Mittwoch, 8. November 2017

Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg von Jenny Colgan (Band 3)

Klappentext:
Es weihnachtet sehr an Cornwalls Küste, und Polly hat nur ein Ziel: Dieses Fest der Liebe muss das Beste aller Zeiten werden. Aber wann verläuft das Leben schon nach Plan? Prompt schneit ihre Freundin in der Bäckerei vorbei und vertraut ihr ein heikles Geheimnis an, das bald nicht mehr zu verbergen sein wird. Außerdem ist da noch die leidige Frage, wer die Bäckerei weiterführen darf. Wird es Polly trotzdem gelingen, mit ihrem Freund Huckle und Papageientaucher Neil das fröhlichste aller Feste zu feiern?




Der dritte und letzte Band der Strandbäckerei-Serie erschien im Oktober 2017 als einer der ersten Weihnachtsromane der Saison. Das Cover vermittelt eine gemütliche und ruhige Weihnachtszeit. Ganz so ruhig wird es aber nicht.
  
Polly freut sich auf ruhige Feiertage mit Huckle in ihrem Leuchtturm. Doch kaum haben sie einander ihre Vorfreude mitgeteilt, wird Polly zur Teilnahme des ersten karitativen Weihnachtsbazar von Mount Polbearne verpflichtet. Der Bazar wäre nicht das grösste Problem, doch die Standbetreiber müssen sämtliche Einnahmen abgeben. Das bedeutet Lohnausfall für Polly, die jeden Penny spart zur Renovation ihres Leuchtturms. Um Huckles Finanzen steht es auch nicht gut, der Honigverkauf wirft zu wenig ab und die Papageientaucher-Kolonie muss wohl schliessen, die Regierung muss sparen und streicht die Zuschüsse. 

Der Einzige, der gut bei Kasse ist, ist Reuben. Er möchte, dass Polly an den Weihnachtstagen seine Gäste bei ihm in der Villa verköstigt. Leider hat Polly zu wenig Schneid um ihm Paroli zu bieten und sich freie Tage zu gönnen. Die Bezahlung lockt und so wäre sie wenigstens bei Kerensa, die ein folgenschweres Geheimnis mit Polly teilt. Alsdann bekommt Polly einen Anruf von einer ihr fremden Frau - die Frau von Pollys unbekanntem Vater, der im Sterben liegt - von wegen also ruhige Weihnachtszeit.

Im Vorwort erklärt die Autorin, wie sie auf die Idee zu den Büchern gekommen ist. Im ersten Kapitel werden die zwei ersten Romane zusammengefasst - und auch im Rest des Buches wird immer wieder mal auf Vergangenes zurück geblickt. Somit kann das Buch gut ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Vielleicht ist es sogar besser, wenn man die Vorgänger nicht kennt. Denn dann fällt nicht auf, dass grosse Diskrepanzen zwischen Aussagen aus Band 1 und Band 3 bestehen und kann drüber hinweg lesen. 

Im ersten Band hiess es, dass Pollys Eltern nicht reich waren (Kindle Pos 678 bei 12%), dass ihr Vater ihr oft vorgelesen hätte und an einem Herzinfarkt starb als Polly Zwanzig war (Kindle Position 529 bei 9%). Im vorliegenden Band ist Pollys Mutter Doreen alleinstehend. Aus einem Kind mit Eltern wird ein Kind mit einer alleinerziehenden verbitterten Mutter - ja was denn nun? Es bleibt der Eindruck, die Autorin hätte Pollys Biografie vergessen und einfach noch schnell umgeschrieben, damit sie in die neue Story reinpasst, zu ihren Ideen zum Thema Familie. Kleinere Differenzen kann man einem Autoren ja noch verzeihen, aber so Grundlegendes wie hier - da werden die treuen Leser echt für blöd verkauft.

Auch zwischen Klappentext und Inhalt gibt es einen Fauxpas: "Außerdem ist da noch die leidige Frage, wer die Bäckerei weiterführen darf." Nein, diese Frage wird nicht gestellt - jedenfalls nicht im dritten Band, dies war Thema im zweiten Buch.

Jenny Colgan wollte hier das Thema Familie und Heirat in den Vordergrund stellen, was sie mit Biegen und Brechen geschafft hat. 

Polly ist aufgrund ihrer (neuen) Biografie unsicher, ob sie Huckle heiraten will. Sie hat Angst. Doch anstatt, dass sie darüber redet, verschliesst sie sich und packt sich einen Haufen zusätzlicher Arbeit auf. Huckle interpretiert alles falsch und dies führt logischerweise zu Missverständnissen, die schlussendlich den eigentlichen Plot dieses Weihnachtsromans ausmachen. 

Polly stellt das Wohlergehen anderer über das ihrige, was man nicht immer verstehen kann. Vermeidungstaktik - sonst müsste sie sich ja erklären. Mich hat es tierisch genervt, es las sich sehr substanzlos. 

Dazu kommt, dass Kerensa und  - viel mehr noch - Reuben alles dirigieren. Reuben finde ich in diesem dritten Teil einfach nur zum Kotzen, über alle Massen verwöhnt und noch überheblicher als früher. Kein Wunder bei seinen Eltern, die zu Besuch kommen. Wie Reuben hier mit Kerensa umgeht und wie er sie betitelt, macht ihn zu einem extrem unsympathischen Menschen. Ich frage mich, ob die Geschichte nicht viel stärker von einem nicht ganz so egoistischen, weniger übertrieben dargestellten Reuben profitiert hätte?

Abgesehen von den Diskrepanzen in Pollys Familienbeschreibungen hat mir die Geschichte rund um Pollys nun unbekanntem Vater und ihrer zurückgezogen lebenden Mutter gut gefallen und wirkte ehrlich.

Trotzdem empfand ich "Weihnachten in der kleinen Bäckerei am Strandweg" sehr oberflächlich. Emotionen - ausser negative Reuben gegenüber - konnten mir nicht vermittelt werden. Es wirkte, als ob Reubens gedankenlose Art auf die anderen Figuren übertragen wurde und vieles angeschnitten, aber nicht zu Ende gedacht wurde. 

Und dann wäre da ja noch Papageientaucher Neil - ihn bekommt man, wie auch die Bewohner von Mount Polbearne, kaum zu Gesicht, da das gesamte Buch entweder im Leuchtturm, in Reubens Villa, bei Doreen zuhause oder in einem Spital spielt. Für den letzten Band hätte ich von Mount Polbearne und auch Neil gerne ein wenig mehr mitbekommen. Immerhin ist das Ende süss und vereint was zusammengehört. 

Fazit: Ein sich zwar flüssig lesender, aber insgesamt oberflächlicher Abschluss der Bäckerei-am-Strandweg-Serie. 
3 Punkte.


2 Kommentare:

  1. Hey!
    Das hört sich ja gar nicht gut an. Ich glaube, ich lasse das mit Band 3 lieber, um mit den guten Eindruck von Band 1 nicht zunichte zu machen.
    War Huckle nicht eigentlich auch reich und verkauft den Honig nur "zum Spaß"? So habe ich es in Band 1 verstanden.
    LG
    Yvonne

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    1. Hallo Yvonne
      Huckle war erfolgreich in seinem Job, den er zugunsten des Honigs aufgab. Anscheinend wurde es nun knapp finanziell - aber leider war es nicht ersichtlich, ob er wirklich bald pleite war oder er mehr Beschäftigung, also ein Zwischending zwischen stressigem Managerjob oder Teilzeitimker, sucht. Das wurde auch eher so nebenbei abgehakt, wie leider so vieles im Buch.
      Kannst es ja mit genügend Abstand in ein bis zwei Jahren lesen, dann magst du dich vielleicht nicht mehr so gut erinnern ;-)
      Liebe Grüsse
      Anya

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