Freitag, 4. März 2016

Krimi: Die Ernte des Bösen von Robert Galbraith (Cormoran Strike 3)

Klappentext:
Nachdem Robin Ellacott ein mysteriöses Paket in Empfang genommen hat, muss sie zu ihrem Entsetzen feststellen, dass es ein abgetrenntes Frauenbein enthält. Ihr Chef, der private Ermittler Cormoran Strike, ist ebenfalls beunruhigt, jedoch kaum überrascht. Gleich vier Menschen aus seiner eigenen Vergangenheit fallen ihm ein, denen er eine solche Tat zutrauen würde – und Strike weiß, dass jeder von ihnen zu skrupelloser, unaussprechlicher Grausamkeit fähig ist. Während die Polizei sich auf den einen Verdächtigen konzentriert, der für Strike immer weniger als Täter infrage kommt, nehmen er und Robin die Dinge selbst in die Hand und wagen sich vor in die düsteren und verstörenden Welten der drei anderen Männer. Doch als weitere erschreckende Vorfälle London erschüttern, gerät das Ermittlerduo selbst mehr und mehr in Bedrängnis.


Cormoran und Robin sind zurück. Während sich London auf die Hochzeit von Prinz William und Kate vorbereitet, sind die beiden mit langweiligen Observierungen beschäftigt. Ein an Robin adressiertes Paket mit einem Leichenteil erschüttert den Alltag der beiden. Strike ist überzeugt, dass der Anschlag ihm gegolten hat und so machen sie sich zusammen mit Inspector Wardle auf die Suche nach dem Absender. Vier Verdächtige werden auf den restlichen Seiten beschattet, überprüft, verworfen, erneut verdächtig und wieder verworfen. Cormoran bekommt Hilfe von seinen Kollegen von der Special Investigation Branch und erfährt Nützliches. Doch immer wieder schafft es der perverse Täter die ganze Stadt zu erschrecken. 


"Die Ernte des Bösen" spielt während drei Monaten in der Zeit rund um die "The Royal Wedding". Deren Hochzeit ist kein Thema, Robins und Matthew bevorstehende Hochzeit hingegen schon. Matthew ist mittlerweile mehr besorgt als eifersüchtig, dennoch streiten die beiden munter weiter. Als Leser fragt man sich spätestens seit "Der Seidenspinner", wieso Robin derart an Matthew hängt, der so nicht zu ihr passen will. In diesem Roman lässt uns Robin tief in ihre Seele und ihre Geschichte blicken, so dass die Verbindung zu Matthew begreiflicher wird. Trotzdem hoffte ich, dass jemand sie davon abbringt. 


Es müsste aber nicht gerade der Täter sein, der einen Groll gegen Strike hegt und es deshalb auf Robin abgesehen hat. Doch der Serienkiller löst wenigstens aus, dass nicht nur Robin sondern auch Strike über seine Vergangenheit redet. Dass wir in diesem Band sehr viel Persönliches und Hintergründe vom Ermittlergespann erfahren, hat mir sehr gut gefallen und machte den Krimi für mich aufschlussreicher als die eigentlichen Ermittlungen. Interessant ist, wie Robin sich ermittlungstechnisch entwickelt und sich häufiger nicht an die Ansagen ihres Chefs hält.

Weniger gefallen hat mir, dass Strikes amputiertes Bein soviel Augenmerk bekam. Irgendwann hatte ich das Thema rund um diese krankhaften Vorstellungen einiger Leute deutlich über. 


Da alle Verdächtigen in Strikes Vergangenheit eine Rolle spielten, wusste er einiges über ihre Schandtaten zu berichten - ein drogenabhängiger geldgeiler Stiefvater, ein Verbrecher, ein gewalttätiger schottischer Armeesoldat und ein Pädophiler. Sie liefern eine geballte Lieferung an grausamen Details und Perversion um die Erzählung auszuschmücken. Zusammen mit den ausgiebigen Psychoanalysen und den vielen Ermittlungen, die nicht so recht vom Fleck kommen, werden zu viele Seiten gefüllt. Und erinnerten mich stark an die Linley-Krimis von Elizabeth George, die ab Band 7 vor lauter Psychogedröns nicht mehr lesbar waren. So empfand ich "Die Ernte des Bösen" mehr als Psychothriller denn als Kriminalroman. Das Hausieren mit all den Leichenteilen hätte auch nicht sein müssen - das Buch ist definitiv keine gute Wahl als Gutenachtlektüre.

Nicht alles habe ich der Autorin abgenommen. Es wurden Handlungen beschrieben, die in echt kaum so schnell oder unauffällig erledigt werden könnten. 

Meine Kritik bezieht sich aber hauptsächlich auf das "zu viel". Zu viele grässliche Details und viel zu viele Seiten. Das Buch war nicht langweilig, aber zu seitenlastig. 200 Seiten weniger hätte es auch getan. 

Schade finde ich, dass das deutsche Cover des dritten Bandes nicht mehr zu den ersten beiden Teilen passt, das englische hingegen bleibt dem gewohnten Stil treu.  


Fazit: Ein angespannter, schwerer und zu langer Psychothriller, doch die Überraschungseffekte gegen Schluss machten die zu vielen Seiten wieder wett. 

4 Punkte.

Vielen Dank an blanvalet und Random House

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