Ein altes Herrenhaus mit einem großen Garten, in dem Lavendel, Mohn und Kornblumen blühen. Morgens singt der Zaunkönig in den Büschen, abends lässt man den Tag bei einem Gin Tonic unter den Apfelbäumen ausklingen. Florence Butterfield, lebenserfahren, weitgereist und ausgestattet mit unerschütterlichem Optimismus, kann sich keinen schöneren Ort für den Lebensabend vorstellen als die Seniorenresidenz Babbington Hall. Bis Heimleiterin Renata in der Mittsommernacht aus dem Fenster springt. Nur einen Tag, nachdem sie Florrie anvertraute, sie sei frisch verliebt und träume von einer Reise nach Paris. Je mehr Florrie über ihr eigenes, bewegtes Leben nachdenkt, desto überzeugter ist sie, dass Renata Opfer eines Verbrechens wurde.
Eigentlich dachte ich, es handle sich hier um einen Krimi. Als Ermittlerin eine im Rollstuhl sitzende Seniorin, geistig total fit. Dies ist Florence Butterfield, 87jährig. Sie lebt noch nicht lange in Babbington Hall. So weit so gut.
Als Arthur, ein Bewohner der Seniorenresidenz, mit dem sich Florrie angefreundet hat, unerwartet stirbt, denkt noch niemand an einen ungeklärten Todesfall. Erst als die Heimleiterin Renata Green eines Abends aus dem Fenster stürzt, werden Florrie und Stanhope misstrauisch. Denn Renata erzählte am Vortag noch, dass sie verliebt sei und endlich einmal nach Paris wolle. Sie verabredete sich sogar mit Florence, denn sie sollte aus ihrem langen und abenteuerlichem Leben erzählen - und besonders von der Liebe.
Florence hatte sich bereits überlegt, was sie Renata alles erzählen wird und was nicht. So weit so - immer noch - gut.
Doch nun beginnt Florence, in ihren Gedanken ihr gesamtes Leben durchzugehen. Susan Fletcher erzählt dies alles sehr bildhaft und poetisch. Und sehr ausführlich. Zwischendurch wird kaum nennenswert, aber immerhin ein wenig ermittelt, sehr bedachtsam, manchmal auch unaufmerksam. Da kommt keine Spannung auf, und "Krimi" ist somit die falsche Bezeichnung für diesen Roman, der 496 Seiten umfasst.
Mir waren es 200 Seiten zu viel. Leider war auch die "Krimi"-Handlung nicht wirklich überzeugend, denn so, mit ähnlichen Gründen und denselben Tätern, hab ich es schon öfters in viel spannenderen Krimis gelesen (ebenso was Florries Geheimnis angeht). Keine Frage, Miss Butterfield hatte ein interessantes Leben, doch für mich passte dieser Mix nicht. Die Autorin hätte sich entscheiden sollen, über was sie schreibt: entweder über die Todesfälle oder über Florence Butterfield, dann wäre es nicht so unfassbar langatmig geworden - da hilft dann eben auch die schönste Sprache nicht.
"Florence Butterfield und die Nachtschwalbe" ist ein Roman für Leute mit Geduld. Für Leser und Leserinnen, die mehr Freude an schönen Sätzen und bildhaftem Sprachstil haben als an fesselnder Handlung.
Fazit: Wer täglich gerne nur einige Sätze lesen mag und poetische Worte geniesst, und sich damit begnügt, dem kann ich diesen Roman von Herzen empfehlen. Krimiliebhaber*innen sollten besser Abstand nehmen.
3 Punkte.
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