Ich liebe Honig! Schon als Kind hatte ich leuchtende Augen, wenn ich in der Türkei bei Besuchen in den Dörfern Honig noch in der Wabe essen durfte. Jedes Jahr stand am letzten Morgen eine Blechdose voller Wabenhonig unter unserem Auto als Abschiedsgeschenk.
Ich wurde älter, die Liebe zu Honig blieb. Ein Onkel imkerte selbst für einige Jahre, als Weihnachtsgeschenk bekomme ich seither immer ein Glas Honig von ihm; seit er nicht mehr selbst imkert, ist es ein Glas Honig von befreundeten Imkern. Mittlerweile bringen nicht nur wir, sondern auch meine Verwandten mir von ihren Ferien als Ferienmitbringsel ein Glas einheimischer Honig mit. Aus Rom brachte ich mir vorletztes Jahr zum Beispiel einen hier unbekannten Christusdornhonig mit.
Als ich von einer Stadtimkerin erfuhr, dass sie Honig-Tasting-Kurse durchführt war ich Feuer und Flamme. Ende letzten Jahres habe ich den Kurs verpasst, im Januar wurde er verschoben, doch nun Mitte März war es soweit und ich und sechs andere Honigfans begaben uns zur Wabe3 in den Honigkuchen, einem kleinen Laden in Zürich.
Imkerin Anna Hofreuter erzählte uns über ihren Beruf, wie sie dazu kam zu imkern und gab uns gleich noch viel Wissenswertes über die Honig-"entstehung" mit. Was es zum Beispiel mit Waldhonig auf sich hat und was Honigtau ist, sprach über die Definition von Honig und vieles mehr.
Dann ging es ans Probieren. Jeder hatte sechs Gläser mit verschiedenen Honig vor sich, wie auch ein Blatt, in dem wir die Wörter ankreuzen konnten, mit denen wir das Probierte definieren würden.
Es war total ungewohnt zuerst die Nase ins Glas stecken, um den Geruch wahrzunehmen, anstatt wie bisher einfach immer nur auf der Zunge, im Mund den Honig schmecken. Da gibt es ganz feine, buttrige oder blumige Düfte, oder aber auch solche, die nach abgestandenem alten Rauch oder - O-Ton eines Kursteilnehmers - nach Katzenpisse stinken.
Es war ein Buchweizenhonig dabei, der viel heller war als meiner zu Hause und süsser. Ich wär nicht drauf gekommen, dass es ein Buchweizenhonig ist. Doch zuhause ergab der Geruchstest, dass meiner genau gleich riecht. Auf der Zunge wiederum war trotz dem Süsse-Unterschied dieselbe karamellige, malzige Note da.
Probiert es mal aus, öffnet eure Honiggläser und nehmt einen Atemzug. Was riecht ihr? Falls ihr den Honigmädchen-Honig zuhause habt - es ist eine Sommertracht, da könnte vom Geruch her ganz viel Raps mit dabei sein.
Am Ende durften wir noch zwei spezielle Honige probieren. Ich freute mich riesig, dass ein Erdbeerbaumhonig aus Sardinien dabei war. Von diesem las ich in Cristina Cabonis "Die Honigtöchter" und war seither neugierig, da mir auch der Erdbeerbaum unbekannt ist. Der Honig ist sehr bitter, hat aber was. Als letztes durften wir Avocadohonig aus Mexiko testen (lecker!). Ich habe mir noch nie darüber Gedanken gemacht, aber auch Avocadobäume blühen, bevor sie Früchte tragen und wieso sollen die mexikanischen Bienen nicht auch bei diesen Blüten sammeln? Es lohnt sich also auf jeden Fall, wenn man im Ausland die Augen nach Honigsorten offen hat, die es bei uns nicht gibt.



Reine Einzelblütenhonig sind bei uns in der Schweiz selten. In Frankreich, Italien und Deutschland, wo Wanderimker ihre Bienenstöcke zu bestimmten Feldern, (Lavendel, Buchweizen oder Raps zum Beispiel) fahren, gibt es sie eher. Möchte ein Imker wissen, wo ihre Bienen Nektar sammelten, können sie den Honig analysieren lassen. Da kommt teilweise erstaunliches heraus. Zum Beispiel, wenn die Bienenstöcke im botanischen Garten aufgestellt sind. Einen solchen Honig und auch einen aus meinem Quartier - vielleicht waren die Bienen ja auch bei mir auf dem Balkon - habe ich mir am Ende des Kurses gekauft. Der aus meinem Quartier ist bernsteinfarben, der vom botanischen Garten heller und dickflüssiger, vielleicht sammelten die Bienen im botanischen Garten mehr Nektar aus exotischen Blumen und besuchten hier im Quartier mehr Kräuter, wer weiss?
Honig kann man übrigens nicht nur aufs Butterbrot schmieren, sondern auch quer durch die Küche verwenden. Statt Zucker in den Tee oder ins Müesli geben. Ganz fein ist Honig zu Käse, besonders zu Feta (beides zusammen aufs Brot z.B.), aber auch in Saucen oder in süssen Böreks, zu Crêpes und vieles mehr. Einfach mal ausprobieren!
Über das Thema Bienen und Honig gibt es immer mehr Bücher - Sachbücher und Romane, ich kann euch folgende empfehlen:
Sachbuch:
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Bienenleben von Sarah Wiener
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Diverse Sachbücher über Bienen vom Haupt Verlag
Romane:
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Das Honigmädchen von Claudia Winter
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Die Bienenhüterin von Sue Monk Kidd
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Die Geschichte der Bienen von Maja Lunde
Ich kann euch einen Honig-Tasting-Kurs nur empfehlen. Whisky und Wein sind out, Honig in ;-) Falls in eurer Umgebung so ein Honigschlecken-Abend angeboten wird, nimmt teil, es lohnt sich. Kauft Honig am besten nur von einheimischen Imkern, auf dem Markt oder in kleinen Läden, die die Imker persönlich kennen und nicht aus dem Supermarkt.
Pflanzt bienenfreundliche Pflanzen in euren Gärten und Balkonen, wir brauchen die Bienen!