Als Katharina die Jugendstilvilla ihrer Familie an der pfälzischen Weinstraße entrümpelt, findet sie Fotoalben und Erinnerungsstücke ihrer Urgroßmutter Marie. Die lebenslustige Ehefrau eines gnadenlosen Großunternehmers erlebte den Aufstieg und Fall einer deutschen Kaffeeröster-Dynastie in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts – und sie verheimlichte ihre wahren Gefühle für den Mann, den sie nicht lieben durfte.
Die schönen Cover von Katrin Tempels Büchern passen jeweils sehr gut zum Titel - und hier, im Gegensatz zu "Holunderliebe" , auch perfekt zum Inhalt.
Die Autorin wurde durch die Verwandtschaft ihres Mannes, die die Quieta-Fabrik gründeten, zum vorliegenden Buch inspiriert. Hier auf SWR gibts einen schönen Bericht zum Buch und zur Kaffeegeschichte in Bad Dürkheim.
In die "Mandeljahre" werden wir in den Zeitraum von 1907 bis 1945 versetzt. Marie von Rabenhorst heiratet Carl, einen Drogisten und lebt fortan in Bad Dürkheim. Beide Seiten profitieren von der Hochzeit, Carl hat eine adlige Ehefrau und Maries Familie kommt dadurch wieder zu Wohlstand.
Maries vorsichtiger Bruder Otto arbeitet bei Carl in der Drogerie mit. Die beiden Männer entwickeln sie den Getreidekaffee Quieta. Marie würde sich gerne mit einbringen ins Geschäft und auch mit Carl über Politik diskutieren, aber er lässt das nicht zu. Die anfangs naive Marie denkt, dass diese Heirat ihr Lebenssinn sei und es sich ihrem Stand gemäss gehört, den Erstbesten zu heiraten. Erst viel später merkt sie, dass das nicht so sein müsste. Carl lebt auf Kosten von anderen. Er ist besitzergreifend und will immer mehr und immer das Neueste, ohne Rücksicht auf Verluste und stets auf Kosten der Arbeiter. Er liebt wohl nur sich selbst - und seinen Sohn, der ganz nach seinem Vater kommt.
Wie gut tut es in dieser Situation Marie, als sie den Weinkommissär Jacob Schneider kennenlernt. Er arbeitet für seine Eltern, aber viel lieber ist er in seinem kleinen Haus, umgeben von Mandelbäumen. Marie liebt ihre Spaziergänge, die sie zu ihm führen und mag auch die vielen Gespräche, in denen Jacob Marie von der Welt, der Politik und seinen Gedanken dazu erzählt. Sie fühlt sich erstmals ernstgenommen. Doch schon bald beginnt der Krieg und die Männer müssen an die Front...
Wahrscheinlich hätte ich mir das Buch nicht gekauft, wenn der Klappentext nur von Marie und der Zeit in der sie liebte - Kriege noch und nöcher - gehandelt hätte. Für mich sind solche Kriegsgeschichten und vor allem die Nazizeit sehr bedrückend und die mag ich nur lesen, wenn die Rahmenhandlung stimmt.
Meist lockert die Rahmenhandlung die tragischen Beschreibungen der Kriegszeiten auf, aber wenn das Buch ausschliesslich in der Kriegszeit spielt und die auch Thema ist, ist das Lesevergnügen ermattend.
Aber ich hatte das Buch ja nun mal und war mittendrin im Lesen und war anfangs noch gespannt, ob man mehr von Katharina lesen wird. Was leider nicht der Fall war. So blieb mir fast nichts anderes übrig als am Ball zu bleiben mit der doch sehr bedrückenden Geschichte. Die Alternative wäre ein Leseabbruch gewesen, aber ich war dann doch gespannt wie sich schlussendlich alles mit der Gegenwart vereinbaren liess.
Und die Geschichte rund um die Kaffeefabrik Quieta war sehr interessant. Gerade auch zu erfahren, wie man mit der Produktion die Kriegszeiten überstand und wann und wieso die Idee der ersten Wertmarken aufkam. Ebenso wusste ich nicht, weshalb die Weinstrasse "erfunden" wurde und auch nicht, dass die Gegend bekannt ist für seine vielen Mandelbäume.
Als Leser bekommt man viel Wissenswertes mit, das hat mir sehr gut gefallen. Der Roman ist sehr stimmig und spannend. Gerade in Kriegszeiten weiss man ja nie, wer den Krieg überlebt und wer nicht. Oft litt ich mit Marie mit, wenn Carl oder Max mal wieder ausflippten oder als Marie jemanden im Keller verstecken musste und Gefahr lief entdeckt zu werden. Auch Maries stetige Angst, dass das Geheimnis ihrer Zwillingsmädchen aufflog, war ansteckend. Aber ich genoss es auch, wenn es Marie im Mandelbaum-Garten gut ging und sie die Mandelblüte genoss.
"Holunderliebe" von derselben Autorin hat mir dennoch besser gefallen, was die Verbindung der Gegenwarts- mit der Vergangenheitsgeschichte betrifft. Denn hier in "Mandeljahre" ist die extrem kurze Gegenwartsgeschichte nur ein Auftakt und Schlusspunkt der Vergangenheitsgeschichte. Katharina, von der im Klappentext die Rede ist, ist nur "Prolog und Epilog", man kann nicht mal von Rahmenhandlung reden. Sie findet beim Räumen der Villa Fotos und wie man ganz am Schluss des Buches erfährt, rekonstruiert sie daraus die Familiengeschichte. Für mich hätte es diese Umrandung mit Katharina nicht gebraucht - sie hat mich sogar gestört, denn ich rechnete aufgrund der Buchbeschreibung zumindest mit einer vollständigen Gegenwartsgeschichte, und somit mit einer sich am Schluss verbindenden Geschichte.
Fazit: Eine gut geschriebene und sehr stimmige Geschichte, die über einen Zeitraum von über 30 Jahre Marie und ihre Kaffeefabrik in Bad Dürkheim begleitet.
Einen halben Punkt Abzug für das "falsche Anpreisen" auf dem Klappentext ergeben 3.5 Punkte.
Meist lockert die Rahmenhandlung die tragischen Beschreibungen der Kriegszeiten auf, aber wenn das Buch ausschliesslich in der Kriegszeit spielt und die auch Thema ist, ist das Lesevergnügen ermattend.
Aber ich hatte das Buch ja nun mal und war mittendrin im Lesen und war anfangs noch gespannt, ob man mehr von Katharina lesen wird. Was leider nicht der Fall war. So blieb mir fast nichts anderes übrig als am Ball zu bleiben mit der doch sehr bedrückenden Geschichte. Die Alternative wäre ein Leseabbruch gewesen, aber ich war dann doch gespannt wie sich schlussendlich alles mit der Gegenwart vereinbaren liess.
Und die Geschichte rund um die Kaffeefabrik Quieta war sehr interessant. Gerade auch zu erfahren, wie man mit der Produktion die Kriegszeiten überstand und wann und wieso die Idee der ersten Wertmarken aufkam. Ebenso wusste ich nicht, weshalb die Weinstrasse "erfunden" wurde und auch nicht, dass die Gegend bekannt ist für seine vielen Mandelbäume.
Als Leser bekommt man viel Wissenswertes mit, das hat mir sehr gut gefallen. Der Roman ist sehr stimmig und spannend. Gerade in Kriegszeiten weiss man ja nie, wer den Krieg überlebt und wer nicht. Oft litt ich mit Marie mit, wenn Carl oder Max mal wieder ausflippten oder als Marie jemanden im Keller verstecken musste und Gefahr lief entdeckt zu werden. Auch Maries stetige Angst, dass das Geheimnis ihrer Zwillingsmädchen aufflog, war ansteckend. Aber ich genoss es auch, wenn es Marie im Mandelbaum-Garten gut ging und sie die Mandelblüte genoss.
"Holunderliebe" von derselben Autorin hat mir dennoch besser gefallen, was die Verbindung der Gegenwarts- mit der Vergangenheitsgeschichte betrifft. Denn hier in "Mandeljahre" ist die extrem kurze Gegenwartsgeschichte nur ein Auftakt und Schlusspunkt der Vergangenheitsgeschichte. Katharina, von der im Klappentext die Rede ist, ist nur "Prolog und Epilog", man kann nicht mal von Rahmenhandlung reden. Sie findet beim Räumen der Villa Fotos und wie man ganz am Schluss des Buches erfährt, rekonstruiert sie daraus die Familiengeschichte. Für mich hätte es diese Umrandung mit Katharina nicht gebraucht - sie hat mich sogar gestört, denn ich rechnete aufgrund der Buchbeschreibung zumindest mit einer vollständigen Gegenwartsgeschichte, und somit mit einer sich am Schluss verbindenden Geschichte.
Fazit: Eine gut geschriebene und sehr stimmige Geschichte, die über einen Zeitraum von über 30 Jahre Marie und ihre Kaffeefabrik in Bad Dürkheim begleitet.
Einen halben Punkt Abzug für das "falsche Anpreisen" auf dem Klappentext ergeben 3.5 Punkte.
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