Freitag, 13. Mai 2022

Mit dir ist alles schöner von Kristina Günak

Klappentext: 
Nachdem Franziska vor vielen Jahren aus der Enge ihres kleinen Heimatdorfes in die Großstadt flüchtete, ist sie nicht einmal zurückgekehrt. Nun steht sie hier, an der Ostseeküste, auf dem Campingplatz, den sie nach dem Tod ihres Vaters geerbt hat. Eigentlich will sie so schnell wie möglich wieder weg, doch der Platz ist zwar idyllisch, aber völlig marode und damit unverkäuflich. Auch die Camper sorgen sich um ihr geliebtes zweites Zuhause. Da hilft nur eines: gemeinsam die Ärmel hochkrempeln – unterstützt von Erik, dem schweigsamen Elektriker, der Franziska immer wieder aus der Patsche hilft. Und plötzlich fragt sie sich: Wo gehöre ich hin? Und was will ich wirklich vom Leben?


Ich bin in meinem Leben oft zelten gewesen, doch seit vielen Jahren kann man mich damit jagen. Seit "Mit dir ist alles schöner" könnte ich es mir vielleicht nochmals überlegen. Aber wenn, dann müsste das im Camp der glücklichen Camper sein. Und nicht mehr im Zelt, sondern standesgemäss im Wohnmobil, wie es dort Sitte ist - und auch erst nach der Renovation, denn:

Der Campingplatz von Franziskas Vater hat schon besser Tage gesehen, alles ist renovierungswürdig. Dies muss Franziska mit eigenem Augen sehen, nachdem sie die Nachricht vom Tod ihres Vaters erhalten hat. Sie hat vor, den Platz so schnell wie möglich zu verkaufen, doch vor Ort merkt sie, dass es in diesem Zustand unmöglich ist - und Geld ist keines da. Dennoch tut sie alles um den Platz auf Vordermann zu bringen, mit viel Hilfe der teilweise sehr skeptischen Jahrescamper.

Eine grosse Verantwortung und viel Schulden hat sie vererbt bekommen, weshalb man Franziska, die beinahe am Verzweifeln ist, total gut verstehen kann. Die Camper sind aber eine verschworene Gemeinschaft, die sich untereinander viel mehr unterstützen, als von aussen sichtbar wird. In diesen "Genuss" wird auch Franziska kommen, aber erst müssen beide Seiten ihre Vorurteile überwinden.

Wie immer ist Kristina Günaks Schreibstil gefällig, man ist gebannt von der stimmigen Geschichte und vor allem auch sehr gespannt, wie das alles ausgehen wird. Alles dreht sich um Trauer, um Selbstfindung und um die Angst um die persönliche Lebensgrundlage. 

Denn diese Angst haben alle Figuren, nicht nur Franziska. Die Camper konnte ich mir in ihren vielen Facetten bildlich vorstellen, Harald, Gitte, Trudy, Giovanni - um nur einige zu nennen. Es sind nicht einfach nur freundliche, hilfsbereite oder misstrauische Nebenfiguren, sondern eigenständige Charaktere, deren Lebensschicksale Franziska mit der Zeit kennenlernt. Jeder trägt seinen Lebensrucksack mit sich, auch Eric, der Elektriker, der überall mit anpackt. Er wird Franziska am nächsten kommen, aber ist gleichzeitig auch sehr geheimnisvoll und zieht sich immer wieder zurück, was Franziska verwirrt.

Doch wie heisst Franziska denn nun eigentlich richtig? Die Camper nennen sie alle Heike und können mit dem Namen Franziska nicht viel anfangen. Das Getue um die Namen Heike/Franziska konnte ich zwar einigermassen nachvollziehen, also weshalb Heike vor vielen Jahren die Heike ablegte und ihren zweiten Vornamen Franziska als Rufnamen wählte. Aber das Buch hätte auch ohne das Namensgedöns, das ziemlich viel Platz einnahm und ehrlich gesagt auch nervte, funktioniert. Und wenn das Namenswirrwarr überhaupt notwendig gewesen wäre: dann hätte ich es besser gefunden, wäre es der gleiche Namen in zwei Formen gewesen. Fränzi/Franziska, oder beispielsweise Vreni/Verena oder Chrigi/Christina, da hätten wir dann auch je eine "erwachsenere" Form. Dies ist aber auch mein einziger Kritikpunkt an diesem sehr schönen Camperroman. 

Fazit: Eine bewegende Geschichte mit emotionalen Szenen, aber in der immer wieder auch humorvolle Sequenzen (nicht nur wegen dem vielen Eierlikör!) aufleuchten. Schön zu lesen. 
4 Punkte. 


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