Sonntag, 6. November 2016

Krimi: Pastorin Viveka und das tödliche Kaffeekränzchen von Annette Haaland

Klappentext:
Viveka ist Pastorin in einem beschaulichen schwedischen Vorort. Die alten Frauen ihrer Gemeinde treffen sich wöchentlich in ihrer Kirche zu Kaffee und Kuchen. Doch die Idylle trügt - die Damen lästern, was das Zeug hält. Viveka hat genug, sie will nicht mehr nett zu allen sein. Heimlich rebelliert sie und trägt unter ihrem Pastorinnengewand T-Shirts mit aufmüpfigen Aufschriften. Das Kaffeekränzchen wird allerdings jäh dezimiert: Eine der alten Damen wird vergiftet. Viveka steht plötzlich unter Mordverdacht. Denn ausgerechnet an diesem Tag hatte sie das Shirt »Beihilfe zum Selbstmord legalisieren!« an. Sie selbst hat ja eher ihre Kaffeekranzdamen in Verdacht. Man weiß schließlich nie, was in anderen Menschen vorgeht. Besonders nicht in alten Damen ..

Das fröhliche Cover machte mich neugierig auf diesen schwedischen Cosy Krimi. Inhaltlich war ich sehr gespannt auf Viveka und erhoffte mir, dass es Viveka mit der amerikanischen Pfarrersfrau Mrs. Wilcox von Emilie Richards aufnehmen kann. 

Viveka ist Pastorin in einer schwedischen, freikirchlichen Gemeinde in einem Stockholmer Vorort. Sie ist verheiratet und Mutter von drei Kindern. Zuhause und im Büro hat sie keine Ruhe, deshalb hat sie sich heimlich ein Gartenhäuschen gekauft und geniesst es, dort ab und an ungestört Kaffee zu trinken. Doch auch dieser Rückzugsort hilft ihr in ihrer Krise nicht. Sie hat keine Lust mehr auf ihren Job, keine Lust immer nett und angepasst sein und keine Lust auf all die alten Frauen in der Gemeinde, die Tanten wie sie sie nennt, deren Kekse Viveka immer essen muss. Keine Lust so zu sein, wie ihr Umfeld das aufgrund ihres Jobs eigentlich von ihr erwartet. 

Im idyllischen Enskede ist sie aber nicht die Einzige, die ein Problem mit sich herumträgt. Einige ihrer Kirchenmitglieder, bevorzugt ältere Herrschaften wie Falk, Ake oder Henry, aber auch Viola und Selma sind nicht bester Stimmung. Sogar Abbe, der junge Buchhändler, der seine leiblichen Eltern sucht, wird depressiv. 

Und jetzt kommen wir zum grossen Problem dieses Krimis: er entpuppt sich vielmehr als Gesellschaftsroman ohne grossartige Handlung. Den Gedanken und Ideen der einzelnen Figuren wird so viel Raum gegeben, dass der Krimi zu kurz kommt. Die Lebenskrisen sind womöglich durchaus berechtigt, zum Teil werden treffende Vergleiche angestellt, aber in dieser Menge wird und wirkt es langweilig. Die Gedanken der Figuren schweifen ab und mit ihnen auch ich. Das einzig Unterhaltende sind die Sprüche-T-Shirts von Viveka und Abbe, aber mit der Zeit wirken auch diese Sprüche schläfrig. Ein bisschen Velo fahren und bei Besuchen viel Kaffee trinken und grässliche Kekse essen, viel mehr an Handlung geschieht nicht. 

Ein Lichtblick in der schwedischen Geschichte ist der kleine Julius, der immer mal wieder in Erscheinung tritt. Doch auch dieser holt weder Wärme noch Spannung aus dem Schreibstil von Annette Haaland heraus. 

Die Umgebungsbeschreibungen, die Gärten und Häuser konnte ich mir gut vorstellen. Vivekas Probleme ebenso, aus eigener Erfahrung - ja, manchmal können tatsächlich nur die falschen Ohrringe oder die falsche Pulloverfarbe Gemeindemitglieder verstimmen; man glaubt es kaum. Aber mit allem anderen hat sich die Autorin übernommen. "Das tödliche Kaffeekränzchen" ist eine eintönige Sozialstudie, in der die Kriminalhandlung und der Humor auf der Strecke bleibt. In diesem Kontext wirkt das plötzliche Finale zu übertrieben. 

Fazit: Zuwenig Tempo und zuviel Abschweifungen, die die teilweise guten Ansätze übertrumpfen. Nein, Viveka kann es nicht mit Mrs. Wilcox aufnehmen, definitiv nicht. 
3 Punkte.


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