Donnerstag, 31. März 2022

Die Reise der Sommerfrauen von Sarah Morgan

Klappentext:
Kathleen will sich wieder ins Abenteuer stürzen und lieber die große Reise quer durch die USA unternehmen – statt ins Seniorenheim zu ziehen. Ihre Tochter Liza steckt mitten im Alltagstrubel mit Mann und Kindern. Da fehlten ihr neue Sorgen um ihre Mutter gerade noch. Aber sie treffen eine Vereinbarung: Liza hütet das Cottage in Cornwall, wenn Kathleen sich von jemandem fahren lässt. Das übernimmt die junge Martha allzu gern und nutzt die Chance, endlich den Erwartungen ihrer Familie zu entfliehen. Vor den drei Frauen liegt ein Sommer voller Lieber und neuer Wege ins Glück. 



Das brav aussehende Cover wird dem Inhalt nicht gerecht: die 80jährige Kathleen - immer schon abenteuerlustig - will sich noch einen Traum erfüllen und die Route 66 von Chicago nach Santa Monica fahren. Als Fahrerin engagiert sie die 25jährige Martha, die mehr als froh ist ihrem Elternhaus zu entkommen. Dort hört sie eh nur, dass sie nichts auf die Reihe bringt und nichts kann. Kein Wunder ist ihr Selbstbewusstsein im Keller und Autofahren tut sie auch nicht so gerne, ist dabei recht unsicher. Doch Martha ist mutig genug, sich bei Kathleen zu bewerben. 

Kathleens Tochter Liza findet das keine gute Idee. Weder, dass Martha als Fahrerin angeheuert wird, noch dass Kathleen nach Übersee fliegt und sich diese Tour antun will. Liza ist am Anschlag und ist frustriert. Sie macht zuhause in London alles, denkt an alles. Doch von ihrer Familie kommt nie auch nur ein Bitte oder Danke. Irgendwann lupft es ihr den Hut und sie zieht vorübergehend in Kathleens Cottage, schliesslich muss während Kathleens Abwesenheit jemand den Kater ja füttern. 

Es wird ein aufregender und toller Sommer für diese drei gegensätzlichen Frauen. Bald weiss Martha mehr von Kathleen als deren Tochter Liza, Kathleen öffnet sich nach unendlich vielen Jahren. Kathleen und Martha profitieren von der Art der jeweils anderen und auch bald wird Liza mit einbezogen. 

Ich konnte total mit Martha und Kathleen mitfühlen, als die beiden aus Chicago raus wollten und Martha, noch total unsicher beim Fahren und gerade mehr als erschlagen, die richtige Aus-/Einfahrt sucht: vor vielen Jahren sass ich wie Kathleen als Beifahrer im Auto und versuchte einerseits meine unsichere Kollegin zu beruhigen und gleichzeitig die richtige Strecke zu suchen. Damals gab es noch keine Navis, einmal landeten wir in einem sozialen Brennpunkt statt in dem gesuchten Vorort; das andere Mal waren wir eine Sekunde zu spät im Schilderwirrwarr und konnten bis zur Staatsgrenze nach Indiana nicht mehr umkehren. Dagegen war Marthas und Kathleens Fahrt fast langweilig :-) Der Schwerpunkt lag aber auch nicht unbedingt auf der Route, sondern in der Charakterzeichnung

Wie Sarah Morgan die Figuren-Entwicklung voran brachte, hat mir gut gefallen. Martha, die sich immer mehr traute und ihre Talente kennenlernte. Kathleen, die ein Geheimnis aus der Vergangenheit lüftete. Liza, die merkte, dass es viel mit ihrer Kindheit zu tun hat, dass sie so wurde wie sie eben ist, und dass ihre Mutter nie in einem Seniorenheim glücklich würde. Diese drei Frauen, alle an einem anderen Punkt im Leben stehend, haben den Mut ihr Leben neu anzugehen. 

Es machte unheimlich Spass, diesen Roadtrip zu lesen. Eine schnelle, leichte Geschichte, die aber viel mehr ist - emotional vor allem. Die vielen tollen Dialoge fallen auf, garniert wird diese Lektürereise mit zwei aufregenden und sehr sympathischen Männergestalten.

Man fliegt durch die Seiten, so wie die beiden Ladys auf der Route 66 in ihrem Mustang vorwärts sausen. Sonnenbrille auf, ein Lächeln im Gesicht - so kann das Buch bestens gelesen werden. 

Fazit: 2448 Meilen um das Leben neu zu überdenken, 448 Seiten Lesegenuss pur. 
5 Punkte.


Mein Lesemonat und Monatsrückblick März 2022

Auch wenn die letzten (und gleichzeitig einzigen!) zwei Tage im März nass waren:

Was für ein schöner März! Zumindest was das Wetter und meine gelesenen Bücher betrifft. Leider gab es neben dem Krieg noch weitere frustrierende und auch sehr traurige Nachrichten. 

Ich bleibe jetzt bei den positiven Dingen und schwärme euch einfach von dem tollen frühlingshaften März vor. Äs Träumli - einfach mal wieder Seele baumeln lassen auf dem Balkon an der Frühlingssonne. Mein Granatapfelbäumchen und die Malve sind dieses Jahr zwei Monate früher dran als letztes Jahr, als sie sehr spät grün wurden und deshalb auch später geblüht haben. Das sind so die kleinen Aufsteller neben meinen fünf 5-Sterne-Bücher. 


Ja, richtig gelesen! Im Februar war ich ja unzufrieden, aber der März hatte es in sich. Einige haben die fünf Sterne nur sehr knapp nicht geschafft und nur ein Flop war mit dabei, und den kann man schnell vergessen. Auch nicht ganz überzeugt hat mich "Die Liebe tanzt barfuss am Strand", aber nur weil am Ende total alles offen war. Dass nicht alles zu Ende erzählt wird in einem ersten Band ist klar, aber dass absolut alles offen bleibt, kurz vor dem Ende sogar noch ein paar eklatante News erzählt werden, das macht mich als Leserin sehr unzufrieden. Man kann so ja bloss das Setting bewerten, nicht aber, ob die Geschichte stimmig ist oder nicht. Mehr dazu hab ich in meiner Rezension geschrieben. 

Aber all die anderen Bücher fand ich gut bis sehr gut. Ein tolles Buch nach dem anderen! Weil das Lesen so Spass machte, bin ich wieder durchschnittlicher unterwegs mit 13 gelesenen Büchern

2 Sterne:
- Der tote Champagner-Präsident von Carlo Feber (Cédric Bressons 1. Fall) 

3.5 Sterne:
- Die Liebe tanzt barfuss am Strand von Gabriella Engelmann (Lütteby 1) 


4 Sterne:
- Yoga kann tödlich sein von Trudy Cos (Samy Wilde 2) 
- Das Lied des Waldes von Klara Jahn 
- Ein Sommerhaus auf Santorin von Samantha Parks
- In einer stillen Bucht von Luca Ventura (Rizzi und Cirillo 3) 



5 Sterne: 
- Flüssiges Gold von Paolo Riva (Commissario Luca 1) 
- Rosenkohl und tote Bete von Mona Nikolay (Manne Nowak 1) 
- Mord in Windsor von Trudy Cos 280 dryas (Samy Wilde 1)  
- Die kalte Mamsell von Elsa Dix (Seebad-Krimi 3) 
- Die Reise der Sommerfrauen von Sarah Morgan



Im März war ich in meinen Büchern auch wieder öfters in Deutschland, ganze fünfmal, zweimal in Italien und Frankreich, dreimal in England, einmal in Griechenland und einmal auf der Route 66 unterwegs. 

Jetzt hoffe ich auf einen eben so tollen April! Wettermässig kommt ja erstmal der Winter zurück, die Pflanzen hab ich vorhin wieder zugedeckt. Schnee und Minustemperaturen sind ab morgen wieder Tatsache. Anstatt lesen auf dem Balkon ist jetzt erstmal wieder das Sofa oder der Lesesessel angesagt und am Samstagabend wird es das letzte Fondue der Saison geben. In den April rüber nehme ich "Willkommen in St.Peter -(M)Ording". Ich dachte erst, ich würde es bis heute ausgelesen bekommen, doch da kamen noch einige Dinge dazwischen und nun wird es halt erst morgen fertig. 

Wie war euer Lese-März? 



Krimi: In einer stillen Bucht von Luca Ventura (Rizzi und Cirillo 3)

Klappentext:
Auf Capri wird auf einem Felsvorsprung über dem Meer eine Frau tot aufgefunden. Maria Grifo war die Leiterin des berühmten Konservatoriums von Neapel. Hat der Mord womöglich mit dem Verschwinden der einzigartigen Stradivari-Harfe aus ihrem Institut zu tun? Ihr Klang – erfahren die Inselpolizisten Enrico Rizzi und Antonia Cirillo – ist von einer Schönheit, für die manche Menschen töten würden.





Nachdem ich am Sonntagmorgen ein Kochbuch mit italienischen Rezepten las, war ich am Nachmittag zusammen mit dem prächtigen Frühlingswetter, das schon leicht an den Sommer erinnerte, in der richtigen Stimmung für meinen dritten Ausflug nach Capri und Neapel.

Eigentlich wollte ich die Reihe ja nicht mehr weiter verfolgen, denn der zweite Band der Reihe war mir zu langweilig, mehr Roman denn Krimi. Naja, alle guten Dinge sind drei und deshalb gab ich der Serie noch eine Chance. Diesmal wurde ich nicht enttäuscht, der Fall um die Kofferleiche wurde interessant und spannend geschildert.

Weshalb Maria Grifo, die Direktorin des Konservatoriums von Neapel, nach Capri reiste, ist allen unklar. Weshalb sie sterben musste, auch. Sämtliche Spuren laufen ins Nichts, erst durch einen Hinweis kommen Cirillo und Rizzi auf die Idee, in eine bestimmte Richtung zu ermitteln.

Antonia Cirillo und Enrico Rizzi ergänzen sich in "In einer stillen Bucht" viel besser als in "Mitten im August", wo beide getrennt ermittelten. Hier spürt man wieder eine Zusammenarbeit, beide zwar auf ihre eigene Art und Weise, aber dennoch mehr als Team als auch schon. 

Über Cirillos Vergangenheit wird etwas Neues bekannt, nur wenig zwar, aber immerhin. Es wäre wünschenswert, der Autor rückt endlich mit den Details der Strafversetzung raus. Immer wieder nur Andeutungen zu lesen ist müssig. Man würde Cirillo vielleicht auch lieber mögen, denn das fällt einem nach wie vor schwer in ihrer Unzugänglichkeit. 

Enrico Rizzi, von vielen auf Capri nur Erri gerufen, hat beziehungstechnisch einen kleinen Durchhänger und fast, aber nur fast, bekommt man seine Ex-Frau mal zu Gesicht - man begnügt sich damit, ihr Haus und ihre Wäscheleine aus der Ferne zu betrachten. 

Es tut dem Lesevergnügen zwar keinen Abbruch, aber der Plot baut auf das Goodwill der Leser auf, die drüber hinweg sehen sollen, dass ein wichtiges Detail zum Täter im richtigen Leben sofort bekannt geworden wäre, der Fall wäre real sofort gelöst gewesen. Aber item, ich zeige nun auch Goodwill. 

Dieser dritte Band bietet also einiges aus dem Privatleben der beiden Ermittler, viel sommerliche Capri-Atmosphäre und einen interessanten Fall, der spannender ist als "Mitten im August". Mir gefiel zudem der Ausflug nach Procida, eine Nachbarinsel von Capri.

Fazit: Ein bisschen Capri, ein bisschen Klassik, ein bisschen Krimi - ein schöner und unterhaltender Mix. 
4 Punkte. 


Reihenfolge:
Band 3: In einer stillen Bucht

Donnerstag, 24. März 2022

Das Lied des Waldes von Klara Jahn

Klappentext:
Nach dem Tod ihrer Mutter kehrt Veronika in ihr Elternhaus im Nürnberger Reichswald zurück, um dessen Verkauf abzuwickeln. Ganz ungelegen kommt ihr diese Flucht aufs Land nicht: Ihre Ehe liegt in Scherben, von ihrem Job und sich selbst ist sie entfremdet. Die Kindheitserinnerungen in dem alten Forsthaus und das Wiedersehen mit ihrer Jugendliebe überwältigen Veronika – da entdeckt sie alte Aufzeichnungen über Anna Stromer, die sich im 14. Jahrhundert mit Pioniergeist für den Schutz des Waldes eingesetzt hat. In Annas Geschichte findet sie Trost und Inspiration, und es entwickelt sich ein besonderes Band zwischen den beiden Frauen, denen derselbe Ort durch die Zeiten hindurch Kraft gibt.


Auf zwei Zeitebenen erzählt Autorin Klara Jahn (ein Pseudonym von Julia Kröhn) in "Das Lied des Waldes" von zwei Frauen, die über 600 Jahre trennen, die aber beide die Kraft des Waldes spüren und von einer Eiche, die die beiden verbindet. Die eine will für immer im Wald leben und darf nicht, bzw. nur zeitweise, die andere lebt im Wald und will das nicht mehr.  

Veronika hat fast keine guten Erinnerungen an ihre Kindheit im Forsthaus. Ihre Mutter kämpfte gegen das wilde Wuchern des Waldes, der selbst ihren kleinen Garten überwuchern wollte. Auch ihr Vater, der Förster, kämpft gegen den Wald. Keine Liebe zur Natur, nur Verdruss ist Zuhause zu spüren. Kein Wunder ging Vroni so schnell wie möglich weg. Jetzt, Jahre später, kehrt sie zurück ihn ihr leerstehendes Elternhaus.

Das Mädchen Anna Stromer, deren Mutter früh starb, spricht nicht. Sie lernt die Kraft und die Wichtigkeit des Waldes, das Geben und Nehmen der Natur sehr gut kennen. Ihr Vater lässt sie lesen und schreiben lernen, in der Hoffnung, dass Anna sich auf diese Weise ausdrücken kann oder zu sprechen beginnt, mit Hilfe von Sebald Vorchtel. Er träumt von der weiten Welt, vom Meer und vom Himmel. Sie von den Bäumen und Tieren, der Erde. Zwei, die sich finden, sich verstehen.

Man spürt Annas inneres Bedürfnis den Wald zu schützen. Sprachlich war ihr Erzählstrang absolut top, wunderschön, man könnte sich in die Sprache reinlegen. Annas Geschichte hab ich geliebt. Die Autorin flechtet in ihre Erzählung viele Informationen von damaligen Gebrauch- und Nutzrechten sowie Besitzverhältnisse von Wald und Forst mit ein. Man begegnet auch verschiedenen Wald-Berufen: etwa  Zeidler, die das Honigrecht haben oder Rindenschäler, die sich auch an Regelungen halten mussten. Von Lumpensammlern habe ich bereits gehört, mir war aber nie wirklich klar, weshalb sie Lumpen gesammelt haben. Jetzt weiss ich es. 

Anna hatte tolle Ideen für ihre Zeit. Zum Beispiel nicht nur nehmen, sondern auch geben. Bäume nicht nur fällen, sondern auch ansäen und aufforsten. Anstatt Bäume in Massen fällen für ein Kriegsgeschäft, wäre es besser Papier herzustellen, dafür brauchte man Lumpen, keine Bäume. Was Anna damals noch nicht ahnte, wir Leser aber um die Tragik hinter ihrer Idee wissen, dass Papier bald schon aus Holz hergestellt wurde. Dennoch gab sie nicht auf, versuchte den Wald zu schützen, so gut wie möglich, recherchierte auf ihre Weise und trug ihre Ideen überlegt und durchdacht vor. 

Veronika ist ganz anders. Sie eine Getriebene, kommt nie zur Ruhe, läuft immer weiter, holt kein Atem und schliesst nichts ab. Von einem Projekt zum nächsten. Auch als sie im Forsthaus Ruhe und Zeit hätte, ist sie gehetzt und gibt sich selbst keine Chance mal durchzuatmen. Eine ihrer Handlungen fand ich sehr übertrieben. Ich hätte sie an dieser Stelle ruhiger werden lassen, aber die Autorin wählte einen anderen Weg. Dies war dann leider der Punkt, an dem mich Vroni begann zu nerven und der dem Roman am Ende den fünften Punkt bzw. Stern in meiner Bewertung kostete. 

Bei Veronikas Teil geht es unter anderem auch um Bio-Akustik, Soundscape-Ökologie und Wald-Monitoring - Bäume geben zum Beispiel messbare Geräusche von sich, wenn sie zu wenig Wasser haben. Heute wird gemessen, was Anna damals instinktiv fühlte. Hier schliesst sich der Kreis, in beiden Zeitebenen geht es neben den persönlichen Geschichten von Anna und Veronika um die Stimme des Waldes, wie man ihm eine Stimme geben und schützen kann. 

Klara Jahn hat dem Wald eine Stimme gegeben, indem sie diese eindrückliche Geschichte erzählt. Das Cover passt hervorragend zum Inhalt, der mir sehr gut gefallen hat. 

Mir fehlte das Nachwort im Roman, doch auf Julia Kröhns Homepage gibt es das Making-Off zum Roman mit vielen Hintergrundinformationen und Fotos. 

Fazit: Ich bin vor allem begeistert von Annas Geschichte, die sprachlich wunderschön wiedergegeben wird. 
4 Punkte.



Hier geht es zum Making-Off auf Julia Kröhns Homepage. 

Mittwoch, 23. März 2022

Ein Sommerhaus auf Santorin von Samantha Parks

Klappentext:
Auf der kleinen griechischen Insel Santorin, wo das türkisfarbene Wasser der Ägäis in sanften Wellen an den Sandstrand schwappt, hat Anna von ihrem Vater ein Sommerhaus geerbt, das leider alles andere als einladend ist. Während der Renovierungsarbeiten beginnt sie, auch ihr Leben neu zu ordnen. Und ohne es zu wollen, verliebt Anna sich in dieses kleine Stück vom Paradies und in den wundervollen Nikos, der immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.





Fotografin Anna reist nach viel Überredung seitens ihrer Schwester Lizzy nach Santorin, um das von ihrem Vater Giorgio geerbte Haus zu verkaufen. Doch das Haus steht nicht nur direkt neben dem Haus der Grosseltern, sondern ist auch in keinem guten Zustand und muss erst hergerichtet werden, bevor man es zum Verkauf anbieten kann. 

Mit Hilfe von Nikos, einem Angestellten der Firma ihres Grossvaters Christos beginnt sie das Haus und die Einrichtung auf Vordermann zu bringen. Sie freundet sich mit Elena an, die auch mithilft. Je länger je wohler fühlt sich Anna auf der Insel - und erfährt dabei viel Neues über ihren Vater. Ihre Mutter, die den Vater (als Anna sechs Jahre alt war) rausschmiss, hat ihren Töchtern nicht die Wahrheit erzählt. 

Anna, bedacht darauf, nicht so zu werden wie ihre Mutter, verliert ihr Herz auf Santorin, doch sie glaubt nicht, dass das eine Zukunft hat. Doch wie ihr zukünftiges Leben in Manhattan aussehen würde, kann sie sich auch nicht vorstellen. 

Der Roman macht Lust auf Sommer, auf Griechenland und Urlaub. Am besten wärs, man könnte ihn gleich vor einem gelben Sommerhaus oder in einem Liegestuhl am Strand lesen, aber auch zuhause auf dem Sofa macht er Spass. 

Die Geschichte um Anna hat mir gut gefallen. Es wäre fast ein perfekter Wohlfühlroman. Doch dazu fehlte mir der Einbezug der Grosseltern. Christos und Erini wurden mir zu oft ausgeblendet. Für das Setting in Griechenland hätten sie einen viel grösseren Stellenwert haben müssen. Einfach nur Essen zu liefern und Fotos auszuhändigen, war mir zu wenig authentisch. Grosseltern wollen doch ihre Enkelinnen kennen lernen, auch wenn die bereits erwachsen sind. Umgekehrt will man als Enkelin doch auch mit den Grosseltern kommunizieren, wenn schon der Vater gestorben ist. Will wissen, was es mit dem Haus auf sich hat, was für Pläne der Vater damit hatte und was die Grosseltern mit dem Haus machen würden, würde es ihnen gehören, es steht ja direkt nebenan. Nur schon der Anstand gebietet es, dass man erst mal bei den Direktbetroffenen nachfragt und nicht nur angeflogen kommt, um es quasi fünf Minuten nach der Landung verkauft.

Ausserdem hätte Anna für ihr Dilemma bereits in der Mitte merken müssen, dass die Lösung nicht nur schwarz oder weiss, also entweder Griechenland oder New York, heissen kann. Hätte sie das rechtzeitig bemerkt, hätte die Familiengeschichte viel besser aufgearbeitet werden können, man hätte damit noch mehr über Giorgios und seine Eltern erfahren. Hätte die Autorin da bloss nicht auf ihre Lektorin gehört, denn im Nachwort erfährt man, dass Erini anfänglich viel mehr involviert war, was tatsächlich auch Sinn gemacht hätte.

In der Variante, die uns Leserinnen nun gedruckt vorliegt, wird zwar beides, Familie und Liebe, verbunden, denn es geht nicht ohne das andere, aber die Liebesgeschichte steht im Vordergrund. Dabei wird man gut unterhalten und man liest den Roman weg wie nichts.

Emotional machte mich die Geschichte von Giorgios traurig und betroffen. Doch die wundervolle Atmosphäre auf der Insel macht das wieder wett. Dies hat die Autorin wunderbar wiedergegeben. Türkises Wasser, weisse Häuser, unzählige Treppenstufen, nette Menschen und ganz viel Romantik. 

Fazit: Tolle Liegestuhl-Lektüre!
4 Punkte. 


Montag, 21. März 2022

Krimi: Die kalte Mamsell von Elsa Dix (Seebad-Krimi 3)

Klappentext:
Norderney, September 1913: Die couragierte junge Lehrerin Viktoria Berg verbringt den Spätsommer im beschaulichen Seebad, in der Hoffnung auf erholsame Tage. Doch die Ruhe am Meer währt nur kurz: Während eines Spaziergangs werden Viktoria und Christian Hinrichs, frisch vereidigter Kriminalassistent auf der Insel, zu einem glamourösen Hotel gerufen – im dortigen Eiskeller wurden die Leichen eines Sommergasts und einer Küchenmamsell entdeckt. Als Viktoria die tote junge Frau im Schein der Petroleumlampe näher betrachtet, erfasst sie kaltes Entsetzen. Ein Detail am Tatort weist direkt auf ein tragisches Ereignis aus ihrer eigenen Vergangenheit hin.


Macht das Spass, diesen dritten Band zu lesen!

Es ist, als ob man selbst jährlich auf der Sommerfrische in Norderney weilt. Als ob man sitzend, Kaffee trinkend und Torte essend in einem Café Victoria Berg und Christian Hinrich zusieht, wie sie zur Wache oder ins Hotel eilen. Oder man sie auf der Promenade antrifft, grüsst, und sich überlegt, zu welchem Zeugen oder Verdächtigen sie wohl gerade gehen. Und welch ein Vergnügen, zu sehen, wie grosse Augen die machen, wenn Hinrich seine Polizeimarke aufblitzen lässt. 

Ja, richtig gehört, Hinrich ist nun Kriminalassistent. Seinen ersten offiziellen Fall hat er, als er kaum beide Füsse auf Norderney gesetzt hat. Im Eiskeller des Hotels werden zwei Leichen gefunden. Ein unbekannter Mann und die Kaltmamsell des Hotels. 

Den Begriff bzw. den Beruf der Kalkmamsell kannte ich bis anhin nicht, ihre Arbeitsbeschreibung fand ich informativ. Viel mehr aber interessierten mich die Ermittlungen, die ein wenig anders als sonst abliefen. Wie gesagt darf Hinrich nun offiziell mit seiner Marke herum wedeln, dafür muss Victoria kürzer treten, denn ihr Vater ist nach einem Herzanfall zur Erholung auf der Insel. Konrad Berg trifft zwar auf eine alte Bekannte und lässt sich von ihr in Beschlag nehmen, aber Victoria ist doch nicht so frei wie sonst. Den Tod an der Kaltmamsell nimmt sie sehr persönlich, denn bei ihr findet sie etwas, das ihrer Mutter gehörte oder dem Teil zumindest sehr ähnlich sieht. Sie behält das erst mal für sich, und man weiss da schon, das könnte noch für Turbulenzen sorgen. 

Doch erst wird sich Christian noch über Gendarm Kuddel Müller ärgern und über seinen Kumpel Willy, ein Kleinganove, der ihn auf die Insel begleitet hat. Auch über Victoria, denn sie ist gewohnt leichtsinnig unterwegs, weiss aber nicht, dass sie dieses Mal echt in Gefahr ist. Die beiden stechen mit ihren Ermittlungen in ein Wespennest und sind einer ganz grossen Geschichte auf der Spur, das weit in die Vergangenheit zurück geht. 

Das "Sommerfrische auf Norderney"-Setting macht wie immer Spass, die Kriminalgeschichte ist fesselnd und spannend erzählt (wie bisher alle drei Bände), und auch hier fliesst wieder viel Zeitgeschichtliches mit ein. Man will so schnell wie möglich auslesen, um zu erfahren, wie der Fall ausgeht. 

Gleichzeitig aber ist man traurig sobald man ausgelesen hat. Denn dann heisst es wieder ein Jahr warten, bis zur nächsten Sommerfrische, obwohl man am liebsten den nächsten Band gleich weiter verschlingen würde. Bleibt zu hoffen, dass Elsa Dix die Ideen nie ausgehen mögen!

Fazit: Schade, findet die Sommerfrischer nur einmal jährlich statt - sonst hätte man vielleicht noch öfters das Vergnügen Victoria und Christian beim Ermitteln anzutreffen. Absolute Leseempfehlung! 
5 Punkte. 


Reihenfolge:

Krimi: Rosenkohl und tote Bete von Mona Nikolay (Manne Nowak 1)

Klappentext:
Eben hat sich Ex-Polizist Manne Nowak noch voller Vorfreude auf das Garten-Jahr eingestimmt, da wird die Ruhe in der Berliner Kleingartenanlage »Harmonie« empfindlich gestört – und zwar von Mannes neuen Nachbarn: Eike und Caro von Ribbek machen irgendwas mit »Social Media«, haben vom Gärtnern ganz offensichtlich keine Ahnung und wollen Manne zu den ersten Grillwürstchen des Jahres einen Quinoa-Salat andrehen! Als wäre das nicht genug, wird in ihrem Gemüsebeet eine Leiche entdeckt. Weil die Polizei den Falschen verdächtigt – nämlich Manne –, beschließt Caro, dass sie die Sache selbst in die Hand nehmen müssen. Na das kann ja heiter werden! 


Mona Nikolay ist ein weiteres Pseudonym von Eva Siegmund, die als Catalina Ferrera die Lindberg/Diaz-Reihe geschrieben hat - welche ich einfach liebe. Keine Frage, dass ich auch ihre neue Reihe lesen muss.

Das Cover und der Titel (auch jener vom im September erscheinenden zweiten Band) sind toll und machen zusätzlich Lust auf diesen Schrebergarten-Krimi. Doch "Rosenkohl und tote Bete" ist viel mehr als das. 

Der frühpensionierte Ex-Polizist Manne Nowak ist seit seinem krankheitsbedingten Austreten aus dem Job Vorsitzender der Harmonie, der Schrebergarten-Gesellschaft. Er liebt sein Gärtchen, genauso sehr wie Kuchen. Petra, seine Frau, geht fast ein wenig unter, doch sie agiert lieber im Stillen. Weswegen er auch überrascht wird, dass auf der Parzelle nebenan nun neue Mieter den Garten bewirtschaften werden. Der Garten steht seit einigen Monaten leer, er gehörte Kalle, einem guten Freund von Manne. 

Als Eike mit guten Vorsätzen - seine Frau Caro wollte unbedingt einen Schrebergarten, er nicht - seine Parzelle umgräbt, findet er eine Leiche. Alle sind erstaunt, vor allem Manne: es ist Kalle, der da tot im Gemüsebeet liegt. Kommissar Lohmeier schiesst sich total auf Manne ein - für Lohmeier ist klar, niemand anders als Manne kann der Täter sein, schliesslich trennten sie sich im Streit. 

Angestachelt durch Caro, die insgeheim schon immer von einem Detektivbüro träumte, beginnen sie und Manne, der sich seinem Freund schuldig fühlt, den Mord aufzuklären. Zum Leidwesen von Lohmeier, aber mit der Unterstützung von ehemaligen Kollegen. Manne und Caro müssen sich erst aneinander gewöhnen, doch das gelingt ihnen je länger je besser. Was war bloss los mit Kalle, der sich kurz vor seinem Abtauchen komisch verhielt?

Dieser Krimi macht zwar gute Laune, denn er ist auf weiten Strecken sehr erfrischend und humorvoll, aber die Autorin hat auch ernste und geschichtliche Themen mit eingearbeitet. Das macht die Lektüre gleich noch spezieller und punktet mit manchem Überraschungsmoment. 

Fazit: Ein toller Auftakt - ich bin mächtig gespannt, was wir im zweiten Band erwarten dürfen! 
5 Punkte. 


Sonntag, 20. März 2022

Krimi: Yoga kann tödlich sein von Trudy Cos (Samy Wilde 2)

Klappentext:
Samy Wilde, die in Windsor ein neues Leben beginnen möchte, kommt einfach nicht zur Ruhe. Während sie sich den schönen Dingen des Lebens zuwendet und am liebsten Yoga macht, wird ihr eine Stelle an der renommierten Universität von Oxford angeboten. Beim Versuch, sich Klarheit zu verschaffen, ob sie bereit für einen neuen Berufsalltag ist, stolpert sie (erneut) über eine Leiche. Als wäre dies nicht schlimm genug, handelt es sich bei der Toten um die Besitzerin des angesagten Windsor Yoga Studios, das Samy täglich besucht. Alarmiert erörtert sie den Fall mit ihrem scharfsinnigen Freund Cornelius, der kurzerhand beschließt, nach Windsor zu reisen. Obwohl er selbst nicht viel von Yoga hält, möchte er gemeinsam mit Samy herausfinden, wer Jennifer Dalton in die ultimative Totenstellung versetzt hat.


Ich freute mich, dass ich den zweiten Band der "Samy Wilde"-Reihe direkt nach dem ersten Band lesen konnte. Der erste Band "Mord in Windsor" hatte mich begeistert und ich freute mich auf ein neues Abenteuer mit Samy und Co.

Constable Becca Friendly findet es sehr verdächtig, dass ausgerechnet Samy erneut eine Leiche entdeckt. Dieses Mal kennt Samy die tote Frau, es ist die Yogastudiobesitzerin. So in sich ruhend und friedlich gesinnt, wie man das von Yogalehrern erwartet, war Jennifer nicht, wie sich schon bald herausstellt. 

Da der Sohn von Samys Anwalt Jennifer näher kannte, wird er verdächtigt. Sir Charles bittet Samy Augen und Ohren offen zu halten, damit sein Sohn entlastet werden kann. Auf der anderen Seite bittet DCI Nate Stone Samy fast dasselbe: heraus zu finden, was die Anwaltfamilie über die Tote weiss. Kaum erfährt Cornelius von den Ermittlungen, reist er an, um Samy zu unterstützen. 

Samy ist darüber nicht sehr begeistert und sie nervt sich in "Yoga kann tödlich sein" ziemlich oft über Cornelius. Während sie sich in Band 1 über ihre spezielle und jahrelange Freundschaft zu Cornelius positiv äusserte, passiert hier das Gegenteil. Dieses Getue fand ich sehr schade, denn ehrlich, solche Freunde will niemand und man muss sich fragen, ob dies echte Freundschaft ist, wenn man sich dermassen oft über seinen angeblich besten Freund ärgert? Es wäre für den Fall auch nicht nötig gewesen, dieses Thema auf diese Weise zu gestalten. Diesbezüglich hat mich Trudy Cos enttäuscht. 

Ich habe mich auch gefragt, ob man von Hamadri und Ramesh nicht vielleicht schon etwas im ersten Band hätte lesen müssen oder es zumindest eine Erklärung geben sollte, dass Samy das Paar erst nach den Ereignissen aus dem ersten Band kennen gelernt hat. Ich konnte den Fall deswegen auch nicht so geniessen, wie noch den ersten Band. 

Obwohl ich - im Gegensatz zu Band 1, wo ich das erst am Schluss merkte - in "Yoga kann tödlich sein" bald wusste, wer für Jennifers Tod verantwortlich ist, war der Ermittlungsfall an sich zwar nicht mehr so fesselnd, aber doch unterhaltend. Die Geschichte des Opfers ist auch hier sehr interessant, man begreift schnell, dass Jennifer sich bei vielen Mitmenschen total unbeliebt machte und alle einen Grund gehabt hätten, sie umzubringen. 

Auch wenn eine gewisse Zusammenarbeit erwünscht und spürbar ist, kommen sich bei den Ermittlungen die beiden Parteien Samy/Cornelius und Nate/Becca in die Quere, was für einige amüsante Situationen sorgt. 

Fazit: Kurzweiliger Krimi, der aber nicht mehr an den ersten Band herankommt. Den dritten Band, der vermutlich zu Weihnachten spielen wird, werde ich trotzdem lesen. 
Knappe 4 Punkte. 


Reihenfolge:

Krimi: Mord in Windsor von Trudy Cos (Samy Wilde 1)

Klappentext:
Gerade als Samy Wilde ihr neues Leben in Windsor zu genießen beginnt, fällt ihr ein Toter vor die Füße. Das passt ihr gar nicht, denn die Informatikerin war durch den Verkauf einer App zu Geld gekommen und möchte sich endlich einmal den angenehmen Dingen des Lebens widmen. Stattdessen wird sie selbst des Mordes verdächtigt. Als Frau der Tat beginnt Samy mithilfe ihres guten und etwas skurrilen Freundes Cornelius, ihre eigenen Recherchen rund um das Windsor Castle durchzuführen. Dabei werden beide mit Samys Vergangenheit konfrontiert. Könnte es sein, dass der Mord mit ihrem jüngst verstorbenen Vater zusammenhängt?


Ich wollte nur ein oder zwei Kapitel lesen an einem frühen Morgen noch im Bett. Doch dann wurde es immer noch eins und noch eins mehr, bis ich mitten im Buch angelangt war. Die Besetzungscouch ist einfach auch gut gewählt, und die Lektüre machte Spass. 

Nachdem Samy eines Morgens eine Leiche auf die Füsse fällt, wird sie von einer jungen, vorurteilsbehafteten Polizistin beleidigt und verdächtigt. Deren Chef ist äusserst attraktiv und eindeutig netter, doch beide tauchen leider immer wieder bei Samy auf. Erst recht, als sich herausstellt, dass der Tote etwas mit Samys Vater zu tun hatte.

Ihren englischen Vater kannte Samy nicht - erst vor einigen Monaten erfuhr sie von seinem Tod und erbte eine Wohnung in Windsor, in der sie nun wohnt. Mit Hilfe ihres Anwalts Sir Charles und ihrem besten Freund Cor, Cornelius von Reeder, macht sich Samy auf, mehr über die Verbindung des Toten und ihrem Vater herauszufinden. 

Der Schauplatz, das beschauliche Windsor, mit der Queen als Nachbarin sozusagen, kenne ich selbst von einigen Besuchen und konnte mir deshalb gut vorstellen, welche Wege die Protagonisten nehmen und wie sie sich in Windsor fühlen - tagsüber viele Touristen, abends ein fast menschenleeres Dorf. 

Die Charaktere vergisst man so schnell nicht mehr: Samy, die aktuell nicht arbeitet - weswegen verrate ich nicht, die Autorin bereitet das sehr ansehnlich aus. Samys deutscher bester Freund Cornelius von Reeder ist eine Erscheinung, um die 2 Meter gross und speziell angezogen. Anwalt Sir Charles Bolman-Whitecliff, wie man sich einen älteren britischen Herrn mit viel Tradition und Ansehen halt so vorstellt. Constable Becca Friendly, die ihren Nachnamen zu Unrecht trägt, unfreundlicher und vorurteilsbeladener gehts kaum. Ihr Chef, DCI Nate Stone, attraktiv und nett, meistens jedenfalls.

An dem Tag, an dem ich frühmorgens zu lesen begann, nutzte ich fortan jede freie Minute, um weiter zu lesen. Die Geschichte um den ermordeten Jeremy Burkeheard war fesselnd und wurde gut aufgerollt. Als Leser rätselt man mit und hat genau wie Samy, Cornelius und die Polizei erst als es fast schon zu spät ist, eine Ahnung, wer der Täter sein könnte. 

Mir gefiel auch sehr gut, wie Samys Geschichte erklärt wird und wie man sie als Leser auf ihrem neuen Lebensweg begleiten kann. Selten hat mich ein erster Band einer neuen Krimireihe so gefesselt, wie "Mord in Windsor" von Trudy Cos. 

Fazit: Ein toller und vielversprechender Auftakt, der Lust auf weitere Fälle mit der Windsor-Brigade macht. 
5 Punkte. 

Reihenfolge: