Montag, 3. April 2017

Liebe auf drei Pfoten von Fiona Blum

Klappentext:

Eine schüchterne junge Frau, die versucht, sich hinter Büchern und Geschichten zu verstecken und dem Leben aus dem Weg zu gehen. Ein herrenloser Kater, der das letzte seiner sieben Leben schon aufgegeben hatte, als ihn ein Geruch unversehens in die Welt zurückholt. Zwei Kinder, deren Mutter ihre Tage unter einem Tisch zubringt, um der Angst zu entfliehen, und eine verrückte alte Frau, die ein großes Geheimnis hütet. Sie alle treffen während eines glühend heißen Sommers aufeinander, in Rom, dieser lauten, staubigen Stadt, deren unvergleichliche Schönheit sich nur demjenigen erschließt, der morgens um vier den Steinen zuhört und nicht an Zufälle glaubt.


Ich bin noch immer ganz hin und weg von meiner zauberhaften Wochenendlektüre!

Wenn es nach Cover und Titel gegangen wäre, hätte ich das Buch nie auch nur eines Blickes gewürdigt, ich finde beides furchtbar. Furchtbar kitschig. Immerhin ist auf einer anderen Ausgabe die Katze nur noch als gemaltes Bild auf dem Cover, was ästhetischer und weniger kitschig wirkt. Doch da ich einen sehr interessant tönenden, Anfang April erscheinenden Roman von einer mir bis dato unbekannten Autorin entdeckt habe, wollte ich einfach mal in ihren ersten Roman reinlesen und herausfinden, ob mir der Stil gefällt. Überraschenderweise hat mich "Liebe auf drei Pfoten" von Fiona Blum schon auf den ersten Seiten gepackt und ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen - zum Glück hatte ich an dem Tag gerade viel Zeit und konnte es noch am selben Tag auslesen! 

Erzählt wird die Geschichte der 27jährigen Federica Manzzi und anderen Bewohnern des Quartier Testaccio. Fé kam für ihr Literaturstudium nach Rom, nahm zwei Jobs an und behielt beide nach Abschluss des Studiums bei. Frühmorgens sortiert sie Post, danach fährt sie ins Il Nido und arbeitet als "Frühstücksfräulein". Nachmittags widmet sie sich ihrer, wie sie es nennt, Lebensaufgabe, "ihrer" Bibliothek auf dem Quartierplatz. 


Dazwischen bleibt Federica genug Zeit, der Statue von Giordano Bruno am Campo di Fiori vorzulesen. Sie hat nicht viel, aber sie ist glücklich und zufrieden mit ihrem Leben. Doch dann taucht unerwartet eine Katze in Testaccio auf und bald ändert sich einiges im Leben von Federica und allen anderen Romanfiguren. 

Federica wie auch alle vorkommenden Personen werden mit all ihren Eigenheiten äusserst liebevoll und detailliert porträtiert: Federica ist scheu und redet nicht gerne. Und tut sie es dennoch, bringt sie vor lauter Aufregung vieles Durcheinander und macht sich immer viel zu viele Gedanken. Abends sitzt sie gerne auf dem Balkon mit ihrem Nachbar Mimmi, von allen nur Batticinque ("Gib mir fünf") genannt. 


Zu erwähnen sind auch: Postchef Ermano, der Eros Ramazottis Lieder zum Besten gibt; Katzenfrau Flavia Buanacoure, die ein Geheimnis umgibt; Tierarzt Fontanari, menschenscheu und der privat meist zur falschen Zeit das Falsche sagt; die Kinder Matteo und Fiametta samt ihrer Mutter; sowie Lello Hernandez, Josep, Signora Zafferano und noch einige mehr. 

Die Romanfiguren sind dem Leben positiv gegenüber eingestellt, auch wenn ihr Schicksal oft anderes vermuten würde. Diese lebensbejahende Grundeinstellung steckt an, die Zufriedenheit aller Beteiligten macht viel vom Zauber der Geschichte aus. 

Der kitschige Titel will uns Leser weismachen, dass es sich um eine Tiergeschichte handelt, doch der kleine Kater Bruno setzt sich erst spät und nur pointiert in Szene. Er ist vielmehr der Auslöser für kleine, aber lebensverändernde Momente.  

Sprachlich wunderschön, voller leiser Emotionen, fesselte mich das Buch von der ersten Seite an. Mir erging es beim Lesen wie Federica, die gerne "Bücher, bei denen man ein Lächeln auf den Lippen, die Seite umblättert, sich gleichmässig eine Träne aus den Augenwinkel wischen muss." (Seite 67) liest. Das Lächeln blieb bis zur letzten Seite auf meinen Lippen. Tränen hatte ich keine, denn die Geschichte versprüht eine stille, unaufgeregte Lebenslust und zeigt Emotionen ohne jeglichen Kitsch. Sie schildert Rom jenseits der Touristenströme und von Seite zu Seite wird der Wunsch grösser, gerade in Rom zu sein um mit Federica frühmorgens auf der Vespa durch Rom zu fahren. 

Die Autorin schreibt unter verschiedenen Pseudonymen, für "Liebe für drei Pfoten" hat sie 2016 den DELIA-Preis gewonnen, und sorgte für mein erstes Lesehighlight im 2017.

Fazit: Ein absolut lesenswerter leiser, charmanter und poetischer Roman, der Lust macht, Rom morgens um 4 Uhr zu entdecken. 
5 Punkte.

PS: Ich will nach Rom. Jetzt. Sofort. Subito. Das war eindeutig Liebe auf den zweiten Blick. 


Einen Monat nach dem Lesen von "Liebe auf drei Pfoten" hab ich mich selbst auf die Spuren von Federica gemacht und die Schauplätze des Romans in Rom besucht:

10 Kommentare:

  1. Hey,

    Cover, Titel und Klappentext erwecken auf den ersten Blick wirklich den Eindruck, als würde sich eine unheimlich kitschige Geschichte dahinter verbergen. Hättest du die Autorin bei mir nicht so lobend erwähnt, hätte ich mir die Rezension vielleicht deswegen schon gar nicht durchgelesen.

    Schön, dass das Buch dann doch durch ganz andere Dinge überzeugen kann. Was du schreibst klingt wirklich gut, ich mag solche lebensbejahenden Geschichten. Den Titel werde ich mir also auf jeden Fall mal merken.

    Vielen Dank fürs vorstellen :-)

    Liebe Grüße
    Julia

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  2. Oh je, ich oute mich mal: Dieses Buch liegt schon so lange auf meinem Sub. Irgendwie schleppe ich es immer mit, will es lesen und les dann doch etwas ganz anderes. Das sollte sich echt ändern. Deine Rezension hat mir zumindest Lust auf die Geschichte gemacht.
    Viele Grüße
    Steffi von Happy Booktime

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  3. Hallo Julia
    gern geschehen! Die Autorin lohnt sich wirklich zu lesen.

    Liebe Grüsse
    Anya

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  4. Hi Anya,

    Liebe auf drei Pfoten ist ein unfassbar süßes Buch. Auch ich hatte erst meine Zweifel, ob es mir gefallen würde, war dann aber hin und weg. Fiona Blum hat vor kurzem auch ein neues Buch veröffentlicht, dass ich unbedingt lesen möchte.

    Liebe Grüße und ein schönes #litnetzwerk
    Nina

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  5. Hallo Nina
    ich war ja auch sehr skeptisch, aber die Schreibe von Fiona Blum überzeugt. Übrigens ist auch das neue Buch empfehlenswert, ich habs schon verschlungen :-) Meine Rezension dazu kommt in den nächsten Tagen.

    Liebe Grüsse
    Anya

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  6. Hallo Anya ,,,
    der Titel hat mich auch nicht so angezogen und ich hätte eine kitschige Tiergeschichte erwartet. Aber Deine schöne und bezaubernde Rezension hat mich nun überzeugt, es auf meine Wunschliste zu setzen,,,
    LG Angela vom Literaturgarten

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  7. Liebe Angela
    dann freu ich mich, wenn ich zur Vergrösserung deiner Wunschliste beitragen konnte :-)
    Liebe Grüsse
    Anya

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  8. @Steffi:
    Leider hatte ich am 9. April anscheinend ein Problem - dass du kommentiert hast, hat es mir erst heute angezeigt und ich konnte deinen Kommentar erst heute freischalten.
    Hast du das Buch mittlerweile gelesen?
    Liebe Grüsse, Anya

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  9. Oha- das liest sich aber ganz so, als könnte es mir auch sehr gefallen, danke für den Tipp! Und es gibt das Buch sogar bei der Onleihe, um so besser! Ich sehe schon - vielleicht komme ich doch noch zeitnah irgendwann mal nach Rom. Ich hab irgendwann mal so einen Online-Test gemacht, welche Stadt mir am besten gefallen könnte - und da war Rom ganz vorne. Ich MUSS da also hin!

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    1. Gern geschehen! Die Geschichte wie auch die Sprache ist so schön, ich denke auch, dass sie dir gefallen wird. Kannst das Buch ja noch ein zweites Mal lesen, wenn du in Rom bist :-)
      LG, Anya

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