Als Kate sich entgegen ihrer Überzeugung zu einer Führung durch Windsor Castle überreden lässt, verläuft sie sich im Labyrinth der Flure des Schlosses. Welch Glück, dass sie in der Küche auf eine liebenswerte alte Dame namens Betty trifft, die sich erstaunlich gut im Schloss auskennt – und ihr in royalem Porzellan einen gepflegten Beuteltee serviert. Einen Tag und eine Nacht lang werden Kate und Betty zu Freundinnen, die die Welt durch die Augen der jeweils anderen neu entdecken und gemeinsam herausfinden, was im Leben wirklich zählt.
Geht es euch auch so, dass ihr statt "King" "Queen" sagt, sobald es ums englische Königshaus geht? Und immer noch "God save the Queen" mitsummt, wenn die britische Nationalhymne gespielt wird? Dann solltet ihr euch diesen Roman nicht entgehen lassen.
Die Geschichte um Kate, die sich auf der Suche nach einer Toilette von ihrer Gruppe, die auf Windsor Castle herumgeführt wird, entfernt und dabei in einer kleinen Küche landet, hat mich begeistert und hat mir sehr gut gefallen.
Obwohl Kate antiroyalistisch eingestellt ist und die Führung nur ihrer Freundin Zara zuliebe mitmacht, denkt sie beim Tee und Geplauder mit der älteren Frau, die sie in der Küche angetroffen hat, langsam auch über die andere Sichtweise nach.
Betty, die ältere Frau, die sich im Schloss so gut auskennt und einige Schwänke über die Royals zu erzählen hat, aber Kate auch mitteilt, was Arbeit alles sein kann. Sympathisch verschlagen kommt sie daher, die liebe Betty und allerspätestens wenn Betty mit Kate in Onkel Davids Zimmer die Nacht verbringt, kommt man auf den Gedanken, dass Betty eben nicht nur das Mädchen für alles war - also schon, aber halt anders, offizieller - sondern die Queen herself sein könnte.
Vielleicht lebt sie ja immer noch, vielleicht war sie nur amtsmüde - und die fiktive Geschichte, die Claire Parker - der Name ist wohl ein Pseudonym einer deutschen Autorin, da hier auch das Originalbuch vorliegt - hier erzählt, stimmt vielleicht wirklich? Wer weiss.
Neben der tollen Geschichte haben mich vor allem die wenigen Charaktere überzeugt: neben den beiden Frauen auch noch ein älterer Herr und ein Corgi. Dazu noch ein, zwei Wachsoldaten als Statisten, das wars dann schon mit dem Personal. Und es reicht völlig aus.
Philosophisch, nachdenklich, humorvoll, witzig - das sind die Wörter, die mir in den Sinn kommen, wenn ich an "Tee auf Windsor Castle" denke.
Fazit: Ein kurzweiliger und mega sympathischer Roman über zwei Sichten vom Leben, über Vorurteile und vieles mehr.
5 Sterne.