Freitag, 14. Juli 2017

Die Tänzerin von Paris von Annabel Abbs (MFzKuL3)





Klappentext: 

Paris, 1928: Die junge, talentierte Lucia Joyce steht vor ihrem Durchbruch als Tänzerin. Doch ihr Vater – ein Wegbereiter der literarischen Moderne – beobachtet das Streben seiner Tochter nach einem selbstbestimmten Leben mit Argwohn. Als Lucia dem Schriftsteller Samuel Beckett begegnet, verliebt sie sich leidenschaftlich, wird jedoch schon bald bitter enttäuscht. Als dann ein lange verborgenes Geheimnis ihrer Familie ans Licht kommt, droht Lucias Hoffnung, sich aus dem Schatten des übermächtigen Vaters zu befreien, dramatisch zu scheitern.




Über Lucia Joyce wirkliches Leben ist nicht viel überliefert worden. Briefe, sowie Dr. Jungs Unterlagen wurden alle absichtlich verbrannt. 

Aus den übrig gebliebenen Eckdaten schreibt Annabel Abbs eine traurige und erzürnende Geschichte. 

Der Roman beginnt im zürcherischen Küsnacht, in der Praxis von Dr. Carl Jung. Er versucht herauszufinden, wie es ihr geht, was der Grund für ihre schwierige Gemütslage ist. Viel erzählt Lucia nicht, doch sie taucht in Erinnerungen ab und wir Leser verstehen immer mehr.

Lucia, die an verschiedenen Orten aufwuchs, fühlt sich in Paris wohl. Hier lebt Familie Joyce nun schon länger, und so langsam kommt Heimatgefühl in ihr auf. Sie tanzt leidenschaftlich und würde gern eine Karriere aufbauen, doch ihre Familie engt sie derart ein, dass sie kaum Luft zum Leben hat. Als sie sich Hals über Kopf in Samuel Beckett verliebt und ans Heiraten denkt, erhofft sie sich dadurch auch mehr Freiheit - weg von den Eltern, endlich "ihr Ding" machen. 

Doch daraus wird nichts, denn ihre Eltern zerstören jeden Funken Hoffnung, den sie hat. 

Andererseits fehlt Lucia aber auch der Mut, den Ausbruch zu wagen. Hätte sie sich den Eltern widersetzt wäre ihr Schicksal wohl anders verlaufen. Vielleicht war sie trotz aller Eingeengtheit zuhause ein wenig stolz darauf, die Muse ihres Vaters zu sein und dachte, dass er bald sein Werk beende und danach alles besser würde für sie. Dass James Joyce jahrelang an seinem "Work in Progress"-Buch sass, verbesserte die Situation natürlich nicht. Lucia war "Tochter von Beruf" - wenn nicht bei ihr, bei welcher Frau passt diese Bezeichnung besser?

Ihre Mutter Nora ist eine gehässige Schreckschraube, sie ist schrecklich eifersüchtig und nörgelt nur an Lucia herum. Und Lucias oberflächlicher Bruder Giorgio läuft nur dem Geld hinterher. Lucia ist enttäuscht, ihr geliebter Bruder wird plötzlich zum Saulus. Giorgio ist geldgierig, genau so wie sein Vater schmeisst er Geld herum - und es ist nicht mal seines. Sie selbst hatten Nichts und wurden von spendablen Gönnern finanziert, was die Familie total ausnützte. Nur Lucia hätte gerne ihr eigenes Geld verdient, doch man erlaubte es ihr nicht. 
So steckt Lucia fest in einer Stadt voller Künstler, die Neues ausprobieren, sich selbst erfinden. Nur sie selbst muss dabei zu sehen, auch ihre Freundinnen sind alle schon viel selbstständiger. 

Die Männer im Buch sind entweder grössenwahnsinnige Paschas oder feige Kerle wie Samuel Beckett. Samuel getraut sich - aus welchem Grund auch immer - nicht offen zu reden. Er war Lucias grosse Liebe, die unerwidert blieb. 

Fiktive Geschichten zu kritisieren fällt mir bedeutend leichter als solche mit realen Personen wie im vorliegenden Buch, auch wenn sie schon verstorben sind. Man weiss zwar nie, ob die Charaktere wirklich so waren oder überzeichnet sind. Trotzdem wird zumindest ein Teil Wahrheit dabei sein, Lucia war auf jeden Fall überbehütet. Deswegen hätte ich Lucia am liebsten aus dem Haus gezogen. Mein Mitleid hatte sie, die Beschreibungen machten mich traurig und wütend zugleich, so dass ich jeweils spätestens nach 40 Minuten Lesen eine Pause brauchte, um runterzukommen, bevor ich weiterlesen konnte.  


Lucias Geschichte ist bitter und macht betroffen, denn als Leser erlebt man ihre "Gefangenschaft" hautnah mit und kann nicht eingreifen. 
Ihre Gedanken fand ich extrem gut geschildert, ihr Dilemma war zu spüren. Der Autorin verleiht Lucias innerer Welt eine Stimme. Annabel Abbs ist mit der Aufarbeitung von Lucia Joyces Leben ein aussergewöhnliches Werk gelungen. 

Fazit: "Die Tänzerin von Paris" beschämt und bedrückt, und dennoch lässt einem die Geschichte nicht los. 
4 Punkte.



Blogspecial Paris


Reihenfolge der "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe"-Serie:
Band 1: Madame Picasso von Anne Girard - Eva Gouel
Band 2: Die Tochter des Malers von Gloria Goldreich - Ida Chagall
Fiktionaler Zwischenband: Rendezvous im Café de Flore von Caroline Bernard
Band 3: Die Tänzerin von Paris von Annabel Abbs  - Lucia Joyce
Band 4: Die Malerin von Mary Basson - Gabriele Münter
Band 5: Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe von Michelle Marly - Coco Chanel
Band 6: Die Muse von Wien von Caroline Bernard - Alma Mahler
Band 7: Die Dame in Gold von Caroline Trierweiler - Adele Bloch-Bauer 
Band 8: Marlene und die Suche nach Liebe von C.W. Gortner - Marlene Dietrich 
Band 9: Madame Piaf und das Lied der Liebe von Michelle Marly - Edith Piaf
Band 10: Die Malerin des Nordlichts von Lena Johannson - Signe Munch
Band 11: Frida Kahlo und die Farben des Lebens von Caroline Bernard - Frida Kahlo
Band 12: Die Diva von Michelle Marly - Maria Callas
Band 13: Grace und die Anmut der Liebe von Sophie Benedict - Grace Kelly
Band 14: Die Tochter des Zauberes von Heidi Rehn - Erika Mann
Band 15: Miss Guggenheim von Leah Hayden - Peggy Guggenheim

Donnerstag, 13. Juli 2017

Blogspecial Paris: Rendezvous im Café de Flore (Backgroundinfos / MFzKuL)

Backgroundinformationen zu "Rendezvous im Café de Flore"


Im dritten Buch, und dem einzigen dieser Reihe, das rein fiktiv ist, haut Vianne von zuhause ab, sie will in Paris ihr Glück versuchen - und auf jeden Fall nicht den älteren Dorfapotheker heiraten. Sie interessiert sich für Botanik, sammelt Pflanzen und versucht sie zu bestimmen. Ihr Traum ist, ihre Leidenschaft zum Beruf zu machen. Ob es klappt, werdet ihr beim Lesen des Buches erfahren. Mehr zum Roman erfährt ihr in der Rezension bei Kerstin auf ihrem Blog Wörterkatze. 

Das titelgebende Café de Flore wurde 1887 eröffnet und existiert noch immer. Wohl alle, die etwas auf sich gehalten haben, verkehrten in diesem Gasthaus und heute noch strömen viele Touristen herbei, die einmal die Atmosphäre auf sich wirken lassen wollen. Sartre liebte vor allem den warmen Ofen im Café ;-)

Die 20er und 30er Jahre waren geprägt von einem Aufbruch zwischen den beiden Weltkriegen. Alle, besonders die Jüngeren, träumten von einem erfüllten, möglichst selbstbestimmtem Leben und viele davon zog es nach Paris. Hier wollten sie in einer offenen Atmosphäre ihren Leidenschaften nachgehen. Oft gaben sie sich neue Namen für ihr neues Leben in Paris. 
Vor allem zog es aber viele Kunstbegabte in die Hauptstadt - Maler, Tänzer, Schriftsteller, Musiker - die sich v.a. im Pariser Quartier Montmartre trafen. Man kannte sich untereinander, zumindest vom Sehen und sah die andern als Vorbild oder Konkurrenz.


Quelle: Wikipedia
Der beschriebene englische Maler David Scott ist eine Erfindung, dennoch kann man sich gut vorstellen, dass viele Männer wie er sein Glück in Paris versuchten. Das Bild, um dass es sich im Roman dreht, wurde dem Bild "Der Spiegel" von Frank Markham Skipworth nachempfundenAuch Edgar Degas, Eduard Manet und viele weitere Maler haben sich diesem anscheinend sehr beliebten Sujet angenommen, wie im Beitrag "Frauen im Spiegel" deutlich wird.  
Im Buch hängt das Bild im Musée d'Orsay. Ein beeindruckendes Museum, dessen Besuch ich jedem Paris-Besucher nur empfehlen kann. 

Während viele anderen Frauen von einem Leben als Tänzerin, Schauspielerin, Model oder Autorin träumen - oder einfach davon reich verheiratet zu sein - will Vianne Botanikerin werden. Vianne, die auf dem oben genannten fiktiven Bild zu sehen ist, träumte davon im Jardin des Plantes, dem botanischen Garten von Paris, zu arbeiten. 
Der Garten wurde 1626 als Heikräutergarten von den Ärzten von Ludwig XIII. angelegt. Ab 1635 wurde er für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 1793 wurde das Muséum national d'histoire naturelle gegründet und der Garten wurde Teil davon. Das Museum war lange die wichtigste Naturforschungsinstitution der Welt. Fotos von 1900 zeigen wie es damals im Park aussah. Heute ist es ein Naturkundemuseum sowie eine Forschungseinrichtung. Seine Sammlung beinhaltet u.a. um die 8 Millionen Blütenpflanzen und 7 Millionen sonstige Pflanzen, Algen und Pilze. Die Pflanzenkonservierung war ein Teil von Viannes Arbeit. Die gleiche Seite wie vorher zeigt, wie es heute aussieht. 

Die Autorin beschreibt im Nachwort die ersten Monate der Widerstandsbewegung in Frankreich, in der die Institution ein Treffpunkt für einige Widerstandskämpfer war. Auch schildert sie die wertvolle Aufgabe der Frauen, die oft Dokumente schmuggelten oder Flüchtlinge versteckten. 

Buchtipps zu den Themen vom vorgestellten Roman und zu weiteren Personen, die in Paris lebten:
Anthony Doerr - Alles Licht, das wir nicht sehen
- Martin Walker - Reiner Wein (eigentlich in allen seinen Büchern spielt die Résistance eine Rolle)
- Charlotte Roth - Bis wieder ein Tag erwacht
- Ken Follett - Die Leopardin
- Vercors - Das Schweigen des Meeres
- Kristin Hannah - Die Nachtigall
- Michael Wallner - April in Paris
- Frank Maier-Solgk - Die schönsten Gärten und Parks in Paris und in der Ile de France
- Stephanie Cowell - Die Frau im grünen Kleid (über Monets Beziehung zu Camille)
- Patricia Soliman - Coco (ein Roman über Coco Chanel)


Reihenfolge der "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe"-Serie:
Band 1: Madame Picasso von Anne Girard - Eva Gouel
Band 2: Die Tochter des Malers von Gloria Goldreich - Ida Chagall
Fiktionaler Zwischenband: Rendezvous im Café de Flore von Caroline Bernard
Band 3: Die Tänzerin von Paris von Annabel Abbs  - Lucia Joyce
Band 4: Die Malerin von Mary Basson - Gabriele Münter
Band 5: Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe von Michelle Marly - Coco Chanel
Band 6: Die Muse von Wien von Caroline Bernard - Alma Mahler
Band 7: Die Dame in Gold von Caroline Trierweiler - Adele Bloch-Bauer 
Band 8: Marlene und die Suche nach Liebe von C.W. Gortner - Marlene Dietrich 
Band 9: Madame Piaf und das Lied der Liebe von Michelle Marly - Edith Piaf
Band 10: Die Malerin des Nordlichts von Lena Johannson - Signe Munch
Band 11: Frida Kahlo und die Farben des Lebens von Caroline Bernard - Frida Kahlo
Band 12: Die Diva von Michelle Marly - Maria Callas
Band 13: Grace und die Anmut der Liebe von Sophie Benedict - Grace Kelly
Band 14: Die Tochter des Zauberes von Heidi Rehn - Erika Mann
Band 15: Miss Guggenheim von Leah Hayden - Peggy Guggenheim

Mittwoch, 12. Juli 2017

Madame Picasso von Anne Girard (MFzKuL 1)





Klappentext: 

Er war der größte Künstler des Jahrhunderts – sie war die Liebe seines Lebens.  Der Maler und seine Muse. Paris, 1911: Auf der Suche nach einem neuen Leben kommt die junge Eva in die schillernde Metropole. Hier, im Herzen der Bohème, verliebt sie sich in den Ausnahmekünstler Pablo Picasso. Gegen alle Widerstände erwidert er ihre Gefühle, und eine der großen Liebesgeschichten des Jahrhunderts nimmt ihren Lauf. Eva wird Picassos Muse – und ihr Aufeinandertreffen wird sein Leben für immer verändern.  




Eva Gouel, verliess ihr Elternhaus nach einem Streit. Sie wollte nicht heiraten. Zumindest nicht irgendeinen Mann, sondern wenn, dann aus Liebe. Eva erhoffte sich von der grossen Stadt Paris ein neues, selbstbestimmtes Leben. Sie lebt in einem Pariser Wohnheim für junge Frauen. Ihre Mitbewohnerin, die Tänzerin Sylvette, verschafft Eva auf den ersten Seiten des Romans eine Arbeitsstelle als Näherin im Moulin Rouge. So kommt Eva in Berührung mit der Bohéme und lernt Pablo Picasso kennen und lieben. Ganz so einfach ist es allerdings nicht, denn beide sind anderweitig verbandelt. Allerdings in Beziehungen, die sie nur gewohnheitsmässig noch aufrecht erhalten. 


Evas und Pablos Liebes- und Lebensgeschichte erzählt Anne Girard unterhaltend und berührend auf den 478 Seiten. Man spürt das subtile Knistern zwischen Picasso und Eva durch alle Seiten hindurch. Die Autorin haucht den Protagonisten Leben ein, als Leser kann man ihre Entscheidungen nachvollziehen. 

Frau Girard baut Vieles ein, das damals en vogue war. So bekommen wir nicht nur Evas erste Autofahrt und ihren ersten Telefonanruf mit, sondern ebenso wie sie sich die angesagte Frisur dieser Zeit, den Bob, schneiden liess und wie sie zum allerersten Mal fotografiert wurde. 


Obwohl auch der Untertang der Titanic kurz als Nebengeschichte vorkommt, war es im Grossen und Ganzen eine unbekümmerte, hoffnungsvolle Zeit, in der Alles möglich schien. Leider blieb diese Zeit nicht für lange unbeschwert, denn schon bald wird das (Über-)Leben der Künstler beim Ausbruch des ersten Weltkrieges geschildert. Im Ganzen gesehen steht jedoch immer die Beziehungsgeschichte im Vordergrund. 

Mir gefiel, wie im Roman das komplette Umfeld einbezogen wurde: der berühmte Salon von Getrude Stein; Picassos Freund, der Dichter Guillaume Apollinaire; die Moulin Rouge-Entertainerin Mistinguett; ihr Freund, der Chansonsänger und Schauspieler Maurice Chevalier und viele, viele andere mehr. 


Auch wenn man Picassos Bilder nicht sehr mag, versteht man ihn und seine Kunst nach dieser Lektüre viel besser. Picasso zeigt sich mitfühlend, liebend, verletzlich. Er ist ein Maler mit Leib und Seele, aber überhaupt kein Egomane wie Chagall. Sein neuer Malstil hatte Kritiker und Verehrer, doch in seiner komplizierten Welt bewundert Pablo Picasso die Einfachheit von Eva. Und Eva wird so beschrieben, dass man sie einfach gern haben muss. Ihr Schicksal ist bekannt, und lässt nicht nur Picasso, sondern auch den Leser am Ende um sie trauern.


Ich habe den Roman verschlungen, er ist fesselnd geschrieben, er hat mich fasziniert, ist absolut lesenswert und ich kann ihn wärmstens empfehlen.


Fazit: Ein grossartiger Roman über die erste grosse Liebe von Pablo Picasso!
5 Punkte.

Blogspecial Paris


Reihenfolge der "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe"-Serie:
Band 1: Madame Picasso von Anne Girard - Eva Gouel
Band 2: Die Tochter des Malers von Gloria Goldreich - Ida Chagall
Fiktionaler Zwischenband: Rendezvous im Café de Flore von Caroline Bernard
Band 3: Die Tänzerin von Paris von Annabel Abbs  - Lucia Joyce
Band 4: Die Malerin von Mary Basson - Gabriele Münter
Band 5: Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe von Michelle Marly - Coco Chanel
Band 6: Die Muse von Wien von Caroline Bernard - Alma Mahler
Band 7: Die Dame in Gold von Caroline Trierweiler - Adele Bloch-Bauer 
Band 8: Marlene und die Suche nach Liebe von C.W. Gortner - Marlene Dietrich 
Band 9: Madame Piaf und das Lied der Liebe von Michelle Marly - Edith Piaf
Band 10: Die Malerin des Nordlichts von Lena Johannson - Signe Munch
Band 11: Frida Kahlo und die Farben des Lebens von Caroline Bernard - Frida Kahlo
Band 12: Die Diva von Michelle Marly - Maria Callas
Band 13: Grace und die Anmut der Liebe von Sophie Benedict - Grace Kelly
Band 14: Die Tochter des Zauberes von Heidi Rehn - Erika Mann
Band 15: Miss Guggenheim von Leah Hayden - Peggy Guggenheim

Dienstag, 11. Juli 2017

Blogspecial Paris: Die Tochter des Malers von Gloria Goldreich (MFzKuL 2)

Backgroundinformationen zu "Die Tochter des Malers" von Gloria Goldreich



In diesem Roman wird das Leben von Ida und Marc Chagall erzählt. Die Rezension dazu findet ihr bei Kerstin auf Ihrem Blog Wörterkatze. Chagall war ein schwieriger Mensch, nicht nur im Roman, sondern wohl auch in echt, wie sein Sohn David McNeil der Berliner Zeitung erzählteBei Roman mit fiktiven Personen ist es einfacher, Charaktere zu kritisieren als bei Romanen mit echten Personen. Chagall kam extrem egozentrisch rüber, klar ist ein Künstler voll bei seiner Malerei, aber sich derart aufspielen - nein danke. Zumindest die zwei folgenden Bücher in unserem Blog-Special beweisen, dass Künstler sich trotz aller Liebe zur Kunst, sich auch mitmenschlicher verhalten können.

Marc Chagall wurde im Juli 1887 in Russland in der Nähe von Witebsk geboren und besuchte mit 20 Jahren eine Kunstschule. 1910 zog er nach Paris, doch nach einigen Jahren ging er wieder zurück in seine Heimat. 1922 verliess er Russland, zuerst ging es für ein Jahr nach Berlin, danach nach Paris. Er starb 1985 im französischen Saint-Paul-de-Vence. 

Seine Tochter Ida (1916 - 1994) wuchs wohlbehütet auf, wurde verwöhnt. In einem Ferienlager lernte sie Michel Rapaport, bzw. Michel Gordey wie er sich seit Amerika nannte, kennen und lieben. Da ich ihn, und Marc Chagalls spätere Partnerin Virginia Haggard McNeil, viel sympathischer fand als die Chagall-Familie, wollte ich für diesen Bericht ihre weiteren Lebenswege schreiben, doch ich habe kaum etwas gefunden. Über Michel Gordey fand ich rein gar nichts, über Virginia nur wenig mehr.

Virginis Haggard McNeil hatte eine kleine Tochter namens Jean, als sie von Ida als Haushälterin für Chagall angestellt wurde. Bald war sie die Geliebte des Malers und gebar einen Sohn, David McNeil. Im Roman hiess es, Chagall wollte ihn nicht, da Virignia noch im Trauerjahr nach Bellas Tod schwanger wurde. 
Virgins empfand ich als die stärkere Frau als Ida, sie wollte eine richtige Liebesbeziehung und Gleichberechtigung, was sie aber von Marc Chagall nicht bekam. Dies lag nicht an ihr, sondern an ihm. Sogar Bella und Ida waren seine Untertanen und hatten zu tun was er sagte, von daher ist es bewundernswert, dass Virginia sich oft durchsetzen konnte und sich schlussendlich von Marc trennte. Sie heiratete später den belgischen Fotografen Charles Leirens und zog nach Belgien. Seither wurde es still um sie, sie verstarb 2006.
In den 80er erschien ihr Buch "Sieben Jahre der Fülle: Leben mit Chagall". In diesem französischsprachigen Video berichtet sie über ihr Leben. Viel mehr habe ich zu ihr leider nicht gefunden, ausser die englische Seite über die drei Musen Chagalls. 

Wer sich wie ich mehr für die farbenprächtigen Bilder Chagalls und weniger für seine Person interessiert, kann sich diese in verschiedenen Museen anschauen:

- In Nizza zeigt das staatliche Museum Marc Chagall eine vollständigen Überblick über sein Werk. 
- Von Mitte September bis Ende Januar wird im Kunstmuseum Basel eine Spezialausstellung mit seinen Bildern zu sehen sein, "Die Jahre des Durchbruchs", und zeigt Bilder aus seinem Werk zwischen 1911 und 1919. 
- Er gestaltete auch ausdrucksstarke Kirchenfenster, die im Fraumünster in Zürich und in der Kirche St. Stephan von Mainz zu sehen sind.



Reihenfolge der "Mutige Frauen zwischen Kunst und Liebe"-Serie:
Band 1: Madame Picasso von Anne Girard - Eva Gouel
Band 2: Die Tochter des Malers von Gloria Goldreich - Ida Chagall
Fiktionaler Zwischenband: Rendezvous im Café de Flore von Caroline Bernard
Band 3: Die Tänzerin von Paris von Annabel Abbs  - Lucia Joyce
Band 4: Die Malerin von Mary Basson - Gabriele Münter
Band 5: Mademoiselle Coco und der Duft der Liebe von Michelle Marly - Coco Chanel
Band 6: Die Muse von Wien von Caroline Bernard - Alma Mahler
Band 7: Die Dame in Gold von Caroline Trierweiler - Adele Bloch-Bauer 
Band 8: Marlene und die Suche nach Liebe von C.W. Gortner - Marlene Dietrich 
Band 9: Madame Piaf und das Lied der Liebe von Michelle Marly - Edith Piaf
Band 10: Die Malerin des Nordlichts von Lena Johannson - Signe Munch
Band 11: Frida Kahlo und die Farben des Lebens von Caroline Bernard - Frida Kahlo
Band 12: Die Diva von Michelle Marly - Maria Callas
Band 13: Grace und die Anmut der Liebe von Sophie Benedict - Grace Kelly
Band 14: Die Tochter des Zauberes von Heidi Rehn - Erika Mann
Band 15: Miss Guggenheim von Leah Hayden - Peggy Guggenheim

Montag, 10. Juli 2017

Blogspecial: Paris Ankündigung

Paris - die Stadt der Liebe und der Kunst


Es gibt eine Menge toller Bücher über diese faszinierende Stadt in Frankreich. Da unser Nachbarland am Freitag seinen Nationalgeburtstag feiert, fanden wir, dies sei die perfekte Woche für ein Paris-Bücher-Special.

Auch heute noch muss man mindestens einmal im Leben in Paris gewesen sein. Vor einem Jahrhundert war Paris der Traum vieler Menschen, sie erhofften sich in der Stadt ein neues Leben. Einige dieser Personen waren Eva Gouel und Vianne. Für Picasso, Chagall und viele andere Maler, Artisten und Schriftsteller galt dasselbe, in Paris versuchten sie bekannt zu werden mit ihrer Kunst. 

Taucht diese Woche mit mir und Kerstin vom Blog Wörterkatze ein ins Paris der Hoffnung und gelebter Träume und begleitet einige ehemalige und zum Teil berühmte Bewohner der französischen Hauptstadt.

Von Dienstag bis Freitag erscheint jeden Tag eine Rezension auf dem einen, und die passenden Background-Informationen auf dem anderen Blog. Zusätzlich könnt ihr - danke an den Aufbau Verlag! - das jeweils vorgestellte Buch gewinnen. Am Samstag "sprechen" wir über die in der Woche präsentierten Bücher, am Sonntag erfolgt die Auslosung derselben. 

Hier seht ihr, welches Buch wann und wo vorgestellt wird: 

Dienstag 
Die Tochter des Malers: Rezension bei Kerstin und Backgroundinfos bei mir

Mittwoch 
Madame Picasso: Rezension bei mir und Backgroundinfos bei Kerstin

Donnerstag
Rendezvous im Café Flore: Rezension bei Kerstin und Backgroundinfos bei mir

Freitag 
Die Tänzerin von Paris: Rezension bei mir und Backgroundinfos bei Kerstin 

Samstag 
Gespräch zwischen Kerstin und mir zu den vorgestellten Büchern

Sonntag 
Ihr könnt euch bis Sonntag um 18:00 Uhr jeweils beim Backgroundbeitrag in den Kommentaren eintragen, wenn ihr das vorgestellte Buch gewinnen möchtet. Am Montag geben wir die Gewinner bekannt. 


Viel Spass dabei wünschen wir euch jetzt schon und: Vive la France!
Anya und Kerstin

Sonntag, 9. Juli 2017

Büsis anstatt Bücher

Der Grund dafür, dass diese Woche die angekündigten Posts nicht erschienen, liegt hier:


Wir waren diese Woche relativ spontan auf "Katzenschau" und haben uns gestern entschieden, dass diese zwei Vierbeiner ab nächstem Samstag ein Zuhause bei uns finden werden. Sie sind schuld, dass ich diese Woche ausnahmsweise mal nicht an Bücher dachte, sondern nur an Büsis (=Schweizerdeutsch für Katzen).

Die Entscheidung fiel schlussendlich doch leichter als gedacht, denn von den beiden Weibchen (und ihren zwei männlichen Geschwistern) haben wir Mutter und Vater gesehen, sonst immer nur die Mutter. Ausserdem sind sie sich bereits an das Leben in der Wohnung inklusive Balkon gewöhnt. Auch wenn unser Balkon viel grösser ist und durch das offene Geländer mehr Sicht nach aussen ist, als sie bisher kennen. Andere besichtigte Katzen wohnten alle in einem separaten Raum, waren bereits fünf Monate alt oder haben uns in der Farbe nicht so gut gefallen wie "unsere". Es war wohl wirklich Liebe auf den ersten Blick! 

Nur bei zwei Ragdoll-Kitten, mussten wir länger überlegen. Bei  ihnen stimmte alle Umstände, ausser dass sie aktuell drei Wochen alt sind und sie erst im September bei uns einziehen könnten. Der Einzug unserer beiden Scottish Fold-Kitten passt zeitlich perfekt zum Ferienbeginn, meine Tochter und mein Mann haben Ferien (5 und 3 Wochen) und so können wir uns alle gemeinsam um unseren neuen Familiennachwuchs kümmern und uns an einander gewöhnen.

Bis dahin gibt es noch viel zu tun, ich kann mich nicht mehr vor dem Fensterputzen drücken ;-) 
Aber es ist nötig, so ist es bis nächsten Frühsommer erledigt und wir können die Netze gut anbringen. Kratzbäume sind bestellt, die müssen Mitte Woche zusammengebaut werden und dann heisst es nochmals gründlich putzen (damit ich nicht gleich in den ersten Tagen den Staubsauger rausholen muss) und Kleinzeugs - besonders im Kinderzimmer - zu verräumen. Aber egal, dieses eine Mal räumt sogar meine Tochter gerne auf! Unsere Vorfreude ist gross und ich werde euch gerne wieder einmal Fotos von den beiden Rackern zeigen.

Damit dies kein buchloser Beitrag wird, mach ich euch gerne nochmals auf die Paris-Woche aufmerksam, die morgen Montag wie geplant auf meinem und Kerstins Wörterkatze-Blog beginnt. Schaut rein! 



Sonntag, 2. Juli 2017

Lesebiografie Juni 2017

- Tödliches Treibgut von Denzil Meyrick 
Mitternacht in Manhattan von Sarah Morgan (Band 1.5 der Manhattan-Serie) 
- Portugiesische Rache von Luis Sellano (Band 2) 
- Meine zauberhafte Eisdiele in der Provence von Elizabeth Bard
- Der Galgen von Tyburn von Ben Aaronovitch (Peter Grant 6) 
- Flavia de Luce 8 - Mord ist nicht das letzte Wort von Alan Bradley 
- Stille Wasser (Brunetti 26) von Donna Leon 
- Provenzalisches Feuer (Pierre Durand 4) von Sophie Bonnet 
- Fliedersommer von Cathy Bramley
- Ein Sommergarten in Manhattan von Sarah Morgan (Rezension folgt nächste Woche) 
- Beklage deine Sünden (Kincaid & James 17) von Deborah Crombie
- Madame Picasso von Anne Girard 
- Rendezvous im Café de Flore von Caroline Bernard 


Mein Lese-Juni war recht gut, einige tolle Bücher sind dabei. Wie meistens aber auch einige mit ein paar Mängeln, zum Beispiel überzeugte mich das Ende von "Stille Wasser nicht. Ein paar Rezensionen stehen noch aus, über Morgans Sommergarten berichte ich kommende Woche, über "Provenzalisches Feuer" wohl auch, meine Meinung zu den anderen Krimis werde ich kurz und bündig und zusammengefasst in einem Post bringen.

Spannend wird es in der zweiten Juliwoche: 
Vom 10. bis 15. Juli gibt es bei mir und bei Kerstin auf dem Blog Wörterkatze ein Paris-Blogspecial zu vier Büchern des atb Aufbau Verlags. Es erwarten euch Rezensionen zu "Madame Picasso", "Die Tochter des Malers", "Rendezvous im Café Flore" und "Die Tänzerin von Paris", dazu Hintergrundinformation zu den jeweils vorkommenden Künstlern oder Literaten sowie Ausflugsmöglichkeiten zu entsprechenden Museen und weitere interessante Bücher zum Thema. Zum Abschluss der Woche könnt ihr eins der Bücher gewinnen.

In der Woche darauf jährt sich der Todestag von Jane Austen zum 200. Mal. Wenn nicht jetzt, wann sonst ist der ideale Zeitpunkt um sich gehäuft Romanen, die sich um Jane selbst drehen oder ihre Veröffentlichungen in die heutige Zeit adaptieren, zu zuwenden? Es erwarten euch Rezensionen zu "Vermählung", "Jane Austen bleibt zum Frühstück", "Das geheime Tagebuch der Lizzie Bennet" und vielleicht noch weitere Jane-Austen-look-a-like-Romane. Aber...

...ich weiss noch nicht wie es lesezeitmässsig aussieht. Denn wir haben uns entschieden in unsere Familie ein, zwei Büsis aufzunehmen und wahrscheinlich werden wir in der nächsten Zeit öfters unterwegs sein, um uns mögliche neue Familienmitglieder anzuschauen - wie bereits heute, als wir sehr spontan schon mal erste Büsis gucken konnten. Jöö sag ich da nur :-) Und dann heisst es dann auch, die Wohnung katzensicher zu gestalten. Genug zu tun also! 

Lesetechnisch werde ich mich im Juli meinem SuB zuwenden. Wie am Donnerstag berichtet, schliesse ich mich der Challenge "Sub den Sommer" von Anna von Inkofbooks an. Mal sehen, wie viele der 14 Aufgaben ich bewältigen werde. 
Abgesehen davon freue ich mich auf "Der Duft von Honig und Lavendel" von Donatella Rizatti und einige andere Sommerbücher wie "Mirabellensommer" - ich hoffe, ich habe ganz viel Zeit zum Lesen im Juli und August! 

Falls ihr nach sommerlichen Lese-Anregungen sucht, lege ich euch meine Sammlung von Sommer-Titeln ans Herz :-)

Einen wunderschönen Juli wünsche ich euch!