Montag, 10. Juni 2024

Die Hoffnung der Chani Kaufman von Eve Harris (Chani Kaufman 2)

Klappentext:
Chani hat es geschafft. Sie hat den Mann geheiratet, den sie sich ausgesucht hat – nicht selbstverständlich, wenn man in einer jüdisch-orthodoxen Gemeinde lebt. Und was nun? ›Seid fruchtbar und mehret euch‹, natürlich, aber genau das funktioniert eben nicht. Chani ist verzweifelt, denn ihr Mann Baruch kann sie verstoßen, wenn sie ihm keine Nachkommen schenkt. Und wer wäre sie dann noch unter ihresgleichen? Zwischen Rabbi, Fruchtbarkeitsklinik und ihrer Schwiegermutter muss Chani ›HaSchem‹ ein Schnippchen schlagen.




Den ersten Roman über Chani Kaufman hatte ich seit dem ET vor neun Jahren auf die Seite gelegt - jetzt als überraschend ein zweiter Band erschien, hab ich ihn endlich gelesen. Im Nachhinein war meine Entscheidung perfekt, denn weil ich so lange damit gewartet habe mit dem Lesen von Band 1, konnte ich direkt im Nachfolger weiter lesen. Ich war also voll up to date mit den Ereignissen aus "Die Hochzeit der Chani Kaufman" und kann sagen, dass es genau so spannend weiter geht und erst noch ohne grosse zeitliche Pause, ein Jahr später um genau zu sein.

Wer den ersten Band noch nicht kennt, sollte zuerst jenen lesen, damit man Vorkenntnisse der Geschehnisse hat, um die Lebenssituationen der Charakter richtig zu verstehen.

Chani und Baruch leben mittlerweile in Jerusalem, wo Baruch weiterstudiert. Genauso wie Avromi, der Sohn von Rivka. Avromis Gedankenkarussell war nur kurzzeitig verstummt, eher unterdrückt, so lange, bis er sich in Jerusalem eingelebt hat. Doch er kann sein Erlebnisse mit Shola nicht vergessen, auch dass seine Mutter die Gemeinde verlassen hat, beschäftigt ihn. Aber mehr noch steht die Frage im Raum, ob er "das alles" - der Besuch der Jeschiwa, fromm leben u.v.m. - überhaupt will. Sein Rektor schickt ihn zur Erholung nach Tel Aviv, wo Avromi ein nettes, älteres Ehepaar kennenlernt, das nicht so streng orthodox lebt. Der Mann ist ebenfalls Rabbi wie Avromis Vater, aber viel milder und grosszügiger. Kommt Avromi in Tel Aviv zur Ruhe, um sich zu überlegen, wie und wo es für ihn weitergehen soll?

Chani und Baruch fliegen zurück nach London, um sich in einer Klinik behandeln zu lassen, da Chani auch ein Jahr nach ihrer Heirat noch nicht schwanger wurde. Hier wird sichtbar, wie wenig die Levys vom biologischen Ablauf des Kinderkriegens wissen.

Mrs Levy hingegen freut sich schon, denn sie hofft auf eine Scheidung. Damit das schneller geht, "hilft" sie mit - und legt sich erneut wieder mit Mrs Gelbman, der Hochzeitsvermittlerin, an. 

Rivka, die nun ausserhalb der Gemeinde, alleine in einer kleinen Wohnung wohnt und im Supermarkt arbeitet, möchte gerne ihre Kinder sehen. Doch die Tochter will nicht und der jüngste Sohn darf nicht, denn Chaim und die Tochter halten ihn davon ab. Rivkas Mutterherz bricht, immerhin telefoniert sie oft mit Avromi. Bald jedoch bekommt sie Aussteiger-Hilfe angeboten, doch ob sie diese annehmen wird?

Chaim kommt kaum zum Nachdenken, um eine Lösung zu suchen, wie Rivka wieder zu Hause leben könnte, ohne in der Gemeinde zu sein, oder sich zu überlegen, wie er damit umgehen will, denn er liebt Rivka immer noch. Schnell, zu schnell, wird ihm Feuer unter dem Hintern gemacht. Der Rabbinerrat "rät" ihm zur Scheidung und dazu, danach sofort wieder zu heiraten. 

Auch dieser Roman von Eve Harris konnte mich wieder fesseln. Die verschiedenen Nuancen vom "Glauben leben" fand ich sehr gut dargestellt. Manchmal sind es nur kleinste Unterschiede, die aber so viel ausmachen. Harris beschreibt die zwiespältigen Gefühle ihrer Charaktere sehr genau und zeigt verschiedene mögliche Wege auf. Die Szenen sind manchmal sehr emotional, manchmal witzig, und immer unterhaltend und interessant. Besonders die Entwicklung von Chaim fand ich spannend, ganz tief innen wüsste er was er will, aber er traut sich noch nicht. Hätte er mehr Zeit bekommen, hätte er sich wahrscheinlich anders entschieden als hier aufgezeigt wird. 

Mir gefiel, dass die Autorin auch hier in "Die Hoffnung der Chani Kaufman" viele Enden zwar abgeschlossen, aber doch auch offen liess. Deshalb könnte ich mir gut eine weitere Fortsetzung vorstellen, um zu sehen, wie es all den Figuren in etwa zehn Jahren geht. Aber bitte nicht erst in zehn Jahren :-)

Fazit: Eine absolut gelungene Fortsetzung, die ich verschlungen habe. 
5 Sterne.


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