Josie Avery hat ihren großen Traum wahr gemacht: Sie hat einen Job als Köchin in einem von Seattles angesagtesten Restaurants ergattert! Doch zuerst geht sie für eine Saison nach Alaska, um im Örtchen Ponder in einer Lodge zu arbeiten. Dort verliert Josie ihr Herz – an die wilde, schöne Landschaft Alaskas, und auch Palmer, ein Kunstschmied, mit dem sie sich angefreundet hat, schleicht sich immer wieder in ihre Gedanken, und es fällt ihr nicht leicht, Abschied zu nehmen. Trotzdem reist sie schließlich zurück nach Seattle. Gerade in der Weihnachtszeit jedoch merkt sie, dass ihre Entscheidung vielleicht nicht die beste war. Und dann steht Palmer auf einmal vor ihrer Tür.
Normalerweise kann man davon ausgehen, dass Debbie Macomber fast immer schöne Romane mit tollen Charakteren, nachvollziehbaren Handlungen ohne oberflächliche Beschreibungen schreibt.
Leider nicht in "Schneeflockenträume" - auf den ersten Seiten bin ich ziemlich erschrocken, wie platt die Geschichte daher kommt. Nach der Hälfte der 272 Seiten wurde es zwar besser, das haut die Story aber nicht raus. Mich dünkte der Roman extrem oberflächlich, und hörte sich kaum nach Debbie Macomber an.
Die Geschichte hätte unheimlich Potential, aber das wurde nicht genutzt.
Die Lodge, in der Josie in den letzten sechs Monaten als Köchin gearbeitet hat, macht dicht für den Winter. So wie es im Roman beschrieben wurde, klingt es sehr unglaubhaft. Es müsste doch erst mal gründlich geputzt werden, in der Küche, den Zimmern, den Wohnungen. Die Lebensmittel aufgebracht, entsorgt; die Heizungsanlage auf Sparmodus oder ganz ausgestellt, das Haus schnee - und eventuell tiersicher gemacht werden. Doch die Besitzer verlassen das Haus frühmorgens mit den letzten Gästen. "Schliess einfach die Türe, wenn du gehst" - ernsthaft? Auch wenn Ponder im Winter eine Geisterstadt ist: es braucht mehr, als einfach die Türe nur abzuschliessen, bevor die Lodge sechs Monate unbewohnt bleibt.
Den Charakteren fehlt es ebenso an allem: Jack denkt nur immer ans Essen, sehr unpassend ganz oft - so ein Charakter finde ich nicht mal so schlimm, nur fehlte mir das liebevolle, mit dem man so eine Figur sonst ausstattet, damit man dessen Ungehobeltheit nicht übel nimmt.
Palmer und Josie sollen verliebt sein, doch das merkte man ihnen nicht an. Mir fehlten Gespräche und Beschreibungen wie Josie und Palmer Zeit miteinander verbrachten. Oder zumindest Erinnerungen an Situationen, die sie zusammen erlebt haben. Eine Handvoll Sätze - mehr Einblick bekommen die Leserinnen nicht. Stattdessen wird Josie die Frage aller Fragen mehr als nur unbeholfen gestellt: die hört sich an, als ob Palmer einfach eine Frau zuhause braucht, die für ihn da ist, damit er den Winter nicht alleine verbringen muss. Gefühle und Sehnsucht sucht man vergebens.
Auch fand ich Palmers Job nicht passend für einen Mann, der sechs Monate im Jahr nicht oder nur äussert schwer, erreichbar ist.
Der Roman spielt in einem winzigen Nest in Alaska, an einem See. Im Winter wohnen gerade noch eine Handvoll Leute dort, es gibt weder eine Fähre noch eine Autostrasse, mit der das Dorf erreicht werden kann. Nur per Kufenflugzeug und auf Bestellung ist Ponder im Winter erreichbar. Mir reichten die Erzählungen von Angie nicht, um mir das Leben vor Ort vorzustellen. Ich persönlich kann es mir schon vorstellen - es muss karg und einsam sein im Winter, Essen nur aus der Gefriertruhe, kein frisches Gemüse, die Umgebung wahrscheinlich zauberhaft, still, voller Schnee, viele Tiere in den Wäldern, eine rauhe Wildnis - aber die Autorin konnte mir all das in "Schneeflockenträume" nicht vermitteln.
Fazit: Locker zu lesen, aber Emotionen, Charaktere mit Tiefgang, Schneeflocken und Träume sucht man vergebens in diesem oberflächlichen und enttäuschenden Roman.
2 Punkte.
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