Mittwoch, 6. November 2013

Die geheime Braut von Brigitte Riebe

Klappentext:
Wittenberg 1528: Bettelarm verschlägt es die ehemalige Nonne Susanna in die Lutherstadt. Dort trifft sie den Maler Jan aus der Werkstatt von Lucas Cranach, der drei junge Frauen nackt porträtieren soll. Mit verhängnisvollen Folgen: Kaum ist die erste der Grazien gemalt, wird sie tot aufgefunden. Eine zweite Frau steht Modell und wird lebendig begraben. Susanna, längst in Jan verliebt, bietet sich als Lockvogel an … Mehr als zehn Jahre sind vergangen, seit Martin Luther mit dem Anschlag der 95 Thesen dem Papst und der römischen Kirche den Kampf ansagte. Inzwischen lebt er zurückgezogen im Schwarzen Kloster zu Wittenberg, als Malerfürst Lucas Cranach der Ältere von einem geheimnisvollen Kunstsammler den Auftrag für das bis heute berühmte Bildnis der drei Grazien erhält. Zwei der ausgewählten Frauen stehen nackt Modell – und werden kurz darauf grausam getötet. Als der Auftraggeber Luthers Frau Katharina als Dritte im Bunde fordert, befürchtet der Reformator einen Racheakt für seine weltverändernde Kritik. Muss seine Frau dafür mit ihrem Leben bezahlen? Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt …

Schon seit Jahren lese ich Brigitte Riebes Bücher sehr gerne. Doch diesmal ist es kein historischer Roman, sondern ein in Wittenberg spielender historischer Krimi, er erschien passend zum Thema in der Woche des Reformationstages (Deutschland) und Reformationssonntag (Schweiz), an dem ich dann auch zu lesen begann.

Als Protagonisten erleben wir neben Martinus und seiner Käthe (Katharina von Bora) auch Philipp Melanchthon und den berühmten Maler Lucas Cranach. Mittelpunkt des Krimis ist sein berühmtes Bild "Die drei Grazien", das seit 2011 im Louvre zu sehen ist. 

Zwei weitere wichtige (fiktive) Figuren sind Susanna und Binea, ehemalige Nonnen, deren Kloster geschlossen wurde. Sie suchen Arbeit und kommen bei der Familie Luther im "schwarzen Kloster" unter. 

Cranach bekommt den Auftrag ein Bild der drei Grazien/Chariten (Göttinnen der Anmut/Töchter von Zeus mit Namen Aglaia, Euphrosyne und Tahlia) zu malen. Der Auftraggeber ist unbekannt, er versteckt sich im Dunkeln und hinter einer Maske. Er wünscht, dass für die Grazien drei Frauen aus Wittenberg Modell stehen. Die erste Grazie, Aglaia, soll die Apothekersfrau Margareta Relin darstellen. Damals war es unvorstellbar als ehrbare Frau nackt portraitiert zu werden, der Auftrag war also sehr gewagt. Kurz nachdem sie gemalt wurde, findet man sie tot auf. Cranach als Mitglied des Stadtrats wird zum "Detektiv" ernannt, er soll den Todesfall aufklären. Sein Geselle Jan wird verdächtigt. Doch es bleibt nicht nur bei einem mysteriösen Todesfall...

Das Buch ist von Anfang bis Ende fesselnd. Ein Stück Zeitgeschichte in einem spannenden fiktiven Krimi verpackt. So macht Geschichte Spass! Ausserdem ist das Buch - wie immer bei Brigitte Riebe - historisch genau. Abweichungen davon werden am Ende des Buches samt einigen Erläuterungen zur damaligen Zeit abgegeben.

Mein ehemaliger Dozent in Kirchengeschichte wollte jeweils eine Karte von "wichtigen" Geschichtsorten geschickt bekommen, falls wir mal an solch einem Ort sind. Da ich noch nie in Wittenberg war, kann ich ihm auch keine Karte schicken - ihn aber auf dieses Buch aufmerksam machen. 

Fazit: "Die geheime Braut" ist viel besser als eine Karte, es kommt fast einem Besuch vor Ort gleich, man taucht ein in die geschichtsträchtige Zeit um 1528 und erwacht erst lange nach der letzten Seite wieder aus diesem faszinierendem Krimi. 
5 Punkte.