Sonntag, 23. April 2017

Krimi: Kommando Abstellgleis von Sophie Hénaff (Kommando Abstellgleis 1)

Klappentext:
Das Pariser Hauptkommissariat, 36 Quai des Orfèvres hat eine neue Leitung. Ihr Ziel heißt: die Aufklärungsraten und Statistiken polieren und alle lästigen, aufsässigen und arbeitsunwilligen Mitarbeiter loswerden. Deshalb ruft die Führungsriege eine neue Brigade ins Leben, in der alle Alkoholiker, Faulenzer, Schläger, Depressive und Polizisten, die sich für etwas anderes berufen fühlen - wie z.B. Eva Rozière, die Krimis schreibt, anstatt zu ermitteln -, zusammengefasst werden sollen. Die Leitung übergibt sie Anne Capestan, einer einst hoffnungsvollen jungen Polizistin, die wegen eines fatalen Fehlers vom Dienst suspendiert wurde. Was man von ihr erwartet: stillhalten. Anne hasst aber nichts mehr, als einfach zu gehorchen. Deshalb lässt sie nichts unversucht und baut mit ihrer Truppe der verkrachten Existenzen in einem schäbigen Büro bei miserabler technischer Ausstattung, ohne Waffen und Blaulicht ein Kommissariat der unkonventionellen Methoden auf und löst - zum Schrecken der neuen Chefs - auch noch alte Fälle, die die neue Führungsriege in gar keinem schönen Licht erscheinen lassen.

Neugierig geworden durch den witzigen Titel und das ungewöhnliche Cover, überflog ich den Klappentext und wusste, diesen Krimi muss ich lesen. Ich habe es nicht bereut, und freue mich schon jetzt auf den zweiten Band, der im Herbst erscheint. 

Anne hat eine Kugel zu viel abgeschossen und wurde deswegen für sechs Monate suspendiert. Nun steht sie im Hauptquartier und glaubt es kaum: sie wird Leiterin einer neuen Gruppe. 


Der Haken dabei: ihr Büro ist eine heruntergekommene, unmöbilierte Wohnung in der fünften Etage in der Gegend von Les Halles. Ihr Team bunt zusammengewürfelt aus Polizisten, die nicht mehr tragbar sind. Zum Beispiel Agent Santi, der seit vier Jahren krank ist. Oder Capitaine Merlot, dessen Name bereits viel über sein Laster aussagt; José Torrez, dessen Partner bisher alle im Dienst umgekommen sind; Krimiautorin Eva Rozierre, die aus Langeweile wieder in den Dienst will; Autorennfahrer Lewitz, der wohl nur wegen der Sirenen zur Polizei ging; Lebreton und Orsini und einige mehr. 

Ihre Aufgabe: Coldcases von Paris abarbeiten. Oder auch nicht. Hauptsache, sie sind beschäftigt.

Am ersten Arbeitstag tauchen gerade mal vier Leute auf, doch irgendwie schaffen sie es alte Fälle heraus zu suchen. Sie ermitteln frei und ohne Druck, denn zu verlieren haben sie nichts. Alle haben Schwächen, die, wie sie bald merken, in der neuen Truppe aber von grossem Vorteil sind und einander perfekt ergänzen.  


Entgegen allen Erwartungen überrascht die unorthodoxe Brigade schlussendlich das ganze Quai d'Orfèvres 36 und auch die Leser. 

Ich habe mich königlich amüsiert und wurde bestens unterhalten: der Krimi ist sehr vergnüglich zu lesen, voll mit Humor gespickt, aber auch die Schicksale der einzelnen Figuren lassen einen nicht kalt. Sophie Hénaff gelang mit ihrem witzigen Schreibstil und einer cleveren Story ein gekonnter Serienerstling. 

Fazit: Das Kommando Abstellgleis überzeugte mich total - ein witziger Krimi mit einem aussergewöhnlichem Team, das allen Widrigkeiten zum Trotz hervorragend ermittelt. 
4.5 Punkte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis:
Mit Nutzung der Kommentarfunktion akzeptierst du die Verarbeitung deiner Daten durch Blogger/Google. Mehr dazu in der Datenschutzerklärung dieses Blogs.
Um nervige und gehäufte Spam- und anonyme Kommentare zu verhindern, wird manchmal eine Sicherheitsfrage zu beantworten sein.