Tessa Boden steht als Sopranistin auf den größten Bühnen der Welt. Überall verzaubert die sympathische, 45-jährige Sängerin ihr Publikum. Ihren Ruhm bezahlt sie mit einem Leben aus dem Koffer und einer damit einhergehenden großen Einsamkeit. Bei einem Benefizkonzert in der Berliner Philharmonie wendet sich ihr Schicksal. Ein faszinierender Mann sitzt in der ersten Reihe. Weder klatscht er Beifall, noch scheint ihn ihre musikalische Darbietung sonderlich zu faszinieren. Stattdessen beobachtet er sie eindringlich und zeichnet unaufhörlich in seinen Skizzenblock. Tessa ist irritiert und spürt doch eine magische Anziehungskraft, sodass sie bald nur noch für ihn singt. Beim Hinausgehen verliert der geheimnisvolle Mann zwei Zeichnungen, bei deren Anblick Tessa der Atem stockt. Entschlossen, mehr über ihn herauszufinden, folgt sie ihm. Ohne zu ahnen, dass ihre Welt niemals mehr so sein wird wie zuvor.
Als Sopranistin Tessa in Berlin auf der Bühne steht, geht es ihr nicht so gut. Sie versucht es zu überspielen, doch ein Zuschauer in der ersten Reihe scheint direkt in sie hinein zu sehen. Tessa findet seinen Blick und dass er immer wieder in sein Notizbuch zu zeichnen scheint, jedoch respektlos und äusserst verwirrend. Trotzdem ist sie berührt und geht ihm später inkognito in eine Bar nach. Dort merkt sie, dass Paul gehörlos ist, aber beide schaffen es nicht, sich anzusprechen.
Dennoch werden sie sich wiedersehen, auch wenn Tessa tags darauf wieder nach New York fliegt, wo sie lebt. Ihr Manager Fabian, der seit 27 Jahren mit ihr arbeitet, hat Tessa einen straffen Auftrittsplan verschafft und wartet auf die Zusage auf ein grosses, neues Projekt. Sie fühlt sich davon bedrängt, möchte gerne mal eine Pause machen, doch Fabian scheint dies nicht zu verstehen.
Die Kapitel sind abwechselnd aus Sicht von Tessa und Paul erzählt. Während für Tessa Musik und Töne das ganze Leben sind, aus dem Paul ausgeschlossen ist, erkennt er dafür auf einen Blick die Charaktere der Menschen. Diese beiden gegensätzlichen Figuren sich gegenüberzustellen, ist ein toller Schachzug des Autorenpaares, Nicole und Uli Swidler.
Was für die eine Figur völlig normal ist, ist für die andere Figur eine riesige Herausforderung. Einige Szenen, die in New York spielen, zeigen dies deutlich. Wie sich die beiden dennoch annähern und welche Vergangenheit die beiden haben, erzählen die Swidlers sehr feinfühlig und respektvoll.
Es ist ein Roman, der noch lange nachhallt und die Leserinnen und Leser tief berührt. Mich erinnerte er stark an den Film, die Musik und das Buch "Jenseits der Stille", in dem es unter anderem auch um Gehörlosigkeit geht und noch jahrelang in Erinnerung bleibt. Sicherlich wird dies "Herzlauschen" auch gelingen, das hab ich so im Gefühl, denn am liebsten würde man allen von diesem Roman vorschwärmen, und dabei gleich den ganzen Inhalt schildern, denn da ist noch so viel mehr verarbeitet als bisher verraten.
Fazit: "Herzlauschen" überzeugt durch authentische Charaktere und einen gefühlvollen Schreibstil, der durch die interessante Geschichte trägt.
5 Sterne.

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