Montag, 30. November 2020

Mein Lesemonat und Monatrückblick November 2020

War der November anfangs noch so wie wir uns hier den Oktober eigentlich wünschten, nämlich sonnig und relativ warm, endet der November grau und eisig kalt. Ich würde sagen, der Winter ist definitiv angekommen bei uns in der Schweiz! 


Der November war aber nicht nur durchs Wetter, sondern auch von den Wahlen in Amerika und Mini-Lockdowns in Europa geprägt - nur nicht in der neutralen (Deutsch-)Schweiz.

Und dann war da noch die lit.Love dieses Jahr in digitaler Form. Ich war nicht mit dabei, aber Susanne Edelmann hat einen tollen Bericht geschrieben. Für alle "Daheimgebliebenen" gibt ein kleines Video einen kurzen Überblick über die digitale Veranstaltung. 

Diesen Monat kam ich wieder mehr zum Lesen als noch im Oktober und so wurden es gar nicht mal so schlechte 16 Bücher im November:

3.5 Punkte: 
- Der verschwundene Gärtner von Gitta Edelmann (MacTavish & Scott 1) 
- Zu tot, um schön zu sein von Helena Marchmont (Bunburry 5) 

4 Punkte: 
- Ein weisser Schwan in Tabernacle Street von Ben Aaronovitch (Peter Grant 8) 
- Das Glück wartet auf dich von Jana Lukas (Die Mühleschwestern 3)  
- Weihnachten am Ku’damm von Brigitte Riebe 
- Mein Glück mit dir von Marie Force (Greenmountain 10) 
- Mord in guter Gesellschaft von Helena Marchmont (Bunburry 6) 
- Rache ist süss von Helena Marchmont (Bunburry 7) 
- Nur das Schaf war Zeuge von Helena Marchmont (Bunburry 8)

5 Punkte:
- Das Lächeln der Libellen von Patricia Koelle (Inselgärten 2) 
- Die Sünden der Gerechten von Peter Tremayne (Schwester Fidelma 31) 
- Teatime mit Lilibet von Wendy Holden 
- Sophias Triumph von Corina Bomann (Die Farben der Schönheit 3) 


Natürlich sind alle mein 5-Punkte-Bücher ganz toll, trotzdem habe ich einen klaren Favoriten. Es ist "Teatime mit Lilibet", weil es einen Einblick in die Kindheit der Queen gibt und einfach mal was ganz anderes ist. 

Ein Flop war zum Glück im November nicht dabei. Unterwegs war ich im November auch nicht gross, zwar mehr als im realen Leben (da war ich praktisch nur zum Einkaufen draussen), hauptsächlich in England und Deutschland und nur einmal in Frankreich, dafür zweimal in Amerika. Dieses Jahr hab ich für mich Monat für Monat interessehalber aufgeschrieben, in welchen Ländern ich literarisch war und bin nun auf das Endergebnis Ende Jahr gespannt.

Der Winter ist da, die Adventszeit ebenso und gerade ertönt - für mich aus nostalgischen Gründen immer ein spezielles Erlebnis - das erste Mal "Feliz Navidad" im Radio. Die Weihnachtszeit beginnt nun für mich auch ganz offiziell :-) und morgen kommt nicht nur der Schnee, sondern auch die Vorschau auf meinen Bücherdezember. 

Kommt gut in die Adventszeit!

Sophias Triumph von Corina Bomann (Die Farben der Schönheit 3)

Klappentext:
New York, 1942. Für Sophia bricht eine Welt zusammen, als ihr Mann sich nach einem Streit freiwillig an die Front meldet. Der Krieg in Europa schien so fern, auch wenn Sophia immer noch Freunde in Paris und Familie in Berlin hat. Sophia stürzt sich in die Arbeit, so gerne würde sie für die erfolgsverwöhnte Elizabeth Arden eine eigene Pflegeserie entwickeln. Oder ist für Sophia der Moment gekommen, sich selbstständig zu machen? Als ihr Mann in Frankreich als verschollen gilt und die Nachrichten aus der alten Heimat immer schlimmer werden, stellt sie alle Pläne zurück. Sie wird ihren Traum nicht aufgeben, aber für die große Liebe ist sie bereit, alles Erreichte zu opfern.

Es ist, als hätte man den zweiten Band erst gerade vor ein paar Minuten beendet und sich nur schnell einen frischen Kaffee aus der Küche geholt. Sofort ist man wieder drin in der Geschichte, an dem Punkt, als Henny ins Spital kommt und um ihr Überleben kämpft. 

Bis es zu den im Klappentext geschilderten Dingen kommt (wobei ich mich frage, ob der Name Arden nicht etwa eine Verwechslung ist), vergeht aber einige Zeit. Erst muss Henny genesen und Sophia überlegen, was sie nun beruflich machen will. Zu Ende studieren am liebsten - doch dazu braucht sie Geld und einen Job. Um einen Job zu bekommen greift Sophia tief in die Trickkiste. Ob das reicht, um endlich in einem Labor zu arbeiten und endlich Cremes zu entwickeln? 

Das Leben der sympathischen Sophia ist und bleibt nicht einfach. Doch sie macht immer das Beste draus. Sophia könnte man schon fast als Kosmopolitin bezeichnen. Die Deutsche, die in Amerika wohnt, aber immer mal wieder in Frankreich nach dem Rechten schaut oder aus familiären Gründen kurz mal nach Deutschland reist.

Schlag auf Schlag folgen die Ereignisse in "Sophias Triumph" aufeinander, manchmal vergehen aber auch einige ruhige Jahre. Interessant ist die Geschichte um Sophia durchgehend, nicht nur wegen den einbezogenen historischen Details wie beispielsweise die Weltausstellung in New York anno 1939/1940. Wie bereits in den ersten beiden Bänden, konnte ich auch diesen Teil kaum aus der Hand legen, weil ich wissen wollte, wie sich alles entwickelt. Und in diesem "alles" ist so viel drin und nie weiss man, in welche Richtung sich die Geschichte entwickelt. 

Genau das ist ein Grund, wieso mir diese Trilogie so gut gefällt: sie ist nicht voraussehbar. Es könnte alles passieren oder nichts. So wird man als Leserin immer wieder überrascht. 

Toll fand ich ausserdem, dass die Autorin gewisse Themen auf eine gute Art und realitätsnah vertiefte, ohne dass die jeweiligen Figuren sich im Selbstmitleid wälzten.

Zudem gefiel mir, dass alle drei Bände im selben Jahr erschienen sind, so dass man nicht jahrelang auf den nächsten Band warten muss, sondern sie alle in einem Jahr lesen kann. 

Fazit: Absolut schönes und starkes Finale, das mit einigen Überraschungen daher kommt. 
5 Punkte. 


Reihenfolge:
Band 3: Sophias Triumph

Mittwoch, 25. November 2020

Mein Glück mit dir von Marie Force (Greenmountain / Lost in Love 10)

Klappentext:
Sie sind ein Herz und eine Seele – die eineiigen Zwillinge Lucas und Landon Abbott. Doch dann tauchte Amanda in dem kleinen Städtchen Butler auf, und plötzlich interessieren sich beide für die coole New Yorkerin. Nach einem ersten Date mit ihr ist Lucas begeistert. Dummerweise scheint sein Zwilling Landon genau das gleiche zu fühlen. Lucas ist nicht nur eifersüchtig, sondern zum ersten Mal wütend auf seinen Bruder. Kurz entschlossen fährt er für drei Tage in ein Ferienhaus in den Bergen. Doch statt den Kopf frei zu bekommen und Ski zu fahren, taucht das Schicksal in Form einer wunderschönen jungen Frau und ihres Babys auf: Dani ist mit ihrer vier Monate alten Tochter ebenfalls auf dem Weg in die Berge. Doch während eines Sturms kommt ihr Auto von der Straße ab. Lucas sieht den Unfall und hilft Dani. Da springt der Funke über: Lucas kann nicht fassen, wie schnell er sich für Dani interessiert und wie rasch er Amanda vergisst, und auch Dani fühlt sich von Anfang an fast unwiderstehlich zu Lucas hingezogen. Die beiden kommen sich näher – doch kann aus der zarten Verbindung wirklich etwas Ernstes entstehen?

Was habe ich mich auf die Geschichten der Zwillinge Lucas und Landon gefreut! So richtig konnte man sich das bisher ja nie vorstellen, denn die beiden Clowns schienen weder am Erwachsenwerden noch an richtigen Beziehungen interessiert. Am Ende des neunten Bandes gehen aber beide mit Amanda aus und man merkt: Ärger ist programmiert.

Und so nervt sich Lucas am Anfang des zehnten Bandes dermassen, dass er die traditionelle gemeinsame Geburtstagsfeier bei seinen Eltern früher verlässt, nur damit er Amanda und Landon nicht länger zusammen sehen muss. Zum Glück hat er einige Tage frei und so fährt er spontan nach Stowe ins Haus eines Freundes. Auf dem Weg dorthin wird er Augenzeuge eines Autounfall und rettet die Insassen. Es ist Dani mit ihrem viermonatigen Baby Savannah. 

Auch Dani ist geflüchtet - von ihrer sie erdrückenden Eltern, die zwar nach einem Schicksalsschlag alles für Dani getan haben, aber ihr keinen Raum geben um wieder am Leben teilzunehmen. Stowe oder Butler scheinen ihr weit weg genug zu sein, um ein neues Leben zu beginnen. Jetzt braucht sie nur noch Glück bei ihren Vorstellungsgesprächen. 

Es kommt wie es kommen muss. Lucas wird schneller erwachsen, als alle denken und plötzlich hat er auch Amanda vergessen, denn Dani fasziniert ihn und die kleine Savannah stiehlt ihm sein Herz. Doch ist es der richtige Zeitpunkt für Dani und Lucas oder geht alles viel zu schnell? 

Hach, es ist eine tolle Geschichte um Lucas und sie hätte fünf Punkte verdient, wenn nicht die vielen Wiederholungen wären um Danis Trauer. 

Diese Wiederholungen, die sich immer auf die Vergangenheit der Figuren beziehen bzw. um die Erinnerung daran, ziehen sich durch alle Bände hindurch. Es ist immer in etwa dasselbe Muster und das nun bereits zum zehnten Mal. Klar wären zu wenig dieser Gedankenspiralen nicht glaubwürdig, aber zu viel davon eben auch nicht. Immerhin sind die horizontalen Szenen weniger geworden, aber auch hier finde ich nach wie vor: weniger ist mehr. 

Obwohl Marie Force in diesen beiden Punkten hartnäckig ihrem Schema treu bleibt, ist sie jedoch eine Meisterin in interessant verpackten Cliffhanger. Die Aussicht auf Landons Sommergeschichte ist jedenfalls vielversprechend.

Fazit: Trotz meiner Kritikpunkte, die aber auf alle Bände zutreffen, ist "Mein Glück mit dir" ist einer der schönsten Bände der Serie. 
4 Punkte. 


Reihenfolge:
Band 2: Kein Tag ohne dich
Band 3: Mein Herz gehört dir
Band 4: Schenk mir deine Träume
Band 5: Sehnsucht nach dir
Band 6: Öffne mir dein Herz
Band 7: Jede Minute mit dir
Band 8: Ein Traum für uns
Band 13: Ganz nah bei dir 


Dienstag, 24. November 2020

Weihnachten am Ku'damm von Brigitte Riebe (Die Schwestern vom Ku'damm)

Klappentext:
Berlin, 1946: Es ist der "Hungerwinter", der kälteste Winter des Jahrhunderts. Bei erbarmungslosen Temperaturen erfrieren die Menschen sogar in ihren Wohnungen. Das Kaufhaus Thalheim am Ku’damm liegt nach dem Krieg in Trümmern, dennoch geht es der Familie noch vergleichsweise gut. Als Rike eines Abends das provisorisch eingerichtete Modegeschäft am Savignyplatz zuschließt, sitzt ein Junge vor der Tür, in Lumpen gehüllt. Mit seinem weizenblonden Haar sieht er aus wie Oskar als Kind, ihr im Krieg verschollener Bruder. Kurzentschlossen nimmt sie den Jungen mit nach Hause. Er spricht kaum und scheint von weit her zu kommen - und er soll ein Weihnachtsfest haben, das er nie vergisst, da sind Rike, Silvie und Florentine sich einig. Doch woher einen Weihnachtsbaum nehmen, wenn sogar der Tiergarten abgeholzt ist? Jede der drei Schwestern hat eine eigene Idee.

Was gehört unbedingt zu Weihnachten?

Diese Frage stellen sich gerade viele Leute, denn sie ist sehr aktuell in diesem Dezember 2020. Durch die gegenwärtige Pandemie überlegt man sich, wie man das kommende Weihnachtsfest gestalten soll. Was gehört dazu, damit Weihnachten Weihnachten ist? Soll nur der eigene Haushalt, nur die engsten Verwandten oder doch wie üblich mehrere Familien oder Freunde zusammen feiern? Und was kommt auf den Tisch, wenn viele traditionelle Weihnachtsessen wie die diversen Fondues wegfallen? Immerhin stellt sich nicht die Frage nach dem Christbaum, denn der stellt Weihnachten 2020 kein Problem dar. 

Doch nicht anno 1946, als sich Flori in "Weihnachten am Ku'damm" unbedingt einen Weihnachtsbaum wünscht. Weihnachten ohne Christbaum geht für Flori nunmal nicht. Alle Familienmitglieder versuchen auf ihre eigene Weise Floris Wunsch zu erfüllen, und kreuzen dabei Wege von alten Bekannten oder lernen neue Personen kennen. Die Suche nach einem Baum, nach eventuellen kleinen Geschenken und nach genügend Essen ist gar nicht so leicht, denn eine grosse Lebensmittelkrise und ein extrem kalter Winter kamen im Dezember 1946 zusammen. 

Die Zeit zwischen November 1946 bis März 1947 ging als Hungerwinter in die Geschichte ein. In der durch Krieg gebeutelte und zerstörte Stadt froren und hungerten die Bewohner Berlins - sie mussten selbst schauen, wie sie zurecht kamen. 

Ob das mit dem Christbaum und der Weihnachtsfreude doch noch was wurde oder nicht, erzählt uns Brigitte Riebe hier auf 160 Seiten. Der kurze Roman nimmt "Die Schwestern vom Ku'damm"-Leserinnen wieder mit zu der Familie Thalheim. 

Man kann die Geschichte aber auch einfach so lesen, auch wenn man die Trilogie nicht kennt. Sie eignet sich deshalb gut zum Verschenken. Vielleicht kommt die eine oder andere Leserin dann auf den Geschmack und möchte mehr von den Thalheims wissen und gönnt sich daraufhin die Trilogie. 

Fazit: Ein Weihnachtsfest voller Entbehrungen, aber mit viel Nächstenliebe - so in etwa kann man diese berührende Geschichte umschreiben. 
4 Punkte. 


Reihenfolge:
Weihnachtsspecial: Weihnachten am Ku'damm 
 

Montag, 23. November 2020

Madame Clicquot und das Glück der Champagne von Susanne Popp

Klappentext:
Reims, 1805: Die junge Witwe Barbe-Nicole Clicquot übernimmt gegen den Widerstand ihrer Familie die Champagnerproduktion und den Weinhandel ihres verstorbenen Mannes – und stellt sich als talentierte Winzerin heraus. Doch es ist die Zeit der napoleonischen Kriege und die Geschäfte laufen nicht gut. Unterstützt von ihrem Mitarbeiter Louis Bohne und dem deutschen Buchhalter Christian Kessler bringt Barbe-Nicole ihr Unternehmen dennoch durch, entwickelt ein neues Herstellungsverfahren und schenkt dem Champagner damit sein verführerisches Prickeln. Angetan von ihrem Esprit entwickeln beide Männer Gefühle für sie – doch nur als Witwe kann Barbe-Nicole ihr Unternehmen unter ihrem Namen weiter führen. 

Obwohl ich das Prickelzeug selbst nicht trinke, bin ich, seit ich "Die Champagnerkönigin" von Petra Durst-Benning gelesen habe, fasziniert von den Champagner-Witwen - also jenen Frauen, die das Geschäft ihrer verstorbenen Männern weiter führten. Frauen in Männerberufen haben es auch heute noch immer nicht leicht, aber stellt euch das mal vor 200 Jahren vor. 

Eindrücklich erzählt Susanne Popp von Barbes mutigen Ideen und vor allem von ihrer Geduld und ihrer Beständigkeit trotz etlichen Schwierigkeiten. Die Kriegs- und Belagerungsjahre mussten überstanden werden, das Hoffen auf bessere Zeiten war die Durchhalteparole - und da ihr Name, Veuve Clicquot, und ihr Champagner auch 200 Jahre nach diesen harten Zeiten immer noch in aller Munde ist, scheinen sich alle Entbehrungen gelohnt zu haben. 

Der Schwerpunkt von "Madame Clicqout und das Glück der Champagne" liegt aber weniger auf den Entbehrungen, dafür viel mehr auf Barbes Ideen und ihrem Dilemma zwischen Witwe sein oder doch wieder heiraten (die Firma wäre dann an ihren neuen Ehemann übergegangen) oder zumindest einfach nur lieben und geliebt werden. Auch in diesem Bereich war sie ihrer Zeit weit voraus. 

Obwohl die junge Witwe sympathisch und grossherzig rüberkommt, Bekanntschaft mit Napoleon und Josephine macht und mit anderen politischen Grössen ihrer Zeit handelt, fehlt mir ein wenig die Nähe. Als Leser fühlt man sich mehr als Beobachter als mittendrin im Geschehen, dennoch fand ich den Roman sehr lesenswert. 

Neben den geschichtlichen Begebenheiten hat die Autorin viel Wissenswertes rund um den Weinanbau mit eingewebt, zum Beispiel die Entwicklung zum Klären des Champagner, die laut Roman Barbe zusammen mit ihrem Kellermeister erfunden hat. 

Fazit: Interessanter historischer Roman über eine Wegbereiterin in einem von Männern dominierten Beruf.
4 Punkte. 

Freitag, 20. November 2020

Azurblau für zwei von Emma Sternberg

Klappentext:
»Ein Sommer auf Capri. Persönliche Assistentin für Recherche- und Schreibarbeiten gesucht« Als Isa diese Anzeige liest, ist sie gerade an einem seelischen Tiefpunkt angekommen. Also packt sie kurzentschlossen ihre Koffer, fliegt nach Capri und findet sich in einer wunderschönen Villa am Meer wieder. Hier lebt die glamouröse Schriftstellerin Mitzi, die mit über 80 ihre Erinnerungen aufzeichnen möchte. Während der Arbeit an dem Buch kommt Isa zur Ruhe - und Mitzi wird immer aufgewühlter. Denn tief in ihrer Erinnerung verbirgt sich eine große Liebe, die nie erfüllt wurde.



Das knallige Cover kann man nicht übersehen und die Zitronen rufen die Leser laut nach Capri. 

Auf diese sonnige italienische Insel reist Isa, um für einige Monate bei der 75jährigen Autorin Mitzi als Assistentin zu arbeiten. Mitzi diktiert, Isa schreibt auf. Auf diese Weise erfährt Isa viel aus dem Leben der bekannten Schriftstellerin, die unerkannt auf der Insel Capri lebt. Während Mitzi dabei merkt, dass sie jemand aus ihrer Jugend gerne wiedersehen würde, vergleicht Isa ihr Leben mit dem von Mitzi und erkundet in ihren freien Stunden die Insel. 

Polizist Luca ist nur zu gerne behilflich, und auch Mitzis Nachbar Massimo, dem der Schalk in den Augen sitzt. Dank den beiden fühlt sich Isa wohl auf Capri und sieht ihrem baldigen Abschied mit einem lachenden und tränenden Auge entgegen. Doch dann wird es auf einmal turbulent.

Isas Geschichte fand ich am Anfang gut und vor allem witzig erzählt, der Schreibstil gefällt. Doch ab einem gewissen Punkt auf Capri beginnt sie sich zu sehr im Selbstmitleid zu suhlen. Anstatt das Thema "keine Kinder zu bekommen" zu vertiefen oder halt mal wirklich ernsthaft darüber zu reden, denkt Isa nur. Der Plot hätte meiner Meinung nach auch ganz ohne das Thema Unfruchtbarkeit funktioniert - die Trennung von Alex allein hätte gereicht - es gab genug andere. Deswegen wundert es nicht, dass Mitzi Isa das Scheinwerferlicht nimmt, denn Mitzis Lebensgeschichte ist einfach viel interessanter. 

Es ist eine nette, leichte Geschichte, aber "Fünf am Meer" hat mir deutlich besser gefallen, da dort die Story viel spezieller war. Dennoch lässt sich "Azurblau für zwei" gut im Liegestuhl beim Sonnenbaden lesen, aber auch an einem trüben Wintertag. 

Fazit: Kurzweilig, aber nicht so speziell wie "Fünf am Meer". 
4 Punkte. 

Mittwoch, 18. November 2020

Das Glück wartet auf dich von Jana Lukas (Die Mühleschwestern 3)

Klappentext:
Antonia, die älteste der drei Mühlenschwestern, ist der Wirbelwind der Familie. Nachdem vor vielen Jahren ihre erste Beziehung traumatisch endete, lässt sie sich nur noch auf oberflächliche Affären ein. Dafür geht sie ganz in ihrem Beruf als Hebamme auf – und neuerdings in der Aufgabe als Treuzeugin für ihre beste Freundin Anna, die in der Mühle am Sternsee eine große Hochzeit plant. Doch als Antonia erkennt, dass ausgerechnet Xander, arroganter Sohn eines skrupellosen Hoteliers, den Trauzeugen gibt, möchte sie am liebsten davonrennen. Wenn Xander nur nicht so entsetzlich attraktiv wäre. 



Es hat sich ja bereits in den Vorgängerbänden angedeutet, dass Antonia und Xander irgendetwas miteinander verbindet, dass etwas geschehen sein muss, weswegen Antonia den netten und gutmütigen (und absolut nicht arroganten, wie es im Klappentext heisst) Xander auf dem Kieker hat. 

Und man merkt auch, dass gewisse Anziehungspunkte bestehen, gegenseitig. Dass sie nun aber viel Zeit miteinander verbringen sollen, weil sie beide die Trauzeugen ihrer Freunde Anna und Hias sind, passt besonders Antonia nicht. Doch ihre Härte schmilzt immer mehr und langsam erfahren die Leserinnen was die Älteste der Mühleschwestern Xander vorwirft. 

Ebenfalls Licht ins Dunkel kommt in Louisas Geschichte. Denn da war noch mehr, damals mit Brandl. Ob die fragile Beziehung zu ihrer Schwester Rena dadurch noch mehr belastet wird?

Viele Geheimnisse und turbulente ernste wie auch sehr witzige Szenen sind Kennzeichen dieses dritten Bandes. Rena mochte ich im Verlaufe der Serie immer weniger, Louisa und Xander hingegen mehr. Antonia ist diejenige der Schwestern, die für mich am unnahbarsten war. 

In meiner Rezension zum ersten Band freute ich mich darüber, dass die Autorin auf unnötige Twists und doofe Missverständnisse verzichtete. Im zweiten Teil kamen solche bereits vor - leider ist dieser dritte Teil nun komplett darauf aufgebaut. Jana Lukas ist natürlich bei weitem nicht die einzige Autorin, die sich dieses Stilmittels bedient, und wie der erste Band beweist, kann sie durchaus tolle Romane ohne diese nervenden Missverständnisse schreiben. Ich hätte gerne mehr davon! 

Trotz dem alles zu Grunde liegenden Problem ist "Das Glück wartet auf dich" eine nette Geschichte, bei der man die Figuren der ersten beiden Bände weiter begleitet, und die so kurzweilig daherkommt, dass die 512 Seiten schnell ausgelesen sind. 

Toll fand ich, dass alle drei Bände im selben Jahr erschienen sind. So kann man entweder alle nacheinander lesen oder im ET-Modus, aber man hat in einem Jahr die Serie komplett abgeschlossen und muss nicht jahrelang warten, um die Serie zu Ende zu lesen. 

Fazit: Unterhaltender letzter, aber nicht bester Teil der Mühleschwestern-Serie. 
4 Punkte. 


Reihenfolge:

Samstag, 14. November 2020

Teatime mit Lilibet von Wendy Holden

Klappentext:
England, 1932: Im Alter von 22 Jahren wird Marion Crawford die Lehrerin von Prinzessin Elisabeth und ihrer Schwester Margaret. Als Marion ihre Stelle im englischen Königshaus antritt, ist sie schockiert. Das Leben im Schloss hat nichts mit der Realität zu tun. Vor allem Lilibet, die zukünftige Königin, wächst Marion ans Herz. Als überzeugte Sozialistin macht Marion es sich zur Aufgabe, Lilibet das echte Leben zu zeigen. Sie fährt mit ihr Metro und Bus, geht in öffentliche Schwimmbäder und macht Weihnachtseinkäufe bei Woolworth’s. Ihr Einfluss auf die zukünftige Queen ist gewaltig. Doch Marion ahnt nicht, wie sehr sich auch ihr eigenes Leben durch die Royals verändern wird.


Tee trinken mit der Queen? Kein Ding für Marion Crawford, allerdings tat sie dies in Lilibets Kinder- und Jugendjahren, also bevor Lilibet zu Queen Elizabeth II. gekrönt wurde. 

Crawfie, wie Marion im Palast genannt wird, kommt als Gouvernante zur Herzogin von York um Elizabeth und Margaret zu unterrichten. Erst mal für einen Probemonat - hätte man ihr gesagt, dass sie 16 Jahre lang im Dienst der britischen Krone stehen würde, hätte Marion dies als Erste nicht geglaubt. 

Sie versucht den beiden Prinzessinnen das Alltagsleben normaler Bürger zu zeigen, indem sie die beiden mit anderen Kindern zusammen bringt, sie ins Kino oder ins Selbstbedienungsrestaurant mitnimmt. Trotzdem werden Crawfies Bemühungen immer wieder torpediert. Hat ihre "Operation normal", wie sie den Unterricht für Lilibet nannte, überhaupt gefruchtet?

Darüber kann man nach der Lektüre von "Teatime mit Lilibet" nachdenken. Ich denke, es ist Marion teilweise trotz allem gelungen. Zu sehen zum Beispiel daran, dass alle Nachkommen der Royals seither richtige Schulen besuchten und nicht mehr ausschliesslich zu Hause unterrichtet wurden. Welchen Preis aber zahlte Crawfie dafür? Unglückliche Beziehungen, Einsamkeit und am Ende eine grosse Enttäuschung. 
 
Spannend fand ich, dass man die Charaktereigenschaften der Prinzessinnen schon von klein auf genau sah. Die pflichtbewusste Lilibet und die lebenslustige, sich immer zu kurz gekommen sein fühlende Margaret, die immer im Schatten ihre grossen Schwester stand, welche ihr viel später ihr Liebesglück nicht gönnte und ihr nicht erlaubte, ihre grosse Liebe Peter Townsend zu heiraten. 

Ein ganz anderes Bild als zuvor habe ich nach dem Lesen des Romans von der Queen Mom. Ich kannte von ihr aber auch nur Bilder und Berichte als sie bereits 75 und älter war und fand ihr Gin-Tick witzig. Hier aber kommt sie sehr schräg und eisern rüber in ihren Ansichten und ich dachte oft: zum Glück ist sie nur die Frau des Königs. Am besten gefiel mir aber Marions Dozentin Mrs Golspie mit ihrem Ansatz, auch der Adel brauche gute Lehrer, denn dann kann ein Umdenken statt finden. 

"Teatime mit Lilibet" ist ein absolut interessanter und faszinierender Bericht über die Kindheit der jetzigen Queen und ihrer Schwester. Einen Blick hinter die Palastmauern zu werfen, aus praktisch erster Hand zu erfahren was die Yorks zu Wallis Simpson dachten, was ihnen im Alltag wichtig war, was weniger, wie sie die Kriegsjahre verbrachten (z.B. wurden auch die Royals rationiert), fand ich total aufschlussreich. 

Beworben wird der Roman mit "die wahre Geschichte". Was davon aber alles wahr ist oder nicht, ist nicht ersichtlich. Das ergäbe sich wahrscheinlich wenn man Marion Crafwords "The litte Princesses" gelesen hätte. Ich denke, vieles ist wahr und so oder ähnlich abgelaufen, dennoch stört mich die Anpreisung mit diesem Attribut. 

Der Roman ist ein Muss für "The Crown" - Gucker und für alle Geschichte-Interessierte, denn er beschreibt ein eindrückliches England-Bild zwischen 1932 bis 1948, geschrieben aus einem bisher noch nie da gewesenen Blickwinkel. 

Fazit: Absolut lesenswerte 528 Seiten!
5 Punkte. 



Dienstag, 10. November 2020

Krimi: Die Sünden der Gerechten von Peter Tremayne (Schwester Fidelma 31)

Klappentext:
Irland 671: Als Fidelma und Eadulf in dem kleinen Ort Cloichin eintreffen, wollen die aufgebrachten Dorfbewohner, angeführt vom Priester, gerade einen Mann hängen. Der Wanderarbeiter soll einen wohlhabenden Bauern und dessen Familie ermordet haben. Fidelma rettet den Mann gerade noch vor einem grausamen Tod. Bei ihren Ermittlungen erweist sich die Idylle des Dorfes als trügerisch – die Bewohner scheinen viele dunkle Geheimnisse zu haben. Doch bevor Fidelma herausfindet, ob der Wanderarbeiter wirklich schuldig ist, wird am nächsten Tag seine Leiche entdeckt.



Auf diesen Band war ich sehr gespannt. Nicht nur weil ich dieses Jahr mein zwanzigstes Schwester-Fidelma-Lesejubiläum feiere, sondern auch weil der letzte Band so schwach war und schlechte Laune versprühte. 

Ich nehm es vorweg: "Die Sünden der Gerechten" ist total spannend und gefiel mir ausserordentlich gut. 

Für einmal haben die Ermittlungen so gar nichts Politisches an sich, was sich sehr wohltuend las. Fidelma und Eadulf sind nach einem Anlass auf dem Heimweg und noch zwei Tagesritte von Cashel entfernt. Auf der Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit gelangen sie gerade noch rechtzeitig nach Cloichin und können verhindern, dass ein Mann gehängt wird. 

Wer Fidelma kennt, weiss, wie sie auf eigenmächtige und nicht mit dem Gesetz übereinstimmende Vergeltungstaten reagiert. Angeführt von einem Mönch, der denkt, er stehe über Fidelma, sind nicht nur die Dorfbewohner, sondern auch der junge Schultheiss voreingenommen. Eadulf und Fidelma haben es deshalb nicht leicht, besonders da sich am Ende der Mord an der Bauernfamilie als perfider Plan herausstellt. 

Ich konnte diesen historischen Krimi gestern Nacht kaum aus der Hand legen - natürlich musste ich ausgerechnet heute sehr früh aufstehen. Es empfiehlt sich also, ihn an einem Wochenende zu lesen, damit nach einer langen Lesenacht morgens der Wecker nicht klingelt. 

Die 31 Bände wurden bisher - wenn ich richtig gezählt habe - von vier Übersetzern übersetzt. Die ersten zehn Bände wurden von Friedrich Baadke übersetzt, "Tod bei Vollmond" übersetzte Susanne Olivia Zylla. Circa siebzehn Bände tragen die Handschrift von Irmhild und Otto Brandstädter und erst die neueren drei Titel wurden von Bela Wohl ins Deutsche übertragen. Mir ist bei diesem "Mord im Paradies", so der Untertitel im Buchinnern, aufgefallen, dass die aktuelle Übersetzung im Gegensatz zu den älteren Bänden sehr modern daher kommt. 

Dass Peter Tremayne plötzlich seinen Schreibstil änderte, wage ich zu bezweifeln und laste die teilweise sehr zeitgemässe moderne Ausdrucksweise in diesem Band der neuen Übersetzerin an. Es liest sich so natürlich einfacher und bequemer, will in meinen Augen aber nicht recht ins Mittelalter passen. Der Spannung tut die neumodische Sprache aber keinen Abbruch.

Fazit: Enorm fesselnder unpolitischer Fall für Fidelma und Eadulf. 
5 Punkte. 


Reihenfolge: 
Band 1: Nur der Tod bringt Vergebung (= Serienvorstellung)
Band 32: Tod den finsteren Mächten 
Band 33: Das Pestschiff

Montag, 9. November 2020

Das Lächeln der Libellen von Patricia Koelle (Inselgärten 2)

Klappentext:
Juna kämpft sich nach dem Tod ihres Mannes zurück ins Leben. Linnea muss sich nach einer Trennung und Turbulenzen im Job neu orientieren. Als die beiden Frauen sich begegnen und Freundschaft schließen, merken sie, wie sie sich gegenseitig Mut geben und inspirieren können. Eine gemeinsame Reise führt die beiden vom Spreewald, über Stralsund und Rügen auf die Insel Hiddensee, wo sie das Geheimnis eines goldenen Libellenanhängers lüften wollen, den Juna einst geerbt hat. Die Faszination für Libellen teilen beide ebenso wie den Wunsch, den Blick auf die kleinen, zauberhaften Dinge im Leben zu lenken. Schon bald finden sie auf Hiddensee einen längst vergessenen Inselgarten, der nicht nur die Erinnerung an vergangene Zeiten bewahren soll, sondern auch für die Libellen und viele andere selten gewordene Lebewesen ein neues Zuhause schafft. Können die beiden Frauen durch dieses Projekt ihren eigenen Platz im Leben wiederfinden – und vielleicht sogar die Liebe? 


Im zweiten Teil der Inselgärtenserie stehen zwei Frauen im Vordergrund. Die 53jährige Juna und die knapp 30jährige Linnea. 

Juna hat einige Schicksalsschläge hinter sich. Sie wohnt an einem wunderschönen Ort am Wasser im Spreewald. Doch den soll sie, zumindest kurz, verlassen, um sich in Hiddensee auf die Spur einer Libelle zu machen und somit Wilhems letzten Wunsch zu erfüllen. Bis es soweit ist, lernen die Leser abwechselnd Junas Leben und jenes von Linnea kennen. 

Juna und Linneas Wege treffen sich eines Tages. Beide sind dabei ihre Leben neu zu justieren und merken bald, dass sie sich dabei gegenseitig helfen können. Gemeinsam suchen sie nach den Hintergründen von Wilhelms Libelle - eine spannende Reise mit vielen Überraschungen wartet auf die beiden Frauen und auf uns Leserinnen. 

Libellen fand ich schon immer faszinierend und mochte sie sehr. Aber jetzt, nachdem mir Patricia Koelle diese hübschen Insekten hier auf eine spezielle Weise näher brachte, gehören sie definitiv zu meinen Lieblingstieren. Sie haben einen grossen Stellenwert in diesem schönen Roman mit dem perfekten Titel "Das Lächeln der Libellen". Es ist ein toll durchdachter Plot, es geht um Ökologie und Klimawandel, die Geschichte überzeugt. 

Aber viel wichtiger: der Roman hat so viel Leben in sich. All die bildlichen Beschreibungen der Gärten und Landschaften, die man am liebsten sofort mit eigenen Augen sehen möchte. All die Emotionen der Charaktere, ihre Geschichten, die so hoffnungsvoll und gleichzeitig auch tröstend sind.

Natürlich vergass die Autorin auch nicht die Verbindung zum ersten Teil, zu "Die Zeit der Glühwürmchen". Es gibt mit Remy ein Wiedersehen in Mervins Garten und ich kann euch sagen, auch der neue Garten, der am Ende dieses Bandes entsteht, ist mindestens genauso entzückend. Ich bin ganz sicher nicht der einzige Bücherwurm, der sich solch einen Garten wünscht oder die Erste sein möchte, die sich in diesen wunderbaren Garten setzt und Libellen - mit Flügeln wie Kirchenglasfenster - beobachten möchte. Am Ende lächeln nicht nur die Libellen, sondern auch die Leserinnen. 

Fazit: Ein Buch wie eine Umarmung - poetisch und doch so bodenständig. 
5 Punkte.


Freitag, 6. November 2020

Krimi: Der verschwundene Gärtner von Gitta Edelmann (MacTavish & Scott 1)

Klappentext: 
Die frisch nach Edinburgh gezogene Finola ist aufgeregt: Sie hat ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt, ist nun Detektivin - und ihr erster Fall lässt nicht lange auf sich warten. Zunächst soll sie nur herausfinden, ob Amanda, eine Freundin ihrer Chefin Anne, von ihrem Mann betrogen wird. Doch als Amandas Onkel unerwartet verschwindet, reist Finola kurzerhand bis an die Westküste Schottlands, um einem Hinweis nachzugehen. Und bei der zunächst harmlosen Suche nach dem verschwundenen Gärtner geht es plötzlich um Leben und Tod für Finola!




In "Canterbury Symphony", einer anderen Krimiserie von Autorin Gitta Edelmann, hatte es sich für mich bereits abgezeichnet, dass Ella in der Versenkung verschwindet und es mit der dort neu hinzugekommenden Figur Finola weitergeht. 

Genauso ist es. Mit MacTavish & Scot beginnt die Autorin eine neue Serie mit Finola als Protagonistin. Diese zieht von der Isle of Sky nach Edinburgh, weil sie bei Anne Scott einen Job als Detektivin bekommen hat. Gleich an ihrem ersten Arbeitstag beginnt Finola mit einer Observation. Bis der Onkel der Mandantin verschwindet und Finola sich auch noch auf die Suche nach diesem macht. 

In diesem ersten Band erfährt man vieles über die Hintergründe zur Detektei und lernt die neuen Charaktere - Chefin Anne, Computergenie Larchie, Cupcake-Bäckerin Laurie - kennen. Die Figuren haben Potential, mal sehen, was die Autorin aus ihnen in den nächsten Bänden, wovon der 2. Band bereits im Dezember erscheint, macht. 

Da Finola vor allem observiert, passiert krimimässig bis auf die letzten Seiten nicht sehr viel. Spannung war für mich nicht vorhanden, denn da ich mich mit einem bestimmten Thema auskenne, war für mich gleich klar, wo man genau hinschauen müsste. 

Die Autorin bleibt ihrem Schreibstil treu und wer die Ella/Canterbury-Serie mochte, wird auch diese neue MacTavish & Scott-Serie mögen. Es handelt sich dabei um sehr gemütliche Cosy-Krimis, die von mir aus gerne an Spannung zulegen dürften. 

Einen halben Punkt zusätzlich gebe ich als Einstiegsbonus, und weil das Cover sehr passend zum Inhalt gewählt wurde. 

Fazit: Typischer erster Band einer neuen Krimiserie, in der erst mal alles erklärt wird und somit alles gemächlich abläuft. 
3.5 Punkte.


Reihenfolge:
Band 1: Der verschwundene Gärtner
Band 2: Ein Cupcake für den Mörder (ET 21. Dezember 2021)
Band 3: Tod eines Künstlers (ET 26. Februar 2021)


Donnerstag, 5. November 2020

Krimi: Ein weisser Schwan in Tabernacle Street von Ben Aaronovitch (Peter Grant 8)

Klappentext:
Peter Grant, unser Londoner Lieblings-Bobby und Zauberlehrling, steht vor völlig neuen privaten Herausforderungen. Welche ihn zu gleichen Teilen mit Panik und Begeisterung erfüllen. Beruflich bekommt er es mit der Serious Cybernetics Company zu tun, dem neuesten Projekt des Internet-Genies Terrence Skinner. Und prompt holt die Magie ihn wieder ein. Denn in den Tiefen der SCC ist ein Geheimnis verborgen: eine geheime magische Technologie, die bis weit ins 19. Jahrhundert zurückreicht, dem Zeitalter von Ada Lovelace und Charles Babbage. Und die brandgefährlich ist für die gesamte Welt.



Peter Grant ist suspendiert und braucht einen neuen Job. Den bekommt er in der Sicherheitsabteilung einer Computer-Firma. Anstatt Menschen arbeiten bei SCC "Mäuse", es gibt Spielzimmer, Essen aus aller Welt, viel künstliche Intelligenz und irgendwo eine Ratte - die Peter entdecken soll und der, haha, natürlich nicht suspendiert ist, stattdessen glaubhaft Undercover arbeitet.  

Die Szenerie am Firmensitz erinnert mich an die Google Büros. Doch während ich dort einiges verstehe, war das bei SCC nicht der Fall. Wenn man Angestellte einmal als Mäuse bezeichnet, geht das in Ordnung, aber pausenlos? Dann die vielen Spiele-Namen, die mir absolut nichts sagten. Da hätte der Autor beim Schreiben auch dran denken können, dass seine Bücher nicht nur in England verkauft werden. Und vor allem auch, dass nicht alle seine Leser "Per Anhalter durch die Galaxie" gelesen haben. 

Im Nachhinein habe ich nämlich herausgefunden, dass ganz viele Wortspiele (die ich jeweils als "könnte witzig sein, wenn man die Hintergründe kennen würde" überlas) und die ganzen Namen wie z.B. "Vogonen" (Hä?) auf den Büchern/Film von Douglas Adams basiert. "Deep Tought" kann man ja aus dem Zusammenhang erahnen, aber alles andere war für mich gleich Bahnhof. Die Rahmenhandlung bekommt man mit ohne die Vorlage zu kennen, aber Galaxie-Leser raffen dann sicher auch noch die kleinsten Witze und können daher sicherlich auch an den richtigen Stellen lachen.

Ben Aaronovitch hat ein rasantes Erzähltempo drauf in "Ein weisser Schwan in Tabernacle Street". Der deutsche Titel, im Besonderen der weisse Schwan, erschliesst sich mir auch am Ende des achten Bandes noch nicht, aber das passt ja dann auch zum für mich teilweise unverständlichen Inhalt. Adams- und Technikfans werden deshalb auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen. Für mich war dieser Band bis auf das Unverständliche einfach unterhaltend. Es geht um Rechenmaschinen, die Ada Lovelace und Charles Babbage "programmierten" und irgendwann in Kontakt mit dem Übernatürlichen kamen. Hier kommt Peter Grant und das Team vom Folly ins Spiel. 

Wegen einem Umbau spielen sich nicht so viele Szenen wie in den anderen Büchern im Folly ab. Peter lebt nun hauptsächlich bei Beverly, die mit Zwillingen schwanger ist, so dass Peter auch im Privatleben kaum zur Ruhe kommt - aber das ist man sich ja schon gewohnt. 

Während die Geschichte eigentlich ganz interessant war, empfand ich den Schluss nicht überwältigend, sondern eher verworren. Der Autor baute auf über 400 Seiten ein Riesengebilde um diese Maschinen auf, das sich zum Finale quasi mit einem Plopp auflöst. Das wars?

Wie bereits in Band 7 habe ich am Ende auch hier das Gefühl, dass gewisse Dinge nicht restlos geklärt sind. Entweder denke ich zu viel oder der Autor brauchte zu viele Seiten und Fantasie für seine Storys, weswegen am Ende jeweils beides nicht mehr in grösserem Umfang zur Verfügung stand und es nur noch für einen kleinen Plopp reicht. Mal sehen, vielleicht legt er die für mich losen Enden irgendwann zusammen und führt alles zu einem schlüssigen Serienende zusammen. 

Fazit: Ein, bis auf das lasche Ende, sehr unterhaltsamer Band, von dem ich aufgrund mir unbekannter Andeutungen auf andere Medien, wohl nur die Hälfte verstanden habe. 
4 Punkte.


Reihenfolge:
Band 8: Ein weisser Schwan in Tabernacle Street

Dienstag, 3. November 2020

Dolce Vesuvio von Astrida Wallat

Klappentext:
Wer braucht schon die Gegenwart, wenn die Vergangenheit so voller Wunder steckt? Carlotta vergöttert Vulkane, antike Philosophen und alles, was tief unter der Erde verborgen liegt. Doch als sie das Angebot erhält, den Sommer bei einer Ausgrabung in Pompeji zu verbringen, wirbelt das mächtig Staub auf in ihrem Leben. Denn statt dem erhofften Sensationsfund begegnet ihr am Vesuv ausgerechnet ihr Konkurrent Alessandro Mantegna - und der setzt ein schicksalhaftes Drama in Gang, dem nur Carlotta ein Ende setzen kann. Sofern sie lernt, nicht nur hinter die Fassaden ihrer geliebten Ruinen, sondern auch in die Herzen der Männer und den Himmel Italiens zu blicken.


Fragt mich nicht weshalb, aber anstatt "Ein Italien-Roman" habe ich immer "Ein Italien-Krimi" gelesen. Deshalb habe ich mich beim Lesen anfangs gefragt, wann denn endlich der Krimi beginnt. 

Der kam natürlich nicht, aber beim Zurückblicken ins alte Pompeji kam ich dann doch noch ein wenig auf meine Kosten, zwar nur minim, aber immerhin. Hier wird nicht nur die Geschichte einer Familie, die vom Vulkanausbruch in Pompeji überrascht wurde, aufgezeigt, sondern auch mit Krimi-Elementen verziert.

Die "richtige" Geschichte spielt in der Gegenwart und begleitet Carlotta nach Italien, hier darf sie die Sommermonate über bei einer Ausgrabung helfen. Auch der Schnösel Alessandro wird mit von der Partie sein. Zum Glück erfährt Lollo, wie Carlotta unter anderem genannt wird, dies erst kurz vor dem Abflug.

Bei Carlottas erstem Auftritt an der Ausgrabungsstelle fragt man sich allerdings, was die Gute bis jetzt studiert hat - dass Flipflops nicht die erste Wahl sind, weiss man auch ohne dass man irgendwas mit Archäologie zu tun hat. Mit diesem Humorstil geht es weiter, zum Glück meistens einfach auf der witzigen und nicht zu sehr auf der doofen Schiene. 

Carlottas neuer Alltag wird in Folge beschrieben: ihre Gastfamilie ist nett und chaotisch, gross sowieso. Immer wieder kommen die Leser in den Genuss von Annas üppigen Mahlzeiten, des Weiteren werden Szenen vom Ausgrabungsfeld und die Begegnungen mit Alessandro geschildert. 

Ob es der Truppe doch noch gelingt, einen Sensationsfund zu machen oder ob etwas ganz anderes Sensationelles passiert, könnt ihr beim Lesen von "Dolce Vesuvio" herausfinden. 

Hätte ich "Dolce Vesuvio" nicht mit einem Krimi verwechselt, hätte ich den Roman wohl nicht gelesen, nun aber auch nicht bereut, auch wenn es mir stellenweise zu witzig und zu jung rüberkam. Die Story ist eher was für 20-30jährige, die sich mit dem Studentenleben noch identifizieren können. Ansonsten für alle, die wie ich an einem heissen Sommertag schnell eine easy Storia Italiana lesen und sich dabei amüsieren wollen - ideal. 

Fazit: Es ist eine nette, sehr sehr leichte Lektüre - der Sprung ins alte Pompeji gefiel mir besser als die Story um Lollo. 
3.5 Punkte. 

Montag, 2. November 2020

Winterglühen von Debbie Macomber (Cedar Cove 3)

Klappentext:
Rosie Cox liebt ihre Heimatstadt. Trotzdem ist es manchmal anstrengend, wie sehr sich die Menschen hier für die Angelegenheiten ihrer Nachbarn interessieren. Inzwischen weiß jeder, dass sie und ihr Mann Zack sich vor kurzem haben scheiden lassen, und dass Richterin Olivia eine sehr ungewöhnliche Sorgerechtsvereinbarung entschieden hat. Es werden nicht die Kinder sein, die die Wohnung wechseln, sondern Zack und Rosie. Endlich sind sich die beiden wieder einmal einig: Das kann nur schiefgehen!




Im dritten Bahn der Cedar Cove-Serie setzen Rosie und Zach die Anordnung der Scheidungsrichterin durch: ihre Kinder dürfen im Haus wohnen bleiben und die Eltern wechseln sich in der Betreuung ab. Es ist nicht einfach für beide, ausserdem wird ihre Teenietochter Allison immer schwieriger und darüber müssen die beiden dringend reden. 

Grace, die endlich Gewissheit über Dans Tod hat, beginnt eine geheime Internetbeziehung mit Olivias Bruder und Cliff fühlt sich zurück gesetzt, obwohl er von nichts weiss. 

Um Olivia reissen sich ihr Ex-Mann Stan und Jack. Doch wen will Olivia? Und auch ihre Mutter Charlotte wird wieder aktiv und sorgt für Trouble in Cedar Cove.

Maryellen und Jon werden Eltern und kommen sich dadurch wieder näher. Doch Jon macht aus seiner Vergangenheit noch immer ein Geheimnis. 

Trotz all diesen Storys wurde ich das Gefühl nicht los, diese bereits zu kennen. Es kann sein, dass ich zwischen 2001 und 2004 Band 1 oder 2 auf englisch gelesen habe (Hotelbibliothek), aber diesen hier sicher nicht, trotzdem kannte ich Jons Geheimnis. Vielleicht kam einiges davon rückblickend in der Rose Harbor-Serie vor - ich weiss es nicht mehr, aber vielleicht gibts ja noch weitere Leserinnen, die dasselbe Gefühl haben? 

Einerseits kannte ich also den Ausgang dieses Romans bereits, vielleicht auch nur weil alles so voraussehbar war, andererseits wurde extrem viel aus den ersten beiden Bänden wiederholt, so dass sich bei mir beim Lesen eine grosse Langeweile einstellte. 

Ausserdem störte mich, dass Debbie Macomber das Rätsel um den toten Mann im Thyde & Thymian auch hier nicht vollständig auflöst und diesen Strang nun noch über weitere Bände in die Länge zieht.

Dazu fand ich Grace Story in diesem Band unglaubwürdig, sie verhält sich wie ein Teenager und nicht wie eine erwachsene Frau, die schon Grossmutter ist. Das hätte ich auch vor 20 Jahren, als das Buch geschrieben wurde, schon bemängelt, obwohl sowas damals noch sehr neu war. 

Fazit: Extrem vorhersehbarer dritter Teil - da kommt Langeweile auf. 
3 Punkte. 



Reihenfolge: