Freitag, 23. Oktober 2015

Krimi: Mord auf der Levada von Joyce Summer

Klappentext: 
Eigentlich wollte die Hamburger Café Besitzerin Pauline mit ihrem Mann Ben einen geruhsamen Schnorchel- und Wanderurlaub auf Madeira verbringen. Aber gleich kurz nach ihrer Ankunft stolpert sie über den ersten Toten. Als sie auf eigene Faust Nachforschungen beginnt, muss sie feststellen, dass die Spuren zum Tod des letzten Habsburger Kaisers führen. Was hat dieser mit dem Mord und einem Flugzeugabsturz zu tun? Der einheimische Comissário glaubt nicht so recht an Paulines Theorien und schon bald schwebt sie in größter Gefahr.



Da hatte ich von Madeira bisher nur immer in Zusammenhang mit Sissi oder mit Schnaps gehört und dann komm ich zum Vergnügen, innerhalb dreier Monate gleich zwei Bücher zu lesen, die auf Madeira spielen. Das erste war ein Roman, "Das Lied der Sturmvögel" von Anna Levindas zweite Buch ist ein Kriminalfall von der Autorin Joyce Summer, die mir das eBook zur Verfügung stellte - erst noch mit elektrischer Widmung sozusagen, das fand ich ja ganz herzig :-) Herzlichen Dank, Joyce ! 

Kaffeebesitzerin Pauline macht mit ihrem Ehemann Ben Ferien auf Madeira. Sie waren schon einmal da - und weil es ihnen gefallen hat, buchten sie erneut. Doch der Urlaub ist schon bald betrübt, da Pauline beim Joggen eine Leiche entdeckt. Comissàrio Avila verdächtigt das deutsche Paar zuerst, doch bald schon hat er weitere Verdächtige zur Hand. Der Tote, Lucca DeFreitas, scheint nicht nur jovial gewesen zu sein, sondern auch politisch verstrickt, hatte einige heimliche Affären und zwei uneheliche Kinder. 

Pauline und Ben lenken sich vom Todesfall ab, in dem sie die Insel erkunden und sich bei einer Tauchschule wegen einem Tauchgang erkundigen. Dort treffen sie auf einen arroganten Schweizer (leider kommen wir Schweizer sehr schlecht weg im Buch), der kurz darauf spurlos verschwindet. Nun steht Avila gleich vor zwei ungelösten Fällen in dem sonst ruhigen Madeira und wieder verdächtigt er zuerst Pauline und Ben. Pauline wiederum geht ihren eigenen Vermutungen nach.

Als "richtige" Detektivin erscheint Pauline mir nicht, sie ist mehr einfach grad zur Stelle, wenn etwas passiert. Comissàrio Avila und sein Subcomissàrio sind da schon eher die Ermittler. Es dauert zwar bis sie auf die richtige Spur kommen, aber erst Pauline sorgt für das wichtigste Detail, das zur Lösung beiträgt. Dem Leser hingegen gehen bereits während der Lektüre einige Kronleuchter auf, da man die Verbindung zur Vergangenheit hat und sich so einiges zusammenreimen kann.

Der Krimi bezieht sich nicht nur auf die Gegenwartsgeschichte mit Pauline, sondern startet fesselnd mit einem Auftakt anno 1977. Ein Mann besteigt in Genf ein Flugzeug nach Madeira und möchte etwas Wichtiges auf der Insel erledigen, doch das Flugzeug stürzt bei der Landung ab. Ob es Überlebende gab oder nicht, erfährt der Leser erst mittendrin und auch dann bleibt noch lange offen, um wen es sich bei dem ominösen Flugpassagier handelte. 

Erzählt wird auch die Geschichte vom letzten österreichischen Kaiser, Karl I., der seine letzten Lebensmonate 1922 auf Madeira verbrachte. Mit ihm seine Frau, Königin Zita. Der Einbezug von Karl und Zitas Leben auf Madeira fand ich ganz toll. 

Ich mag es gerne, wenn eher unbekanntere, historische Persönlichkeiten (über die es sonst kaum was zu lesen gibt) in Büchern auftauchen. Noch mehr, wenn damalige wahre Begebenheiten weiter gesponnen werden, wie es im vorliegenden Krimi der Fall ist. Mit der Erwähnung von Zita war meine Neugier natürlich schon am Anfang geweckt, denn Zita verbrachte einen Grossteil ihres Lebens im bündnerischen Zizers. Da ich selbst in der Nähe aufwuchs und meine Mutter sogar noch näher, nur ein, zwei Dörfer neben Zizers, war mir Zita ein begriff. Den hab ich als Kind natürlich immer mit Sissi in Verbindung gebracht (wir Kinder und Teenies liebten damals die Sissi-Filme, kein Weihnachten ohne Sissi-Filme!), und so fand ich es immer spannend, wenn meine Mutter mir erzählte, dass sie Kaiserin Zita oft gesehen hat, vor ihrem Häuschen und auch unterwegs in den Dörfern

Joyce Summer Erstling ist spannend geschrieben und machte nicht nur wegen Kaiserin Zita Freude zu lesen. Manchmal verzettelt sich die Autorin zwar in zu vielen Details und sie könnte an der Sprache noch feilen - zu viele holprige Sätze trüben leider den Lesegenuss. 

Fazit: Ein spannendes, gelungenes Debut mit kleinen Mängeln. 
4 Punkte. 

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