Donnerstag, 13. April 2023

Die Bibliothek der Hoffnung von Kate Thompson

Klappentext: 
London, 1944: In der stillgelegten U-Bahn-Station Bethnal Green suchen die Londoner Schutz vor den Fliegerbomben. Hier haben sie sich eine Art neues Leben aufgebaut, es gibt sogar ein Theater, einen Kindergarten – und eine kleine Bibliothek. Die hilfsbereite Clara Button und die rebellische Ruby Munroe haben unzählige Bücher vor den Bomben gerettet, jetzt schenken sie vor allem Frauen und Kindern Ablenkung, Wissen und Hoffnung. Doch je länger der Krieg dauert, desto härter wird die Entschlossenheit der Frauen, stark zu bleiben, auf die Probe gestellt – denn es könnte die Leben derer kosten, die ihnen am nächsten stehen.


Dass Menschen vor Bombenangriffen Schutz in U-Bahn-Stationen suchen, ist uns heutzutage spätestens seit den Bildern von letztem Jahr aus der Ukraine bekannt. Nicht nur Schutz, sondern auch eine Zuflucht und eine Art Wohnungsersatz bot im zweiten Weltkrieg auch eine Londoner Tube-Station. 

In der Haltestelle Bethnal Green gab es neben Schlafmöglichkeiten und anderem auch eine kleine Bibliothek. Bücher, das wissen wir seit der Pandemie, sind keine Luxusgegenstände, sondern tägliche Notwendigkeit. Buchhandlungen und Bibliotheken können den Menschen viel Gutes tun. Nicht nur für Kinder, die lesen lernen und denen damit eine ganz neue Welt eröffnet wird, sind Bücher ein grosser Segen. Dies denkt auch Clara Button, die Leiterin der Bibliothek in der Station Bethnal Green, um die es in "Die Bibliothek der Hoffnung" geht. Zusammen mit ihrer Mitarbeiterin Ruby Munroe unternehmen sie alles Mögliche und Unmögliche, um den Kindern und Frauen im Shelter und draussen in den Fabriken das Lesen zu ermöglichen. 

Clara hat ihren Mann im Krieg verloren, sie liebt ihre Arbeit, aber ihre Mutter und ihre Schwiegermutter gängeln Clara immer wieder. Die beiden wollen, dass Clara aufhört zu arbeiten. Ruby hat ihre Schwester verloren und fühlt sich schuldig. Hilflos fühlt sie sich gegenüber ihrer Mutter Netty, die von ihrem zweiten Mann Victor, einem Alkoholiker, geschlagen wird. Ihre Mutter kommt nicht los von ihm. 

Eines Tages sucht ein Ami-Soldat Ruby - sie hat Eindruck hinterlassen und er gäbe alles, damit sie erneut mit ihm ausgeht. Doch Ruby stellt Forderungen. Nach allem was sie sah, glaubt sie nicht an die Liebe. Als eines Abends Clara auf dem Heimweg belästigt wird, hilft ihr Sanitäter Billy. Der Pazifist leidet enorm unter der Kriegszeit, verliebt sich in Clara. Doch ist sie bereit?

Die Kapitel widmen sich abwechselnd Ruby oder Clara. Die zwei Frauen sind sehr gegensätzlich und doch wurden sie schnell zu besten Freundinnen. Neben ihnen beiden werden noch viele weitere Schicksalsgeschichten erzählt, die erstaunlich gut in die Hauptgeschichte eingewebt sind. Etwa die von Tubby und Sparrow, die der Shelter-Leiterin Mrs Chumbley, Mr Pepper, Beatty und Marie und viele weitere mehr. Neben Victor gibt es noch weitere "Bösewichte": besonders in der Figur von Mr Pinkertone-Smythe, ein Vorsitzender des Bibliothekenausschusses und Chef von Clara. 

Die Autorin erzählt im Nachwort, belegt mit Fotos, was damals genau passierte mit der Bibliothek und Bethnal Green und was sie daraus für ihren Roman verwendet hat, ebenso was fiktiv ist. 

Es sind enorm intensive fünfhundert Seiten. Ich musste das Buch immer mal wieder weglegen. Nicht weil es langweilig war, im Gegenteil, sondern nur, um das Gelesene zu verdauen. Denn Kate Thompson schildert anschaulich die Brutalität des Alltags normaler Menschen während dem Kriegsgeschehen und dies auf eine enorm eindrückliche Art und Weise. Es war nicht nur bloss eine Bibliothek, nicht nur Unterkunft, sondern eine enge Gemeinschaft, die viel miteinander erlebten und alle einander halfen. Die Autorin nimmt die Leser*innen mitten hinein nach Bethnal Green und lässt sie ganz nah an Clara und Ruby das Geschehen miterleben. 

Für mich war auch der Ausflug nach Jersey sehr interessant, denn was damals auf den Kanalinseln ablief, hab ich bisher noch nie mitbekommen. 

Fazit: Ein grandioser Roman - emotional, und doch sehr bodenständig. Jetzt schon eins meiner Jahreshighlights im Jahr 2023! 
5 Punkte.



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