Freitag, 8. April 2016

Autoren-Interview mit Stephan Reich #blogntalk

Klappentext:
Sommer in der Provinz. Seit Kindheitstagen sind Erik und Finn beste Freunde, aber nach den Ferien werden sich ihre Wege trennen: Während Erik eine Lehre bei seinem Vater auf dem Postamt beginnt, muss Finn die Schule wechseln und nach Hamburg ziehen. Jetzt bleiben den beiden sechs Wochen, in denen sie es noch einmal so richtig krachen lassen wollen – doch je näher der Abschied, desto düsterer die Stimmung. Die Partys werden zu Saufgelagen, Streiche zu Straftaten, und das Gefühl der unendlichen Freiheit weicht der Angst vor der Zukunft ohne einander. Bis irgendwann nicht mehr klar ist, ob Erik und Finn dasselbe meinen, wenn sie vom Ende der gemeinsamen Zeit sprechen.


Interview mit Stephan Reich
Zum Bloggertreffen von Randomhouse an der Leipziger Buchmesse wurde mir Stephan Reich für ein Kurzinterview zugeteilt. Sein Buch „Wenn’s brennt“ hab ich vor unserem Treffen angefangen zu lesen, damit ich ein wenig über den Inhalt Bescheid weiss. Ich war gerade an der Stelle, an der Erik eine „Bewerbung“ schrieb. Die eMail-Adresse hätte er gesichert und er freue sich wenn/falls jemand an diese Adresse schreibt. Genau das habe ich nach Beendigung der Lektüre getan, um Stephan noch weitere Fragen zu stellen.

- By the way, hat schon jemand auf diese Adresse geschrieben? Etwa eine Antwort auf das listige Bewerbungsschreiben? 
Leider noch nicht, ich warte nach wie vor auf ein Jobangebot des Engel-Magazins.

Stephan erzählte, dass ihm während einer Busreise die Lektüre ausging und so begann er eine Geschichte aufzuschreiben – die Geschichte von Erik und Finn. 
Stephans Roman handelt von zwei Jungs, die mit der Schule fertig sind und 6 Wochen Zeit haben, bis sie entweder eine Lehre oder weiterführende Schule besuchen, sprich sie haben Ferien. Besonders einer der Jungs, Finn, legt es ständig darauf an Ärger zu produzieren, während dem anderen, Erik, irgendwie alles egal zu sein scheint. Statt seinen Freund abzuhalten, lässt er ihn gewähren. Erstaunlich, denn aufgrund seiner familiären Konstellation, ein im Rollstuhl sitzender Bruder, hätte ich mir Empathie und Selbstbewusstsein oder auch Dankbarkeit (für alles was er hat, das er gesund ist, etc.) erwartet. 

Das Buch wird als witzig und frech angepriesen, doch ehrlich – witzig finde ich gar nichts an der Geschichte. Als Pädagogin und Jugendarbeiterin habe ich in Schulen und Jugendzentren gearbeitet. Da gab es manchmal auch schwierige junge Menschen, aber dermassen abgelöschte Gestalten sind mir nie begegnet. Unglaubwürdig finde ich, dass die Erwachsenen nicht eingriffen. Wenn schon nicht der Kunstlehrer als Betroffener in Finns Fall, dann zumindest die Schulleitung oder die Mutter. Auch bei Erik hätte ich mir Intervention von Seiten der Eltern gewünscht.

- Stephan, findest du selbst deine Geschichte glaubhaft? Oder wolltest du bewusst übertreiben? Wieso hast du nur Nina intervenieren lassen, dies aber auch nur sehr zahm?
Selbstverständlich finde ich meine Geschichte glaubhaft. Die Vernachlässigung durch die Eltern ist ein wichtiger Faktor, dass sich die Story so entwickelt, wie sie es tut. Die Frage, ob das "in echt" so passieren würde, ist müßig und für den Roman komplett unerheblich.

- Apropos glaubhaft: Du hast mir erzählt, dass insgesamt 167x das Wort „Scheisse“ in sämtlichen Variationen im Roman vorkommt. Käme er nicht auch mit weniger „Fuck“ aus?
Die Sprache der Kids ist derb, klar. Aber sie ist zwingend nötig, um die Figuren glaubhaft zu machen. Ich kann ja nicht meine Figuren wie Chorknaben reden lassen, während sie marodierend durchs Dorf laufen. Genau das wäre nicht glaubhaft. Und auf 238 Seiten 167 Mal "Scheiße" ist absolut noch in meinem Toleranzbereich, aber vielleicht bin ich da auch einfach ein wenig speziell, verdammte Scheiße.

- Interessant wäre, wenn eine Gruppe Jugendlicher den Roman lesen und ihn diskutieren – hast du Feedback von jungen Lesern erhalten?
Bisher kommt das Feedback eher von Leuten in meinem Alter. Aber ich weiß von ein paar Schulklassen, in denen "Wenn's brennt" Thema sein wird und bin sehr gespannt auf die Resonanz.

- Dies war dein erster Roman – wirst du weiter schreiben? Wenn ja, was folgt nun?  Und wann?
Klar. Gerade konzipiere ich den nächsten Roman, außerdem will ich auch wieder mehr Lyrik schreiben. Alle zwei Jahre ein Buch wäre eine gute Taktung, finde ich.

- Verrätst du uns dein Lieblingsbuch? Hat dein Lieblingsbuch einen Einfluss auf dein Schreiben? Oder gibt es ein anderes Buch, welches dich inspiriert?
Da gibt es sehr, sehr viele. Alles, was derb ist, schnell, wütend, gerne mit kaputten Figuren. Es muss knallen, sonst langweile ich mich schnell.

Vielen Dank für das Interview, Stephan! Und danke an den DVA-Verlag und Random House für die Möglichkeit des Zusammentreffens und für das eBook! 

3 Kommentare:

  1. Ach ja, das Intervwiew. Am Anfang habe ich ja gestottert ... *blamier*, aber dann ging es besser. Allerdings habe ich nicht so ein tolles Interview wie Du hingelegt. Ich habe mir jetzt das Buch als Leseexemplar erbeten und auch bekommen. Schließlich finde ich es schon gut, wenn man weiß, von welchen Autor man redet :-D.
    Ich habe von Stephan's Buch ja vorher nichts gewußt. Deswegen freute es mich umso mehr, für mich einen "unbekannten" Autor zu befragen. Stimmt, er hat ja gesagt, er freue sich, wenn jemand auf die Emailadresse schreibt. Werde ich auch mal machen.
    Übrigens, es war auch toll, das wir "zusammen" die Fragerunde machen durften, dadurch bin ich auch ein wenig von meiner "Stotterrei" rausgekommen *lach*
    Liebe Grüße
    Anja vom kleinen Bücherzimmer

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  2. Du hattest es ja auch schwer, kanntest weder Buch, noch Autor, noch die Fragen :-)
    Von Stotterei deinerseits habe ich nichts gemerkt; und ich fand es auch klasse, dass wir beim gleichen Autor eingeteilt waren! Liebe Grüsse - schicke dir gleich noch ein Mail

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  3. Übrigens habe ich mir dieses buch mal angefordert und es liegt hier zum Lesen. Ich bin ja mal gespannt :-)

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