Samstag, 1. November 2025

Neuerscheinungen und Monatsvorschau November 2025


Diese Woche habe ich den Balkon winterfest gemacht. Nächste Woche werde ich noch Kokosmatten auf die Erde in den Blumentöpfen legen, da die Temperaturen nachts wohl nur noch so um die 0°-Grenze herum kratzen. Sobald es dann auch tagsüber unter 8° geht, werde ich die Pflanzen zusätzlich mit Fleece schützen. Aber ich hoffe, das geschieht nicht gleich in den nächsten zwei Wochen. 

Denn vor allem nächste Woche hab ich viel "Buchiges" vor - neben Rezensionen schreiben und zumindest mit einem historischen Roman zu beginnen, geht es zu zwei Lesungen und zu einem Bloggermeeting. Nichtbuchige Treffen stehen ebenfalls an, dazu mehr dann im Monatsrückblick.

Jetzt erst mal einen Blick auf die November-Neuerscheinungen werfen: 






Fünfzehn Neuerscheinungen haben es auf meine Liste geschafft, davon werde ich wahrscheinlich nur zwei bis drei Titel direkt im November lesen. Dies sind alles Reihenfortsetzungen: "Traum und Schicksal" ist der zweite Band der Montmartre-Reihe von Marie Lacrosse, "Die verlassene Tochter" von Soraya Lane der sechste Band, dann geht es auch mit "Xavier Kieffer" weiter, der achte Band heisst "Verhängnisvoller Champagner". 

Sicher auch lesen werde ich "Sein Blut kommt über euch", Band 36 der Schwester Fidelma-Reihe, ich muss aber erst noch den Vorgänger lesen. Ich mags ja, wenn ich mehrere Bände hintereinander lesen kann, besonders bei dieser Reihe. 

Alle anderen November-Neuheiten verschiebe ich auf irgendwann. Auch "Die Reise der verlorenen Bücher", obwohl ich das Buch unbedingt lesen möchte - es erinnert mich von der Beschreibung her extrem an "Liebe M. Du bringst mein Herz zum Überlaufen" von Anna Paulsen (aka Heike Abidi), weshalb ich gespannt bin, ob es tatsächlich so ähnlich sein wird oder doch nicht. 

Neben den Rezensionsexemplaren vom Oktober, die noch aufs Lesen warten, möchte ich auch noch ein bis zwei Herbsttitel (z.B. "Love me in Autumn") lesen und mit Weihnachtsromanen (besonders mit "Lichterzauber in New York" von Mary Kay Andrews und "You make me feel like Christmas" von Emma Bishop) beginnen, obwohl ich noch nicht in Weihnachtsstimmung bin, das kann sich aber in zwei, drei Wochen stark ändern :-) Ich hab ja auch noch ungelesene Wintertitel von 2024 hier und auch einige von diesem Jahr - ich weiss also nicht nur, welche Bücher im November auf mich warten, sondern auch, was ich im Dezember lesen werde.

Vom Oktober (und zwei davon vom SuB) mit rüber in den November nehme ich die ersten beiden Lindt & Sprüngli-Bände von Lisa Graf, Band 2 & 3 der Glückshafen-Reihe von Patricia Koelle, dann noch die Rezi-Exemplare "Liebesrausch" von Charlotte von Feyerabend, "Wenn ich eine Wolke wäre" von Volker Weidermann, "Jetzt gerade ist alles gut" von Stephan Schäfer (da wäre auch noch eine Lesung demnächst) und der dritte "Miss Emily"-Band von Rebecca Michéle.  

Auf den ersten Blick hört sich das nach einem schönen Lesemonat aus, aber wie immer weiss man es erst genau, wenn die Bücher ausgelesen sind. 

Wie sieht es bei euch aus im November? 
Welche Bücher werdet ihr sicher lesen, welche vielleicht? 


Freitag, 31. Oktober 2025

Lesemonat und Monatsrückblick Oktober 2025

Während ich vor einem Monat noch über die farbigen Blätter der Bäume vor meinen Fenstern staunte, stellte ich fest, dass sie den stürmischen Tagen der letzten Woche nicht standgehalten haben und die meisten schon längst auf der Wiese liegen. Es dauert wohl nicht mehr lange und die Äste sind kahl. Doch bevor der Winter definitiv einzieht - erst noch der Rückblick auf den Oktober:


Anfang Oktober hatte ich ja noch sturmfrei und hab mich dennoch an einem Tag mit einer Freundin aus Kindertagen in St. Gallen getroffen. Kurz darauf war die Familie wieder komplett zuhause. Nachdem die Wäscheberge erledigt waren, feierten wir den Geburtstag der Tochter und dann ging es für mich auch bald schon nach Frankfurt an die Buchmesse. 

Ich reiste bereits in Ruhe am Dienstag an und traf bereits in der Unterkunft auf Nick von findosbücher. Gemeinsam fuhren wir zurück in die Stadt, wo ich mit Susanne Edelmann abgemacht habe. Wir streiften ein wenig durch die Innenstadt, genossen ein frühes Abendessen, bevor es ins Kino ging, wo wir auf der Gästeliste für die Filmpremiere von "Stiller" standen. Die Essenz des Buches hat der Regisseur perfekt getroffen. Die Bilder "meiner" Wohnstadt waren ebenfalls ein Vergnügen. Ein toller Film, den ich mir auf jeden Fall nochmals anschauen werde!

Am Mittwoch war es noch sehr ruhig und super angenehm auf der FBM, am Donnerstag hatte es merklich mehr Fachbesucher und von Freitag will ich gar nicht reden, als die Messe die Türen für alle öffnete. Da ich am Freitag vor allem an Meetings war, konnte ich den Menschenmassen gut ausweichen. Am Freitagabend ging es dann - abenteuerlich anstatt direkt - nach Hause mit der DB, ich fand es sehr schön, dass ich diese Strapazen und Erlebnisse mit Susanne Bühler von Diogenes teilen konnte. Die DB war über die ganze FBM hinweg ein grosses Thema, denn kaum jemand kam pünktlich in Frankfurt/Messe an oder von dort weg. 

Neben dem auch immer wieder aufflammenden Thema "Klassische Blogger:innen" versus "Instagrammer:innen" standen natürlich und glücklicherweise die Bücher und das ganze Drumherum im Vordergrund. Neben Verlagsgesprächen und Lesungen genoss ich vor allem die tollen Begegnungen an bereits vor der Messe ausgemachten Meetings oder spontanen Treffen mit Autor:innen und anderen Blogger:innen. Davon werde ich nun mindestens ein Jahr zehren, denn an die LBM kann ich ziemlich sicher nicht und ob es mit der FBM 2026 klappt, steht ebenfalls in den Sternen. Und wie immer hat man längst nicht alle gesehen, mit denen man zuvor gewerweisselt hat, ob man sich wohl sieht oder nicht. 


(Eine kleine Auswahl all der vielen Begegnungen - und ja, es gab natürlich auch viel Kaffi, auch wenn ich jene Fotos bewusst ausgelassen habe)

Wie immer in Buchmessen-Monaten ist es mit der Lesezeit nicht so dolle, aber ich habe trotzdem wieder mehr gelesen als in den letzten Monaten. Es geht also wieder in Richtung Durchschnitt bei mir. 

Gelesen habe ich 10 Bücher im Oktober. An einem bin ich noch dran, an "1913" von Florian Illies, vielleicht hab ich es bis Ende Jahr durch, denn ich lese aktuell immer mal wieder ein bisschen darin weiter (auch wenn der Schreibstil mich durchaus länger fesseln könnte) - dafür eignet sich dieses Sachbuch perfekt und es gefällt mir bisher auch gut.

Nicht alle gelesenen Bücher konnten mich im Oktober überzeugen, drei genügten meinen Ansprüchen nicht, schlecht waren sie nicht, aber eben auch nicht der "Burner", um im Jargon von "1000 letzte Dates" zu bleiben. Mehr dann in den noch ausstehenden Rezensionen, die in den nächsten zwei Wochen folgen. 

Dafür hatte ich aber auch drei 5-Sterne-Bücher, die ganz toll waren. Vor allem "Herzlauschen" hat mich total berührt, aber auch "Katzentage" hat mir sehr gut gefallen und - im Gegensatz zum ersten Amrum-Band -  "Der Klang von Wind und Wellen" von Anne Barns.

Drei meiner 4-Sterne-Bücher waren sehr amüsant: "Menomorphosen" zum Beispiel, "Asterix und Obelix in Lusitanien" sowieso (Cover-Foto fehlt), aber auch der herrlich schräge Tierarztkrimi "Der Doktor und der liebe Mord". Nur "Segen und Glück" war eher besinnlich mit all den nachdenklich machenden Kurzgeschichten. 

3.5 Sterne
- Die Einladung - Mord nur für geladene Gäste von Kelly Mullen 
- 1000 letzte Dates von Anna Dushime 


4 Sterne
Menomorphosen von Jule Ronstedt 
- Der Doktor und der liebe Mord von René Anour 
- Segen und Glück von Paulo Coelho 
- Asterix und Obelix in Lusitanien (Band 41)


5 Sterne
- Herzlauschen von Nicole und Uli Swidler 
- Katzentage von Ewald Arenz 
- Der Klang von Wind und Wellen von Anne Barns (Amrum 2)


Es war ein abwechslungsreicher Lese-Monat, nun bin ich gespannt, was der November mit sich bringt. Aufgrund der Lesungen, die ich an der FBM hörte, kamen direkte mehrere Titel auf meine Wunschliste, einige davon sind auch schon eingezogen. 

Doch erst werde ich Rezensionsexemplare lesen. Da es mehrere sind, zähle ich sie euch morgen in der Novembervorschau auf. Und auch mit Lesungen geht es nächste Woche direkt weiter, auch dazu mehr morgen.

Wie war euer Oktober? Zufrieden verlaufen, gute Bücher gelesen? 



Mittwoch, 29. Oktober 2025

Alle weg - Mein Winter an der Adria von Stefan Maiwald

Klappentext:
Wann beginnt eigentlich die Nebensaison? Wenn die Staus Richtung Norden länger werden? Der Strand keinen Eintritt mehr kostet oder die Restaurants Ruhetage einführen? In Pinos legendärer Bar in Grado beginnt sie exakt dann, wenn der Fernseher endlich wieder läuft. Und die Stammgäste den Sommer resümieren, über Politik streiten, die Fußballergebnisse und lokale Kriminalfälle diskutieren, füreinander kochen, Pläne schmieden, lachen, laut diskutieren und am Ende immer auf das Leben anstoßen. Stefan Maiwald nimmt uns mit in seine hell erleuchtete »Bar in Italien«, den Zufluchtsort vor Bora, beißender Kälte und dem Winter-Blues.


Dass "alle weg" sind, zumindest die Touristen, kenne ich von anderswo, wenn nach der Sommersaison die Trottoirs hoch genommen werden. So fühlte es sich damals jedenfalls für mich an, das Leben wird gemächlicher für die nächsten Monate. Man freut sich auf ruhige Monate, und wenn der Frühling dann kommt, auch wieder auf die hektischen Monate. So ähnlich ergeht es auch Stefan Maiwald und den Bewohnern von Grado.

Monatsweise unterteilt, erzählt der Autor was in den jeweiligen Monaten in Grado läuft. Im Dezember zum Beispiel wie vielerorts Weihnachtsaktivitäten, die sich aber teilweise zu den Traditionen im deutschsprachigen Raum unterscheiden. Es sind mehr Anekdoten und kleinere Geschichten, über die er schreibt. Wahrscheinlich ganz im Stil seiner anderen Grado-Bücher, die ich nicht kenne, auf jeden Fall schwingt hier immer Humor mit.

Trotzdem hat mich das Buch nicht gepackt. Viele Zitate, also Sätze, die vorher geschrieben wurden, kommen in einem Rahmen auf Extraseite nochmals zur Geltung - das hätte ich nicht gebraucht. Ebenso wenig die Schilderungen des Tennis-Duells mit seiner Frau, auf das hin er trainiert und fast schon der eigentliche rote Faden im Buch ist. Da es oft erwähnt wird, hätte ich am Ende eine Pointe erwartet, die dann leider ausblieb.

Fazit: "Alle weg" ist zwar unterhaltend geschrieben, es holte mich aber nicht ab.
3.5 Sterne.



Montag, 27. Oktober 2025

Katzentage von Ewald Arenz

Klappentext:
Paula und Peter sind schon seit Langem Kollegen. Sie ist Ärztin, er arbeitet als Jurist in der Klinikverwaltung. Ein Interesse der beiden aneinander war schon immer da. Nach einem mehrtägigen Seminar verbringen sie die letzte Nacht miteinander. Auf der Rückfahrt nach Hause kommen die beiden mit der Bahn nur bis Würzburg: Streik. Was sollen sie tun mit ihrer ungeklärten Geschichte und den unerwartet freien Tagen? Während sie Stadt und Umgebung erkunden, nähern sich die beiden einander vorsichtig. Peter hält die Ungewissheit, wie es mit ihnen weitergehen wird, nur schwer aus. Sein Drängen nimmt Paula mal spielerisch, mal verärgert. Sie will das Jetzt genießen und weicht den Fragen nach dem Morgen aus. Als eine Katze zu ihrer Begleitung wird, sehen sie an deren Beispiel, wie schwer sich Menschen damit tun, den Moment zu leben, ohne Plan zu sein und sich der Freiheit hinzugeben.


"Katzentage" von Ewald Arenz ist ein sehr schön gestaltetes Buch, mit Illustrationen von Florian Bayer. Auch das eBook beinhaltet diese tollen Zeichnungen, die hervorragend zu der Geschichte von Paula und Peter passen. 

Die zwei stranden nach einem Seminar in Würzburg. Ihre erste gemeinsame Nacht wird also spontan verlängert. Beide sind Single, von daher könnte ihr Zusammensein eigentlich problemlos sein. Doch Peter würde gerne wissen, wie es weitergeht. Paula theoretisch auch, doch sie hat Angst, die sie nicht in Worte fassen kann und antwortetet deswegen knapp, eher kalt und verschleiert, sie sollen doch einfach geniessen ohne alles benamsen zu müssen. 

Ich konnte beide gut verstehen, auf der einen Seite möchte man vielleicht wissen, ob die gemeinsame Zeit dem Gegenüber auch soviel bedeutet wie einem selbst. Auf der anderen Seite das Bedürfnis, einfach mal nur die gemeinsame Zeit geniessen ohne zu schauen wohin das führt, und ohne sich einen Kopf zu machen und vor lauter Gedanken, die einem im Kopf herumschwirren und eine Antwort suchen, die schöne, gemeinsame Zeit zu vergeuden und nicht im Hier und Jetzt zu sein. 

Ihre Bonustage verbringen die beiden mit dem Erkunden von Würzburg und Umgebung, manchmal geniessend und Weisswein trinkend, manchmal humorvoll streitend und manchmal auch ohne einander, sich einzeln auch Zeit geben und nehmen. 

Der Titel passt gut und macht Sinn: diese Bonustage sind wie eine Katze, die sich zuerst mit den Vorderbeinen und dann mit den Hinterbeinen streckt, dehnbar und ohne grosse Pläne ans Nachher. Es sich einfach gut gehen lassen, ohne Gedanken an Morgen  - und dann vielleicht doch spontan den Mut haben, diese Atmosphäre auch Übermorgen noch mitzunehmen. Dies hat der Autor perfekt auf nur 128 Seiten eingefangen. Manchmal muss ein gutes Buch nicht viele Seiten haben, wenn man eine tolle Geschichte auch kurz erzählen kann. 

Fazit: Eine wundervolle schnörkellose, aber dennoch verspielte und herbstliche Geschichte. 
5 Sterne.


Segen und Glück von Paulo Coelho

Klappentext:
Ein Nachtfalter verliebt sich hoffnungslos in einen Stern am Himmel. Als er ihn zu erreichen versucht, entdeckt er die Schönheit der Welt. Ein Junge kommt zur Weihnachtsmesse. Er kennt kein einziges Gebet – und lehrt die Gemeinde doch die Sprache Gottes. In einem Schneesturm am Heiligen Abend macht ein Mensch die Erfahrung, dass er das Gute nicht erzwingen kann.






"Segen und Glück" ist ein Kurzgeschichtenband. Einige weihnachtliche Geschichten, die sich darin befinden, wurden schon veröffentlicht, alle anderen sind neu. Und doch kommen manche einem bekannt vor, teilweise sind es alte Legenden, neu verpackt. 

Die kurzen Geschichten regen zum Nachdenken an. Es sind 35 Geschichten über Gaukler, Kinder, Weise, Prinzen, Handwerker, Diener und eben auch über den Nachtfalter vom Klappentext.

Wer Geschichten sucht, die man auch mal vor mehreren Menschen vorlesen kann, z.B. an Seniorenveranstaltungen oder im Familienkreis, ist mit diesem Buch gut bedient. Die Geschichten bieten viele Themen an. Mir besonders gefallen hat "A, B, C, D", wo es um einen Jungen geht, der nicht weiss, wie er beten soll. 

Paulo Coelho ist sich mit diesen Geschichten treu geblieben. Wer seine Bücher mag, mag "Segen und Glück" sicherlich auch. 

Fazit: Ein tolles Geschenkbuch für sich selbst oder zum Verschenken.
4 Sterne.


Sonntag, 12. Oktober 2025

Histo: In uns der Ozean von Theresia Graw

Klappentext:
Rachel will nur eins: Für immer am Meer leben und forschen. Doch 1929 verliert ihre Familie alles, Rachel muss ihre Promotion abbrechen und für ein Einkommen sorgen. Statt in der Wissenschaft zu arbeiten, schreibt sie Geschichten fürs Radio, bald veröffentlicht sie ihr erstes Buch. Die Leser lieben, wie sie die Natur in ihren Texten lebendig werden lässt. Als ihr auf einem Spaziergang ein toter Vogel vor die Füße fällt und sie wahrnimmt, wie die Welt um sie herum verstummt, beginnt sie zu recherchieren: Was hat es mit dem Wundermittel DDT auf sich, das neuerdings in allen Wäldern, Wiesen und Feldern versprüht wird? Wenn die Insekten ausgerottet werden, wie lange gibt es dann noch Vögel? Rachel weiß: In der Natur hängt alles mit allem zusammen. Und wenn sie ihre Recherchen veröffentlicht, dann sticht sie in ein Wespennest.


Theresia Graw schreibt in "In uns der Ozean" über das Leben von Rachel Carson, oft Ray gennant, eine Meeresbiologin und Schriftstellerin, geboren 1907. Graw zeichnet ein grossartiges Bild einer beeindruckenden Frau, die ihr Privatleben aufgab, für ihren Drang, Gutes zu bewirken. In jeder Zeile spürt man Rachels Liebe zu kleinen Dingen, ihre Begeisterung und Dankbarkeit. 

Aufgrund der Familienverhältnisse muss Rachel das Forschungsinstitut verlassen und arbeitet fortan bei der Fischereibehörde, schreibt dort Texte für das regelmässig erscheinende Heft und kann bald darauf Geschichten für eine Radiosendung schreiben, in denen sie Hintergrundwissen lebendig erzählt. An dieser Arbeitsstelle lernt sie Dan Evans kennen, die beiden mögen sich, auch er nimmt die Welt durch Poesie und mit Liebe wahr. Leider aber entpuppt auch er sich als Mann seiner Generation, dessen Ehefrau zuhause sein und nicht arbeiten soll. Als sie später seine Stelle als Junior Meeresbiologin übernehmen kann, bleibt sie trotzdem Mitarbeiterin zweiter Klasse, indem ihr zum Beispiel Forschungsreisen verwehrt werden. 

Später wird sie zudem freie Journalistin für Daily Sun und als es ihr endlich gelingt, ein wichtiges Naturbuch bei einem renommierten Verlag zu veröffentlichen, ist sie überglücklich, doch nur fünf Wochen später folgt der geschichtsträchtige Angriff auf Pearl Harbor und ihr Buch wird nicht mehr ge- und verkauft. Rachels Leben wird geprägt von Wirtschaftskrisen, Angriffen und Kriegen. 

Sie kämpft vor allem gegen das Insektizid DDT und macht den Menschen klar, dass Fortschritt teilweise auch furchtbare Folgen haben kann - "Fortschritt ist nicht "grösser, schneller, billiger", sondern klüger zu werden." - und wahre Wissenschaft immer auch nach den Folgen fragt. Was bei den ersten, wenigen Studien zu DDT sträflichst vernachlässigt wurde. 

Ausgehend von einem bevorstehenden TV-Interview im Jahre 1963 wechselt der Roman in Rachels Vergangenheit und kommt immer wieder in die Gegenwart, aber immer nur für kurze Szenen vor dieser wichtigen TV-Sendung, zurück, bis sich dann alles zusammenfügt. 

Rachel, mittlerweile an Magenkrebs erkrankt, mobilisiert ihre eigenen Kräfte, damit sie gegen ihren Erzfeind argumentieren kann. Diese Sendung stellt sich als Höhe- und Wendepunkt ihres Kampfes heraus, sie gewinnt mit ihrem Auftritt an Gehör für diese wichtige Sache. Erst Präsident Kennedy setzt sich aufgrund der TV-Sendung für bessere Studien ein, ein Verbot für DDT erfolgt 1972 - acht Jahre nach Rachels Tod. 

Doch auch Rays Privatleben spielt eine grosse Rolle in diesem Roman, der aus ihrer Sicht geschrieben ist. Erst sorgt sie für ihre Familie, adoptiert dann ihre Nichten, später den Sohn ihrer Adoptivtochter. Sie selbst kommt dabei jahrelang zu kurz, bis sie jemanden kennenlernt, doch diese Verbindung darf nicht sein. 

Es ist auch eine Geschichte über sich ändernde Lebenspläne aufgrund der äusseren Umstände. Immer wieder hadert Rachel damit, denn Rachel liebte die Forschung, eigentlich aber auch das Schreiben. Als sie die Forschung aufgeben musste, war sie sich nicht im Klaren darüber, dass sie mit ihrer Erzählstimme und ihren Büchern schlussendlich womöglich viel mehr bewirkte als als Forscherin. "Ich möchte forschen, ich möchte schreiben, mit Geschichten berühren und aufrütteln." Das ist ihr auf jeden Fall gelungen! 

Mich erinnerte das Buch stark an den Film "Erin Brokovich". Wem der Inhalt dieses Filmes gefallen hat, begeistert sich auf jeden Fall auch für "In uns der Ozean". 

Von der ersten Seite an war ich gepackt von dieser intensiven Geschichte über diese unglaublich starke Frau. Genau wie es Rachel Carson mit ihren Büchern bewirkte, schafft es auch Theresia Graw uns das Leben und der Einsatz von Rachel Carson nahe zu bringen, mit einer unglaublichen Tiefe. 

Fazit: Grossartige Story über eine starke Frau, äusserst feinfühlig erzählt. Ein Lese-Highlight! 
5 Sterne.




Histo: Prinzessin Alice von Irene Dische

Klappentext:

Wahrheit ist ein schwieriger Punkt in allen schillernden Lebensgeschichten. Diese hier handelt von dem bewegten Leben einer irdischen Heiligen, die manche für eine ganz normale Verrückte hielten. Oder war sie nur eine adlige Frau, die mit den widrigsten Bedingungen zu kämpfen hatte? Prinzessin Alice erzählt vom bewegten und überraschenden Leben der hochadligen Alice von Battenberg, der Großmutter des britischen Königs Charles III. Ihre faszinierende Intelligenz – sie, die gehörlos geboren wurde, las in fünf verschiedenen Sprachen von den Lippen ab –, aber auch ihre überbordende erotische Lust in Verbindung mit ihrer nahezu fanatischen Beziehung zu Gott ließen Alice von Battenberg zur Bedrohung für all jene werden, die ein traditionelles Frauenbild in Königskreisen konservieren wollten. Ihre Familie wandte sich ab und brachte sie in einer der frühen Psychiatrien unter, der sie unter größter Gefahr entkam. Fortan lebte sie unter größter Einsamkeit in Griechenland, wo sie eine Suppenküche für die Ärmsten unterhielt. Doch auch dieses dem Höheren gewidmete Streben wurde hinweggespült, als Griechenland Ende der 1960er Jahre einen Militärputsch erlebte. 


Die gehörlose Alice von Battenberg - Tochter von Prinzessin Victoria von Hessen-Darmstadt, Mutter von Philip, des späteren Gemahl von Queen Elizabeth II., verheiratet mit Andreas von Griechenland -  die in mehreren Sprachen perfekt Lippenlesen konnte, die vielleicht in ihrem Körper gefangen war und ihre Aussenwirkung nicht immer abschätzen konnte, darf hier mit ihrer eigenen Stimme aus ihrem Leben erzählen. Frech, gnadenlos und scharfzüngig.

Vielleicht ungewohnt für alle, die keine Ahnung von der Biografie der Prinzessin haben, und deshalb sollte man vor der Lektüre von Disches "Prinzessin Alice" zumindest ihren Lebenslauf gegoogelt haben, um zumindest ein bisschen Ahnung zu haben, auf was die Autorin alles anspielt.

Alice liebte Gott und die Lust, ihre Schwägerin Marie Bonaparte Sigmund Freund, Edwina Mountbatten liebte viele Männer. Diese drei Frauen stehen im Mittelpunkt dieses Romans, denn Marie und Edwina verbrachten viel Zeit mit Alice, brachten sie in eine Psychiatrische Klinik und halfen ihr aber auch wieder raus.

Es war ein sehr turbulentes Leben, das Alice führte. Historische Zeitumbrüche in Griechenland und Deutschland, der Krieg, der auch England nicht verschonte. Dazu die Gehörlosigkeit, die ihren Töchtern teilweise peinlich war, aber auch das überbordende Innenleben, das einen Weg nach aussen suchte. War Alice psychisch krank, bloss verrückt oder nahm sie sich einfach nur die Freiheit so zu sein, wie sie sein wollte, die Freiheit aus dem adligen Rahmen zu fallen? Diese Fragen haben sich schon viele Menschen gestellt, und nach der Lektüre von Disches "Prinzessin Alice" würde man dabei die Antwort wahrscheinlich in letzterem oder einer Kombination von allem finden. 

Dische zeichnet ein sehr freies und faszinierendes Bild von Alice. Ich mochte diesen rasanten und sprachgewaltigen Schreibstil, da er eine neue Sichtweise auf diese sehr interessante historische Figur bietet.

Fazit: Irene Dische vermittelt einen beeindruckenden und sehr lesenswerten Eindruck von Prinzessin Alice von Battenbergs Leben, frech und scharfzüngig.
4 Sterne.



Donnerstag, 9. Oktober 2025

Top Ten Thursday 09.10.25 - Zehn Bücher, die bis Jahresende gelesen sein wollen

Top Ten Thursday" ist eine Aktion von Aleshanee von Weltenwanderer. Jeden Donnerstag stellt sie eine Frage, zu der man als Antwort Bücherlisten mit 10 Buchtitel, Buchcover oder ähnlichem erstellt. Das es in meinem Layout mit 12 Bildern aber besser aussieht als mit zehn, gibt es bei mir jeweils eine "Top Twelve".



Welche zehn Bücher willst du bis Jahresende noch lesen?

Eigentlich fast die gleichen, wie bei der Frage vom 24. April. Doch wahrscheinlich werden es keine davon, dafür andere SuB-Bücher. Ich zeig euch heute aber die Bücher, die ich sicher lesen werde, da sechs Titel davon Rezi-Exemplare sind. Plus einige Herbst- und Weihnachtstitel. Und dann noch ein Kurzkrimi und der im November erscheinende "Die verlassene Tochter", der 6. Band der Reihe. 




    






Mittwoch, 8. Oktober 2025

Menomorphosen von Jule Ronstedt

Klappentext:
Ob am Altkleidercontainer, in der Gynäkologinnenpraxis, im leergeräumten Kinderzimmer oder bei einem ersten Date: Die Frauen in Menomorphosen stehen mitten im Leben – und oft am Rand des Wahnsinns. Mit scharfem Blick, radikalem Humor und poetischer Wucht erzählen sie von Aufbrüchen und Abstürzen, der Abwesenheit von Sex, einem Übermaß an Gefühlen – und nicht zuletzt von der lust- und leidvollen Suche nach einem passenden Ich. Schauspielerin, Regisseurin und Drehbuchautorin Jule Ronstedt zeigt schonungslos, was passiert, wenn Frauen nicht verschwinden, sondern sichtbar bleiben –  wütend, wild, witzig. 


In "Menomorphosen" sammeln sich 26 Geschichten über Frauen im besten Alter. Nur empfinden das nicht alle gerade so. Die Frauen, deren Geschichten in diesem Buch erzählt werden - alle geschrieben von Autorin Jule Ronstedt -, sind alle plus minus 50 Jahre alt. 

Sie schildern, an welchem Lebensabschnitt sie gerade stehen. Die einen sind frisch getrennt und leiden, andere haben ihr Glück - das ganz unterschiedlich interpretiert werden kann - endlich gefunden. Einige sind kinderlos geblieben, andere erst gerade Mutter geworden. Olga freut sich, dass ihre Kinder endlich aus dem Haus sind und sie wieder selbst den ersten Platz in ihrem Leben hat. Elli hat Angst, mit ihrem Postmenopausen-Körper nach etlichen Jahren wieder in die Dating-Welt einzutauchen. Schauspielerin Greta bekommt nur noch namenlose Rollen als "Frau von...". Nele fragt sich, ob kosmetische Eingriffe vielleicht helfen würden, sich begehrter zu fühlen. Bei den einen ist die Brust, der Mann, die Eltern, der Job, die Energie weg und andere fragen sich, ob sie ihre Blümchenkleider in diesem Alter noch tragen dürfen oder besser nicht. Probleme, Sorgen, Freuden, wieder entdeckt oder verloren, Neuanfänge oder ein Weitergehen in bisherigen Pfaden: es sind viele Lebensbereiche, die behandelt werden; aber den allermeisten Frauen um die 50 ist es ein gut bekanntes Themenfeld, das die Autorin hier absteckt.

In manchen Geschichten begegnen wir einigen der porträtierten Frauen wieder, so dass es sich doch nicht so nach Kurzgeschichten-Band anfühlt. Ich freute mich jedenfalls über die hergestellte Verbindung. Alle dieser Frauen haben eines gemeinsam: sie sind gerade kurz vor, in oder nach der Menopause. Ich wünschte, ich hätte das Buch vor über zehn Jahren lesen können, als mir das "Menopossel" sehr früh begegnete und kein Arzt wusste, was los ist. Die Geschichten dieser fiktiven Frauen zeigen, dass alle da durch müssen, dass niemand die gleiche Geschichte hat, aber ähnliches Empfinden da ist und man nicht alleine ist, auch wenn sich das für die Frauen jeweils oft so anfühlt. Die Namen der Frauen umfasst das ganze ABC, deshalb gibt es von A-Z je eine Geschichte, 26 insgesamt. 

"Menomorphosen" ist kein Buch, das man in einem Rutsch durch liest, sondern eher immer mal wieder eine Geschichte oder zwei aufs Mal. Die meisten Storys sind kurz, so dass man sie in fünf bis zehn Minuten gelesen hat - ideal zum Beispiel, wenn frau eine kurze Strecke mit dem ÖV unterwegs ist. Man könnte auch morgens beim Kaffee trinken eine lesen oder als Gute-Nacht-Geschichte. Oder aber, man schenkt das Buch anstatt eines Adventskalender sich selbst oder guten Freundinnen, die sich gerade in dieser Lebensspanne befinden. Ich wette, das Geschenk kommt gut an, weil es einfach mal was anderes ist und die Leserinnen abholt.  

Fazit: Toll erzählte Geschichten über Frauen in allen Phasen der Wechseljahre und lesenswert für alle Menschen, nicht nur für Frauen, die gerade selbst darin stecken oder diese Lebensphase bereits durchgemacht haben. 
4 Sterne.



Donnerstag, 2. Oktober 2025

Krimi: Mord im Stadtpalais von Beate Maly

Der Weihnachtskrimi "Mord im Stadtpalais" von Beate Maly ist nominiert für den Homer 2025.



Klappentext:
Wien, 1910. Wenige Tage vor dem Heiligen Abend wird Tabakfabrikant Steinhäusel in seinem luxuriösen Stadtpalais tot aufgefunden. Die Todesursache bleibt ein Rätsel, sowohl für den Leibarzt der Industriellenfamilie als auch für diese selbst, die noch am Vorabend mit Steinhäusel zusammengekommen war. Kommissar Felix Zack übernimmt die Ermittlungen und stellt schnell fest, dass in dieser Familie beinahe jeder ein Motiv hat – zu seinem Leidwesen auch die böhmische Köchin Mila, die ihn nicht nur mit ihren Köstlichkeiten verzaubert.



Kommissar Felix Zack isst für sein Leben gern, wie gut, dass ihn sein aktueller Fall in die Herrengasse bringt, wo Köchin Mila Sokol seit einigen Monaten für das leibliche Wohl der Bewohner dieses Stadtpalais sorgt - und ab nun auch für Kommissar Zack, der findet zu seinem Glück immer neue Ermittlungsansätze, um einen Grund zu haben, die Familie Steinhäusel zu besuchen, denn Herr Steinhäusel ist verstorben. 

Alles deutet auf eine Vergiftung hin. Schuld soll die neue Köchin Mila sein, die zwar von der Zuckerkrankheit wusste und für Herrn Steinhäusel und seine zweite Ehefrau extra zuckerfrei kochte und backte. Gut, die junge Frau Steinhäusel ass eh kaum was, aber Herrmann Steinhäusel schätzte es sehr. Nun soll also Mila ein Fehler unterlaufen sein - dies behauptet die grosse Familie, die die Adventszeit traditionsgemäss bei Steinhäusels in der Herrengasse verbrachte. 

Mila weist die Schuld von sich und beobachtete nicht nur die Ankunft der Familienmitglieder, darunter Schwestern und Kinder von Herrmann Steinhäusel, mit ihren Ehemännern- oder frauen und Verlobten, sondern beobachtet auch, wie sie miteinander umgehen. Ihre Beobachtungsgabe ist gut und ihre Rückschlüsse nimmt selbst Kommissar Zack gerne zur Kenntnis.

Felix Zack kann noch niemanden - ausser vielleicht Mila, denn wer so gut kochen und backen kann wie sie, muss doch unschuldig sein - ausschliessen, auch das weitere Personal ist verdächtig. 

Beate Maly erzählt gewohnt lebendig wie es in dem grossen Haushalt zu und her geht, erläutert, weshalb gewisse Familienmitglieder ihre Gründe für den Mord hätten und schildert ein farbiges und der Zeit entsprechendes Bild von Wien anno 1910. 

Die Adventsstimmung ist spürbar und auch die Spaziergänge von Felix Zack, dem schon bald ein streunender Hund hinterherläuft, kann man sich gut vorstellen. 

Mila Sokol bäckt unter anderem "Powidltascherl". Bis zuletzt hatte ich keine Ahnung was "Powidl" sind, da das Wort nie erklärt wird. Auch auf den letzten Seiten folgte leider keine Erklärung, für die speziellen österreichischen Ausdrücke. Das fand ich schade. Ansonsten hat mich "Mord im Stadtpalais" gut unterhalten.

Fazit: Ein schöner Krimi für die Adventszeit. 
4 Sterne.