Donnerstag, 21. April 2016

Der Geschmack von Salz und Honig von Hannah Tunnicliffe

K
lappentext:
Wenige Tage vor der Hochzeit stirbt Francescas große Liebe Alex bei einem Unfall. Kurz darauf erfährt sie, dass ihr vermeintlich perfekter Verlobter Geheimnisse vor ihr hatte. Am Boden zerstört, flüchtet sie in eine kleine Holzhütte in den Wäldern von Washington. Hier kann sie den Duft der Pinienbäume und des nahen Ozeans genießen und den Weg zurück ins Leben finden. Dabei helfen ihr ihre Nachbarn, die sie herzlich in ihrer Mitte aufnehmen. Und vor allem Jack, der sich zusammen mit seiner Tochter Huia in Francescas Herz schleicht.




Von Hannah Tunnicliffe hab ich vor einigen Jahren "Der Duft von Tee" gelesen. Der Plot war okay, aber die Gefühlswelt der Protagonistin blieb mir fern und erreichte mich nicht. Deshalb war ich unsicher, ob mir ihr neuer Roman gefällt. Doch wenn ich bei einer Lektüre kaum Zeit finde um Notizen zu machen, heisst das, dass mich die Geschichte gefesselt hat. 

Francesca Caputo haut von der Beerdigung ihres Fast-Ehemannes ab, weil sie die Verwandtschaft und die Trauer kaum aushält. Sie findet sich in der Hütte wieder, die Alex von seinem Grossvater vererbt wurde. Einige Male waren Alex und Francesca zusammen hier - er liebte die Hütte sehr und so hofft Francesca hier ihren Rückzugsort zu finden, an dem sie in Ruhe trauern kann. Sie wird allerdings ziemlich schnell gestört. Nicht nur von ihrer temperamentvollen italienischen Familie. Alsbald kommt es zum Showdown.

Warum liebte Alex das Meer so viel mehr als Frankie? Dann wäre er sicher nicht zum Surfen gefahren und der Unfall wäre nie passiert und Frankie stünde bald vor dem Traualtar und die Flitterwochen lägen noch vor ihnen. Alles erinnert Frankie an Alex. Gegenstände aus der Hütte, Pflanzen, ein Lied aus dem Radio, das Schwimmen im Meer. Praktisch überall und aus heiterem Himmel dringen schöne Erinnerungsfetzen in ihren Kopf. Irgendwann dringen auch andere Erinnerungen zu ihr durch und sie stellt fest, dass in ihrer Beziehung doch nicht alles so rosarot war, wie Frankie in der ersten Trauer meint. Doch erst nach und nach lässt sie andere Menschen wieder an sich heran und sie sieht alles realistischer. Daniel, der Bruder von Alex, sowie Nachbarn wie Merriem und Huia, die Tochter des Verwalters Jack helfen Frankie dabei. Ihre italienische Familie will sie von Anfang an umsorgen. Besonders ihre Schwester Bella möchte mit ihr reden, doch Fankie ist aus irgendeinem Grund, den der Leser erst spät erfährt, wütend auf Bella. Die jedoch gibt nicht auf und bleibt hartnäckig.

Die Charaktere sind vielschichtig und unterschiedlich, aber glaubwürdig dargestellt. Die italienische Tante, deren Filius der sich viel erlauben kann ohne mit Sanktionen zu rechnen. Eine mehrbessere und hartherzige Schwiegermutter, die ihrer Familie das Leben vermiest. Nachbarin Merriem, die ihren Garten liebt. Verwalter Jack, der einen aussergewöhnlichen Beruf hat. Das Mädchen Huia, das fast alle Pflanzen und Tiere der Umgebung kennt. Nur Bella bleibt ein wenig blass, ihre Geschichte bliebt im Hintergrund und nimmt Frankie nichts weg. Auch bei Daniel scheint es, als ob er immer im Schatten von Alex stand.

Die kleine Hütte ist irgendwo zwischen Seattle und Vancouver angesiedelt. Eine ruhige Idylle, die das aufgewühlte Innenleben von Frankie ausgleicht. Mich beeindruckte die Figur von Frankie. Sie erinnert an einen Schmetterling: Das sich Einpuppen in den Verlust und den Schmerz ihres Geliebten, das Entpuppen und sich öffnen, für das, was wirklich war und jetzt ist. 

Das Buch ist aus der Ich-Perspektive, also aus Frankies Sicht aus, geschrieben und liest sich schnell und flüssig. 

Am Ende jedes Kapitels steht ein Rezept, welches etwas mit dem Kapitel zu tun hatte. Nicht umsonst haben wir es mit einer italienischen Sippe zu tun und man weiss: gutes Essen gehört einfach dazu. Essen hilft, tröstet und erinnert. 

Honig ist süss, so auch viele schöne Erinnerungen. Salzige Tränen hat Frankie einige vergossen, aber beide Geschmacksrichtungen gehören zum Leben dazu - so deute ich den Titel des Buches. 

Das sehr schöne und stilvolle Cover passt an sich besser an die Wand in meinem Esszimmer als zum Inhalt, trotzdem finde ich es stimmig.  

Hannah Tunnicliffe hat mich mit mit ihrem neuen Roman positiv überrascht, denn wie schon erwähnt fand ich "Der Duft von Tee" nicht überragend. Doch in "Der Geschmack von Salz und Honig" erzählt die Autorin ausdrucksvoll, sanft und feinfühlig von Liebe, Trauer, Vertrauen, Verlust, emotionalem Leiden und Familienzusammenhalt. 

Fazit: Eine grossartige, feinfühlige Erzählung über das Trauern, Trauerbewältigung und zu sich selbst finden. 

4 Kommentare:

  1. Hi!
    Das ist wirklich eine tolle Rezension! Danke dafür!
    Lg Sonja

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  2. Echt eine schöne Rezi! Das Buch wäre für mich aber wohl zu aufwühlend!

    Übrigens stalke ich deinen Blog jetzt mal, ich kannte ihn noch gar nicht! :D Vielleicht magst du auch mal bei mir vorbeischauen?

    Liebe Grüße
    Jessi
    http://in-buechern-leben.blogspot.de

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  3. Hallo Jessi
    Danke dir! Je nach persönlicher Situation kann ich mir vorstellen, dass die Geschichte zu aufwühlend ist, aber durch die ganze Italianità wird viel Schwere weggenommen.
    Gerne schaue ich bei dir vorbei, bis bald und liebe Grüsse, Anya

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