Samstag, 18. Juni 2022

Tante Giulietta tanzt von Stefania Bertola

Klappentext:
Eigentlich sind die Boscolos aus dem Piemont eine große, glückliche Familie: Auf vier Etagen leben drei Generationen in leicht chaotischer Harmonie zusammen. Doch eine Nachricht aus den USA bringt sie alle gehörig ins Schwitzen: Großtante Antonias Enkel Jeremy kommt beruflich nach Mailand und soll für eine Weile im Haus leben – in Antonias Wohnung im 2. Stock. Die ist allerdings seit Jahren heimlich an Lorenzo vermietet. Und dass Lorenzo ausziehen muss, verbietet sich von selbst, denn zum einen ist Stella Marina unsterblich in den attraktiven Untermieter verliebt, und zum anderen hat Tante Giulietta gerade das Halbfinale von »Let’s Dance« mit ihm erreicht. Da hilft nur die ein oder andere Schwindelei, die das Chaos im Haus höchsten ein kleines bisschen vergrößert.


Der Klappentext hörte sich gut an. Doch leider war der Inhalt so gar nicht meins. Erst dachte ich, dass es nach den ersten paar Seiten, wenn mal alle Figuren vorgestellt sind, besser sein wird. Doch leider nein. 

Praktisch jeder Abschnitt handelt von einer anderen Person und man muss sich sehr konzentrieren, um die alle irgendwo abzuspeichern und das "wer mit wem wie" zu sortieren. Es sind somit viel zu viele Personen auf zu wenig Seiten involviert, denn neben der ganzen Boscolo-Sippe sind noch andere mit im Spiel, bis am Ende werden es immer mehr. Ein Familienstammbaum wäre hilfreich gewesen. (Ich habe das eBook gelesen, vielleicht gibt es in der Printausgabe ja einen.)

Erzählt wird das Ganze aus Sicht eines unbekannten Erzählers. Dieser Stil befremdet, der schafft Abstand zwischen der Story und den Leser*innen. So wird man mit keiner Figur warm - sie machen es einem auch nicht leicht, denn jede wartet mit Geheimnissen und Komplikationen auf. 

Weder das Theater um Jeremy, der Grosstante Antonias Wohnung bewohnen soll, noch die Nebenstory um "Let's dance" überzeugt. Letzteres ist erstens nicht das "Let's dance", wie es im deutschsprachigen TV geboten wird, sondern es handelt sich dabei um Privatpersonen, die ihr Video einer Jury schicken, die dann die Finalisten auswählt und diese Schiene bleibt absolute Nebensache wie alle anderen Nebengeschichten auch. 

Nach einem Drittel hab ich den Roman abgebrochen, den Rest überflogen und nur noch das Ende gelesen: ein Erzähler, der auf Abstand hält und zu viele Personen, die allesamt viel Platz beanspruchen, erzeugen wirres Chaos. Es hätte so gut sein können, aber hier fehlte mir so ziemlich alles, was einen guten Roman lesenswert macht. Weniger ist manchmal viel mehr. 

Fazit: Ein figurenreicher, wirrer Roman, der durch den Erzählstil auf Abstand hält. Diese Geschichte macht leider absolut keinen Spass, und somit ist "Tante Giulietta tanzt" mein erster Abbruch im 2022. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis:
Mit Nutzung der Kommentarfunktion akzeptierst du die Verarbeitung deiner Daten durch Blogger/Google. Mehr dazu in der Datenschutzerklärung dieses Blogs.
Um nervige und gehäufte Spam- und anonyme Kommentare zu verhindern, wird manchmal eine Sicherheitsfrage zu beantworten sein.