Donnerstag, 5. Juni 2025

Top Ten Thursday 05.06.25 - Zehn Titel, in denen buchbezogene Wörter vorkommen

Top Ten Thursday" ist eine Aktion von Aleshanee von Weltenwanderer. Jeden Donnerstag stellt sie eine Frage, zu der man als Antwort Bücherlisten mit 10 Buchtitel, Buchcover oder ähnlichem erstellt. Das es in meinem Layout mit 12 Bildern aber besser aussieht als mit zehn, gibt es bei mir jeweils eine "Top Twelve".



Zeige zehn Titel, in denen buchbezogene Wörter vorkommen

Heute konnte ich aus dem Vollen schöpfen. Entschieden habe ich mich einerseits für Wörter, die etwas mit Bücher zu tun haben wie Seiten, Zeilen, Schreiberin, Vorleser, ein Buch empfehlen. Die andere Hälfte sind Orte, wo man Bücher erwerben kann: Bücherschiff, Bücherstube, Buchcafé, Buchclub, Bibliothek, Bücherdorf, Buchhandlung. 





Für welche buchbezogene Wörter habt ihr euch entschieden? Wahrscheinlich werden heute eher dieselben Worte genannt und weniger dieselben Bücher, oder hat jemand einen Titel mit mir gemeinsam? 

Mittwoch, 4. Juni 2025

Histo: Bittersüsse Träume von Silvia Cinelli (Die Familiengeschichte der Familie Campari)

Klappentext:
Mailand 1882: Als Gaspare Campari, der Erfinder des berühmten Bitterlikörs, völlig unerwartet stirbt, übernimmt seine Frau Letizia erfolgreich die Leitung des Unternehmens und des berühmten Künstler-Cafés in der Galleria Vittorio Emanuele. Wenige Jahre später schickt die mutige Witwe ihren Sohn Davide nach Bordeaux, wo er bei einem Likörhersteller in die Lehre gehen soll. Anstatt sich seiner Ausbildung zu widmen, lässt sich der junge Heißsporn jedoch lieber zu einer Reise nach Paris überreden, wo er sich Hals über Kopf in die Soubrette Leda verliebt. Nach einem Jahr Bohème-Leben kehrt Davide schweren Herzens nach Mailand zurück. Fortan möchte er sich ganz auf seine Familie und die Leitung der Likörfabrik konzentrieren. Doch dann steht Leda vor seiner Tür – mit der Bitte, ihr in einer schrecklichen Lage zu helfen.


Obwohl inzwischen hierzulande wohl öfters ein anderes rotes Getränk der Konkurrenz getrunken wird, kommt man um Campari nicht vorbei. Das berühmte Getränk wird auch besungen, 1977 zum ersten Mal. Seither wurde "Campari Soda" oft gecovert, zuletzt erreichte der Song 2006 die Schweizer-Single-Hitparade und schaffte es sogar auf Platz 3. Campari Soda oder Campari Orange ist Standardgetränk einer jeder Bar. Und auch ich bestelle in einem meiner Lieblingsrestaurants gerne einen Campari zum Aperitif. Als  Erfinder des Aperitifs gilt die Familie Campari, die dieses Ritual in ihrem Café am Ende des 19. Jahrhundert in Mailand einführte.

Als ich sah, dass deren Firmengeschichte in einem Roman behandelt wird, war klar, dass ich diesen Roman lesen muss. Das Cover, das mit Orangenblüten, Orangenscheiben und zwei Gläsern Campari verziert ist, gefällt mir gut. Besser als das Cover des italienischen Originals, das wohl ein Bild aus einer Campari-Reklame zeigt. Davide Caspari, der zweitälteste Sohn des Gründers, hatte sich als einer der ersten in Italien zu Text- und später zu Bildreklame in Zeitungen entschieden. Doch bis dies soweit war, verging einige Zeit. 

Der Roman beginnt viele Jahre früher, als Davides Vater Gaspare starb und erzählt zudem in Rückblicken die Gaspares Geschichte bis zu dessen Tod. Gaspare hatte klare Ansichten, und entschied wo der Platz seiner Kinder, vor allem jener der Söhne ist. Egal, ob sie das auch so sahen oder gar den Talenten desjenigen entsprach oder nicht. Die beiden ältesten Söhne fühlten sich nicht wohl an der Stelle, an der ihr Vater sie sah. Ob es ihnen gelang ihre Träume zu verwirklichen oder ob sie für die Familie und die Firma alles aufgaben, erzählt Silvia Cinelli in "Bittersüsse Träume".

Bittersüss kann man das Leben von Davide bezeichnen, zumindest so wie es die Autorin geschildert hat. Sie erzählt, wie Davide das Leben entdeckt, jung wie er ist, manchmal forsch und manchmal zu scheu, sein Frankreichaufenthalt, wie er zurück nach Mailand kommt und die Leitung der Firma übernimmt, manchmal egoistisch - wie sein jüngerer Bruder Guido es wohl empfunden hat - aber immer mit guten und für seine Zeit fortschrittlichen Ideen, wie bei der Werbung, die er schalten liess. 

Es war interessant, das Buch aus der Sicht von Davide zu lesen. Männer als Protagonisten kommen gerade bei Firmengeschichten sehr wenig vor, oft sind es die Frauen, damals eher im Hintergrund aktiv, obwohl sie die Fäden in der Hand hatten, die nun in vielen Büchern vorgestellt werden. Dies ist in "Bittersüsse Träume" anders, auch weil Gaspares Frau Letizia zu wenig hergibt und die eine Frau, die Davide seit Kindertagen geliebt hat, für ihn unerreichbar blieb. 

Über die tatsächliche Familie Campari selbst ist gar nicht so viel bekannt, weshalb sich die Autorin Freiheiten herausgenommen hat und mit dem, was bekannt ist und ihrer Fantasie einen unterhaltenden und informativen Roman zu schreiben. Im Nachwort schreibt Silvia Cinelli, welche Figuren und Szenen sie dazu erfunden hat. 

Neben der Familiengeschichte greift die Autorin auch das Zeitgefühl der 1900er auf. Die Industrialisierung, die italienische Politik und die vielen Demonstrationen, die mit beidem verbunden war. Unterschiedliche Ansichten und Streitereien dazu gab es auch innerhalb der Familie. Erlebnisse der Gäste im Café runden den Roman ab. 

Fazit: Ein eher ruhiger und sachlicher Roman über die Familie Campari, dennoch höchst informativ und unterhaltend erzählt. Wie wärs, ihn bei einem oder mehreren Gläsern "Bitter nach holländischer Art", wie man den Campari zuerst nannte, zu lesen? 
4 Sterne.



Sonntag, 1. Juni 2025

Neuerscheinungen und Monatsvorschau Juni 2025


Ich ändere den Buchtitel vom Foto schnell mal um in "Das Lesen fängt im Sommer an". Da mein Lesejahr bisher sehr kurz geraten ist, kann es kaum weniger und daher theoretisch nur noch mehr werden und da mit dem Juni der Sommer beginnt - die Temperaturen in den letzten Tagen sind bereits auf Hochsommer getrimmt - nehm ich das als Motto in den Juni mit. 

Es ist glaub der erste Juni seit langem, bei dem die Neuerscheinungsliste bei mir kurz gehalten ist. Es sind nur zwölf Bücher, die mein Interesse wecken konnten.

Einziehen werden davon voraussichtlich nur vier. "Bretonische Versuchungen" von Jean-Luc Bannalec, "Der alte Apfelgarten" von Sharon Gosling, "Der Garten der kleinen Wunder" von Patricia Koelle-Wolken und der neue "Highland Happiness"-Band von Charlotte McGregor.  





"Mord nach Rezept" ist der zweite Band einer Krimireihe, den ersten Band werde ich in den nächsten Wochen lesen und dann entscheiden, ob ich den zweiten Band auch lesen werde oder nicht. "Die Tea Ladies" hören sich sehr interessant an, aber die müssen genau wie "Hearts Homes" und alle noch nicht erwähnten warten. 

"Das Glück eines Sommers" ist der erste Band einer Trilogie und das Werk von Jana Lukas und Leonie Lastella, die hier unter Pseudonym schreiben und selbst veröffentlichen. Leider vorerst nur als Kindle-eBook bei Amazon erhältlich. 

Über die nur wenigen neuen Titel bin ich aber gar nicht traurig, da ich noch viele Frühlingstitel lesen möchte, die ich noch nicht vom SuB befreien konnte. Zwei Rezensionsexemplare liegen auch bereit: "Licht und Schatten" von Marie Lacrosse und "Das Teufelshorn" von Anna Nicholas. Wahrscheinlich werden die Krimis im Juni dominieren, aber schauen wir mal, wie er rauskommt - Ende Schuljahr wird es einerseits lockerer, andererseits stehen immer viele Abschlusstermine im Juni, oft auch kurzfristig bekannt gegebene und dann aber schon wieder Vorarbeiten fürs neue Schuljahr. 

Somit hoffe ich auf einen tollen Juni für uns alle und wünsche euch und mir: 
"Im Juni fängt das Lesen an"! 


Samstag, 31. Mai 2025

Lesemonat und Monatsrückblick Mai 2025


Der Mai 2025 war für mich ein Musikmonat, ich hörte viel Musik an Orten und zu Zeiten, an denen ich sonst lese. Somit kam das Lesen im Mai zu kurz. Da war nicht nur die grandiose ESC-Woche Schuld daran, aber diese Woche war wirklich ein Highlight. 

Abgesehen von der Herausforderung, dass man keinerlei Taschen dabei haben durfte, nur was in die Hosentaschen passte - und letztere sollte man als Frau erst mal haben -, war der ESC ein tolles Erlebnis. Wir besuchten die Preview Show des ersten Halbfinals am Dienstag, fuhren dann schnell nach Hause, damit wir um 21:00 Uhr rechtzeitig vor dem TV die Show gucken konnten. Es war interessant, mal beide Seiten zu sehen. Dinge, die nur im TV sichtbar waren und andere, die nur wir in der Halle gesehen haben. Donnerstagabend verfolgten wir das zweite Halbfinale zuhause am TV: wir waren froh, waren wir am Dienstag live vor Ort, denn die meisten Songs vom Dienstag haben uns wesentlich besser gefallen. Am Samstag waren wir am Mittag bereits in Basel und streiften durch die Stadt, die sehr viel rund um den ESC bot. Dies bestätigten uns auch viele extra zum ESC angereiste Fans, die öfters zum ESC reisten. Den Abend verbrachten wir beim grössten ESC-Public Viewing aller Zeiten im Fussballstadion direkt neben der Showhalle. Das Vorprogramm begann bereits um 19:00 Uhr und die Stimmung war grossartig. Allerdings verliessen wir das Stadion beim letzten Song, denn wir hatten einen langen Heimweg. Leider wurden Extratrams und -Züge erst ab 01:00 Uhr bereitgestellt und noch nicht um 23:30 Uhr, als viele, genau wie wir, schon nach Hause wollten - das war der neben der Hosentaschen-Sache (die man aus Sicherheitsgründen aber immerhin noch verstehen kann) das einzige Negative. Das Tram war völlig überfüllt, draussen standen mindestens genau so viele Menschen, die noch hinein wollten und so gab es eine Abfahrsverspätung. Den Zug am Bahnhof erreichten wir ganz knapp noch. Alle waren erleichtert und die Stimmung im Zug toll, die Punktevergabe verfolgten alle - zumindest in unserem Wagen - gemeinsam auf den Handys und hatten dabei lustige Momente. Am Sonntag schauten wir uns das Finale noch am TV an, zum Beispiel da wir beim Public Viewing nicht ganz alles sehen konnte, immer bevor es zu Live-Schaltung zu uns ins Stadion ging. (Waterloo singen wurde übrigens schon vor der Show geübt - als Abba-Fans fanden wir die Songauswahl genial!) Und alles was zwischen dem Verlassen des Stadions und der Zugsabfahrt stattfand, verpassten wir ja auch. So konnten wir das am Sonntag nachsehen und für uns so die ESC-Woche gemütlich ausläuten.


Wobei die Woche noch ziemlich nachklang, denn sie war Thema überall: zum Beispiel erst letzte Wocheim Alnatura, als zwei Verkäufer beim Regale einräumen einen dieser Songs sangen, aber auch einer meiner Schüler, der den gleichen Song mitten im Unterricht anstimmte (es ging eigentlich um ein ganz anderes Lied und ich musste mich beherrschen nicht mitzusingen) - und der Inhalt dieses Liedes werde ich mir nach Schreiben dieses Artikels gleich machen: Espresso Macchiato. ☺ Meine Favoriten neben des Kaffees waren übrigens "C'est la vie" und "Bara bada bastu"- letzteres eindeutig Platz 1 der Zuschauer beim Public Viewing, da sass niemand mehr auf seinem Sitz! 

Gefreut im Mai habe ich mich auch über die Blütenpracht auf meinem Balkon. Vor allem der Jasmin blüht gerade so schön wie noch nie! 

Und wie so oft liegt Freude immer stark neben Trauer: in dieser letzten Mai-Woche hat mich der Bergsturz von Blatten im Wallis beschäftigt, auch in Deutschland und Österreich wurde im TV davon berichtet. Zum Glück hat man die Bevölkerung des Dorfes vorzeitig evakuiert, dass haben wir in der Schweiz schon vorige Woche mitbekommen. Aber diese Leute haben gar nichts mehr, das Dorf ist verschüttet. Man befürchtet Murgänge in den nächsten Tagen, immerhin droht der See nicht mehr weiter zu überfluten. Da stehen dann einige Politiker hin und erzählen, wie schlimm das Ganze ist (ist es ja auch). Aber schlimmer noch, das sind teilweise dieselben, die mit ihren Parteien nichts für den Klimaschutz tun und alle Initiativen für mehr Schutz abblocken. Sowas nervt.

Genervt bin ich auch ein bisschen über mich, dass ich schon wieder so wenig gelesen habe (wenig für meine Verhältnisse, ich vergleiche meine durchschnittliche Lesezahl nur mit mir selbst, nicht mit anderen). Im Mai waren es wie bereits im April 7 Bücher, darunter aber eine Kurzgeschichte und ein reread.

So schnell habe ich noch nie ein Buch zum zweiten Mal gelesen, doch ich bekam nach dem eBook auch noch die Printausgabe und habe es deshalb direkt nochmals gelesen, vor allem auch weil ich so viele Dinge anstreichen musste/wollte.

Mit dabei war auch ein Graphic Novel, jenes über Anne Frank, das erstaunlicherweise sehr ausführlich war und viel Text beinhaltete, weshalb ich es in meiner Monatsübersicht mit zähle. 

Interessant im Mai war die Geschichte über die Familie Campari, "Bittersüsse Träume". Ganz was anderes, aber auch aus Sicht eines Mannes/Jungen geschrieben, war "Bis die Sonne scheint" von Christian Schünemann, das ich aus Leipzig mitgebracht habe. Eine Bewertung finde ich grad schwierig, weshalb ich wahrscheinlich auch keine Rezension schreiben, sondern eher mal einen seiner Krimis lesen werde.

Einen kurzen Ausflug hab ich nach Kirkby gemacht mit der Kurzgeschichte "Wintersonnenwende in Kirkby". Von der "Highland Happiness"-Reihe hab ich noch nicht alles gelesen, was mich nun freut - voraussichtlich im Sommer möchte ich da weiter lesen. Ein Krimi muss noch sein, dachte ich mir diese Woche, und griff zum 5. Band der Moira Ruscani-Reihe von Mascha Vassena, das mir wieder gut gefallen hat. 

4 Sterne
- Das Tagebuch der Anne Frank, Graphic Novel Diary von Ari Folman 
- Mit dir steht die Welt nicht still von Melissa Müller  (re-read)
- Bittersüsse Träume von Silvia Cinelli 448 (Die Geschichte der Familie Campari) 
- Wintersonnenwende in Kirkby von Charlotte McGregor (Highand Happiness KG) 
- Bis die Sonne scheint von Christian Schünemann
- Der Schädel von Sant’Abbondio von Mascha Vassena (Moira Rusconi 4) 



5 Sterne 
- Es kann so schön sein, das Leben von Alexander Oetker 


Dann habe ich im Mai noch sowas wie ein Sachbuch gelesen, nämlich "Es kann so schön sein, das Leben" von Alexander Oetker. Was er über das Dolce Vita-Prinzip schreibt, kann ich zum grossen Teil nachvollziehen und bejahen, da ich ja auch sehr viel Zeit meines Lebens im Süden verbrachte. Mein Highlight des Monats.

Mehr habe ich im Mai nicht mehr geschafft zu lesen, und so muss ich zwei Rezensionsexemplare mit in den Juni nehmen, den ersten "Montmartre"-Band von Marie Lacrosse und "Das Teufelshorn" von Anna Nicholas, ein Krimi, der auf Mallorca spielt. Mehr zum Juni dann morgen in meiner Vorschau. 

Wie war euer Mai, was habt ihr gelesen, was erlebt? 



Freitag, 23. Mai 2025

Mit dir steht die Welt nicht still von Melissa Müller

Klappentext:
London, 1951. Für Nanette ist es eine Zufallsbegegnung, für John ist es Liebe auf den ersten Blick. Doch John steht kurz vor seiner Auswanderung nach Brasilien. Ginge es nach ihm, würde er seinen Plan ändern, aber Nanette, die mit Anne Frank befreundet war und als Einzige ihrer Familie Bergen-Belsen überlebt hat, fürchtet sich vor dem Glück. Als sie einander Brief um Brief schreiben, gesteht sie sich langsam ein, dass sie mit ihm zurück ins Leben finden kann. Ein Buch über die rettende Kraft der Liebe.




In "Mit dir steht die Welt nicht still" erzählt Melissa Müller die reale Lebens- und Liebesgeschichte von Nannette Blitz und John Konig. Die Autorin konnte das Ehepaar persönlich befragen und steht in Kontakt mit den Kindern des Paares. Sie hatte Einsicht in die Briefe des Paares, die sie sich zwischen Brasilien und England hin- und hergeschickt haben. 

"Slow Burn" würde man diese Liebesgeschichte in neudeutsch heute nennen: John ist kurz davor, nach Brasilien auszuwandern, als er Anfang der 1950er-Jahre in London Nanne begegnet. Diese wenigen Treffen reichten aus, dass er sich verliebte. Bereits auf der Reise nach Brasilien schrieb er ihr die ersten Brief. Und auch Nanne liess sich auf den Briefkontakt ein. Sie wurden zu Vertrauten und so wuchs bald der Plan heran, sich gegenseitig zu besuchen. Dies dauerte aber seine Zeit und bis dahin stand bereits fest, dass sie heiraten wollen - ausser das Wiedersehen verlaufe nicht so gut. Sie hätten keine Angst haben müssen, sie heirateten und bald schon folgte Nanne ihrem John nach Sao Paulo und gründete mit ihm eine Familie. 

John wuchs in Ungarn auf und konnte im 2. Weltkrieg nach England fliehen. Er war mir mega sympathisch, mit seiner Lebensfreude und Offenheit, und der Fähigkeit immer das Positive zu sehen. Nanne hingegen war eher nüchtern, eine "practical woman" wie es John nannte. Sie wuchs in Amsterdam auf, und ist eine Überlebende des Konzentrationslager Bergen-Belsen. Die Jahre in Bergen-Belsen konnte Nanne nicht vergessen und da es damals keine Trauma-Therapie gab, holten sie immer wieder dunkle Erinnerungen ein. Und genau deshalb ist diese Geschichte eben nicht nur eine Liebes-, sondern viel mehr eine eindrücklich erzählte Lebensgeschichte.

Eigentlich wäre es ein Buch, das fünf Sterne verdient hätte. Inhaltlich auf jeden Fall. Für meinen Geschmack waren es aber viel zu viele Zeitsprünge: beispielsweise von 1952 zehn Jahre zurück ins Jahr 1942. Das geht ja noch, aber als Nächstes eine Reise vorwärts ins Jahr 1978, von da zurück nach 1943 und gleich hoch ins Jahr 1997, dann fünfzig Jahre runter, und immer wieder: munter rauf und runter. Diese Sprünge machten es sehr schwer konzentriert zu bleiben. 

Super spannend hingegen empfand ich, dass wir mit "Mit dir steht die Welt nicht still" nicht nur eine tolle, reale Liebesgeschichte mit Happy End zu lesen bekommen, sondern auch einen Einblick, wie Kinder aus einer Schulklasse ganz andere Schicksale erlebten. Die meisten von uns kennen Anne Franks Geschichte, vielleicht auch noch ein wenig jene von Jaqueline van Maasen. Nun wird hier Nanne Blitz Leben geschildert (und bald möchte ich noch Hanna Goslar-Picks Geschichte lesen, die wiederum ganz anders verlaufen ist). So traurig und dramatisch ihre Lebensgeschichten durch die Shoa verlaufen sind, sind die Bücher über diese Schulfreundinnen dennoch Zeitzeugen dieser schrecklichen Jahre. 

In der Printausgabe befindet sich in der Mitte eine grosse Fotostrecke, die den Familien von Nanne und John ein Gesicht geben. Leider fehlt dieser Bildteil im eBook. 

Fazit: Ein tolles Buch mit vielen Einblicken in die Geschichte zweier jüdischer Familien und in die Nachkriegszeit. 
4 Sterne.


Donnerstag, 22. Mai 2025

Top Ten Thursday 22.05.25 - Zehn Bücher mit Raben oder Krähen auf dem Cover

Top Ten Thursday" ist eine Aktion von Aleshanee von Weltenwanderer. Jeden Donnerstag stellt sie eine Frage, zu der man als Antwort Bücherlisten mit 10 Buchtitel, Buchcover oder ähnlichem erstellt. Das es in meinem Layout mit 12 Bildern aber besser aussieht als mit zehn, gibt es bei mir jeweils eine "Top Twelve".



Zeige zehn Bücher, mit Raben oder Krähen auf dem Cover

Diese Liste bring ich nicht voll. Ich kenne zwar noch zwei weitere Bücher mit Krähen drauf - und ich bin sicher, ich sehe die beiden (Steven King und Michael Ende) heute häufig bei euch - doch ich habe beide nicht gelesen und würde sie auch nicht lesen, deshalb zeig ich die nicht.




Links zu meinen Rezensionen:
- Herr der Raben von Christopher Skaife
- Tod im Mumienschrein von Emma Goodwyn
- Der Tote im Whiskey-Fass von Ivy A. Paul
- Mord über Honeychurch Hall von Hannah Dennison (Kat Stanford 1)
- Schatten über Honeychurch Hall von Hannah Dennison (Kat Stanford 2)



Montag, 5. Mai 2025

Mit dir, da möchte ich im Himmel Kaffee trinken von Sarah Lorenz

Klappentext:
«Siehst du, Mascha, ich bin deinem Rat gefolgt: Ich war klug und hielt mich an Wunder.» Und es ist ja auch ein Wunder, dass Elisa ihr katastrophales Leben bisher immer noch gemeistert hat. Sie erzählt der von ihr so bewunderten Dichterin Mascha Kaléko leicht von schwierigen Dingen, von ihrer Zeit im Heim, obdachlos auf der Kölner Domplatte, immer auf der Suche nach Geborgenheit, die sie lange nur in Büchern fand. Aber auch von ihrer unbedingten Sehnsucht nach Liebe, von ihrer Vorliebe für kleine Reetdachhäuser, für schaumigen Cappuccino, für Bücher, von Männern, von Freundschaft und vor allem davon, dass alles möglich ist. Eine literarische Liebeserklärung an eine große Dichterin und an all die Wunder, die das Leben bereithält.


Der schönste Buchtitel seit langem, die Idee, Gedichte von Mascha Kaléko im Roman unterzubringen, und die Kürze mit nur 224 Seiten, haben mich bewogen, den Roman noch vor der Lesung an der LBM2025 zu lesen. 

Mehr wusste ich nicht, nichts zum Hintergrund der Autorin, zum Inhalt nicht mehr als der Klappentext hergibt. Gut so, denn sonst hätte ich es wohl nicht gelesen. Gelesen hab ich das Buch unterwegs, auf der Reise nach Leipzig. Unterwegs war auch Elsa, die Protagonistin. Sie sitzt in der Bahn nach Hause nach Hamburg und reflektiert ihr Leben. 

Als andere Buchbloggerinnen mich während dem Lesen fragten, wie es ist und um was es denn eigentlich gehe, sagte ich, ich wäre wohl zu alt für diese Art von Roman. Nicht "Sex, Drugs and Rock'n'Roll" sondern "Sex, Drogen, Tod und Gedichte". Später las ich auf Instagram, wie jemand das Buch als "Wir Kinder vom Bahnhof Zoo 2.0" bezeichnete und ich dachte: wie wahr. Ein treffender Vergleich - auf den ich selbst nicht gekommen wäre. Zu lange ist "Christiane F." her. 

Die Beschreibungen, wie die Protagonistin Elsa aus dem Heim abhaut und sich auf der Kölner Domplatte, ein Drogenhotspot in der Punkszene herumtreibt, konsumiert, und Sex, freiwillig und nicht, erlebt und später in zweifelhaften WG's haust und immer wieder Sex und Drogen und Tod, vielleicht auch Liebe, aber - zum Glück? - Bücher ihr immer wieder neuen (Über)Lebenswillen schenkten, sind schon sehr harter Tobak. Da ich dieses "Sex, Drugs"-Dings nicht interessant finde, fand ich den harten Tobak aber leider auch sehr oberflächlich, da war nichts dabei, was mich berührte. 

Insbesondere die Gedichtbände von Mascha Kaléko und die inneren Gespräche, die Elsa mit Mascha führte, gaben Elsa Trost und Kraft, was schlussendlich zu einem Job in einem Antiquariat führte, dann zur Abendschule und somit irgendwann "doch noch was aus Elsa wurde".

Letzteres wurde im Vergleich zu der ganzen "Sex und Drogen"-Sache leider enorm schnell abgehandelt. Vielleicht vermisste Mascha die Gespräche, die Elsa gegen Ende nicht mehr oft suchte. Immerhin reiste Elsa als Abschluss ihrer "wilden Jugendjahre" zum Grab von Mascha nach Zürich, auf ein letztes Gespräch sozusagen, und auf der Heimfahrt, wie oben erwähnt, so als Schlussstrich über ihr altes Leben nachsinnt. 

Inhaltlich flog der Roman an mir vorbei, so wie die Gegend, durch die man bei einer Bahnfahrt fährt. Beim Blick aus dem Fenster bleibt selten was länger hängen, ausser der Zug muss langsamer fahren oder auf offener Strecke kurz stoppen. Solche Stopps waren für mich die Gedichte, die meinen Blick kurz fesselten. Die Fahrt selbst, der Schreibstil, war unterhaltend. 

Fazit: Der Schreibstil hat mir wesentlich besser gefallen als Elsas Leben, der Einbezug der Gedichte ebenfalls, der Titel hätte die Maximalsternezahl erreicht, alles in allem komme ich so auf einen Durchschnitt von knappen
4 Sternen.