Mittwoch, 17. April 2024

Der Hamster mit der Löwenmähne von Nicolas Garma-Berman

Klappentext:
In ihrem Atelier bei Paris versteckt sich die Tierpräparatorin Eva vor der Welt. Allein ist sie nicht; sie unterhält sich prächtig mit all den Tieren, die – mehr oder weniger geglückte Ergebnisse ihrer Arbeit – das Atelier bewohnen, darunter Ernesto, der Hirsch im etwas eng geratenen Fellkleid, der immer Rat weiß. Da spaziert eines Tages ein Junge mit einem ganz besonderen Auftrag zur Tür herein: Eva soll seinen toten Hamster herrichten. Aber mit Löwenmähne! Perfektionistisch wie sie trotz allem ist, weiß Eva: Echtes Löwenmähnenhaar muss her – und sie in die Welt hinaus. Womit sie in ein Abenteuer gerät, in dem die Liebe ihr größter Verbündeter ist.


Es hätte so gut sein können - eine Tierpräparatorin, die so charmant sein soll wie "Die fabelhafte Welt der Amélie". So wurde der Roman beworben. Als grosser Fan von der charmanten Amélie konnte ich nicht widerstehen und hab zu "Der Hamster mit der Löwenmähne" gegriffen. 

Schnell stellte ich fest, dass der Vergleich viel zu hoch gegriffen und total übertrieben ist. Er kann nicht einmal ein bisschen standhalten, denn von charmant ist die Protagonistin Eva meilenwert entfernt. 

Eva ist eine junge Frau, die sich nicht spürt und auch nicht mit Menschen kann. Das könnte man immerhin noch nett verpacken, doch der Autor tut das nicht. Er lässt sie missmutig und abwesend sein, niemand kommt ihr richtig nahe. 

Irgendwann findet man heraus, dass ein Mensch, den sie auf Abstand hält, ihr Vater ist. Den Namen ihres Nachbarn weiss sie auch nicht und es ist ihr auch egal, er bleibt einfach der "Nachbar" - auch noch nachdem sie sich sehr nahe kamen. Das könnte man als Witz so beibehalten, aber man spürt Evas Barrieren auf jeder Seite. Das mit dem Nachbar und dem Vater sind nur zwei Beispiele von vielen. 

Sie merkt zwar schon, dass sie zumindest einigen Menschen näher kommen muss, und macht dementsprechende Versuche, bringt das aber auch nicht wirklich auf die Reihe. Kommunizieren funktioniert auch mit Behörden etc. nicht.

Das Charmante an den Charakteren muss man mit der Lupe suchen und findet auch dann nichts. Alle sind sehr speziell oder werden zumindest so dargestellt. Alle werden auf Abstand gehalten, da kommt man niemandem nahe und kann somit auch nichts gut finden. Die Figuren sind da und doch nicht - alle sind irgendwie abwesend, manche zwischendurch tatsächlich, aber auch in Situationen, in denen sie im Mittelpunkt stehen, sind sie physisch nicht spürbar. 

Die noch sympathischste Figur war der Nachbar. Marco heisst er übrigens. Den Nachnamen erfährt man auch noch, aber erst gegen Ende und von anderen. Eva hätte ihn längst gewusst, hätte sie mal aufs Namensschild an der Türe geschaut, aber selbst das ist ihr zu viel Aufwand. Nathalie war auch ganz okay, nur blieb sie halt auch nur eine unbedeutende Nebenfigur. Ein Roman über Nathalie, anstatt über Eva, wäre bedeutend unterhaltender, humorvoller und sympathischer zu lesen. 

Was die Aussage der Geschichte ist? Keine Ahnung. Evas Versuche, ihre eigene Geschichte zu verstehen oder mit anderen normal zu kommunizieren, haben nicht wirklich funktioniert. Falls sie doch Fortschritte gemacht haben sollte, bekommt man das als Leser nicht mit, weil sie es nun mal so gar nicht hat mit normaler Kommunikation. 

Fazit: Zwei Reisen wurden unternommen, Diebstähle getätigt, Dinge gesucht, Dinge gefunden und einiges mehr - aber alles ist nichtssagend und leer geblieben. Da ist kein Leben und keine Seele drin. 
2 Punkte. 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis:
Mit Nutzung der Kommentarfunktion akzeptierst du die Verarbeitung deiner Daten durch Blogger/Google. Mehr dazu in der Datenschutzerklärung dieses Blogs.
Um nervige und gehäufte Spam- und anonyme Kommentare zu verhindern, wird manchmal eine Sicherheitsfrage zu beantworten sein.