Sonntag, 23. August 2020

Miss Peggy Guggenheim - in gleich zwei neuen Romanen

Diesen Sommer sind gleich zwei Romane über Peggy Guggenheim erschienen.

Habt ihr schon einmal vom Guggenheim Museum in New York gehört? Das wurde von Peggys Onkel Solomon gegründet. Peggys Vater Benjamin starb beim Titanic-Untergang als Marguerite, von allen Peggy genannt, dreizehn Jahre alt war. Peggy Guggenheim wurde 1898 in New York geboren und starb im Dezember 1979 in der Nähe von Padua. Die Tochter von Benjamin Guggenheim hat sich als Kunstmäzenin und -sammlerin einen Namen gemacht. 

Mit 23 Jahren zog Peggy nach Paris, lernte die Parise Bohème kennen und heiratete ein Jahr später Laurence Vail. Mit ihm hat sie zwei Kinder aufgezogen: Sindbad und Pegeen. 1930 folgte bereits die Scheidung. Fortan hatten Laurence und Peggy aber immer noch regen und freundschaftlichen Kontakt.

Die beiden Romane, "Peggy Guggenheim und der Traum von Liebe" von Sophie Villard und "Miss Guggenheim" von Leah Hayden, beleuchten Peggys Leben. Villards Buch umreist die Jahre 1937 bis 1942, Haydens Buch 1941 bis 1943, wird aber vom Jahre 1958, als Peggy in Venedig lebte und dort eine Galerie im Palazzo Venier dei Leoni eröffnete, rückblickend erzählt. 


Die Romane ergänzen sich perfekt und ich kann jedem nur empfehlen, beide zu lesen und zwar "Peggy" zuerst, dann die "Miss". 1941 und 1942 überschneiden sich die Romane zwar, aber ich empfand es als sehr interessant, einige Begebenheiten aus zwei verschiedenen Sichtwinkeln zu lesen - obwohl beide Autorinnen wohl dieselben Quellen benutzten.

Beide Autorinnen sind Deutsche und schreiben unter einem Pseudonym, die eine mit einem französischen, die andere mit einem amerikanischen Namen.

Diese Pseudonym-Vergeberei der Verlage mag ich nicht, immer weniger. Lasst die Schriftstellerinnen doch ihren eigenen Namen verwenden, auch wenn der sich in deutsch vielleicht nicht so international anhört wie die erfundenen Namen! Ein bisschen mehr Selbstbewusstsein diesbezüglich würde nicht schaden. 

Manchmal ist der eine Roman ein wenig ausführlicher und emotionaler in der Schilderung, manchmal der andere. Leah Hayden schreibt emotionaler als Sophie Villard, wobei mir ihre "Miss Guggenheim" in Bezug auf Max Ernst zu emotional, zu "schwach" und fast schon bettelnd vorkam. Sophie Villards "Peggy Guggenheim" war in erster Linie Kunstmäzenin, die Liebe zu den Männern stand trotz Beziehung zu Samuel Beckett immer an zweiter Stelle.

Frau Guggenheims wichtige Rolle in der Kunstwelt wird bei beiden Romanen rübergebracht. Peggy Guggenheim lebte für die Kunst und wurde von den Künstlern auch als eine von ihnen - als Künstlerin, nicht als Galeristin - wahrgenommen.

Dass Leser*innen dieser beiden Romane ein gewisses Kunstinteresse mitbringen, setze ich voraus. Wer das nicht aufbringen kann, wird sich in den Romanen verlieren und nicht glücklich werden mit der Lektüre. 

Wer "Peggy Guggenheim" zu starr und zu wenig emotional empfand, wird in "Miss Guggenheim" das Vermisste finden. Umgekehrt finden "Miss"-Leser in "Peggy" eine sachlichere Darstellung und vor allem die sehr interessanten Jahre zwischen Paris und London. Deshalb hat mir persönlich "Peggy Guggenheim" auch eine Spur besser gefallen. 

Wer beide Romane liest, dem winkt am Ende als Belohnung ein umfassender Überblick über Peggy Guggenheims interessantes Leben.



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