Mittwoch, 17. Februar 2016

Aprikosenküsse von Claudia Winter

Klappentext: 
Das Leben der jungen Foodjournalistin Hanna könnte so wunderbar sein. Hätte sie nur nicht diese Restaurantkritik geschrieben, wegen der eine italienische Gutsherrin einen Herzinfarkt erlitten hat! Als sie dann auch noch versehentlich in den Besitz der Urne gelangt, reist die von Schuldgefühlen geplagte Hanna nach Italien – und wird zum unfreiwilligen Opfer eines Testaments, das es in sich hat. Denn selbst über ihren Tod hinaus verfolgt Giuseppa Camini nur ein Ziel: ihren unleidlichen Enkel Fabrizio endlich in den Hafen der Ehe zu steuern. Eine Aufgabe, die ein ganzes toskanisches Dorf in Atem hält, ein Familiendrama heraufbeschwört und Hannas Gefühlswelt komplett durcheinanderwirbelt!


Eben hab ich mir überlegt, wieso es eigentlich kaum Bücher über Liebe und gutes Essen gibt, die ausserhalb von Italien spielen. Wenn es welche gibt, dann geht es meist um wer-kocht-besser wie in "Madame Mallory und der kleine indische Küchenchef" oder um viel hässliche Politik wie in "Grüne Tomaten". Bei all diesen Büchern fehlt das, was die Kombination Italien-Liebe-Essen so leichtfüssig macht: La dolce vita, viel Temperament und die gute alte Mama, die nicht nur in der Küche sagt wo es langgeht. Wohl deshalb mag ich solche Romane sehr gerne, sie zaubern einem auch an regnerischen Tagen ein Lächeln ins Gesicht. 

Genau das schafft auch "Aprikosenküsse". Das Cover ist sehr stilvoll und gefällt mir gut, doch Cover wie auch der Titel scheinen mir fast ein wenig zu zahm für den rasanten Inhalt. 


Kaum ist Journalistin Hanna von ihrem arbeitsreichen Italienurlaub daheim beginnt das Desaster. Nonna Guiseppa stand das Herz still, nachdem ihr Enkel Fabrizio ihr den unfreundlichen Text über ihre Trattoria Tre Camini vorgelesen hat. Die Redaktion wird verklagt und Hanna muss was gutmachen, sonst verliert sie ihren Job. Notgedrungen reist sie zurück nach Montesimo und wird subito zur Küchenhilfe verdonnert. Erst nach einigen Tagen erfährt sie von Guiseppas Testament, welches das ganze Dorf in Aufruhr setzt. 

Erzählt wird die schnelle Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Hanna und Fabrizio. Oft wirken solche Kombinationen wegen sich wiederholender Szenen langatmig, doch die Repetitionen bleiben glücklicherweise aus und so liest sich der Roman wie geschmiert.


Zwischen Aprikosenfelder, Ristoranti, Dorfplatz, Flughafen und deutscher Redaktion treffen wir auf faszinierende Persönlichkeiten: Französin Claire, eine begabte Redakteurin und treue Freundin; Saskia, die flippige Praktikantin; die aufgebrachte und auf den Knien-nach-Montesimo-rutschende Karrierefrau Hanna; die beiden verkrachten Brüder Fabrizio und Marco inklusive ihrer feinfühligen Schwägerin/Ehefrau Lucia; der süssigkeitsliebende, pensionierte Gutsverwalter Alberto; Rosa-Maria, Köchin mit Leib und Seele und Haaren auf den Zähnen; ein verrücktes Huhn und ein ganzes Dorf voll schräger Gestalten wie Ernesto, der Pöstler, Bankdirektor und Bürgermeister zugleich ist oder der trinkfreudige Dorfpolizist Carlo und zu guter Letzt die über ihren Tod hinaus über alles wachende Nonna Guiseppa. 

In die Geschichte ist viel reingepackt und trotz allem Witz und Situationskomik ist auch Platz für Herzlichkeit und Einfühlsamkeit. 

Bei Liebesromanen ist es ja oft so, dass die Autoren versuchen Details der Geschichten so zu biegen, dass die Lovestory zu einem guten Abschluss kommt. Bei manchen Autoren wirkt es krampfhaft gesucht, doch Claudia Winters "Gebiege" wirkt glaubhaft und stimmig. Ausser die Sache mit der "reisenden" Urne, doch die verzeihe ich der Autorin. 

Der Roman hat mich wunderbar unterhalten, und das Schmunzeln brachte ich kaum mehr aus dem Gesicht. 

Fazit: Eine witzige, humorvolle Liebesgeschichte - sie liest sich so wie ein süsser und süffiger Aprikosenlikor sich trinken lässt.

4.5 Punkte

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