Hamburg im Herbst 1911: Bei ihrer Arbeit am Hamburger Hafen wird die Ärztin Anne Fitzpatrick zunehmend mit Süchtigen konfrontiert. Sie beginnt, nach den Hintermännern zu suchen, als plötzlich ihre Freundin Ju entführt und Anne erpresst wird. Für sie beginnt ein Rennen gegen die Zeit um Jus Leben. Zusätzlich ist Kommissar Berthold Rheydt mit eigenen Problemen konfrontiert: Er glaubt, seine Frau Elisabeth, die mutmaßlich verstorben ist, gesehen zu haben. Eigentlich wollte er Helene heiraten, nun platzt der Hochzeitstermin. Die engagierte Lehrerin Helene merkt unterdessen, dass sie auf Schritt und Tritt beobachtet wird. Wer will ihr Schaden zufügen? Und wer hat es auf Anne abgesehen?
Im vierten Band der "Hafenärztin"-Reihe geht es Schlag auf Schlag:
Anne kann leider noch nicht aufatmen nach den Erlebnissen in Band 3, sie muss erst noch gegen ihren Vater vor Gericht aussagen. Helene ist beflügelt von ihrem Besuch in Berlin und hat das Gefühl, nun endlich zu wissen, wie sie sich beruflich weiterbilden möchte. Zurück in Hamburg fühlt sie sich oft verfolgt, einige Sabotagen deuten klar darauf, wer das sein könnte. Sie freut sich zwar über die Heimkehr ihrer Mutter Fanny, die ihren Bruder Klaus in Havanna aufspüren konnte und ihn heimbrachte, doch die Sorgen um ihn sind gross. Auch jene um Paulina, die ihren Eltern immer noch nicht sagen will, wie es um ihre Ehe steht. Berthold wird gegen seinen Willen befördert, er macht sich Sorgen um einige seiner Kollegen, möchte sich aber endlich auch seiner Vergangenheit stellen, denn vorher, so denkt er, kann er Helene nicht heiraten.
Obwohl es im vierten Band hauptsächlich um das Privatleben von Anne, Berthold und Helene geht, folgt hier dicht gedrängt ein Ereignis aufs andere. Aufatmen ist weder für Anne noch für die Leserschaft angezeigt. Bald muss ein Mord geklärt werden und Anne steht mal wieder mitten drin.
Die Entwicklung sämtlicher Charaktere von Band 1 bis zu Band 4 fand ich bemerkenswert. Selbst Klaus, Helenes Bruder, macht eine enorme Entwicklung durch.
Die Suche nach Bertholds Frau fand ich gut, mit etwas Ähnlichem hab ich vom ersten Band an gerechnet, aber das Ende davon war zwar schon auch logisch, aber irgendwie trotzdem unbefriedigend. Im ersten Drittel hatte es mir zu viele Wiederholungen - sie waren zwar gut verpackt, aber halt zu viel, und mal ehrlich, nur ein winziger Teil der Leserschaft beginnt eine Reihe beim voraussichtlich letzten Band zu lesen.
Und noch ein letzter Kritikpunkt, adressiert an den Verlag: die Titel sind recht sperrig, man erinnert sich an den Reihentitel. aber nicht an die einzelnen Buchtitel, höchstens an: da war doch mal was mit "Ein Leben"... Den Rest kann oder will man sich nicht merken.
Die Hafenstadt Hamburg als Schauplatz erweist sich hingegen als genial ausgesucht, da die Stadt Anfang des 20. Jahrhunderts durch die Schifffahrt ein Dreh- und Angelpunkt war und "neue Moden" sich hier schnell etablierten.
Medizinische und psychoanalytische Fortschritte und Therapiemöglichkeiten der damaligen Zeit werden erörtert, leider auch Rückschritte, wenn man an gewisse Reden denkt. Interessant wie bereits beim letzten Band, was man sich von Heroin als Medikament erhoffte. Gegen Husten sollte es helfen und gegen Alkoholsucht, aber es stellte sich heraus, dass es nur eine neue Abhängigkeit oder sogar Todesfälle hervor ruft. Mit einem solchen beginnt dieser vierte Band.
Hoffentlich kehrt nun endlich Ruhe für alle Beteiligten ein, man möge es ihnen gönnen. Dennoch hat sich die Autorin für ein allfälligen fünften Band noch einige Türen offen gehalten: Helene und Berthold könnten vielleicht für einen eigenen Band sorgen, und bei Annes Verwandtschaft ist ja auch noch etwas nicht ganz geklärt. Schaun wir mal, ob und wie es weiter gehen wird.
Fazit: Unterhaltender vierter Band, der praktisch alles Offene zu einem guten Ende gebracht hat.
4 Punkte.
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