Umgeben von sanften Pyrenäenausläufern und berühmt für seine Gewürzpaprika, lädt das malerische Espelette alle zu einer Rast ein, die hier auf dem Jakobsweg vorüberwandern. Doch ein Schatten fällt auf das Idyll, als ein Schäfer aus dem Dorf brutal getötet wird. Dem von der baskischen Polizei zu Hilfe gerufenen Luc Verlain kommen die schweigsamen Dorfbewohner seltsam mitleidlos vor, und bald schon stößt er auf so einige schlüssige Mordmotive. Waren die vom Schäfer abgegebenen Luftschüsse, wenn Pilger seinen Weiden nahekamen, den Hoteliers ein zu großer Dorn im Auge? Hat sein Einsatz für den Wolf, der in der Gegend umgeht, seine Schäferkollegen zu sehr aufgebracht? Und weshalb war er ein so menschenscheuer Einzelgänger?
Der bereits neunte Band der "Luc Verlain"-Reihe spielt in der Ortschaft Espelette im französischen Baskenland. Das Dorf ist bekannt für seine Gorria-Schoten, gemahlen bekannt als Piment d'Espelette. Ausserdem geht hier eine Etappe des Jakobweges entlang.
Eine Pilgergruppe wird oberhalb des Dorfes von einem Schuss davon abgeschreckt, näher zu den Schafweiden von Jacques aufzuschliessen. Auch im Tal haben sie Angst vor Jacques, weil, wie er selbst sagt, er kaum spricht und die Bewohner deshalb nicht wissen, was er denkt. Viel mehr, ausser, dass er wie ein Eremit lebt und Wolfsschützer ist, weiss man tatsächlich nicht über ihn.
In den ersten Kapiteln werden neben Jacques andere ausgewählte Einwohner von Espelette vorgestellt, dies sehr akkurat, so dass man diese Figuren gut kennenlernt.
Erst als jemand ermordet wird, kommt Luc - und nein, leider nicht Yacine - sondern Commissaire Gilen Etxeberra aus Biarritz - aber okay, Gilen hat sich total gewandelt und kann sogar nett sein plus gut mit Luc zusammenarbeiten - und eine neue Kommissarin namens Rose Schillinger ins Spiel. Die neue Kollegin, die nach einem Jahr Pause ihren Dienst wieder aufnimmt, ist schon älter und ein ziemliches Reibeisen. Man ist gespannt, wie sie sich entwickeln wird. In Luc und Gilen findet sie jedenfalls keine Freunde, so unlustig, harsch und sonderlich, wie sie sich gibt.
Vor Ort treffen Luc, Gilen und Rose nicht nur auf die anfangs vorgestellten Dorfbewohner, sondern auch auf die junge Brigadière Inaki, eine junge Dorfpolizistin, die leider öfters wegsieht. Einerseits versteht man ihre Beweggründe, andererseits sollte sie zumindest mit den Kommissaren kooperieren. Denn dieser Mordfall wird ohne Zusammenhänge zu erkennen nicht zu lösen sein. So tappen die Ermittler, am Ende verstärkt durch Anouk, lange im Dunkeln, bis es schon fast zu spät ist und vielleicht noch jemand getötet wird.
Alexander Oetker lässt die Spannungskurve in "Wolfstal" kontinuierlich aufsteigen. Er erläutert ausserdem aktuelle Probleme dieses Landstreifens, blickt auf alte Konflikte zurück wie zum Beispiel die ETA und nimmt uns mit ans Meer. Die Region Pyrénées-Atlantiques und der weite Ozean werden sehr anschaulich geschildert, so dass man unweigerlich Meerweh bekommt und die salzige Meeresluft fast schon riechen kann.
Im Epilog gibt es einen, trotz Mord-Tragik, humorvollen Ausblick auf Band 10, der bereits im Frühling 2026 erscheinen soll. Ein Toter am FKK-Strand und nur die Kommissare wissen, um wen es sich dabei handelt.
Fazit: "Wolfstal" ist längst nicht so mild wie Piment d'Espelette, sondern hat Würze und gipfelt in einem mitreissenden Finale.
5 Sterne.
Reihenfolge:
Band 1: Retour
Band 2: Château Mort
Band 3: Winteraustern
Band 4: Baskische Tragödie
Band 5: Rue de Paradis
Band 6: Sternenmeer
Band 7: Revanche
Band 8: Wilder Wein
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