Freitag, 8. Juni 2018

Die Blütenmädchen von Valentina Cebeni

Klappentext:
Mit gebrochenem Herzen kehrt Dafne in ihr Heimatdorf in der Toskana zurück. Dort will sie über eine verlorene Liebe hinwegkommen und ihr Leben wieder selbst in die Hand nehmen. Als sie die Werkstatt ihres Großvaters betritt, hat sie eine Idee: Sie wird diese neu eröffnen, um geliebte, aber ausgediente Gegenstände zu restaurieren und ihnen zu neuem Leben zu verhelfen. Der junge Handwerker Milan unterstützt sie dabei. Doch dann fällt Dafne eine alte Taschenuhr in die Hände, die derjenigen Milans zum Verwechseln ähnlich sieht. Sie ahnt plötzlich, dass er nicht zufällig in ihr Dorf gekommen ist.


Valentina Cebeni erster auf Deutsch erschienener Roman "Die Zitronenschwestern" konnte mich nicht überzeugen, zu düster war mir die Atmosphäre. Als ich das Cover des neuen Romans sah und den Klappentext las, hörte sich das weit freundlicher an und ich wollte der Autorin nochmals eine Chance geben.

In "Die Blütenmädchen" hat Dafne eine Affäre mit ihrem verheirateten Chef, der sich nicht von seiner Ehefrau trennen will. Als diese schwanger wird, beendet Dafne die Beziehung und geht von Rom weg, zurück in ihr Heimatdorf zu ihrer Grosstante Clelia. Bei ihr ist sie aufgewachsen, für Dafne war sie immer die Grossmutter, die sie nicht hatte. In der Werkstatt ihres verstorbenen Grossonkels/Grossvaters Levante verbrachte Dafne viele glückliche Stunden in ihrer Kindheit - als sie diese betritt, ist für sie klar, dass sie hier arbeiten möchte. Zusammen mit Milan, der in der Werkstatt Unterschlupf suchte. Dafne findet bei seinen Sachen eine alte Uhr, die ihr sehr speziell vorkommt. Kurz darauf entdeckt sie eine genau gleiche zweite Uhr und sie spürt, dass da eine Verbindung sein muss. Dieser Geschichte will sie nachgehen. Und da ist auch noch ihr wiederkehrender Traum von einem Mädchen mit einer roten Baskenmütze.

Der Roman hat einige Haken: 
Zum einen sind die Charakter schwierig. Milan ist ein stiller, ruhiger Mann, der aber auch eine andere Seite hat, wie Dafne irgendwann feststellt. Dass er kaum etwas über sich erzählt, macht ihn geheimnisvoll, nicht fassbar und auch nicht sympathisch. Dafne fand ich auch keine leichte Person. Sie sieht oder erlebt viele Situationen, die für sie nicht klar erscheinen. Anstatt die Situation ganz einfach durch eine kurze Frage aufzuklären, denkt sie sich ihren Teil und malt sich weiss was nicht aus und zieht sich zurück, böse auf die Person und die ganze Welt. Alle paar Seiten wieder, was mich mit der Zeit beim Lesen fast wahnsinnig machte. Ja, durch solche falsch verstandene Situationen kann man einen Roman locker künstlich um 100 Seiten verlängern. Dafne wirkt sehr selbstsüchtig und scheint sich nur für die Geschichten von ihr nicht nahe stehenden Leuten zu interessieren, zu Dialogen scheint sie nicht fähig zu sein. 

Zum anderen wird einiges nur angedeutet und nie fertig erzählt. Diese logistische Oberflächlichkeit zieht sich durch den ganzen Roman, wie beim Beispiel Milan klar erkennbar ist: er taucht einfach so auf, wird einfach so eingestellt und kann einfach so dort wohnen ohne sich z.B. auf der Gemeinde zu melden. Aber auch Dafne löst ihre Wohnung und ihr Arbeitsverhältnis in Rom nie auf; Personen, die Dafne angeblich wichtig waren, tauchen plötzlich nie mehr auf. Und von diesen unlogischen Beispielen gibt es noch viel mehr. Für mich darf ein Roman nur wenig davon haben, sonst wirkt alles künstlich und unglaubwürdig.

Im Zentrum steht diese Werkstatt mit alten Dingen, in denen Dafne Geschichten der Vorbesitzer sieht und den Dingen wieder neues Leben einhauchen will. Möglichst so, dass die neuen Besitzer eine Erinnerung an früher hat. Porträtiert wird diese Werkstatt in einer Ortschaft namens Torralta irgendwo in Italien. Die Idee, eine Restauratorin, die alten Dingen durch deren Geschichten neuen Sinn gibt, fand ich gut.

Aber nun wurde mir klar, wieso ich mit dem ersten Roman so Mühe hatte. Hier sind die Umstände ganz anders, eigentlich fröhlicher und lieblicher als auf der Insel mit der patriarchalischen Struktur. Und so fällt auf, was den Romanen von Valentini Cebeni fehlt: Leben, Charme und Emotionen. Eigentlich wäre alles vorhanden für eine wirklich gute Geschichte, in die man eintauchen kann und in der man spürt, riecht, hört und miterlebt. Doch der Zauber der Gegenstände, die Dafne verschönert, verschliesst sich und konnte mir nicht näher gebracht werden. Wenn Cebeni von Schnee draussen schreibt, dann spüre ich nicht, wie Dafne dabei empfindet. 

Dazu kommt, dass ich die Auflösung der Uhrenstory zu wenig interessant empfand; und dann bringt sie erst noch kein Ende mit sich. Die Autorin kommt nämlich auf den letzten 100 Seiten mit etwas ganz anderem hervor. Sie zieht plötzlich weitere Geheimnisse aus ihrem Schriftstellerhut und bastelt daraus eine zusätzliche Erzählung. Da vorher mit keinem Wort etwas davon erwähnt wurde, fand ich die Handlung an den Haaren herbeigezogen und überflüssig. Man hätte dies geschickter in die Gesamthandlung einbauen können, damit eine stimmige Geschichte daraus geworden wäre. Auch erschloss sich mir bis zuletzt der Zusammenhang des Titels mit dem Inhalt in keinster Weise. 

Die Autorin vermag es nicht ihren Geschichten Atmosphäre einzuhauchen, wie es anderen Autoren scheinbar spielend gelingt. Die selbe Geschichte, von anderen Autorinnen geschrieben, würde plausibler und gefühlsvoller wirken, aber Cebenis simpler Erzählstil bleibt auf der unbeseelten Seite und konnte mir keine Emotionen vermitteln.

Fazit: Eigentlich eine gute Geschichte, wenn sie nicht so emotionslos daher kommt. Ich werde einfach nicht warm mit Cebenis befangenem, unnahbaren Schreibstil. 
3 Punkte. 

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