- Lieber Cosy oder Hard Core?
Muss ein Krimi vor Blut und Leichen nur so
überquellen? Oder darf es auch gemütlich zu gehen? Wollt ihr den Tod in all
seiner Deutlichkeit beschrieben haben? Soll ein Krimi Gänsehaut und schlaflose
Nächte bereiten?
Bitte bitte
kein Hardcore, keine Details und auch nicht blutrünstig! – In der realen Welt
geht es schon häufig extrem brutal zu und sowas möchte ich einfach nicht lesen,
mir reichen die Nachrichten. Auch Psychoanalysen der Täter müssen nicht sein,
so wie sie bei Elizabeth Georges Linley-Serie ab Band 6 vorkommen. Das zögert
den „richtigen“ Krimi nur heraus. Beim Krimi lesen geht es mir ums Mitraten,
ums klassische „Who done it?“ Ich will weder Gänsehaut noch schlaflose Nächte.
Aber gerne schlafe ich mit dem Gedanken ein, ob ich mit meiner Vermutung wohl
richtig liege oder nicht, und wer vielleicht sonst noch als Täter in Frage
kommen könnte.
- Seid ihr Mitrater?
Wie steht es damit? Soll der Täter eine der
Hauptfiguren sein? Die Hinweise im Text so, dass man die Chance hat mitzuraten?
Oder spielt das keine Rolle und auch wenn der Mörder jemand ist, der erst am
Ende des Buches eingeführt wird, nehmt ihr das dem Autor nicht übel?
Jajaja, schon
seit „Das Geheimnis um...“ von Enid Blyton rate ich immer mit und versuche herauszufinden,
wer der Täter sein könnte. Meistens liege ich richtig und nur selten gelingt es
mir nicht, den Täter zu erraten wie zum Beispiel in „Die Ernte des Bösen“ von
Robert Galbraith. Dass ich total falschliege
gab es aber noch nie. In solchen Fällen habe ich meistens zwei Verdächtige, kann mich aber nicht entscheiden wer von den beiden der Bösewicht war. Von mir aus
darf der Täter auch erst später eingeführt werden in die Geschichte, immer
Schema X wäre ja doch zu langweilig. „Eine Leiche – viele Rätsel“ – das ist für mich der
perfekte Krimi!
- Wie sollen die Charaktere sein?
Brauche ich Protagonisten, mit denen ich mich
identifizieren kann? Oder kann der Kommissar, Ermittler oder – wer auch immer
das Verbrechen aufklären will – unsympathisch, gebrochen oder sogar selber
kriminell sein?
Die Ermittler
dürfen durchaus ihre Ticks haben, müssen aber nicht mega speziell sein. Ein
einfacher Mensch wie du und ich genügt. Kincaid & James von Deborah Crombie mag ich genau so sehr wie der kettenrauchende Nestor Burma von Leo Malet. Ob die Ermittler alleine oder zu zweit ermitteln
ist mir eigentlich egal, solange die Handlung stimmt.
- Welche Rolle spielt der Ort des Geschehens?
Wie wichtig ist euch der Ort des Geschehens?
Soll der Autor den Ort genau beschreiben? Oder spielt er eher eine
untergeordnete Rolle? Mögt ihr lieber Krimis, die in warmen Ländern spielen? Oder
den Krimi, der in der Heimat, im Ort um die Ecke spielt, so dass man vielleicht
etwas wiedererkennt? Oder doch lieber den klassischen Skandinavien Krimi?
Skandinavien-Krimis
mag ich nicht – jene, die ich bisher gelesen habe waren sehr düster und träge.
Wenn es sonnigere und evt. humorvolle Skandinavien-Krimis geben würde, würde
ich nochmals einen Versuch starten. Astrid Lindgren hat zwar keine Krimis
geschrieben, doch ihr Schweden war viel angenehmer zu lesen als Henning
Mankell. Ich denke, das sollte doch auch als Krimi machbar sein, oder?
Aber ich bin sowieso eher ein Südländertyp und daher gefallen mir Schauplätze
wie Frankreich, Italien, Spanien und die Türkei besser als der hohe Norden.
Trotzdem fand ich auch die Rügen-Krimis von Katharina Peters interessant. Wenn
ich den Ort der Krimihandlung kenne, ist es natürlich immer spannend, man kann
dann so schön nachvollziehen, ob die auch die richtige Strasse runter gelaufen
sind oder so ähnliches. Witzig war, als beim ersten Oxford-Krimi von Katharina M. Mylius Inspector Frederick genau den gleichen Spaziergang gemacht hat, wie wir bei unserem Besuch dort. Solche Geschichten „vor Ort“ mag ich auch gerne für den
Urlaub, ein wenig Lokalkolorit – egal ob Roman oder Krimi und nehme praktisch immer passende Ferienlektüre mit.
Und um nochmals auf Leo Malet zurück zukommen: Bei seiner Nestor-Burma-Serie fand ich zudem genial, dass jeder Band in einem andern Pariser Arrondissement stattfand. Diese Idee könnten heutige Autoren, die ihre Serien in Grossstädten spielen lassen, auch mal wieder aufnehmen.
- Und was ist mit der Stimmung?
Soll der Krimi eher düster sein? Oder darf es
auch mal mit einem Augenzwinkern zu gehen?
Düster lieber
nicht, ausser wenn es neblig ist ;-) Klar gibt’s auch mal für Ermittler schlecht gelaunte Tage, aber ein depressiver
Schnüffler muss nicht sein – wenn das Wetter
zusätzlich noch schlecht ist und das andauernd, dann werde auch ich
langsam aber sicher depressiv. Oft schleicht sich bei düsteren Geschichten
auch viel Psychogedröns rein, und das mag ich wie bereits oben beschrieben nicht.
Was ich auch nicht mag, ist, wenn Ermittlungen sich über Monate hinziehen - klar in der Realität ist es oft so. In einem Buch stört es mich aber. Bei Jean-Luc Bannalec sind die Kapitel jeweils in Tagen angeschrieben, also Tag 1, Tag 2 und meist sind seine Fälle nach dem dritten Kapitel gelöst.
- Wollt ihr einen realen Bezug?
Kann der Krimi völlig der Fantasie des Autors
entspringen, oder mögt ihr es lieber, wenn es einen realen Bezug auf reale
Ereignisse und Personen gibt?
Egal, ich find
beides gut. Und finde auch gut, dass es beides gibt, sonst würde das Krimilesen
sehr zum Einheitsbrei. Aktuelle Bezüge zur Politik, Wirtschaftslage verwenden
Autoren wie Tom Hillenbrand, Donna Leon und auch Petros Markaris sehr gerne.