Freitag, 22. Dezember 2017

Sherlock Homes Museum in Meiringen

Sherlock Holmes vermutet man nicht in der Schweiz.
Doch da täuscht man sich.

Spontan hatte ich Ende September an einem Montag frei - das heisst, ich musste weder am Mittag, wenn meine Tochter zum Mittagessen nach Hause kommt, noch um 15:40 Uhr, wenn die Schule am Nachmittag zu Ende ist, zuhause sein. 

Das Wetter versprach einen sonnigen und warmen Herbsttag. Spontan entschloss ich mich über den Brünig zu fahren. Ich mag diese Bahnstrecke von Luzern nach Interlaken sehr gerne, fahre sie aber nur selten. Bei der SBB schaute ich unter den Ausflugstipps nach, vielleicht gibts neben dem Ballenberg Museum (für das man früher am Morgen aufstehen hätte müssen), noch andere Sehenswürdigkeiten. So entdeckte ich das Sherlock Holmes Museum in Meiringen. Ich wusste nicht, dass wir in der Schweiz solch ein Museum haben; aber ja, es macht Sinn, spielt doch der "letzte" Fall hier in der Gegend, bei den Reichenbachfällen. 


Also nahm ich den Zug nach Luzern und stieg dort um auf den Luzern-Interlaken Express. Die Fahrtzeit von Luzern nach Meiringen beträgt 70 Minuten. Vom Bahnhof zum Museum sind es noch 3-4 Minuten Fussweg, also einfach und schnell erreichbar, und so war ich an dem Tag die erste Besucherin. Das Museum hat unter der Woche nur Nachmittags geöffnet und ist in einer kleinen Kirche untergebracht. 
Passenderweise ist es die "englische Kirche". Es ist einer der ersten Schweizer Orte, an dem englische Gottesdienste stattfanden. Nun beherbergt die Kirche im Untergeschoss das Sherlock Holmes Museum.




Bevor ich mich aber in die Kirche begab, schaute ich mir zuerst den kleinen Park vor der Kirche an. Auf Standtafeln wird einiges zur Sherlock Holmes-Serie und vor allem zum letzten Fall, der nicht weit von Meiringen entfernt, an den Reichenbachfällen spielt, erzählt. 

















Prominent platziert findet sich wie zur Begrüssung ganz vorne im Garten eine Skulptur mit sechzig eingravierten Rätseln - die, wenn man alle findet, Hinweise zu den diversen Sherlock-Fällen geben. 




Der Eintritt kostet Fr. 4.-, dafür bekommt der Besucher einen Hörguide, in dem unterhaltend die Ausstellungsstücke erklärt werden. Zuerst darf man sich in den Kapellenraum setzen, wo der Guide erst mal Grundsätzliches erzählt, dann geht es weiter zum Treppenhaus. 

Dort wird mit Hilfe von passenden Fotos die Biografie des Sherlock-Autors Arthur Conan Doyles vorgestellt. Im unteren Vorraum findet sich u.a. die Bauzeichnung der 221B Baker Street, die die Architekten John und Sylvia Reid erstellt haben.









Es folgt der zweigeteilte Hauptraum in dem zum Beispiel die Uniform der Polizei der City of London anno 1890 ausgestellt sind, sowie ein Rugbytrikot wie es Dr. Watson tragen hätte können und den Alpenstock, den er für die Wanderung in den Schweizer Bergen benutzte. 

Im hinteren Raum wurde Sherlocks Wohnzimmer von der Baker Street Nr. 221 nachgestellt. Detailreich finden sich in der legendären Unordnung unzählige Alltagsgegenstände, die unsere beiden Helden benutzt haben: eine offene Zeitung, Teetassen, einen Hut und ganz vieles mehr. Es ist spannend, alle Utensilien zu entdecken. Auf der Scheibe wurden sogar die zwölf Einschüsse nachgestellt, die sich in der Baker Street auf der Stirnwand des Raumes befindet, und das Monogramm von Queen Victoria darstellen soll. 



Es gibt einiges zu entdecken in dem kleinen Museum. Doch nur wegen der circa 30 minütigen Aufenthalt im Museum lohnt sich die Extra-Reise nach Meiringen nicht. Man könnte sich jedoch auch noch die Reichenbachfälle anschauen, dafür gibt es extra einen kombinierten Eintrittspreis. In Verbindung mit einer Bahnfahrt über den schönen Brünig oder wenn man eh ein paar Tage in der Gegend ist oder wie ich im Besitz des GA ist wie ich, dann ist der Besuch bei der schweizerischen Ausgabe der Baker Street Nr. 221 auf jeden Fall ein toller Ausflug. Ich fuhr danach weiter nach Thun - man könnte auch in Interlaken pausieren - und nach einem Spaziergang durch die Innenstadt und einem Kaffi machte ich mich wieder auf den Heimweg. Lesend, natürlich.











Donnerstag, 21. Dezember 2017

Die Wolkenfischerin von Claudia Winter

Klappentext:
Charmant und gewitzt hat sich Claire Durant auf der Karriereleiter eines Berliner Gourmet-Magazins ganz nach oben geschummelt. Denn niemand ahnt, dass die Französin weder eine waschechte Pariserin ist noch Kunst studiert hat – bis sie einen Hilferuf aus der Bretagne erhält, wo sie in Wahrheit aufgewachsen ist: Ihre Mutter muss ins Krankenhaus und kann Claires gehörlose Schwester nicht allein lassen. Claire reist in das kleine Dorf am Meer und ahnt noch nicht, dass ihre Gefühlswelt gehörig in Schieflage geraten wird. Denn ihr Freund Nicolas aus gemeinsamen Kindertagen ist längst nicht mehr der schüchterne Junge, der er einmal war, und dann taucht aus heiterem Himmel auch noch ihr Chef auf. Claire muss improvisieren, um ihr Lügengespinst aufrechtzuerhalten – und stiftet ein heilloses Durcheinander in dem sonst so beschaulichen Örtchen Moguériec.

In Claudia Winters "Aprikosenküsse" ist die Mitarbeiterin der dortigen Protagonistin Hanna positiv aufgefallen. Claire überzeugte mit ihrem französischem Charme und ihrem netten Akzent. Nun bekommen wir Leser in "Die Wolkenfischerin" einen Einblick in Claires Leben.

Nicht alles ist so, wie Claire es darstellen lässt. Bisher ging alles gut, doch die Angst entlarvt zu werden, verfolgt sie. Als die Französin sich bereits auf einen Ausflug zu einer Ausstellungseröffnung nach Paris freut, erhält sie die Meldung, dass ihre Mutter im Spital in der Bretagne liegt. Wie schafft Claire es nun, ihre Mutter zu besuchen und gleichentags der Ausstellung beizuwohnen - und das erst noch, ohne ihrer Redaktion zu verraten, dass ihre Familie gar nicht aus Paris stammt?

Claires Geheimniskrämerei wäre gar nicht nötig. Doch die Autorin hat die Identitätsverschleierung zum Gerüst des Romans erkoren und somit ist es das zentrale Thema. Das fand ich nicht so grandios, denn über "seine Wurzeln finden, Vergangenheit bewältigen um neu durchzustarten" hab ich einfach schon viel zu oft gelesen, als dass es mich noch gross vom Stuhl hauen könnte. Auch fehlt mir der Extrakick, wie zum Beispiel die Urne aus "Aprikosenküsse". Vielleicht hatte ich deswegen falsche Erwartungen und dachte, das neue Buch müsse auch mit sowas Speziellem wie der Urne aufwarten. 

Dennoch hab ich das Buch gerne gelesen: die Story hat Hand und Fuss, ist durchdacht und ohne logische Fehler. Der Roman besticht hauptsächlich mit schöner, detailreicher Sprache. Trotz des Themas finden sich viele überraschende Elemente, was für entspannende Lesestunden sorgte.

Die Charaktere sind der Autorin gut gelungen. Sebastian als netter Chef, die quirlige Praktikantin Sasha, Tante Valérie mit ihrem speziellen Lebensstil und Claires Schwester Maelys, die viel unabhängiger ist als es scheint. Humor tragen vor allem die bretonischen Figuren Luik und Emil in den Roman herein und die zwei zeigen auch, das Freundschaft Jahre überdauern kann. Nicolas hingegen ist der Freund, der nicht mehr ganz derselbe ist wie früher. Der Charakterentwicklung von Claire habe ich nicht so viel Beachtung geschenkt, da ich mir aufgrund der Thematik schon dachte, wie und wo sie endet. 

Am besten gefiel mir Valérie. Sie wird von ihrer Schwester um ihren Lebensstil beneidet, dabei sieht niemand, wie hart sie dafür arbeitet. 

Sehr gut gefallen hat mir auch der Zusammenhalt in Claires Heimatdorf. Obwohl sie schon jahrelang nicht mehr "zuhause" war, gehört sie nach wie vor dazu. Claire merkt dies, als die Einheimischen ihr ungefragt helfen und für sie einstehen (wenn auch ein wenig übertrieben).

Fazit: Unterhaltsame Lesestunden garantiert! Der Roman überzeugt weniger durch das Thema, dafür umso mehr mit einer bildhaften Sprache und vielen witzigen Überraschungen im Laufe der Geschichte.
4 Punkte.


Wer wissen will, wieso Claires ehemalige Chefin Hanna nun in Italien lebt, erfährt es beim Lesen von Aprikosenküsse

Dienstag, 19. Dezember 2017

Mord am Cours Mirabeau von Mary L. Longworth (Richter Verlaque 6)

Klappentext:
Marine Bonnet und Antoine Verlaque lieben das neue, angesagte Restaurant „La Fontaine“ unweit vom Cours Mirabeau, der berühmten Hauptstraße von Aix-en-Provence. Sie haben vor kurzem geheiratet und sind dort häufig zu Gast. Als der Besitzer noch ein paar Freisitze einrichten möchte, bekommt er Ärger mit einigen Nachbarn. Kurz darauf entdeckt sein Tellerwäscher unweit des Brunnens im Garten eine Leiche und plötzlich sind die Hälfte der Einwohner des noblen Innenstadtviertels Mazarin des Mordes verdächtig. Sogar der Pater der nahe gelegenen Kirche Saint-Jean-de-Malte verhält sich seltsam.



Was war denn das? Das war mein Gedanke, als ich das Buch zu Ende gelesen hatte. So wie Marine bei ihrem Job in der Uni nicht mehr wirklich bei der Sache ist, so scheint es, war es die Autorin auch nicht. 

Inhaltlich wird auf die Hochzeit von Antoine und Marine zurück geblickt und darüber diskutiert, in welcher der beiden Wohnungen die beiden zukünftig leben wollen. Momentan sind sie einmal bei ihm, einmal bei ihr. 

In der Nähe von Marines Wohnung gibt es ein kleines Restaurant. Der Besitzer würde gerne draussen auf der Terrasse Tische hinstellen und dort servieren und besorgt sich eine Genehmigung dafür. Einige der Anwohner sind darüber nicht erfreut. Sie haben Angst, dass es in ihrem kleinen Garten, den ein paar der Häuser teilen, zu laut wird. Doch nur zu bald haben sie ganz andere Probleme - eine Leiche, die anscheinend schon ein paar Jahre dort liegt, wird gefunden. Könnte einer der Anwohner, die gegen die Gartenbenutzung des Restaurants ist, etwas mit der Leiche zu tun haben? 

"Mord am Cours Mirabeau" besteht fast nur aus Gesprächen mit mehr oder weniger unterhaltenden Inhalten. In unzähligen Dialogen versucht Mary L. Longworth ihren Protagonisten Themen einzuflössen, die gar nicht zu den jeweiligen Gesprächen passen. Oder die Charaktere driften in ihren Gedanken total ab, wie z.B. einmal als Marine eigentlich servieren will, dann aber urplötzlich mehr als eine Seite lang an eine Kommilitonin denkt, die das Studium abgebrochen hat und stattdessen ein Handwerk erlernte, nur um das gleich wieder zu vergessen. Total zusammenhangslos. Die Ermittlungen bleiben dabei auf der Strecke. Ein bisschen Historie da, ein bisschen Klatsch dort und alles zusammen wirkt wie ein verzweifelter Versuch Hintergrundinfos für die Aufklärung des Mordfalls zu liefern. 

Eigentlich war ich anfangs nur über die Cover-Neugestaltung enttäuscht. Es ist zwar ein schönes Foto, aber die neue Gestaltung weicht genauso vom Rest der Serie ab wie der Inhalt. Ich bin enttäuscht, denn dies ist bei weitem der langweiligste und schlechteste Teil der Serie.

Fazit: Ich hoffe mal still auf eine Besserung nach diesem dialoglastigen und total uninteressantem sechsten Band. Aber ehrlich, die Lust die Serie weiter zu lesen ist mir mit diesem Buch abhanden zu kommen. 
Grad noch knappe 3 Punkte.  

Samstag, 16. Dezember 2017

Der unerhörte Wunsch des Monsieur Dinsky von Jean-Paul Didierlaurent

Klappentext:
Ambroise Lanier, Ende zwanzig, hat seine Berufung gefunden: Er möchte dem Menschen seine Würde bewahren und arbeitet darum als ? Leichenpräparator. Auch Manelle Flandin liegt die Würde ihrer Mitmenschen am Herzen. Rührend kümmert sich die junge Angestellte eines ambulanten Pflegedienstes um Senioren. Vermutlich hätten sich die Wege der beiden nie gekreuzt, wäre da nicht Samuel Dinsky: Als der 82-Jährige eine niederschmetternde Diagnose erhält, will er eine letzte Reise unternehmen. Zusammen mit Manelle und Ambroise. Durch einen wundersamen Zufall wird es eine Reise zurück ins pralle Leben.



Diese Roadstory von Jean-Paul Didierlaurent erinnerte mich ein wenig an "Rosmarintage" von Silke Schütz.

Der Roman beginnt mit einer Schilderung von Manelles Arbeitsalltag. Sie betreut verschiedene Senioren; leider sind nicht alle sind so nett wie der umgängliche Samuel Dinsky. Marcel Mauvignier will Manelle stehlen sehen und versteckt Geld in der Wohnung. Doch Manelle tut ihm den Gefallen einfach nicht. 
In einer anderen Ecke der Stadt stellt Ambroise seine Koffer ab und begutachtet seinen neuen Kunden, der bereits mausetot ist. Ambroise Lanier hat einen anderen Lebensweg gewählt als sein berühmter Mediziner-Vater. Ambroise ist Leichenpräparator, hat deswegen einen eher einsamen Job. Er wohnt bei seiner Grossmutter Beth, die gerne bäckt. Eines Tages bekommt er einen ungewöhnlichen Auftrag. Er soll mit einem älteren Mann, Samuel Dinsky, nach Genf fahren um dort dessen verstorbenen Zwillingsbruder abzuholen. Dabei lernt er Manelle Flandin kennen, die plötzlich recht resolute Haushaltshilfe von Samuel. Im Dialog schenken sie sich nichts, merken aber, dass beide das Wohl von Samuel verbindet. 

Der Autor hat wie bisher in allen seinen Geschichten seinen Figuren ungewöhnliche Berufe verliehen. Schon alleine deshalb lesen sich seine Storys anders. Doch auch Didierlaurents Fähigkeit, ernste und tragische Themen (wie Altersgebrechen, Tod, Leiden und Einsamkeit) mit einem leichten und optimistischen Schleier zu ummanteln, ist einzigartig. 

Fast alle seine Charaktere sind selbstlos und kommen mit liebenswerten Schwächen daher, die den Leser unweigerlich zum Schmunzeln bringen. Die schöne Geschichte sorgt für die eine und andere Überraschung.

Um es mit Ambroise einziger lebender Kundin, Isabelle de Morbieux, zu sagen: "Ich habe nie einen Roman gelesen, der besser wäre. Eine dichte Handlung, Fantastik, böse Figuren, gute Figuren, da ist alles drin."

Fazit: Dieser wundervolle Roman ist ein französischer, lebensbejahender Charmebolzen, der zart berührt und gleichzeitig auch sehr lustig ist. Une histoire magnifique! 
4.5 Punkte.

Freitag, 15. Dezember 2017

Macadam von Jean-Paul Didierlaurent

Klappentext:
Die Aufregung der Kassiererin in einer Maut-Kabine, eine dubiose Mahlzeit, der erste Schuhabdruck auf dem Mond, ein Fliegenschiss mit fatalen Folgen …: Wunderbar originelle Figuren und Begebenheiten stehen im Zentrum dieser hinreißenden Erzählungsbands von Jean-Paul Didierlaurent, der mit seinem Romandebüt ›Die Sehnsucht des Vorlesers‹ weltweit Hunderttausende von Lesern verzaubert hat. Mal leicht, mal ernst, mal höchst ironisch, mal düster, unheimlich komisch, poetisch oder schräg und immer mit herrlicher Pointe: Mit Fug und Recht wurden auch diese Erzählungen des SPIEGEL-Bestsellerautors mit Preisen gekrönt. Übrigens: Erinnern Sie sich noch an die Buchseiten, die Guylain vor dem Reißwolf gerettet hat? Hier findet man die ganzen Geschichten dazu!

"Macadam oder Das Mädchen von Nr. 12" ist eine schöne Kurzgeschichtensammlung von Jean-Paul Didierlaurent. Die Wurzeln des französischen Autors liegen im Schreiben von Kurzgeschichten, damit gewann er einige Preise. In der vorliegenden Sammlung ist mit "Ihr Heiligtum" auch die Grundidee der Figur Julie aus seinem erfolgreichen Romans "Die Sehnsucht des Vorlesers" zu finden. 

In elf Geschichten erzählt der Autor von einem gähnenden Pater; einem 102jährigen Mann beim Frühstück; von Essenswünschen; von einer kachelzählenden Klofrau in einer Stierkampfarena; von einem Soldaten und einem Baum; von einem Engel im Kopf eines Mädchens; von einer falsch gespielten Note und seine Auswirkungen; von einem Totengräber, der es weder Katholiken noch Reformierten recht machen kann; einem alten Mann, der anhand Handschriften erkennen will, wie der Gemütszustand des Schreibers war; wie ein Foto einem Jungen Trost und Mut spendet; und nicht fehlen darf die Geschichte von Mathilde, die in der Autobahnmautstelle in Kabine 12 sitzt - die hat mir übrigens am allerbesten gefallen.

Die Geschichten bringen uns Leser zum Lachen, Nachdenken und zum Mitfühlen. Didierlaurents Charaktere sind einzigartig normal und oft ebenso unscheinbar wie die Orte, an dem das jeweilige Geschehen stattfindet. Genau so ungekünstelt ist auch der Autor geblieben, der neben dem Schreiben einer bodenständigen Arbeit nachgeht. 

Fazit: Zutiefst menschlich sind diese tollen Erzählungen, die einen inne halten lassen. Mit "Macadam" schenkt ihr euch selbst und anderen Freude. 
4 Punkte. 

Donnerstag, 14. Dezember 2017

Das Mädchen, das Weihnachten rettete von Matt Haig

Klappentext:
Die achtjährige Waise Amelia fristet ein kärgliches Dasein als Kaminkehrermädchen und hofft inständig auf Rettung durch den Weihnachtsmann. Der hat jedoch alle Hände voll zu tun: Aufruhr im Wichtelreich, Rentiere, die vom Himmel fallen, der Weihnachtszauber, der schwächer wird – wenn das so weitergeht, droht Weihnachten auszufallen. Aber Amelia ist kein gewöhnliches Mädchen: Nur mit ihrer Hilfe kann der Weihnachtszauber gerettet werden!





Weihnachten steht vor der Türe und der Weihnachtsmann freut sich, dass er die Geschenke, die die Wichtel liebevoll gefertigt haben, bald verteilen kann. Doch dann erlischen die Polarlichter im Hoffnungsbarometer und im Wichteldorf passiert Ungeahntes - Trollalarm! Zeitgleich hofft in London, anno 1840, Amelia auf den erneuten Besuch des Weihnachtsmann. Doch auch ihre Hoffnung erlischt, denn Mister Creeper will sie in sein Arbeitshaus mitnehmen. Kann der Weihnachtsmann Weihnachten und Amelia retten?

In dieser Geschichte begegnen wir Queen Victoria und Charles Dickens und ich habe sehr bedauert, dass die beiden nur kurze Auftritte hatten. Dafür hat Chris Mould die Begegnungen mit diesen Berühmtheiten - und natürlich auch alle anderen Zeichnungen - wundervoll illustriert. Er gibt den Trollen und Wichteln ein Gesicht, vertieft die eh schon tollen Beschreibungen des Autors. 

Es ist eine liebevolle Geschichte voller Zauber, Hoffnung, Humor und Wärme. Matt Haig vermittelt zwei bedeutsame Botschaften "Nichts ist unmöglich" und "Ohne Hoffnung keine Wunder", die nicht nur für Kinder wichtig sind. 

Die diversen Figuren wie die Wahrheitselfe Pixie, die Wichtelfrau Nusch oder die Trolle - "Nachdenken macht Kopfweh" - sind wahnsinnig schön charakterisiert. Ja, gerne möchte man sich in Wichtelgrund umsehen, und sei es nur weil man da mit Schokoladentaler bezahlen kann. Aber auch die Szenen in London können sich sehen lassen und Amelia ist ein sehr starker Charakter, die immer zu ihrer Grundüberzeugung steht. Mein Lieblingscharakter war aber Mary, die mit einer kleinen Geste unbemerkt vielen Mitmenschen ihr hartes Leben ein wenig versüsste.

Auch ohne den ersten Band zu kennen, kann dieses Buch gelesen werden. "Ein Junge namens Weihnachten" lohnt sich aber trotzdem zu verschlingen, um die gesamte spannende und genauso einfühlsame Vorgeschichte zu kennen. Ich bin versucht, den dritten Teil jetzt schon auf Englisch zu lesen - die beiden Bücher sind so schön und wunderbar geschrieben, dass ich nicht auf die Fortsetzung warten mag.

"Das Mädchen, das Weihnachten rettete" ist ein Buch für Kinder und Erwachsene, zum Vorlesen, selber lesen und Verschenken. Auch wenn in der eigenen Stube der Weihnachtsmann unbekannt ist, weil wie bei uns in der Schweiz an Heiligabend das Christkind die Geschenke bringt, sind die drei Weihnachtsbücher von Matt Haig ein Muss, den sie bringen uns die Mär rund um den Weihnachtsmann und seinen Helfer auf eine ganz liebevoll humorige Art näher.

Fazit: Eine zauberhafte Fortsetzung von "Ein Junge namens Weihnachten"! Wer auf Weihnachtsmärchen steht, darf sich diese Bücher nicht entgehen lassen. 
5 Punkte.


Reihenfolge:
Band 1: Ein Junge namens Weihnachten
Band 2: Das Mädchen, das Weihnachten rettete
Band 3: Father Christmas and me (erscheint wahrscheinlich im Herbst 2018 auf Deutsch)

Mittwoch, 13. Dezember 2017

Herr Mozart feiert Weihnachten von Eva Baronsky

Klappentext:
Am Vorabend noch hatte er auf dem Sterbebett gelegen. Dann erwachte Wolfgang an einem unbekannten Ort und – wie langsam klar wird – in einer fremden Zeit. Nachdem er als sonderbarer Kauz und lebender Anachronismus schon fast drei Wochen im modernen Wien des Jahres 2006 verbracht hat, steht Weihnachten vor der Tür. Obwohl ihn der allgegenwärtige Lärm, merkwürdige Bräuche und die bunt verpackten Geschenkpaketen überall verwirren, macht er sich am Heiligen Abend - von Melancholie, Neugier und Hunger getrieben - auf den Weg. Mit der Geige seines Freundes Piotr hofft er sich ein paar Cent zu erspielen, die er in einer warmen Gaststube verzechen will. Vor St. Stephan beobachtet ihn ein kleines Mädchen, das auf der Suche nach dem Weihnachtsmann ist. Sollte ausgerechnet dieser wunderliche Musikant erklären können, wofür Weihnachten gut ist?

Nachdem ich viel Gutes vom ersten Band "Herr Mozart wacht auf" gehört habe, wollte ich "Herr Mozart feiert Weihnachten" gerne lesen. Zuvor wollte ich mich aber auch vom ersten Band überzeugen, da ich nicht wusste, ob es sich um ein Folgeband handelt oder ob man das Weihnachtsbuch auch als Einzelband lesen kann. 

Die Idee, dass Mozart sozusagen ein Zwischenjahr zwischen Erde und Himmel einlegt und dieses im Jahr 2006 in Wien verbringt, fand ich zuerst ganz witzig. Der Anfang des ersten Buches las sich auch gut und schnell weg, doch dann zog sich alles in die Länge und vieles fand ich bald nicht mehr lustig - alles zu gewollt witzig oder satirisch dargestellt. Schön fand ich, dass Mozart in Musiker Piotr ein Freund fand; die Szenen mit Anju dagegen hätten nicht sein müssen. Der Funke sprang nicht über und ich las nur noch weiter, weil ich ja den Weihnachtsband als Rezensionsexemplar schon bei mir hatte und deshalb wissen wollte, wie der erste Band zu Ende geht.

"Herr Mozart feiert Weihnachten" spielt genau zur gleichen Zeit wie im "Aufwachbuch" - dort wurden die Weihnachtstage grossumflächig umfahren bzw. ausgelassen. Was Mozart erlebte, in den Tagen als Piotr bei seiner Familie war, ist hier nachzulesen.

Es ist Heiligabend und unserem  Wolfang Amadé Mozart langweilig. Er nimmt Pjotrs Geige und begibt zum Stephansdom, vor dem er zu musizieren beginnt.  Gebannt schaut ihm ein kleines Mädchens zu. Karoline ist auf der Suche nach dem Weihnachtsmann und glaubt ihn in Mozart gefunden zu haben. Mozart hingegen hält Karoline für Gott in anderer Gestalt und geht mit ihr mit.

Sie landen bei Karolines Patchwork-Familie, in der zu geht wie in wohl vielen Familien: Jemand versucht dem anderen etwas zuliebe zu tun, was derjenige nicht zu schätzen weiss und schon steht der erste Weihnachtskrach ins Haus. Die Jungmannschaft ist nicht zufrieden mit dem Essen oder den Geschenken, und dann ist ja oft noch einer der zu viel trinkt oder sonst nicht in die Runde passt. All diese verschiedenen Charakter sind hier versammelt, darunter der vermeintliche Weihnachtsmann Wolfgang, oder wie von Vater Thomas vermuteter Penner, der Karoline irgendwo aufgelesen hat. In der Folge wird es sehr turbulent mit all den Dramen, die sich an Weihnachten so abspielen. 

Mir hat der Weihnachtsband bedeutend besser gefallen als "Herr Mozart wacht auf", was sicherlich auch an der geringen Seitenzahl liegt. Mit 140 Seiten, mehr als die Hälfte verkürzt, ist es genau die richtige Dosis des Zeitreisenden Mozart. Seit drei Wochen schon in der modernen Welt, hat er bereits ein wenig Ahnung über das Leben in der Neuzeit und muss sich nicht als Musiker beweisen. Humor fehlt auch in diesem Band nicht; zwar immer noch überspitzt, aber gut auszuhalten. Alles ist - trotz Familienkrach - viel entspannter.

Ein drittes Buch über ihn bräuchte ich nicht lesen, und jedem der sich für die zwei Bücher interessiert, empfehle ich klar den "Weihnachts-Mozart" hier zu lesen. Wahrscheinlich freuen sich auch klassische Musik-Fans, wenn sie es geschenkt bekommen.

Fazit: Eine witzige Geschichte über einen speziellen Heiligabend für Mozart und die kleine Karoline.
4 Punkte.


Dienstag, 12. Dezember 2017

Weihnachten mit dir von Debbie Johnson (The Comfort Food Café 2)

Klappentext:
Becca Fletcher hat Weihnachten schon immer gehasst und sie hat gute Gründe dafür. Trotzdem hat sie es nicht geschafft, ihrer persönlichen Weihnachts-Hölle zu entkommen und ist auf dem Weg zum Comfort Food Café, um dort die Feiertage mit ihrer Schwester Laura und deren Familie zu verbringen. Beccas ahnt nicht, dass Weihnachtswunder tatsächlich geschehen – wenn sie es nur zulassen kann.






Der Folgeband von "Frühstück mit dir" beginnt ebenfalls mit einer Autofahrt. Diesmal sitzt Lauras Schwester Becca am Steuer. Am liebsten würde sie wieder umkehren, sie hasst Weihnachten und freut sich überhaupt nicht auf die kommenden Wochen. Andererseits freut sie sich ihre Schwester Laura und ihre Nichte und ihren Neffen wieder zu sehen. Wäre da bloss nicht Weihnachten!

Während Becca in Band 1 nur in Telefongesprächen hörbar war, nimmt sie hier den gesamten Raum ein und die Geschichte wird komplett aus ihrer Sicht geschildert. Es kommen kaum Dialoge vor und die Bezeichnung "Erzählung" wird dem Roman im wahrsten Sinne des Wortes gerecht. 

Ich mochte Beccas Humor und ihre selbstironische Art sehr gerne. Beim Lesen merkt man schnell, dass Beccas Abneigung gegen Weihnachten einen tieferen Grund haben muss. Dies erklärt, wieso Becca so ist wie sie ist: nicht einfach, manchmal sehr miesepetrig und mürrisch. Sie kann nicht aus sich heraus, weil das Geschehene die Oberhand hat. Erst hier in Dorset findet sie den Mut darüber zu reden. 

Dazu braucht es die besondere Atmosphäre wie sie im Comfort Food Café schon viele Leute begeistert hat. Becca ist in den allerbesten Händen und wird akzeptiert wie sie ist. Man gesteht ihr ihren Wunsch nach Alleinsein zu und lässt Becca wissen, dass sie jederzeit bei allen vorbei kommen darf.

Alle - das sind sämtliche Bekannte aus "Frühstück mit dir". Am wichtigsten sind in diesem Band die alte Edie, was mich sehr gefreut hat, und Surfer Sam. Wie gut, dass er mit vielen Schwestern aufgewachsen ist und sich über die unterschiedlichen Launen der Frauen nicht wundert. 

Die unkonventionellen Charaktere, die allesamt nicht perfekt sind, aber einander Luft zum Leben geben, überzeugen auch in diesem Roman. 

Ich wurde bestens unterhalten und kann das Buch allen empfehlen, die sich wie Becca nicht viel aus Weihnachten machen. Allen anderen wird das Buch wahrscheinlich eh gefallen!

Fazit: Das Comfort Food Café sorgt für ein Happyend - die passende Lektüre für den Dezember. 
5 Punkte. 


Reihenfolge:
Band 5: Weihnachten mit Zimt und Happy End
Band 6: Caféglück am Meer (Ende der Serie)

PS: Auch "Weihnachtspunsch und Rentierpulli" von Debbie Johnson liest sich gut weg! 

Montag, 11. Dezember 2017

Montagsfrage 11.12.2017


Falls du dir ein Jahresziel gesetzt hast, wie viele Bücher davon hast du bereits geschafft?

Dank dem Bücherregal bei Wasliestdu weiss ich genau, wieviele Bücher ich pro Monat oder pro Jahr lese. Dort setze ich als Jahresziel jeweils 120 Bücher ein, also 10 pro Monat. Das mache ich aber nicht um dieses Ziel zu erreichen, sondern schlicht nur deshalb, weil es mir dann die effektiv gelesene Anzahl Bücher anzeigt und ich so nicht nachrechnen muss, falls mal jemand nachfragen sollte, wie heute bei dieser Frage. Ich brauch die Listen dort als Überblick für alle Bücher, die ich seit Blogstart gelesen habe und finde die Bücherregale dort sehr praktisch. So kann ich nachschauen, wenn ich zum Beispiel für eine Verlinkung eins meiner gelesenen Bücher suche. 

Schlussendlich ist es mir egal, wieviele Bücher ich gelesen habe. Ich gehöre schon seit Kindesbeinen an zu den Viellesern. Einfach deshalb weil ich gern lese und beim Lesen nicht mit Wettbewerben konfrontiert bin. Respektive war. In meiner Kindheit war das zwar noch nicht so, aber wenn ich sehe, wie heute schon in der Schule alles gemessen wird - sogar das Lesen. Das Leseprogramm Antolin soll zwar das Lesen fördern, aber auch dies verkommt teilweise zu einem Leistungsvergleich. Schade drum.

Muss man sich immer ein Ziel setzen? Darf man nicht einfach etwas machen, weil man es gerne tut (egal ob man es auch gut kann oder nicht, egal ob es Sport, Bügeln, Stricken oder was ganz anderes ist - es gibt zu viele Leute, die "etwas nicht gerne machen" mit "etwas nicht können" gleichsetzen oder eben umgekehrt), ohne ständig zu vergleichen?

Ich bin mir sicher, heute wird man bei vielen etwas in der Art von "nur xx Bücher, aber...". Lasst doch das "nur" und das "aber" - es braucht keine Rechtfertigung über die Anzahl gelesener Bücher oder Seiten.

Lasst uns stattdessen über Bücher, Autoren und Verlage reden. Welches Buch ihr dieses Jahr noch unbedingt lesen wollt, oder auf welches ihr euch im nächsten Jahr freut. Welchen Autor entdecken oder welches Verlagsprogramm ihr euch näher ansehen möchtet. 
Ich zum Beispiel möchte im Dezember mit dem ersten Inspector Rebus-Fall (von Ian Rankin) beginnen - nach all den Weihnachtsromanen bin ich auf jeden Fall parat für einen guten Krimi. Wie sieht es bei euch aus?


Habt eine gute Woche!
PS: Um die Frage noch konkret zu beantworten: 147 Bücher habe ich 2017 bisher gelesen. 

Donnerstag, 7. Dezember 2017

Die Perlenschwester von Lucinda Riley (Sieben-Schwestern Band 4)

Klappentext:
Wie auch ihre Schwestern ist CeCe d'Aplièse ein Adoptivkind, und ihre Herkunft ist ihr unbekannt. Als ihr Vater stirbt, hinterlässt er einen Hinweis – sie soll in Australien die Spur einer gewissen Kitty Mercer ausfindig machen. Ihre Reise führt sie zunächst nach Thailand, wo sie die Bekanntschaft eines geheimnisvollen Mannes macht. Durch ihn fällt CeCe eine Biographie von Kitty Mercer in die Hände – eine Schottin, die vor über hundert Jahren nach Australien kam und den Perlenhandel zu ungeahnter Blüte brachte. CeCe fliegt nach Down Under, um den verschlungenen Pfaden von Kittys Schicksal zu folgen. Und taucht dabei ein in die magische Kunst der Aborigines, die ihr den Weg weist ins Herz ihrer eigenen Geschichte.


Seit Barbara Woods "Traumzeit" bin ich fasziniert von den Geschichten der Aborigines, den Ureinwohnern Australiens. Deshalb freute ich mich als ich hörte, dass CeCes Reise uns nach Australien führt. 

Da Star sich mit Maus ein neues Leben aufbaut, fühlt sich CeCe allein gelassen. Sie hatte schon jeher Angst vor Spinnen und der Dunkelheit und deshalb oft Alpträume. Star wusste als Einzige davon. Die zwei waren fast wie Zwillinge, es gab sie nur im Doppelpack oder gar nicht. Mit dieser neuen Lebenssituation umzugehen ist schwierig für CeCe. Kurzerhand schmeisst sie ihr Kunststudium hin und entscheidet sich, nach Thailand zu reisen und sich während den Feiertagen dort zu erholen, bevor sie sich auf nach Australien macht, wo laut den Unterlagen von Pa Salt ihre Herkunft zu suchen ist. 

Am Strand von Krabi lernt sie Einzelgänger Ace kennen. CeCe fühlt sich wohl, wenn sie Zeit zusammen verbringen. Doch nur zu bald ist Januar und ihr Flug nach Australien rückt näher. Kaum auf dem fünften Kontinent angekommen macht sie sich mit Hilfe von der Flughafenangestellten Chrissie auf die Spuren von Kitty Mercer.

Kitty McBride ist in England aufgewachsen und begleitet eine Frau ihrer Gemeinde nach Australien zu deren Verwandten. Hier lernt sie die Zwillingsbrüder Drummond und Andrew kennen. Der eine ein Viehzüchter in der Nähe von Darwin der andere arbeitet im aufkommenden Perlengeschäft in Broome und beide buhlen um Kittys Liebe. 

Kittys Lebenslauf ist ungemein fesselnd geschildert. Wir Leser bekommen Einblicke in die Perlenfischerei, erfahren wie die Kolonialisten lebten und wie sie mit den Aborigines umgingen. Interessant fand ich, dass die Sieben-Schwester-Mythologie auch bei den Aborigines vorkommt und wir Leser schon mal mutmassen können, wie Merope, die vergessene Schwester, auftauchen könnte. 

Nicht nur die Geschichte im Outback im Pionierzeitalter war spannend zu lesen, auch CeCes Wandlung. Sie, die sich immer weniger schön und weniger gescheit als ihre Schwestern fühlte, aber nicht aufs Maul gefallen ist, wird bei der Suche nach ihren Wurzeln plötzlich ruhiger und überlegter. Von all den drei bisher erzählten Geschichten der Schwestern empfinde ich, dass es CeCe physisch am besten damit geht, als sie am Schluss endlich alles über ihre Herkunft erfahren hat. Mehr als die anderen weiss sie nun, weshalb sie so ist wie sie ist und findet endlich ihr Stück Heimat, wie es ihr Leitspruch verheisst: "Durch Gottes Gnade bin ich, wer ich bin".

Das einzige Manko bei CeCes Geschichte ist ähnlich gelagert wie schon bei Maia - über eine zentrale Figur erfährt man leider viel zu wenig. Nichtsdestotrotz erzählt die Autorin Celeanos Geschichte faszinierend und erlebnisreich. Nicht alles ist bis zum Ende beantwortet; ich bin gespannt, wie es mit CeCe und ihren Lieben weitergeht. 


Fazit: Stimmungsvolle Orte auf der südlichen Hemisphäre und intensive Handlungsstränge um eine bewegende Familiengeschichte sorgen für einen ausserordentlichen Lesegenuss. 

Montag, 4. Dezember 2017

Montagsfrage 04.12.2017


Hast du eine Lieblingsbuchhandlung? Was gefällt dir daran besonders gut?

Gerne würde ich mit "ja, eine kleine, gemütliche Dorf- oder Quartierbuchhandlung, in der man die Kunden mit Namen begrüsst" antworten. 

Doch in unserem Quartier gibt es im Gegensatz zu anderen Stadtkreisen keine Buchhandlung und deshalb muss ich in die Innenstadt fahren. Dort aber steht die grosse Traditionsbuchhandlung Orell Füssli. Auf drei Etagen findet sich alles, was das Leserherz sich wünscht und wenn nicht, wird es bestellt. Ich stöbere gerne dort und kaufe Bücher für meine Tochter oder Bücher zum Verschenken. Ausserdem haben sie ein Café - wenn meine Tochter zu lange in der Kinderbuchabteilung verweilt kann ich mich ins Café setzen und lesen! Seit einigen Jahren haben sie nun auch einen Onlineshop, bei dem man sich die Bestellungen wahlweise direkt nach Hause oder in eine Filiale liefern lassen kann. Ihre eBook-Auswahl kann sich mittlerweile sehen lassen und seit kurzem bevorzuge ich books.ch sogar öfters gegenüber Amazon. 

Das grosse A habe ich kurz nach dem Millenium entdeckt. Gerade hatte ich mein Studium abgeschlossen, musste Studiendarlehen zurück zahlen und hatte (mit über 30) meine erste Kreditkarte im Portemonnaie. Die Bücherpreise bei Amazon - und ganz allgemein in Deutschland - lagen viel tiefer als bei uns in der Schweiz und ich sah nicht ein, wieso ich für dasselbe so viel mehr zahlen soll. Die Lieferung war erst noch gratis und schneller als wenn ich im Inland bestellt hätte. 
So war es für mich auch keine Frage, dass ich mein erster (und auch der zweite) eReader ein Kindle war. Obwohl ich die damals noch aus der USA bestellen bzw. mitbringen lassen musste, da Amazon Deutschland keine eReader in die Schweiz schickte. Mittlerweile hat sich das glaub geändert und ich bekomm Kindles auch in Elektronikfachgeschäften in der Schweiz. 

Da ich fast ausschliesslich eBooks lese, stöbere ich sehr gerne in den Bücheronlineshops und vermisse deswegen "kleine, gemütliche Dorfbuchhandlungen" nicht stark. Manchmal jedoch überkommt mich eine Wehmut, wenn ich an die beiden Buchhandlungen denke, in denen ich meine Ausbildung gemacht und gearbeitet habe. Beide waren grosse, zweistöckige Buchläden mit je einer Kunst- und Musikabteilung. Ich gehörte zum letzten Ausbildungslehrgang, Mitte/Ende der 90er wurde erst die Kunstabteilung aufgelöst und danach die Filialen immer mehr verkleinert. Meine Heimatfiliale gibt es so nicht mehr, das ganze Center wurde umgebaut und der Buchladen befindet sich nun im Obergeschoss, fast ein wenig abseits und hat knapp noch die Grösse meines Wohnzimmers und hat kein bisschen Charme mehr. Dasselbe in der Filiale im Baselbiet; ich war diesen Sommer zufällig dort und wollte meiner Tochter zeigen, wo ich mal gearbeitet hatte. Ich erkannte den Laden kaum mehr. Auf ein Viertel der Fläche von früher geschrumpft und alles zusammengemostet, erkennt man das Geschäft von 1993 nicht mehr. Es mutet eher an wie ein Bücher-Fastfood-Shop.

Wenn sich Buchläden so präsentieren und das Personal nicht mehr mit Leidenschaft und Interesse für die Produkte arbeitet, wundere ich mich nicht, wenn von den Kunden Onlineshops bevorzugt werden. Geniesst es also, wenn ihr in der Nähe einer freundlichen, persönlichen Buchhandlung zuhause seid! 

Wie zum Beispiel die Buchhandlung Sax in Frauenfeld - würde ich dort wohnen, wäre ich gerne Stammgast. Mit anderen Buchbloggerinnen verbrachte ich im Mai einen Abend in der geschlossenen Buchhandlung. Wenn ihr hier klickt, kommt ihr zum Bericht über diesen tollen Abend. 

Habt ihr eine kleine gemütliche oder grosse Lieblingsbuchhandlung oder seid ihr wie ich auch mehr der Online-Buchshop-Käufer?

Freitag, 1. Dezember 2017

Ein Winter voller Wunder von Amanda Prowse

Klappentext:
Als ihr Mann stirbt, ist Bea nach dreißig Jahren Ehe wieder allein. Für immer, so denkt sie. Ihren Schmerz bekämpft sie, indem sie sich in die Arbeit stürzt, und bald ist ihr Café bekannt für den besten Karottenkuchen von Sydney. Aber dann, kurz vor Weihnachten, lockt eine Brieffreundschaft Bea nach Schottland. Der glitzernde Lichterzauber und die tanzenden Schneeflocken führen sie unvermittelt zurück in die Vergangenheit und zu einer heimlichen Liebe – die sie vor langer Zeit zu vergessen versuchte.




Weihnachten im Sommer, bei 30° und mehr? Für uns Europäer kaum vorstellbar. Für Australier der Normfall. Beides nun vereint in einem Weihnachtsroman fand ich sehr reizvoll. Ich war gespannt, wie der Gegensatz der beiden Kontinente - einerseits Weihnachten im Sommer in Sidney und andererseits ein kalter Winter in Schottland - miteinander kombiniert wird und war gespannt auf die Lektüre. Ich nehme es voraus: ich wurde nicht enttäuscht.

Die Geschichte beginnt in Sidney mit einem Rückblick auf den Tod von Bea Greenstocks Mann. Später finden wir uns in ihrer Wohnung oberhalb des "Reservoir Street Kitchen"-Cafés wieder.  

Eines Tages, als Beas Enkelin Flora bei ihr zu Besuch ist, bekommt Bea einen Brief von Alex McKay vom Christmas Café in Edinburgh. Es entwickelt sich ein Mailaustausch zwischen Bea und Alex. Sie merken, dass sie einiges gemeinsam haben, auch Alex trauert wie Bea um einen Partner. 

Bea hofft, die Festtage bei ihrem Sohn und seiner Familie verbringen zu können, um nicht allein zu sein. Doch Wyatt und seine Frau haben andere Pläne für ihre Sommerferien (die in Australien Mitte Dezember beginnen); sie wollen nach Bali. Tochter Flora will wegen einem Streit nicht mit und viel lieber bei Bea bleiben. Kurzentschlossen machen die zwei sich zusammen auf nach Edinburgh. Während Flora sich auf einen Tapetenwechsel und den Winter in Schottland freut, bedeutet die Reise für Bea soviel mehr. Denn schnell wird klar, dass Bea vor Peter jemand anderen geliebt hat. 

Von der ersten Seite an hat mich der Roman gepackt. Die Lebensgeschichte von Bea wird in der Gegenwart aufbereitet und kommt ohne übertriebenes Drama aus. Sie selbst ist auch nicht nachtragend, sondern dankbar für ihr Leben und wünscht sich, jetzt nach Peters Tod, einmal noch ihre Jugendliebe zu sehen. 

Auch bei den anderen Figuren im Buch dreht sich letztlich alles um Liebe und Familie: Beas Schwiegertochter Sarah fühlt sich von Bea nicht angenommen. ihre dreizehnjährige Tochter Flora hat versteckten Liebeskummer und Beas Angestellte Kim ist heimlich verliebt in Koch Tait - kaum ist er in der Nähe, gelingt ihr nichts mehr. Stammgast Mister Giraldi vermisst seine Familie, insbesondere seine verstorbene Frau. Und obwohl alle Charaktere ihre Ecken und Kanten haben oder Verluste erlitten haben, überwiegt bei allen der Optimismus. Niemand hadert mit seinem Leben, was ich extrem schön fand. 

Somit ist "Ein Winter voller Wunder" eine liebens- und lesenswerte Geschichte, die durch eine positive Grundeinstellung und mit einigen überraschenden Wendungen und eindrücklichen Szenen überzeugt. Wie zum Beispiel die wunderbare Beschreibung, als Flora zum ersten Mal in ihrem Leben Schneeflocken vom Himmel fallen sieht.

Meine einzige Kritik betrifft die Darstellung von Bea. Beim Lesen meint man, sie wäre weit über 70 Jahre alt, auch weil sie sich oft selbst als alt betitelt. Dabei ist sie erst 53 Jahre jung und somit noch lange nicht zu alt für Technik, Computer, Facebook, Sex oder eine neue Beziehung. Ich brachte mein anfängliches Bild von Bea als rüstige Seniorin während dem ganzen Buch fast nicht aus dem Kopf und musste mir immer wieder sagen, dass Bea nur eine Handvoll Jahre älter ist als ich und keine alte silberhaarige Dame, die am Stock geht. Wegen dieser Altersverwirrung, ansonsten aber sehr bemerkenswerten Geschichte, gebe ich einen halben Punkt Abzug.

Fazit: Wenn ein Brief dein Leben verändert - ein fabelhafter, herzerwärmender Pageturner, der immer wieder für Überraschungen sorgt.
4.5 Punkte. 


Donnerstag, 30. November 2017

Lesebiografie November 2017

Es ist kalt draussen und es soll in den nächsten Tagen noch kälter werden! An solchen Minusgrad-Tagen möchte ich am liebsten den ganzen Tag auf dem Sofa liegen und lesen - die Realität sieht leider anders aus, auch wenn genügend Lesestoff vorhanden wäre. Vielleicht klappt das ja zwischen den Feiertagen. Zumindest kann ich dann sicher mal Abends ein spannendes Buch zu Ende lesen, wenn am Morgen der Wecker nicht klingelt.




Auf meiner Leseliste für Dezember steht "Die Wolkenfischerin" und "Die Glückssterne" von Claudia Winter, noch drei Weihnachtsbücher wie "Weihnachtspunsch und Rentierpulli" von Debbie Johnson, "Herr Mozart wacht auf" von Eva Baronsky und "Das Mädchen, das Weihnachten rettete" von Matt Haig. Letzteres habe ich bereits begonnen, aber wieder auf die Seite gelegt weil ich es leider nur als Printbuch habe und es zuerst mit meiner Tochter teilen musste (sie hat gewonnen) - und ich zu oft ausser Haus war und dann nur einen Reader dabei habe. Aber auch "Nachtblau" von Simone van der Vlugt sollte ich endlich mal lesen. 

Auf jeden Fall werde ich mir im Dezember mindestens noch einen Ian Rankin schnappen. Seine Inspector Rebus-Serie wollte ich schon seit zwei Jahren beginnen zu lesen, für 2017 habe ich sie mir vorgenommen. Jetzt bleiben mir noch 31 Tage um mit der Serie anzufangen!

Nun aber zurück zum November. Gelesen habe ich folgende dreizehn Bücher:

Der kleine Teeladen zum Glück (Valerie Lane 1) von Manuela Inusa
Das Revier der schrägen Vögel von Sophie Hénaff (Kommando Abstellgleis Band 2) 
Das bisschen Mord von Michelle Kelly (Keeley Band 2)
- Ein Winter voller Wunder von Amanda Prowse
Madeiragrab von Joyce Summer (Commissario Avila ermittelt
Das Labyrinth der Wörter von Marie-Sabine Roger
- Die Perlenschwester von Lucinda Riley (7-Schwestern-Serie 4)
- Herr Mozart wacht auf von Eva Baronsky
- Eine Weihnachtsgeschenk für Walter von Barbara Wersba
- Ein Junge namens Weihnachten von Matt Haig
- Weihnachten mit dir von Debbie Johnson (Comfort Food Café 2)
- Tod am Cours Mirabeau (Verlaque 6) von Mary L. Longworth

Es waren einige Überraschungen dabei - von den einen war ich enttäuscht, andere waren erstaunlich gut. 
Mehr erwartet hatte ich vom ersten Teil der Valerie Lane-Serie von Manuela Inusa wie auch vom letzten Teil der "kleine Bäckerei am Strandweg"-Serie von Jenny Colgan, von Marie-Sabine Rogers "Das Labyrinth der Wörter" wie auch von "Herr Mozart wacht auf" von Eva Baronsky. Bei Mozart bin ich gespannt auf den zweiten Teil, befürchte aber, dass es mir zuviel wird. 

Wie erwartet toll war natürlich der vierte Teil der Sieben-Schwester-Serie von Lucinda Riley. "Die Perlenschwester" nahm mich mit nach Australien, ebenso "Ein Winter voller Wunder" von Amanda Prowse. Diese beiden Bücher kann ich uneingeschränkt empfehlen! Wie auch der zweite Teil um das Kommando Abstellgleis, eine Krimiserie mit einer tollen Polizisten-Brigade, die in Paris ermitteln. 

Drei weiteren Weihnachtsgeschichten habe ich ebenfalls 5 Punkte vergeben: der herzigen Geschichte um eine Ratte in "Ein Weihnachtsgeschenk für Walter" von Barbara Wersba, dem "Junge namens Weihnacht" von Matt Haig und der Fortsetzung vom Comfort Food Café "Weihnachten mit dir" von Debbie Johnson. 

Noch immer bin ich im Rückstand mit Rezensionen (zu Ende) schreiben. Leider kamen auch im November Woche für Woche ungeplante Termine rein, so dass ich weniger Zeit für die Blogarbeit hatte. Die ganzen "Franzosen" fehlen noch - Krimis, die im Elsass spielen und einige Romane von französischen Autoren. Bis Ende Jahr möchte ich die alle online bzw. zumindest fertig geschrieben haben, damit ich dann ballastfrei ins neue Jahr starten kann.

Sobald dieser Beitrag online ist, werde ich mich nun aber zuerst der Weihnachtsdekoration widmen. Die diversen Lichterketten muss ich noch drapieren und dann heisst es schauen und abwarten, wieviel der heiklen Weihnachtsdeko zukünftig unsere Katzen überleben wird... 

          


😁  Sieht nicht so vielversprechend aus, oder? 😁