Es ist Juli auf Kreta, und die Zeit der langen, warmen Nächte hat begonnen. Früh am Morgen wird Michalis Charisteas zu einem Tatort im äußersten Nordwesten Kretas, zur Lagune von Balos, gerufen. An der Spitze der unbewohnten Halbinsel Gramvousa liegt diese traumhaft schöne Lagune, die mit ihrem flachen, türkisfarbenen Wasser und dem langgezogenen feinen Sandstrand bei Touristen sehr beliebt ist. An diesem malerischen Ort ist in der Nacht eine Motorjacht gegen die Felsen gerast. Drei Menschen sind tot. Der Leiter des Polizeireviers von Kissamos geht von einem tragischen Unfall aus, vermutlich unter Alkoholeinfluss. Doch der Sohn des Bootsbesitzers, dessen Verlobte auch ums Leben kam, glaubt an einen gezielten Mordanschlag. Michalis und sein Kollege Koronaios geraten bei ihren Ermittlungen in ein Geflecht der Rache und ohnmächtiger Verzweiflung, und zum ersten Mal ist Michalis gezwungen, seine Dienstwaffe einzusetzen.
Schlafen? Wird überbewertet. Die "Bösen" auf Kreta agieren aktuell gerne Nachts. Weshalb Michalis Charisteas und Pavlos Koronaios in ihrem fünften Fall viel zu wenig Schlaf bekommen. Zuerst zerschellt ein Boot an einem Felsen, mitten in der Nacht, und nicht nur die beiden Kommissare werden zum Tatort gerufen, auch Jorgos und sogar Karagounas erscheinen vor Ort. Dass der Polizeihef himself hinkommt ist schon sehr speziell - auch einige andere Dinge, die er in diesem Fall macht.
Die Kreter mögen es zu tratschen, reden aber gar nicht gerne mit der Polizei. In diesem Fall haben es Michalis und Koronaios mit schwierigen Zeitgenossen zu tun: zum einen schützt Revierleiter Christos Minotis seine Dorfbewohner eher, als dass er den Kommissaren etwas preisgibt, zum anderen hauen Zeugen immer wieder ab, und niemand erzählt wirklich etwas Bedeutendes. All das, plus weitere Nachtruhestörungen, erschweren die Ermittlungen der beiden Kommissare aus Chania.
In all dem Gewirr schaffen es Michalis und Pavlos dann doch noch Licht in die dunkle Nacht zu bringen. Privatleben ist kaum drin. Dabei hat Michalis etwas im Sinn. Leider hat seine Familie Wind davon bekommen. Und, erraten, die Familie gibt kaum Ruhe, bis Hannah wieder im Land ist.
Thematisch geht es in "Kretische Nacht" unter vielem anderen um Archäologie und Tourismus, auch um Korruptionsverdacht (warum darf der eine an bester Strandlage bauen und der andere nicht?), ein bekanntes Thema an Urlaubsdestinationen weltweit und leider immer wieder aktuell. Nikos Milonas nähert sich dem Thema an und umrahmt damit seinen neuesten Kriminalroman.
Mit diesem fünften Fall hat der Autor erneut einen intensiven und fesselnden Fall geschaffen. Oftmals gibt es in Krimi-Reihen so um den vierten oder fünften Band herum schwächere Fälle, doch Nikos Milonas hält bisher den Spannungsbogen konstant hoch. Vielleicht gibt es im nächsten Band auskunftsfreundlichere Zeugen, so dass für Abwechslung gesorgt ist. Obwohl ihm die Ideen für weitere Fälle wohl nicht so schnell ausgehen.
Eine schlaflose Nacht haben vielleicht auch die einen oder anderen Leser - nicht weil sie wie Charisteos aus dem Schlaf gerissen wird, sondern weil sie erst gar nicht ans Schlafen denken, solange dieser Band nicht ausgelesen ist.
Fazit: Auch diesen kniffligen Fall lösen Charisteas und Koronaios gekonnt!
5 Punkte.
Reihenfolge:
Band 1: Kretische Feindschaft
Band 2: Kretischer Abgrund
Band 3: Kretisches Schweigen
Band 4: Kretische Ehre
Band 5: Kretische Nacht
Band 6: Kretisches Rätsel
ich höre zurzeit den 5. und letzten Teil rund um Michalis Charisteas und bin traurig, wenn es zu Ende ist. Sind Fortsetzungen von der Reihe geplant? Ich würde mich über eine Antwort freuen.
AntwortenLöschenHallo Marie
Löschenja, der Autor schreibt bereits an Band 6. Ich hab ihn über Insta gefragt :-)
Viel Spass beim Hören
Anya
Oh, das hört sich vielversprechend an - auch wenn meine Onleihe aus irgendeinem Grund erst ab Band 2 ausgestattet ist - aber fürs Reinlesen geht das sicher auch!
AntwortenLöschenDas hab ich mich bei den Onleihen auch schon gefragt, oft gibt es Reihen ab Band 3 oder 4 und die ersten fehlen völlig, da hattest du mit dem fehlen von nur dem ersten Band fast noch Glück :-)
LöschenLG, Anya