Freitag, 17. November 2017

Das Labyrinth der Wörter von Marie-Sabine Roger

Klappentext:

“Mit dem Nachdenken anzufangen ist etwa so, wie wenn man einem Kurzsichtigen ein Brille gibt.“ Ganz besonders gilt das für Ich-Erzähler Germain Chazes, den seine Mutter von Klein auf für einen Dummkopf hält. „Wenn Du unter einer Glasglocke aufgezogen wirst, kannst Du keine großen Höhenflüge machen.“ Dann trifft der großgewachsene Mann im Park die kleine Margueritte Escoffier. Die alte Dame liest ihm Albert Camus’ Die Pest vor. Oder Bücher von glücklichen Mutter-Sohn-Beziehungen und exotischen Amazonas-Indianern. Margueritte schenkt ihm ein Wörterbuch, „ein großartiges Labyrinth, indem man sich voller Glück verirrt!“ Weil sich die 86-Jährige wirklich dafür interessiert, was der 45-Jährige denkt, wird sie zu seiner Vertrauten.


Die DVD liegt seit Jahren ungesehen bei mir herum und nun dachte ich, dass ich vielleicht doch eher mal das Buch lese, weil Bücher ja eigentlich immer besser sind als der Film. Nach der Lesen frag ich mich, ob ich mir den Film überhaupt ansehen soll.

Der 46jährige Germain trifft im Park auf die 86jährige Margueritte. Mit einer Plauderei über das Zählen der Tauben beginnen die Tage ihrer Freundschaft. Er: gross und breit. Sie: klein und gebrechlich. Sie liest ihm vor, und plötzlich beginnt er sich für Worte und Geschichten zu interessieren. Germain verändert sich langsam, auch seinen Freunden fällt es auf.

Doch diese schnelle Verwandlung nehme ich der Autorin nicht ab, zumindest nicht alles. Der grösste Teil der Geschichte spielt sich in Germains Gedanken ab, er ist der Erzähler. Einerseits soll er der ungebildete, dumme und naive Typ sein, andererseits passen seine Gedankengänge nicht wirklich zu solch einem Typen. Er wirft mit vulgären Ausdrücken um sich herum, nur um in der nächsten Minute eine Metapher loszulassen. Das wirkt viel zu künstlich auf mich.

Dazu lese ich immer wieder zwischen den Zeilen den moralisch erhobenen Zeigefinger heraus, als ob die Autorin die Leser unterrichten und belehren möchte. Zwar nie wenn Margueritte spricht, sondern fast immer in Germains Gedanken. Bei Margueritte hätte ich es ja noch verstanden, doch sie reagierte jeweils gelassen und nett. Die Interaktion zwischen den beiden empfand ich zu oberflächlich.

Das Buch hat mich enttäuscht. Es ist eine langweilige um einen grobschlächtigen Mann, dem eine alte Frau vorliest. Aus diesem Thema hätte man viel mehr rausholen können. Ja, auch bei nur 272 Seiten.

Fazit: Mit nur einigen wenigen netten Zeilen kann der Roman bei mir nicht punkten. Zu phrasenhaft und ohne jegliche Tiefe fehlt mir vor allem der Erzählcharme und die subtile Poesie, die man sonst oft bei französischen Autoren findet. 
2 Punkte.

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