Nina-Marie hat eine kleine, feine Buch- und Blumenhandlung am Stadtrand. Seit dem Verlust ihrer großen Liebe hat sie sich in die Arbeit gestürzt und findet Trost darin, wunderschöne Sträuße zu binden oder ihre Kundinnen und Kunden und mit einer Buchempfehlung glücklich zu machen. Dass sie selbst noch einmal glücklich sein kann, daran glaubt sie nicht mehr. Als sie eines Tages einen wohlriechenden Strauß an einen übellaunigen älteren Herren ausliefert, wendet sich das Schicksal. Der Herr ist ein Bestsellerautor, der aber seit langem nicht mehr schreibt. Und auch sein Sohn ist Nina-Marie nicht unbekannt... Der Zufall beginnt, eine zarte Liebesgeschichte zu schreiben, die Ninas Leben neu aufblühen lässt.
Fälschlicherweise ging ich davon aus, dass der Roman in Paris spielt - keine Ahnung, wie ich darauf kam - dies ist jedoch nur im Prolog der Fall. Der schildert eine Szene, die Nina-Marie mit ihrem in der Zwischenzeit an Krebs verstorbenen Freund Eric in Paris erlebte. Das Paar lebte in Berlin, Nina noch immer. Dort besitzt sie zusammen mit ihrer Mutter eine Buch- und Blumenhandlung.
Protagonistin Nina nimmt auch zwei Jahre nach Erics Tod kaum noch am Leben teil, ihre Trauer ist zu gross und helfen lassen will sie sich nicht.
Andern helfen jedoch möchte sie. Denn als sie das Rätsel um die wöchentlichen Duftsträusse, die jeweils am Donnerstag abgeholt werden, lüftet, ist für sie klar, dass sie alles dran setzen möchte zu helfen, dass sich jemand anders wieder unter Menschen mischt. Eine schwierige Aufgabe, die vor allem aber auch Nina selbst auf die Strasse raus bringt.
Dass jeder anders mit Trauer und Verlust umgeht, wird im Roman anhand von Beispielen mehreren Figuren gezeigt. Manchmal hilft ein Hund, manchen das Schreiben und Nina sicherlich auch Jacks klare und harte Fragen, die an Ninas selbst eingerichteten Trauer-Wohlfühlzone-Mauer rütteln.
Nicht nur Nina, auch andere Charaktere machen eine grosse Entwicklung durch. Autorin Lilli Beck hat ihre Figuren allesamt sehr unterschiedlich charakterisiert. Zum Beispiel Eric, der an die Zuverlässigkeit des Zufalls glaubt und daneben Jack, der nichts von Zufällen wissen will. Lilli Beck Schreibstil ist flüssig und so bildlich, dass man sich die Personen samt ihren Wohnungen und Läden genau vorstellen kann.
Das Augenmerk legt die Autorin deutlich auf die Trauerbewältigung. Obwohl mich die Geschichte gut unterhalten hat, war mir persönlich das fast zu viel, besonders die von Nina aufgeschriebene Geschichte über "Marie" empfand ich als zu lang. Gefallen hat mir aber, wie diese Geschichte im Epilog noch kurz erwähnt wurde und Sinn ergab.
Fazit: Schöner Roman über die vielen Facetten der Verlustbewältigung.
4 Sterne.