buchgeheimnis langsam auf die Spur. Unpassenderweise taucht Henriks Vater urplötzlich auf und logiert sich bei ihm ein.
Henrik ist nicht der einzige Hausbewohner, der Besuch bekommt. Pacos Mutter, Donna Celeste, quartiert sich ebenso ein. Nicht nur die Hausbewohner, auch andere Bekannte aus "Portugiesisches Erbe" treffen wir wieder an: Polizistin Helena und ihre Familie, deren Kollege Lui, die deutsch sprechende Steuerberaterin Adriana, die hilfsbereite Ärztin Filipa sowie Bruno, der Mönch.
Alles in "Portugiesische Rache" dreht sich um das verschwundene Buch und seinem blutigen Geheimnis. Um Helena und weitere Personen zu schützen, ist Henrik meistens alleine unterwegs und will die Bösewichte ohne Hilfe fassen. Dabei sticht Henrik in einige Wespennester und kommt nicht um Verfolgungen und Blessuren herum. Er gerät in einige Schlägereien, die so ausführlich beschrieben wurden, dass sie mich fast schon langweilten. Auch das ständige Losrennen, kaum hat er bemerkt, dass er beobachtet wurde, nervte mit der Zeit. Ein bisschen mehr Teamarbeit würde ihm gut tun.
Eigentlich erwartete ich, dass es im zweiten Band um die Aufklärung des Todes von Martins Partner geht, wie am Schluss des ersten Band angekündigt wurde. Dieses Geheimnis bleibt leider nach wie vor ungelöst. Es wird lediglich zweimal erwähnt, aber nur als Ein- (und Aus-)leitung des Buches. Am Ende wird nicht nur die Geschichte um Joao, sondern auch weitere wichtige Vorkommnisse nicht vollständig aufgelöst und so endet der zweite Teil genau gleich wie der erste: mit einem Cliffhanger. Ein(!) Cliffhanger in einer längeren Bücherserie mag ja reizvoll sein, aber wenn in jedem Buch der Reihe einer vorkommt, hält mich das eher vom Lesen der weiteren Teile ab, als dass es Lust auf zukünftige Bücher macht. Dass dieser Fall nur zum Teil aufgeklärt wird, finde ich insbesondere schade, weil das Schicksal und die Rollen einzelner Personen ungeklärt bleiben.
Ungeachtet dieser Mankos hat sich dieser Portugalkrimi erheblich gesteigert. Wie ganz oben erwähnt, ist Henrik trotz aller Alleingänge bodenständiger geworden. Auch die Schilderungen der Stadt sind fassbarer, so dass der Autor neben der ziemlich flüssigen Kriminalhandlung wie nebenbei ganz viel über die Stadt und die portugiesische Mentalität erzählt. Anlässlich einer Städtereise nach Lissabon würde ich diesen Krimi fürs Handgepäck empfehlen.
Leser, die erst beim zweiten Band einsteigen, kommen gut mit. Das Wichtigste aus dem ersten Band wird geschickt eingeflochten.
Fazit: Ein geheimes und verschwundenes Buch hält Henrik auf Trab - eine flüssige Krimihandlung, die leider nicht vollständig aufgeklärt wird.
4 Punkte.
Reihenfolge:
Band 2: Portugiesische Rache