Donnerstag, 30. Juni 2022

Mein Lesemonat und Monatsrückblick Juni 2022

Es war der erste Juni - und ich dachte, mir steht ein relativ ruhiger Monat bevor. Doch es kam mal wieder anders. Abgesehen vom sehr heissen und stürmischen Wetter gab es nicht nur in meiner Lektüre viel Abwechslung, auch privat war einiges los. 


Ende Mai noch dachte ich, ich hätte Zeit mal auch alte begonnene Rezensionen von SuB-Büchern zu Ende zu schreiben, doch dafür reichte meine Zeit nicht. 
Gelesen hab ich hauptsächlich an den Wochenenden, nicht wie sonst auch unter der Woche abends. 

Es wurden im Juni 11 Bücher - und alles ist mit dabei, sogar zwei Abbrüche, die ersten in diesem Jahr. 

abgebrochen:
- Tante Giulietta tanzt von Stefania Bertola 
- Kleine Wunder von Anne Booth

3.5 Punkte:
- Die Toten von Fleat House von Lucinda Riley


4 Punkte:
- Das Glück schmeckt honigsüss von Persephone Haasis 
- Liebe funkelt apfelgrün von Pauline Mai 
- Schatten über Saint-Tropez von Sabine Vöhringer
- Das kleine Cottage in Irland von Julie Caplin (Romantic Escapes 7) 
- Wo dein Herz zuhause ist von Jana Lukas (Die Schule am See 2) - Rezension folgt



5 Punkte: 
- Ein Leben für das Glück der Kinder von Henrike Engel (Die Hafenärztin 2) 
- Schottenkomplott von Gordon Tyrie (Hebriden-Krimi 2) 
- Bretonische Nächte von Jean-Luc Bannalec (Kommissar Dupin 11) 


Begeistert haben mich im Juni vor allem Fortsetzungen: "Schottenkomplott", "Bretonische Nächte", "Ein Leben für das Glück der Kinder" und "Das kleine Cottage in Irland".

Zwei Reihenauftakte hatte ich mit "Schatten über Saint-Tropez" und "Wo die Liebe dich küsst" gelesen. Dabei waren neben Jana Lucas noch zwei weitere litLove-Autorinnen, Pauline Mai mit "Liebe funkelt apfelgrün" (was für ein schönes Cover!) und Penelope Haasis mit "Das Glück schmeckt honigsüss". Bis hierhin war ich sehr zufrieden mit meiner Juni-Auswahl.

Der erste (und leider letzte) Krimi von Lucinda Riley war ja einer ihrer Schubladenromane, doch diesen konnte sie leider nicht mehr überarbeiten. Dies hätte dem Krimi aber gut getan. Schlecht war er nicht, aber für vier Punkte hat es nicht gereicht. Liest bitte in meiner Rezension weiter, weshalb mich "Die Toten von Fleat House" nicht fesseln konnte. 

Und dann eben meine ersten beiden Abbrüche in diesem Jahr: von "Tante Giulietta tanzt" hab ich etwas anderes erwartet. Die Sippe war zwar chaotisch, aber nicht liebevoll, weswegen mich die Geschichte total genervt hat. Nach einem Drittel hab ich nur noch überflogen und noch die letzen 20 Seiten richtig gelesen, die mich im Abbruch bestätigt haben. Bei "Kleine Wunder" hatte ich nicht so viel Geduld, nach einem Drittel hab ich abgebrochen ohne einen Blick auf Seiten weiter hinten oder aufs Ende geworfen zu haben. Die Story sprach mich leider nicht an. Auch hier wieder: viel zu viele Personen mit zu vielen Problemen - beide Abbrüche und der einzige ungenügend bewertete Krimi wiesen genau dieses Problem auf. Liebe Autor*innen: oft ist weniger mehr! 

Mit in den Juli nehme ich "Tropische Vergeltung" von B. M. Allsopp und "Bella Donna - Die Herrin von Mantua" von Catherine Aurel. Beides sind zweite Bände und da mir die ersten jeweils sehr gut gefallen habe, wird das ein toller Start in den Juli.


Nun zurück zu meinem privaten Juni: Mitte Juni feierten wir die Konfirmation meiner Tochter. Doch zuvor, am 1. Juni, verstarb mein Lieblingsonkel völlig unerwartet in seinen Ferien im Ausland. Daraufhin musste ich einige wichtige Termine schieben, da wir nicht wussten, wann seine Überführung und somit die Beerdigung stattfinden kann. Morgen erst - wie nach knapp zwei Wochen dann klar wurde. Zudem kamen ganz viele neue Termine dazu, denn ganz unerwartet hab ich ein Job-Angebot bekommen und nach reiflicher Überlegung angenommen und somit werde ich ab Mitte August wieder Teilzeit schulisch unterrichten. Das heisst, auf dem Blog wird es zumindest für ein Jahr etwas ruhiger, denn ich werde zwar weiterhin zum Lesen kommen, aber nicht mehr so viel Zeit zum Rezensionen schreiben haben, da ich alle Lektionen von Grund auf neu vorbereiten muss. Deshalb muss ich die nächsten Wochen und Monaten die Ärmel hochkrempeln. 

Gut, dass die beiden nächsten Monate, Juli und August, eh immer die ruhigen Bücher-Monate sind! Welche Bücher ich mir im Juli vornehme und welche Neuerscheinungen wir im Juli in den Buchhandlungen entdecken können, erzähle ich euch dann morgen.

Wie war euer Juni? 
Auch so *aufregend* wie meiner, oder eher ruhig?



Kleine Wunder von Anne Both

Klappentext:
Das altehrwürdige Kloster in der englischen Kleinstadt Fairbridge steht kurz vor dem Verfall. Margaret, Oberin wider Willen, sieht keine Zukunft für sich und die drei übrig gebliebenen Nonnen des einst florierenden Ordens der Schwestern der Heiligen Philomena. Das Dach der Kirche leckt, die Rechnungen stapeln sich auf Margarets Schreibtisch, und sie stehen kurz davor das Kloster zu verkaufen und ihre geliebte Pfarrgemeinde zurückzulassen. Doch ein Lottogewinn ändert alles – wenn auch anders als geplant.




Die drei katholischen Nonnen Margaret, Caecilia, Bridget sind noch die einzigen Schwestern von ihrem immer schon kleinen Orden. Das Kloster hätte eine Renovation dringend nötig, doch es ist kein Geld da. Die verstorbene Schwester Basil, die die Buchhaltung erledigte, hat wohl nicht alles richtig aufgeschrieben und Margaret verzweifelt nun fast. Dies, während Caecilia wöchentlich Lotto spielt und Bridget von einer Reise träumt. 

Erzählt wird aber nicht nur ihre Geschichte, sondern auch weitere Personen aus Fairbridge kommen zum Zuge. Alles Personen mit ihren eigenen grossen und kleinen Problemen. 

Ich mag Romane, deren Protagonisten Ordensleute sind, aber in "Kleine Wunder" konnte mich die Story leider gar nicht nicht abholen. 

Die Protas waren zwar liebenswürdig mit Ecken und Kanten, aber mir fehlte das Besondere in der Geschichte. Zudem waren die enorm vielen Probleme aller Beteiligten einfach zu viele Bausteine, so dass ich keine Lust hatte weiter zu lesen und die Lektüre nach einem Drittel abgebrochen habe. 

 

Montag, 27. Juni 2022

Krimi: Die Toten von Fleat House von Lucinda Riley

Klappentext:
St Stephen's, ein kleines Internat im idyllischen Norfolk. Eines Tages kommt der 18-jährige Charlie Cavendish in Fleat House, einem der Wohnheime der traditionsreichen Schule, unter mysteriösen Umständen ums Leben. Der Direktor beeilt sich zu erklären, dass es sich um einen tragischen Unfall handelt, aber die Polizei beginnt unter der Leitung von Detective Inspector Jazz Hunter zu ermitteln. Sie versucht, in den verschlossenen Kosmos des Internats vorzudringen, und findet bald heraus, dass Charlie ein machthungriger junger Mann gewesen ist, der seine Mitschüler gequält hat. War sein Tod ein Racheakt? Jazz taucht tief ein in ein Netz von Beziehungen, emotionalen Abhängigkeiten und offenen Rechnungen – und sie erkennt, dass sie weit in die Vergangenheit zurückgehen muss, wenn sie das Rätsel von Fleat House enthüllen will. 

Auf Lucinda Rileys letzten Schubladenroman (mehr darüber in meiner Rezension zu "Das italienische Mädchen") "Die Toten von Fleat House" war ich sehr gespannt, denn ich war neugierig, wie Lucinda Riley sich als Krimiautorin macht. 

Vorausschicken möchte ich, dass ihre anderen alten Romane von ihr bearbeitet wurden, ehe sie zum Teil neu oder erstmalig veröffentlicht wurden. Doch bevor sie sich über diesen Krimi Gedanken machen konnte, verstarb sie viel zu früh. Ihr Sohn entschied sich, ihn so zu belassen wie der Krimi 2006 geschrieben wurde. Ich verstehe das, doch ich denke, der Geschichte hätte eine Überarbeitung gut getan. 

Nicht, weil es 2006 noch keine automatische Spracherkennung bei Telefonen gab oder aufgrund anderen technischen Errungenschaften der letzten 16 Jahre (manchmal stutzte ich und dachte, das müsste man doch sehen oder einfacher sein herauszufinden, aber dann musste ich mir vor Augen halten, dass der Krimi vor diesen Zeiten geschrieben wurde). Sondern weil die erzählte Geschichte zu ausufernd geschildert wird. Viele Figuren sind mit dabei und von allen wird viel persönliches erzählt - und dabei trotzdem noch viel geheim gehalten. Dies alles geht auf Kosten der Spannung.

Diese war nämlich nicht sehr gross, obwohl die Täterschaft bis am Ende verborgen blieb und man erst gegen Ende zu raten vermochte, wer für den Tod von Charlie und anderen verantwortlich ist. 

DI Jazz Hunter als Ermittlerin gefiel mir sehr gut, ich könnte mir sehr gut weitere Fälle mit ihr vorstellen. Sehr schade, dass das nun nicht möglich ist, jetzt, wo man Jazz kennen gelernt hat und sie ready für neue Ermittlungen wäre. 

Die Geschichte an sich, der tote Junge in Fleat House, und alles was damit zusammen hängt, war per se nicht schlecht. Bei so vielen Beteiligten ist klar, dass es seine Zeit braucht, bis Jazz mit allen gesprochen hat und einigermassen durchblickt. Auch der Schauplatz in Norfolk, insbesondere auch das Ansetzen des Falls in einem englischen Internat, gefiel mir. Doch mir fehlte der Spannungsbogen - ich hatte nie das Bedürfnis so schnell wie möglich weiter lesen zu wollen, wie das bei interessanten und spannenden Büchern der Fall ist. Ja, ich habe mich beim Lesen gelangweilt, obwohl so viele Hintergrundgeschichten geboten wurden - wahrscheinlich genau wegen diesen unzähligen Nebengeschichten. 

"Die Toten von Fleat House" erinnerte mich stark an J.K. Rowlings "Ein plötzlicher Todesfall", das aber viel unsympathischere Figuren (und eine hier zum Glück nicht vorhandene vulgäre Sprache) beheimatet. Gemeinsam haben die beiden Bücher viele Längen und viel zu viele Charaktere mit zu vielen Dialogen. Bei beiden wäre weniger mehr gewesen. 

Fazit: Als Auftakt einer Reihe wäre ich okay mit "Fleat House" und könnte die Längen, auch wenn ich sie nicht gut finde, verzeihen. Als Stand Alone müsste dieser Krimi viel fesselnder sein. Und deshalb wäre eine Überarbeitung meiner Meinung nach (trotz allem Verständnis wieso man sich dagegen entschieden hat) dringend nötig gewesen. 
3.5 Punkte.

Mittwoch, 22. Juni 2022

Krimi: Bretonische Nächte von Jean-Luc Bannalec (Georges Dupin 11)

Klappentext: 
Während der bretonische Sommer auch im Oktober frohgemut weitermacht, die Sonne vom Himmel strahlt und die Nächte lau sind, ereilt Kadegs Familie ein schwerer Schicksalsschlag. Seine 89-jährige Tante verstirbt, nachdem sie von einer Reihe »Vorzeichen des Todes« heimgesucht wurde. Doch damit nicht genug, Kadeg wird auf ihrem Anwesen lebensgefährlich angegriffen. Kommissar Dupin und sein Team sind bis ins Mark erschüttert und suchen auf dem Gelände der geschichtsträchtigen ehemaligen Abtei, die Kadegs Tante bewohnte, nach möglichen Gründen für die Tat. Bald mehren sich die Merkwürdigkeiten. Was hat es mit den sensationellen Vogelsichtungen an der Côte des Légendes auf sich, die Kadegs Tante kurz vor ihrem Tod notiert hat? Und welche Geheimnisse verbergen die anderen Familienmitglieder?


Ich nehm es vorweg: dieser elfte "Kommissar Dupin"-Band, "Bretonische Nächte", hat mich bestens unterhalten. Lediglich zwei Begegnungen gab es, von denen ich ich am Ende noch etwas Aufklärendes oder einen Zusammenhang erwartet hätte, doch mit soviel Tempo blieb dafür wohl keine Zeit mehr - oder ich hab schlichtweg zu viel hinein interpretiert. 

Denn auch wenn die Truppe es am Anfang noch sehr gemütlich nimmt, sobald bekannt ist, dass Kadegs Tante verstorben und er kurz darauf selbst in ihrem Garten verletzt aufgefunden wird, gibt es keine ruhige Minute mehr für Dupin, Riwal, Nevou und Nolwenn. Verstärkt werden sie vor Ort durch Anne Carman und ihrem Team.

Der Schauplatz, eine alte umgebaute Abtei mit einigen Nebengebäuden hat viel Atmosphäre. Der dazugehörige grosse gepflegte Garten mit einigen seltenen Pflanzen und unverstelltem Meerblick ebenso. Dort unten am Meer und auf den umliegenden kleinen Inseln leben viele Vogelarten, deren Bestand von mehreren Personen beaufsichtigt wird. Einige spezielle Beobachtungen diesbezüglich hat die Tante von Kadeg wohl gemacht, aber Genaueres bleibt unklar. Die Polizei ermittelt auf Hochtouren und nimmt alle und alles genau unter die Lupe.

Es bleibt nicht viel Zeit für Kaffee und Essen, so rasant ist dieser neue Fall in "Bretonische Nächte". Dennoch bleibt Zeit um die lokalen Spezialitäten zu geniessen. Da möchte man sich als Leserin gerne dazu setzen. 

Dies ist mittlerweile ja der elfte Band und oft ist es so, dass die Qualität bei Reihen ab dem sechsten oder siebten Band weniger wird und die Fälle an Spannung verlieren. Bei der "Kommissar Dupin"-Serie ist das Gegenteil der Fall und ich habe das Gefühl, dass der Autor jetzt erst so richtig tief im Dupin-Universum angekommen ist und seit dem neunten Fall total in seinen Ideen aufgeht - das beweist auch dieser tolle elfte Band, der spannend und geheimnisvoll ist, und dessen Auflösung stimmig präsentiert wird. 

Fazit: "Bretonische Nächte" - ein anderer Titel hätte zwar weit besser gepasst, aber zu viel verraten - ist fesselnd, super unterhaltend und überzeugt vollends. 
5 Punkte.


Dienstag, 21. Juni 2022

Krimi: Schottenkomplott von Gordon Tyrie (Hebriden-Krimi 2)

Klappentext:
Wo könnte ein ehemaliger Profi-Killer besser seinen Ruhestand genießen, als auf der winzigen Hebriden-Insel Colonsay, wo garantiert niemand nach ihm sucht? Der einäugige Scharfschütze Hynch fühlt sich zwischen den einheimischen Eigenbrötlern bald wie zu Hause – aber auch ein bisschen einsam. Also gibt er eine Kontaktanzeige auf und lädt die drei vielversprechendsten Kandidatinnen auf die Insel ein. Dummerweise hat ihm in der Zwischenzeit auch ein Gangsterboss, mit dem er noch eine Rechnung offen hat, eine Killerin auf den Hals gehetzt. Ob Hochlandrind Thin Lizzy wohl weiß, welches von Hynchs Dates der Todesengel ist?


Im ersten Band "Schottensterben" wurde ich total überrascht - ich hätte nicht mit so viel schwarzem Humor gerechnet. Und auch nicht mit Thin Lizzy, dem Hochlandrind, das mir damals schon ans Herz gewachsen ist. Deshalb wusste ich bereits, was mich mit "Schottenkomplott" erwarten könnte - und wurde erneut überrascht. Auch dieses Mal positiv. 

Den ehemaligen Profikiller Hynch oder Howard Currie, wie er sich aktuell nennt, kennt man ebenfalls bereits aus "Schottensterben", er lebt nicht mehr auf Gigha, sondern auf Colonsay - und staunt, als eines Tages Thin Lizzy auf die Insel gebracht wird. Sie soll den "Zoo" der Hermitage erweitern. Doch unter den Tieren herrscht eine Hackordnung und die arme Thin Lizzy wird gemobbt. Einen Freund findet sie im Esel Iago. Bald wird Lizzy öfters mit Howard zu tun haben, doch bis dahin gehen noch einige Theater- und Datingproben über die Bühne.

Denn der einäugige Scharfschütze Howard hat sich der PDBDC-Theatergruppe angeschlossen. Helen, die Lehrerin auf der Insel leitet die Gruppe. Mit dabei sind auch noch Crissa, die für die Fährgesellschaft arbeitet, Rossalyn, die im einzigen Hotel auf der Insel angestellt ist, Bootsführer Graeme und Gärtner Doug. Howard fühlte sich einsam, deshalb hat er sich den Theaterleuten angeschlossen. Da er ja nun Frührentner ist und viel Zeit hat, wünscht er sich aber auch eine Frau und hat sich deswegen auf Datingseiten umgeschaut. Nun hat er drei Frauen, die er in der Online-Kontaktbörse kennengelernt hat, für jeweils ein Wochenende auf seine Insel eingeladen. 

Ein schlechter Zeitpunkt, denn seine frühere Arbeit holt ihn ein. Nun steht Howard auf einer Todesliste und wird gewarnt, dass er dran ist. Langweilig wird es also nicht - Theaterproben, Datingweekends und immer alles mit Vorsicht und aufmerksam geniessen, denn man weiss ja nie...

Gordon Tyrie hat in "Schottenkomplott" erneut seinen scharfzüngigen Humor verbreitet. Sein Schreibstil ist gewohnt flüssig, so dass man den spannenden Krimi sehr schnell ausgelesen hat.

Ich habe mich bestens amüsiert und wurde wunderbar unterhalten, stellte mir am Anfang schon in etwa das Ende vor, das dann doch ganz anders und überraschend kam. Am Ende war ich ein wenig traurig, aber ich denke, der Autor bereitet auf diese Weise schon den dritten Band vor. Mich hat auch dieser Band vollends überzeugt, die Geschichte ist einfach toll durchdacht und mit den immer wieder überraschenden Elementen wird es absolut nie langweilig. 

Zum Glück gibt es viele Hebrideninseln - man könnte also noch ganz viele Krimis aus der Feder von Gordon Tyrie erwarten.

Fazit: Tapetenwechsel für Thin Lizzy und ein Krimispass sondergleichen. 
5 Punkte.


Reihenfolge:
Ein Thriller, in dem Hinch bereits vorkommt: Todesströmung 
Band 2: Schottenkomplott

Montag, 20. Juni 2022

Das kleine Cottage in Irland von Julie Caplin (Romantic Escapes 8)

Klappentext:
Hannah hat genug von ihrem Single-Alltag in Manchester. Kurzerhand meldet sie sich bei einer renommierten Kochschule in Irland an, denn gutes Essen ist ihre große Leidenschaft. Bei einem Zwischenstopp in Dublin lernt sie den charmanten Conor kennen. Die beiden verbringen einen romantischen Abend, doch sich ernsthaft zu verlieben kommt für beide nicht in Frage. So reist Hannah am darauffolgenden Tag weiter ins beschauliche County Kerry, wo sie die nächsten drei Monate verbringen wird. Der Ort liegt idyllisch zwischen grünen Hügeln und atemberaubender Steilküste, jeder kennt hier jeden. Und schon bald merkt Hannah, dass sie Conor nicht vergessen kann – und dass Geheimnisse in Dublin nicht gut aufgehoben sind.


Bereits im letzten Band "Das kleine Chalet in der Schweiz" hörte man ab und zu von Minas Schwester Hannah, und erfuhr, dass die Britin in Irland einen Kochkurs absolvieren möchte. Hannah ist die ruhigere der beiden Schwestern, die nicht so wilde und spontane Adoptivtochter. Dass sie sich diese Auszeit gönnt und den Kurs gebucht hat, ist fast schon zu viel Spontanität für sie, sie geht sonst lieber auf Nummer sicher.

Als Hannah ihren ersten Abend in Irland in der gemütlichen Hotelbar verbringt, springt sie über ihren Schatten und flirtet mit einem anderen Gast, Conor. Am nächsten Tag fährt sie zu ihrem Kurs und möchte den Flirt eigentlich vergessen. Doch das Schicksal hat andere Pläne und überrascht Hannah schon bald. 

Dieser Band ähnelt ein wenig dem Kopenhagen- und Paris-Band: in allen drei Romanen geht es um eine Gruppe, deren Teilnehmer*innen man im Laufe der Geschichte besser kennenlernt. 

In "Das kleine Cottage in Irland" sind die Kochkursteilnehmenden ganz unterschiedliche Charaktere: im Gegensatz zu der total unromantischen und eher klaren Hannah redet Meredith ohne Strich und Faden; Jasons Vokabular kommt ihn teuer zu stehen; Fliss nimmt es nicht mit Worten aber Taten kompetitiv mit ihm auf; Lizzy ist lernwillig und Alan sehr freundlich und umgänglich. Auch ihre Kochkünste könnten unterschiedlicher nicht sein. Doch bei Kursleiterin Adrienne, eine bekannte Köchin, lernen alle - selbst Hannah - die Grundlagen des Kochens. 

Das titelgebende Cottage spielt eine grosse Rolle, aber wir dürfen Hannah auch zu musikalischen Pub-Besuchen und anderen Ausflügen begleiten - viel Irland-Flair wird damit geboten. Und wahrscheinlich bin ich nicht die einzige Leserin, die Hannah um ein ganz besonderes Flussabenteuer beneidet. 

Julie Caplin legt mit "Das kleine Cottage in Irland" wieder einen sehr gut unterhaltenden Roman vor. Ich wurde überrascht und erlebte eine Hannah, die sich treu bleibt, aber dennoch neue Wege beschreitet.

Fazit: Auch Irland mit seiner Slow Food-Bewegung war ein herrliches Reiseziel und "Reiseführerin" Julie Caplin sorgte mit der Belegschaft vor Ort, insbesondere Hannah sei erwähnt, für einen angenehmen und erinnerungswürdigen Aufenthalt. 
4 Punkte.


Samstag, 18. Juni 2022

Tante Giulietta tanzt von Stefania Bertola

Klappentext:
Eigentlich sind die Boscolos aus dem Piemont eine große, glückliche Familie: Auf vier Etagen leben drei Generationen in leicht chaotischer Harmonie zusammen. Doch eine Nachricht aus den USA bringt sie alle gehörig ins Schwitzen: Großtante Antonias Enkel Jeremy kommt beruflich nach Mailand und soll für eine Weile im Haus leben – in Antonias Wohnung im 2. Stock. Die ist allerdings seit Jahren heimlich an Lorenzo vermietet. Und dass Lorenzo ausziehen muss, verbietet sich von selbst, denn zum einen ist Stella Marina unsterblich in den attraktiven Untermieter verliebt, und zum anderen hat Tante Giulietta gerade das Halbfinale von »Let’s Dance« mit ihm erreicht. Da hilft nur die ein oder andere Schwindelei, die das Chaos im Haus höchsten ein kleines bisschen vergrößert.


Der Klappentext hörte sich gut an. Doch leider war der Inhalt so gar nicht meins. Erst dachte ich, dass es nach den ersten paar Seiten, wenn mal alle Figuren vorgestellt sind, besser sein wird. Doch leider nein. 

Praktisch jeder Abschnitt handelt von einer anderen Person und man muss sich sehr konzentrieren, um die alle irgendwo abzuspeichern und das "wer mit wem wie" zu sortieren. Es sind somit viel zu viele Personen auf zu wenig Seiten involviert, denn neben der ganzen Boscolo-Sippe sind noch andere mit im Spiel, bis am Ende werden es immer mehr. Ein Familienstammbaum wäre hilfreich gewesen. (Ich habe das eBook gelesen, vielleicht gibt es in der Printausgabe ja einen.)

Erzählt wird das Ganze aus Sicht eines unbekannten Erzählers. Dieser Stil befremdet, der schafft Abstand zwischen der Story und den Leser*innen. So wird man mit keiner Figur warm - sie machen es einem auch nicht leicht, denn jede wartet mit Geheimnissen und Komplikationen auf. 

Weder das Theater um Jeremy, der Grosstante Antonias Wohnung bewohnen soll, noch die Nebenstory um "Let's dance" überzeugt. Letzteres ist erstens nicht das "Let's dance", wie es im deutschsprachigen TV geboten wird, sondern es handelt sich dabei um Privatpersonen, die ihr Video einer Jury schicken, die dann die Finalisten auswählt und diese Schiene bleibt absolute Nebensache wie alle anderen Nebengeschichten auch. 

Nach einem Drittel hab ich den Roman abgebrochen, den Rest überflogen und nur noch das Ende gelesen: ein Erzähler, der auf Abstand hält und zu viele Personen, die allesamt viel Platz beanspruchen, erzeugen wirres Chaos. Es hätte so gut sein können, aber hier fehlte mir so ziemlich alles, was einen guten Roman lesenswert macht. Weniger ist manchmal viel mehr. 

Fazit: Ein figurenreicher, wirrer Roman, der durch den Erzählstil auf Abstand hält. Diese Geschichte macht leider absolut keinen Spass, und somit ist "Tante Giulietta tanzt" mein erster Abbruch im 2022. 


Montag, 13. Juni 2022

Krimi: Ein Leben für das Glück der Kinder von Henrike Engel (Die Hafenärztin 2)

Klappentext:
Hamburg, 1911: In Deutschlands größtem Auswandererhafen kümmern sich die Ärztin Anne Fitzpatrick und die angehende Pädagogin Helene Curtius um Familien. Anne und Helene sorgen sich vor allem um die Kinder, von denen viele traumatische Erfahrungen gemacht haben. Plötzlich häufen sich unter den Ärmsten unerklärliche Todesfälle. Kommissar Berthold Rheydt sieht sich die Sache genauer an und stellt fest: Die Opfer wurden vergiftet. Wer hat ein Interesse daran, die Menschen scheinbar wahllos zu töten? Als die drei auf ein toxisches Interessensgeflecht stoßen, begreifen sie: An dem Geschäft mit den Auswanderern lässt sich eine Menge Geld verdienen.


Im zweiten Band der Hafenärztin-Reihe wird abwechselnd erzählt, wie es Anne Fitzpatrick, Helene Curtius und Berthold Rheydt geht und was sie gerade erleben. Helene macht ein Lehrerinnen-Praktikum in den Auswandererhallen auf der Veddel. Anne ist dort als Ärzte-Urlaubsvertretung tätig, zusätzlich zu der Arbeit in ihrer eigenen Praxis. Auf der Veddel häufen sich plötzlich Krankheits- und Todesfälle, was Anne (entgegen dem, was im Klappentext steht) stutzig macht. Nein, nicht die Cholera geht um, sondern Gift. 

Berthold hat nicht wirklich viel zu tun in der Arbeit, bzw. findet er seine letzten Fälle alle zu unspektakulär, da sie innert Tagen leicht zu lösen sind. Als her mitten in der Nacht zu einem Tatort gerufen wird, ändert sich das schnell, denn das, was in der Wohnung des Opfers gefunden wird, ist gefährlich interessant. Und natürlich - das merken die Leser*innen sofort - könnte das Gefundene etwas mit den Vorgängen in den Auswandererhallen zu tun haben. 

Nun greifen die drei Erzählstränge immer mehr ineinander.  Bis es soweit war, dauerte es ein wenig, aber das lang sicher nur an meiner Ungeduld. Je mehr die Ermittlungen fortschreiten, verdächtigen sich fast alle Protas gegenseitig, bis endlich das klärende Licht auf die Fälle geworfen wir. 

Henrike Engel legt mit "Das Leben für das Glück der Kinder" ab dem zweiten Drittel einen sehr spannenden historischen Kriminalroman vor. Dieser zweite Band ist genau nach meinem Geschmack und mehr noch als der erste Band ein "richtiger" Krimi. Wer aber gerne "nur" historische Romane liest, wird dennoch nicht enttäuscht, denn die Autorin baut auch hier wieder viel Wissenswertes aus der damaligen Zeit mit ein. Henrike Engel bietet  Auswandererschicksale, die einem nahe gehen und das Aufkommen von Fernsprechgeräten, die eine schnelle Kommunikation einfacher machen, an. Sie erzählt aber auch von gewalttätigen Frauengruppen und beschreibt gegen Ende eine mit Pausen gespickte, dennoch oder gerade deshalb, spannende Verfolgungsjagd. 

Da man die Protagonisten bereits aus dem ersten Band kennt, ist man als Leser nicht nur gespannt, wie der Fall aufgelöst wird, sondern auch wie sie sich entwickeln. Besonders bei Helene, die sich im ersten Band Freiheit in ihrer Berufswahl erkämpfte, ist deutlich eine Entwicklung zu sehen, plötzlich stehen ihr mehrere Möglichkeiten offen und sie denkt weiter. Anne muss sich mit ihrer Familie auseinander setzen, wobei sie meiner Meinung nach weniger Vorurteile haben und definitiv mehr nachhaken sollte. Berthold weiss mit den Geistern seiner Vergangenheit besser umzugehen als noch im ersten Band und ist auf gutem Wege mit dieser abzuschliessen und offen für die Zukunft zu sein. 

Am Ende blieben für mich einige Fragen zu dem gefundenen Gegenstand und zu den Todesfällen auf der Veddel, wie auch zu bestimmten Briefen, die immer noch ungelesen in einer (zum Glück) anderen Schublade als bisher liegen, offen, aber ich gehe stark davon aus, dass sich im nächsten Band dann alles geschmeidig auflöst. 

Nach einem Blick auf den Klappentext des dritten Bandes, wird auch dieser sicher wieder mega interessant werden. Meine Vorfreude ist jedenfalls gross. 

Fazit: Ein sehr spannender zweiter Band, in dem es ab dem zweiten Drittel temporeich vorwärts geht. 
5 Punkte.


Freitag, 10. Juni 2022

Liebe funkelt apfelgrün von Pauline Mai

Klappentext:
Liebe braucht keine Ferien? Dem kann Mila nur widersprechen. Wochenlang war sie in Theo verliebt, und er hat ihre Hoffnungen geschürt. Nun stellt sich heraus, dass er eine Verlobte hat! Für Mila bricht eine Welt zusammen. Bleibt nur die Flucht – das House-Sitting-Angebot in Schottland aus dem Internet kommt da genau richtig. Kurz entschlossen reist sie in das verschlafene Örtchen Applemore. Doch der Dorfgemeinschaft ist der Neuzugang nicht geheuer. Erst Milas Backkünste und die Idee, ihre Brote zu tauschen – gegen Musikstunden, knackige Äpfel oder Freibier im Pub – öffnen die Herzen der Bewohner. Und als plötzlich der gut aussehende Finley auftaucht, macht auch Milas Herz einen unerwarteten Hüpfer.


Ein wunderschönes Cover ziert den neuesten Roman von Pauline Mai - und er passt auch sehr gut zu der Protagonistin Mila, die es gerne bunt hat. Die beiden Katzen auf dem Cover gibt es in "echt", denn die wohnen im Haus der Bains, welches Mila für zwei Monate hütet. Bisher lassen sich die Katzen aber nur sehen, wenn sie hungrig sind.

Genau wie die Katzen sind auch die Bewohner von Applemore kurz angebunden. Nur Ian vom Pub und Coiffeuse Ellie sind ihr wohlgesinnt. Bis Mila beginnt Brot zu backen. Es fehlt nämlich ein Bäcker im Dorf und nur labbrigen Toast zu essen, geht der Bäckerstochter gegen den Strich. Also bäckt sie los und beginnt, die zu viel gebackenen Brote gegen alles Mögliche einzutauschen. Auf diesem Wege lernt Mila die Bewohner des Dorfes besser kennen und kann sich neue Fähigkeiten aneignen - oder sich einfach den Magen vollschlagen. Alles nur wegen der Brote, die im Dorf begeistert angenommen werden.

Weniger begeistert ist ihr neuer Mitbewohner Finley - ein komischer Kauz auf den ersten Blick. Irgendwie müssen die beiden sich aber arrangieren. Und dann sind da ja auch noch Milas beste drei Freunde aus Deutschland, mit denen sie sich so manches Mal kurz schaltet. Und Theo aus Heidelberg. Ach Mila, nicht jeder Frosch ist ein Prinz! 

Für mich hätte es die Theo-Story nicht gebraucht, der Roman hätte auch ohne, und nur in Schottland besser funktioniert. Gleich nach den ersten Seiten, nachdem Mila in Applemore angekommen ist, gibt es eine Rückblende - das fand ich total schade, denn ich freute mich mit Mila auf ihr schottisches Abenteuer. Deswegen war ich von Anfang an von Theo genervt, weil er mich von Schottland weghielt. Da kann er noch so schöne Augen haben, tztz. Statt der Theo-Story hätte ich lieber mehr Mila-Zeit mit Finley gehabt, die kam mir zu kurz vor.  

Pauline Mais Schreibstil überzeugt aber auch in ihrem dritten Roman. Es macht Spass Milas Aufenthalt in Schottland zu begleiten und die vielfältigen anderen Figuren kennen zu lernen. Da ist nämlich alles mit dabei, von jung bis alt, von schräg bis geheimnisvoll oder ganz bieder bis ganz normal. 

Fazit: Erneut ein toller und warmherziger Roman aus der Feder von Pauline Mai, die immer mit etwas aussergewöhnlichen Plot-Ideen auftrumpft. 
4 Punkte.

Krimi: Schatten über Saint-Tropez von Sabine Vöhringer (Conny von Klarg 1)

Klappentext:
Die Reisejournalistin Conny von Klarg will ihre Freundin Simonette Bandelieu in Saint-Tropez besuchen. Die Grande Dame der französischen Hotellerie war für Conny nach dem Tod ihrer Eltern wie eine Mutter. Heute steht Simonettes Hotel, in dem einst Brigitte Bardot abstieg, kurz vor dem Ruin. Doch als Conny an der Côte d’Azur eintrifft, wird sie nicht etwa mit einem Pastis begrüßt, sondern muss die alte Dame in der Gendarmerie aufsuchen. Simonette soll den Milliardär Henri Moreau erstochen haben. Überzeugt von Simonettes Unschuld stellt Conny Recherchen an und stößt in dem Küstenstädtchen auf alte Geheimnisse, die bedrohliche Schatten werfen.


Ich wollte schon lange mal einen Krimi von Sabine Vöhringer lesen, schaffte es jedoch nie. Als ich gesehen habe, dass die Autorin nun bei Goldmann eine neue Reihe veröffentlichen wird und diese erst noch in Frankreich angesiedelt ist (ich liebe Frankreich-Krimis!), dachte ich, dies ist der richtige Zeitpunkt um mit dem Auftakt in diese Reihe zu starten.

Vöhringers Ermittlerin ist die Journalistin Conny von Klarg. Ganz frisch arbeitet sie bei einem Reisemagazin, welches Conny nach Saint-Tropez schickt um dort ihren ersten Artikel zu schreiben. Geplant ist, dass Conny im Hotel ihres Mutterersatzes Simonette Bandelieu unterkommt, das Leben mit ihr und den Verwandten geniesst und dabei ihren Artikel locker vom Hocker wie nebenbei schreibt. Doch bereits die Ankunft ist nicht so, wie sich Conny das ausgemalt hat. Die Rezeption verwaist - kein Pastis, der auf sie wartet. 

Conny erfährt, dass Simonette in Untersuchungshaft gesteckt wurde, weil sie verdächtigt wird, den Milliardär und Kunstmäzen Henri Moreau erstochen zu haben. Conny ist sich sicher, dass Simonette unschuldig ist und versucht Bekannte über den Fall auszufragen und beginnt daraufhin zusammen mit Simonettes Partner Jaques zu ermitteln.  

Immer wieder kommt Simonette, bzw. ihre Gedanken, zum Zuge, wobei man erfährt, dass vor 40 Jahren etwas geschehen sein muss, das aus dem Ruder lief. Doch was genau, bleibt bis zum Ende unklar. Klar ist aber schnell, dass der aktuelle Fall etwas mit den Geschehnissen in der Vergangenheit zu tun haben müsste. Oder doch nicht? 

Es wird viel erklärt und erzählt in der ersten Hälfte, was zwar hilfreich für die Handlung ist, die Spannung bleibt dabei aber auf der Strecke. Die gibt es erst nach dem zweiten Drittel, dafür dann aber richtig viel. 

Der Mordfall ist geschickt geplottet und eigentlich war es ein recht interessanter Fall, der uns Leser in die Kunstszene mitnimmt. 

Die vielen Rückblicke aber ermüdeten, Simonette blieb mir zu stumm, das Aufdröseln der Beziehungsgeflechte von so ziemlich allen Beteiligten war vertrackt und wiederholte sich zu oft. An Connys Stelle hätte ich nicht mehr gewusst, wem ich trauen könnte und wem nicht. 

Auch die Beziehung von Conny und Felix finde ich recht kompliziert. Dadurch, dass alle anderen Beziehungs- und Familienverhältnisse auch nicht einfach sind, war mir das ein Tick zu viel. Deshalb wünsche ich mir für Connys zweiten Band einen aktuellen Fall, der nichts mit der Vergangenheit und auch nichts mit ihrer Familie zu tun hat. 

Man spürt, dass sich die Autorin in Südfrankreich auskennt. Vöhringer gibt die Atmosphäre wunderbar wieder, so dass man Lust hat, sich ins Maison des Pêcheurs zu setzen und einen Pastis zu trinken. Natürlich erst, nachdem Conny dem Lärm den Garaus gemacht hat. 

Fazit: Wer Kunst und Krimis liebt, der sollte unbedingt einen Blick auf "Schatten über Saint-Tropez werfen. 
4 Punkte.


Reihenfolge:
Band 1: Schatten über Saint-Tropez

Das Glück schmeckt honigsüss von Persephone Haasis

Klappentext:
Als Lena nach dem Tod ihrer Großmutter auf die Hallig Hooge zurückkehrt, scheint es fast so, als habe sich in all den Jahren nichts verändert: Noch immer überblickt das kleine Haus das tosende Wattenmeer und die Bienen umschwirren Alvas Wildblumen. Was Lena jedoch nicht weiß – das Haus wird ihr von nun an nicht alleine gehören. Ihre große Jugendliebe Jacob, der ihr vor Jahren das Herz gebrochen hat, soll die andere Hälfte ihres Hauses erben. Was hat sich ihre Großmutter Alva nur dabei gedacht? Und welche Geheimnisse hat sie in all den Jahren noch vor ihrer Enkelin gehütet?



In "Das Glück schmeckt honigsüss" wird die Geschichte von Lena, die, um die Beerdigung ihrer Grossmutter vorzubereiten, zurück auf die Hallig Hooge fährt, erzählt. Vor Jahren hat Lena mit ihren Eltern die Insel verlassen, ihre Mutter im Streit mit der Grossmutter, Lena selbst total enttäuscht von ihrem damaligen Freund Jacob.

Seither liess sich Lena nicht mehr auf der kleinen Insel blicken, obwohl sie ihre Grossmutter gerne öfters besucht hätte. Aktuell ist Lena in ihrem Leben in der Stadt nicht glücklich, ihre Beziehung zu Mats steht auf der Kippe, nur die gemeinsame Schreinerei hält sie noch dort. Auch wenn Lena trauert, tut ihr die Ruhe auf der Hallig Hooge gut. Doch dann steht sie Jacob gegenüber, der wie sie einen Teil des Hauses geerbt hat. Auch jetzt reagiert sie ihm gegenüber hart. Jacob versteht nicht, wieso sie damals einfach abgereist ist und sich nicht mehr bei ihm gemeldet hat. 

Gut versteckt hat Persephone Haasis in ihre Geschichte zudem ein Geheimnis ihrer Grossmutter, die für wenig Würze gesorgt hat. Von mir aus hätte man da noch mehr draus machen können, noch mehr nachsalzen sozusagen, denn Lena nimmt die ersten Spuren davon sehr gelassen auf und auch Jacob sagt nichts. 

Diese Würze war meiner Meinung nach bitter nötig, denn Lenas und Jacobs Story und all die Begebenheiten auf der Hallig Hooge sind zwar schön erzählt, aber trotz aller Beschreibungen der wundervollen Gärten und Wiesen, dem Bienensummen überall, dem tollen Meerblick und den immer mal wieder erfrischende Windhauch, fehlte mir im Roman das gewisse Etwas.

Mir haben die ersten beiden Romane der Autorin viel besser gefallen, besonders die "Küsse im Aprikosenhain" - dagegen ist diese Geschichte hier ziemlich blass. Ich konnte den beiden Protagonisten auch nicht abnehmen, dass sie sich nie ausgesprochen haben. Zumindest über die Grossmutter hätte da mal ein Wink kommen können. Eine gute Idee aber waren die zwischen den Kapiteln stehenden Mailentwürfe. Mails, die Lena und Jacob einander schicken wollten, aber nie abgeschickt wurden.

"Das Glück schmeckt honigsüss" liest sich flüssig und überzeugt mehr durch den sehr schönen Schauplatz und der gut eingefangenen Atmosphäre als über die Handlung. Auf jeden Fall lernt man etwas über Bienenhaltung dazu. 

Fazit: Ein ruhiger Roman mit Schwächen in der Handlung, der mit seinem Schauplatz auf der Hallig Hooge aber trotzdem für gemütliche Lesestunden sorgt. 
Knappe 4 Punkte.


Freitag, 3. Juni 2022

Un-Verhüllt von Julia Haart

Klappentext: 
Geboren in eine streng religiöse jüdische Familie und mit 21 verheiratet an einen ultraorthodoxen Juden, kennt Julia Haart die ersten 42 Jahre ihres Lebens nur die Unterwerfung unter die strikten Gebote ihrer Religionsgemeinschaft: Unbedeckte Haare, kurzärmelige T-Shirts, Miniröcke, Bikinis – all dies gilt als Insignien des Teufels. Und doch ist Julia Haart von Kindesbeinen an fasziniert von der Glitzerwelt der Mode. Als ihre Kinder alt genug sind, beschließt sie, aus ihrem alten Leben auszubrechen – und ihre Leidenschaft für schöne Kleidung zu ihrem neuen Lebensinhalt zu machen. Und das vermeintlich Unmögliche gelingt. Nach der Gründung eines erfolgreichen eigenen Schuhlabels und der Arbeit als Designerin für La Perla gilt Julia Haart heute als eine der bedeutendsten Playerinnen der internationalen Modewelt. 


Ich schaue selten Netflix, aber als ich von "mein unorthodoxes Leben" hörte, schaute ich mir die erste Staffel an. Da die Folgen anders als erwartet waren, nahm ich mir vor Julia Haarts Buch zu lesen, denn ich war neugierig, ob sie hier endlich ihre echte Geschichte erzählt oder ob es bei oberflächlichen Plaudereien bleibt, wie man sie in der Staffel nur zu oft gehört hat. Ich war gespannt, ob Fragen, die bei der Sendung offen bleiben, im Buch beantwortet werden - ja, das werden sie zum Teil. Aber vieles wird am Ende auch übergangen.

Von der Tellerwäscherin zur Millionärin - der alte amerikanische Traum - ungefähr so kann man Julia Haarts Leben überschreiben. Die Show will uns glauben lassen, dass Julias Weg von einem armen streng orthodox aufgewachsenen Mädchen zur berühmten Modedesignerin und ihr Ausstieg aus dem engen religiösen Umfeld sehr hart waren.

Doch beim Lesen merkt man schnell, dass nicht alles so extrem war, wie Julia es uns glauben lassen wollte. Sie verbrachte nämlich bis zum Alter von 6 Jahren eine ganz normale Kindheit und erst später wurde ihr Leben eingeschränkter. Ihre Eltern flüchteten aus der UdSSR nach Rom, als sie drei Jahre alt war. Von dort ging es in die USA, wo die Eltern langsam fromm wurden. In ihren Anfangsjahren in den Staaten hatten sie Kontakte zu sehr reichen Leuten, sogar auf ihrer ersten jüdischen Schule wurde Designerkleidung getragen. Erst etwa mit 12 wurde ihr Umfeld enger und danach auch Julia so richtig frum. 

Davon und auch von ihrer Hochzeit mit 19 und den anschliessenden Jahre erzählt die erste Hälfte des Buches. Darin ist auch gut erklärt, was Gebote und was Verbote sind - die enorm einschränkenden Verbote sind eine zusätzliche Auflastung. Pragmatisch erzählt Julia, wie schwer es ist, sich an alle Verbote zu halten, also quasi alles zu tun, aber doch nie züchtig genug zu sein in der fundamentalistischen Welt. Der Alltag dort war sicher nicht einfach, insbesondere auch was die Bildung der Frauen betraf. Dies schildert Julia Haart ausführlich, als Leserin fühlt man mit ihr in vielen Situationen mit. 

Positiv herauszuheben ist auch, dass alles chronologisch erzählt wird, das macht es einfach ihrer Geschichte zu folgen. Denn für einige Leser kommen vielleicht zu viele jüdische Begriffe vor, von daher ist wenigstens der chronologische Ablauf einfach gehalten.

Die zweite Hälfte des Buches dreht sich um ihr Leben in der neuen Welt - aber nicht in einer normalen Welt, sondern in einer Luxus-Welt. Es geht um ihr Business, um Dating, Sex und um Geschäftspartner, denen sie besser nicht getraut hätte. War es fehlende Menschenkenntnis oder an was lags? Könnte es sein, dass sie sich schon immer ein wenig zu wichtig nahm? Ihr Motto lautet "Dreistigkeit siegt" und "Starker Wille gleich Erfolg" - und das spürt man durch die Zeilen, denn auch wenn sie es anders wahrnimmt, kommt ihr Verhalten sehr narzisstisch rüber. 

Anders als man es sich nach dem Gehörten aus der Sendung vorstellte, verlässt sie nämlich nicht eines Tages mit Sack und Pack ihr Haus und ihre Gemeinschaft und sucht sich woanders eine Wohnung und einen Job. Nein. Während einem Abendessen in Manhattan, wo sie sich oft mit Freundinnen in koscheren Restaurants traf, kriegt sie ein Job-Angebot, sie könne Schuhe für eine neue Firma entwerfen. Erst dann "geht" sie. In Folge lebt sie in der Stadt in Hotels und arbeitet an ihrer Schuhkollektion, und fährt zum Sabbat oder auch sonst immer mal wieder zurück nach Monsey. Ihr Mann und sie hatten ein grosszügiges Arrangement. Im Buch gibts aber kein Wort dazu, wie sie sich ihr Leben in der Stadt finanzierte, man nimmt also an, dass ihre Investoren auch ihren Lebensunterhalt finanziert haben. Über ihre Integration in die "reale" Welt wird leider sehr wenig erzählt - es ist mehr ein "vom kinderreichen Haushalt zum Luxushotel", dazwischen gibts nicht viel. 

So gesehen führte sie tatsächlich eher immer ein unorthodoxes Leben - nämlich eins, wo Geld nie oder nur selten Mangelware war. Sie war nicht gefangen und konnte spätestens, nachdem sie aus Atlanta zurück kehrten, sich problemlos mit ihren Freundinnen in Manhattan in koscheren Restaurants zum Essen treffen. Das, was überall so aufgebauscht wird, dass sie Versicherungen verkaufte, war nur eine kurze Episode und und passierte viele Jahre bevor sie ihre Gemeinschaft verliess. Sie trug auch zu ihrer streng orthodoxen Zeit immer 12cm Absätze, sie fiel damals also schon auf. 

Der allererste Hosenkauf oder der erste Cheeseburger in ihrem Leben - das sich das wie eine Sünde anfühlte, das fand ich gut und glaubhaft erzählt, ich hätte mir mehr davon gewünscht anstatt dem ganzen Luxus-Setting. Aber wahrscheinlich kennt Julia es gar nicht anders, für sie gibt es anscheinend nur das strenge Leben in Monsey oder eben Luxus.  

Das Buch endet, als sie zu La Perla wechselte und ist ziemlich abrupt zu Ende. Damals jettete sie zwar schon von Fashion Week zu Fashion Week, aber hatte noch nicht wirklich Erfolg - nur viele Geldgeber - deshalb wäre es interessant gewesen, auch noch die letzten Jahre von La Perla zu EWG mitzubekommen. Erst dachte ich, dass es vielleicht einen zweiten Band geben wird, aber mittlerweile denke ich, dass sie diese letzten Teile nicht veröffentlichen wollte oder durfte, da Julia aktuell auf ihre Scheidung von ihrem zweiten Ehemann wartet und von ihm, bzw. von der EWG, entlassen wurde. 

"Un-Verhüllt" ist der Bericht einer Lebensgeschichte einer wohl narzisstischen Frau, zwar interessant, aber schlussendlich doch nicht so krass wie Julia das gerne wahrhaben möchte. Ich möchte Julias Lebensgeschichte nicht schmälern, aber interessanter und sicher viel glaubhafter wäre ein Bericht einer ultraorthodoxen Frau, die auch vollständig in diesem Umfeld aufgewachsen ist und nicht in Geld schwimmt und ihren Weg raus aus der engen Gemeinschaft wirklich von Null auf erarbeiten musste, was bei Julia nicht der Fall war. Nicht nur die TV-Staffel ist ein Reality-Format mit viel Blingbling, auch im Buch ist einiges davon enthalten. 

Fazit: Von einen Extrem ins andere Extrem - eine beschönigt klingende Lebensgeschichte zwischen Langarmshirts mit Rundhalsausschnitt und knapp sitzenden Tops ohne Träger. 
4 Punkte.