Donnerstag, 14. Januar 2021

Elsas Glück von Beate Maly (Die Sonnsteins 2)

Klappentext:
Wien, 1928: Elsa Sonnstein ist eine junge Frau, die am liebsten die ganze Welt verändern möchte. Sie studiert Psychologie und Pädagogik an der Universität und kann es gar nicht abwarten, das Erziehungswesen zu revolutionieren. Schon Elsas Mutter Lotte war eine starke Frau, die über zwanzig Jahre zuvor zusammen mit der berühmten Mizzi Kauba die erste Skimode für Frauen erfand. Aber auch Elsas Tatendrang kann nicht verhindern, dass sich so einige dunkle Wolken über der Familie Sonnstein zusammenbrauen. Und Elsa stößt auf ein Geheimnis, das sie mehr als erschüttert.



Viele Jahre später, nachdem Lotte und Jakob zusammen gefunden haben, bekommen wir nun die Geschichte ihrer Kinder zu lesen, vor allem jene der titelgebenden Tochter Elsa.

Elsas Bruder Conrad liebt die Berge, aber sein Vater will, dass er sich beruflich anders aufstellt. Jakob sieht es mittlerweile gar nicht mehr gerne, wenn Lotte auf eine Bergtour geht oder nur davon spricht: der Krieg hat Jakob stark verändert. Aber auch Lotte ist älter und grauer geworden, ihr ist langweilig zu Hause. 

Elsa studiert Pädagogik, interessiert sich obendrein für Reformpädagogik und besucht weitere Vorlesungen. Die sympathische Elsa ist nicht so stark von ihrem Tun überzeugt wie früher ihre Mutter Lotte, die ganz genau wusste, was sie wollte. Ob Elsa später als Lehrerin arbeiten möchte, weiss sie eben noch nicht. Diese Unentschlossenheit ruft bei ihren Freunden Unverständnis hervor. Sie kommen alle aus unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, deshalb verheimlicht Elsa lange ihren Familiennamen. Dass das Sinn machte, merkt sie später, als sie den Sozialdemokraten Otto Pfeiffer kennenlernt, der zwar hübsch ist, aber auch voller Vorurteile. Elsa ist auf eine Art fasziniert von ihm, allerdings mag sie ihren sympathischen Mitstudenten Moritz Grün, der wie sie nicht alles erzählt und eher scheu ist, auch sehr gerne.  

In diesem Kontext begleiten wir Leser die Familie Sonnstein einige Monate und erfahren ausserdem wie sich Wien im Laufe der Jahre - seit "Lottes Träume" - verändert hat. All die neuen Erfindungen wie zum Beispiel das Telefon, Autos (und wie es mit der Lizenz, sie zu fahren, war), Taxis, das Leben in Kinderheimen und einiges mehr bindet Beate Maly fliessend in den Roman mit ein. 

Gesellschaftskritische oder neue kulturelle Dinge wie Jazzmusik bekommen ihren Platz, insbesondere werden zudem politische und diverse pädagogische Strömungen beleuchtet. 

Mir war der erste Teil des Roman viel zu politisch und ich befürchtete schon, dass sich dies durch die ganze Geschichte durchziehen wird, doch nach der Hälfte geht es dann zum Glück auch um anderes. Familiengeheimnisse kommen ans Licht und das Skifahren bekommt erneut Platz, nicht sehr viel zwar, aber immerhin ein wenig und dieses Wenige ist sehr gut eingebaut.  

"Elsas Gück" ist gut geschrieben, bis auf das Politische interessant und manchmal sehr spannend. Dennoch vermisste ich das spezielle Thema aus "Lottes Träume". 

Es ist natürlich sehr schwierig, an den einzigartigen Vorgängerband anzuknüpfen, der alleine wegen seines tollen Themas (den Skisport alltagstauglich zu machen) grandios war. Obwohl ich den Roman, vor allem die zweite Hälfte, gerne gelesen habe, hätte es mir besser gefallen, wenn das Augenmerk auch hier wieder auf dem Bergsport gelegen hätte - denn darüber gibts keine oder zumindest kaum Romane, über Politik in den 1920er Jahre hingegen schon. 

Fazit: Interessanter zweiter Band, dem aber der Charme und das spezielle Thema von "Lottes Träume" fehlte. 
4 Punkte. 


Reihenfolge:
Band 2: Elsas Glück 

2 Kommentare:

  1. Liebe Anya,
    ich habe noch nicht angefangen, habe aber dein Fazit gelesen und kann dir uneingeschränkt beipflichten, denn eigentlich dachte ich auch, dass es mit dem Thema Schisport weitergeht. Schade...
    Liebe Grüße
    Martina

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    Antworten
    1. Liebe Martina
      ich hatte dir ja woanders schon geantwortet :-) Ein bisschen Skifahren kommt schon vor, aber halt weitaus weniger als in Band 1. Vielleicht gibts Romane über die Politik und Pädagogik der 20er Jahre in Wien nicht so oft wie anderswo, aber dennoch: es gibt sie. Teilweise massenhaft. Da wärs doch viel besser, wenn man Nischenthemen nimmt und drüber schreibt, dann haben die Leserinnen etwas Besonders als "nur" gut geschriebenes Durchschnittsthema. Jammern auf hohem Niveau, aber ich denke, da sind wir gleicher Meinung :-)
      Liebe Grüsse
      Anya

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