Dienstag, 17. April 2018

Spirit Yoga: Aufrecht, stark und klar von Patricia Thielemann

Klappentext:
Yoga boomt und Yoga-Ratgeber gibt es wie Sand am Meer. Braucht es dann ein weiteres Buch zum Thema? Das von Patricia Thielemann entwickelte Spirit Yoga basiert auf einem neuen Ansatz: Yoga-Tradition trifft Zeitgeist und modernes Lebensgefühl. Es geht nicht darum, Yoga völlig neu zu erfinden, sondern eine Brücke zu bauen zwischen östlich und westlich geprägten Stilen. Lebensnah und heilsam, herausfordernd und freigeistig – Spirit Yoga ist eine inspirierende Kraftquelle für Menschen jeden Alters, um den alltäglichen Herausforderungen und Belastungen gelassener zu begegnen. Um eine eigene Haltung zu finden in dieser scheinbar hoffnungslosen Welt, um vom Ich zum Wir zu gelangen und vom Gelebt-Werden zum Leben.


Seit Milena Mosers "Schlampenyoga" mag ich Yoga-Biografien. Und da ich vor einigen Jahren den Film "Im Kopfstand zum Glück" über die Ausbildung zum Spirit Yogalehrer gesehen habe und dort zum ersten Mal Patricia Thielemann in Aktion sah, war ich sehr neugierig auf ihr neues Buch. Im Film kam die Spirit Yoga Gründerin sehr kühl rüber, deshalb war ich sehr gespannt, wie sie ihre Biografie erzählt.

Das Buch beginnt mit einem Biografieteil. Danach erzählt die Autorin über die Gründung des Berliner Spirit Yoga Studio. Es folgt ein langer Teil über die Philosophie ihres Yogastils und über diese Community. Gespräche mit Promis bilden den vorletzten Teil. Beschreibungen von Thielemanns Lieblingsyogahaltungen schliessen das Buch ab. 

Am interessantesten fand ich den Biografieteil, in dem die Autorin ein wenig über ihre Kindheit erzählt, wie sie zum Yoga kam und bei wem sie gelernt hat.  Von mir aus hätte er ausführlicher sein können, gerade was ihren Yoga-Werdegang betrifft. Den Philosophieteil fand ich langatmig, denn sie beschreibt unter anderem, dass sie Yoga nicht mit östlicher Philosophie und Esoterik versehen möchte. Einige gute Ansätze sind vorhanden, doch später widerspricht sie sich. Vielleicht eignet sich ein Buch schlichtweg nicht um solche Feinheiten anzusprechen - die Autorin müsste genau definieren, was sie unter Esoterik einordnet und was sie unter Selbstoptimierung versteht. 

Unter "Community" wird vor allem über das Ausbildungsangebot zum Spirit Yoga Lehrer geschrieben. Hier geht die Autorin zu stark auf die Lehrerausbildung ein, es wirkt wie Werbung. Dadurch macht es den Anschein das ganze Buch sei mehr ein Handbuch für ihr Teacher Training, was ich schade finde. Jede Geste sei geplant (S.43/158) schreibt sie weiter - genauso fühlt sich nicht nur das Buch, sondern auch die Yogastunde (z.B. bei Yogaeasy) an. Als Pädagogin und Tanzlehrerin muss ich ihr in einigen Punkten widersprechen: eine gute Lektion ist keine, die sich 100% an die geplante Lektionsgestaltung hält, sondern eine, die sich spontan ändern lässt, wenn es die Situation erfordert. Seinen eigenen Stil als Lehrer zu entwickeln sollte jeder, die Autorin machte dies ja auch. 

Die aufgezeichneten Gespräche mit Pater Christoph Kreitmeir und dem Zenpraktizierenden Werner Arnold, mit Neurobiologe Joachim Bauer, mit den Autoren Daniel Kehlmann und Tilmann Haberer, Dr. Rebekka Reinhard, Künstler Tino Seghal und Tanzkritikerin/Yogalehrerin Wiebke Huester hätte es für mich nicht gebraucht. 

Das Buch kommt sehr rational daher, mir fehlt das Spontane und das Spass haben an der Sache. Der Ansatz jedoch wäre gut, doch es wird sehr leidenschaftslos erzählt und geht mir zu stark in Richtung Selbstvermarktung. Besonders, weil Erfreuliches wie auch allfällige Rückschläge emotionslos in ein, zwei Sätzen abgehandelt werden. Die Autorin gibt quasi nur Eckdaten bekannt, ihre persönliche Gefühlslage bleibt aussen vor, und bestätigt somit meinen Eindruck vom Film. 

Wer persönlichere und humorvollere Bücher über Yoga-Lebenswege mag, dem empfehle ich die Bücher von Kerstin Rübensamen, Milena Moser, Suzanne Morrison und Claire Dederer. 

Fazit: Wer es nüchtern mag, ist mit Spirit Yoga gut bedient; ebenso all jene, die sich überlegen den Spirit Yoga Lehrgang zu besuchen. Für diese Leser kann das Buch eine tolle Entscheidungshilfe sein und sie wissen nach der Lektüre, was sie im Spirit Yoga erwartet. 
3.5 Punkte.


3 Kommentare:

  1. Ach schaaaaade, das Buch hat ja doch sehr vielversprechend geklungen. Ich schätze Deine offene und differenzierte Rezension sehr, denn so weiss ich, dass ich auf das Buch verzichten kann.
    Danke Dir zudem für die aufgezeigten Alternativen. Milena Mosers "Schlampenyoga" kenne ich bereits und habe ich geliebt, die anderen Autorinnen werde ich mir gerne näher anschauen.

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    1. Liebe Anita
      danke für deinen Kommentar! Wir sehen uns ja im Mai, da können wir gerne darüber diskutieren. Wenn du so begeistert von "Schlampenyoga" warst, musst du unbedingt das Buch von Rübensamen lesen!
      Liebe Grüsse
      Anya

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    2. Sehr gerne, liebe Anya!
      Danke auch für den Buchtipp! Bin immer auf der Suche nach guten neuen "Yoga-Geschichten".

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