Mittwoch, 8. Oktober 2025

Menomorphosen von Jule Ronstedt

Klappentext:
Ob am Altkleidercontainer, in der Gynäkologinnenpraxis, im leergeräumten Kinderzimmer oder bei einem ersten Date: Die Frauen in Menomorphosen stehen mitten im Leben – und oft am Rand des Wahnsinns. Mit scharfem Blick, radikalem Humor und poetischer Wucht erzählen sie von Aufbrüchen und Abstürzen, der Abwesenheit von Sex, einem Übermaß an Gefühlen – und nicht zuletzt von der lust- und leidvollen Suche nach einem passenden Ich. Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Jule Ronstedt zeigt schonungslos, was passiert, wenn Frauen nicht verschwinden, sondern sichtbar bleiben –  wütend, wild, witzig. 


In "Menomorphosen" sammeln sich 26 Geschichten über Frauen im besten Alter. Nur empfinden das nicht alle gerade so. Die Frauen, deren Geschichten in diesem Buch erzählt werden - alle geschrieben von Autorin Jule Ronstedt -, sind alle plus minus 50 Jahre alt. 

Sie schildern, an welchem Lebensabschnitt sie gerade stehen. Die einen sind frisch getrennt und leiden, andere haben ihr Glück - das ganz unterschiedlich interpretiert werden kann - endlich gefunden. Einige sind kinderlos geblieben, andere erst gerade Mutter geworden. Olga freut sich, dass ihre Kinder endlich aus dem Haus sind und sie wieder selbst den ersten Platz in ihrem Leben hat. Elli hat Angst, mit ihrem Postmenopausen-Körper nach etlichen Jahren wieder in die Dating-Welt einzutauchen. Schauspielerin Greta bekommt nur noch namenlose Rollen als "Frau von...". Nele fragt sich, ob kosmetische Eingriffe vielleicht helfen würden, sich begehrter zu fühlen. Bei den einen ist die Brust, der Mann, die Eltern, der Job, die Energie weg und andere fragen sich, ob sie ihre Blümchenkleider in diesem Alter noch tragen dürfen oder besser nicht. Probleme, Sorgen, Freuden, wieder entdeckt oder verloren, Neuanfänge oder ein Weitergehen in bisherigen Pfaden: es sind viele Lebensbereiche, die behandelt werden; aber den allermeisten Frauen um die 50 ist es ein gut bekanntes Themenfeld, das die Autorin hier absteckt.

In manchen Geschichten begegnen wir einigen der porträtierten Frauen wieder, so dass es sich doch nicht so nach Kurzgeschichten-Band anfühlt. Ich freute mich jedenfalls über die hergestellte Verbindung. Alle dieser Frauen haben eines gemeinsam: sie sind gerade kurz vor, in oder nach der Menopause. Ich wünschte, ich hätte das Buch vor über zehn Jahren lesen können, als mir das "Menopossel" sehr früh begegnete und kein Arzt wusste, was los ist. Die Geschichten dieser fiktiven Frauen zeigen, dass alle da durch müssen, dass niemand die gleiche Geschichte hat, aber ähnliches Empfinden da ist und man nicht alleine ist, auch wenn sich das für die Frauen jeweils oft so anfühlt. Die Namen der Frauen umfasst das ganze ABC, deshalb gibt es von A-Z je eine Geschichte, 26 insgesamt. 

"Menomorphosen" ist kein Buch, das man in einem Rutsch durch liest, sondern eher immer mal wieder eine Geschichte oder zwei aufs Mal. Die meisten Storys sind kurz, so dass man sie in fünf bis zehn Minuten gelesen hat - ideal zum Beispiel, wenn frau eine kurze Strecke mit dem ÖV unterwegs ist. Man könnte auch morgens beim Kaffee trinken eine lesen oder als Gute-Nacht-Geschichte. Oder aber, man schenkt das Buch anstatt eines Adventskalender sich selbst oder guten Freundinnen, die sich gerade in dieser Lebensspanne befinden. Ich wette, das Geschenk kommt gut an, weil es einfach mal was anderes ist und die Leserinnen abholt.  

Fazit: Toll erzählte Geschichten über Frauen in allen Phasen der Wechseljahre und lesenswert für alle Menschen, nicht nur für Frauen, die gerade selbst darin stecken oder diese Lebensphase bereits durchgemacht haben. 
4 Sterne.



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