Sonntag, 26. Juli 2015

Das Haus hinter dem Maulbeerbaum von Helen Abele

Klappentext:
Architektin Agnes erhält den Auftrag, die Ca’More, ein altes Haus in den Hügeln des Veneto, in Apartments umzuplanen. Während der Arbeit entdeckt sie alte Radierplatten des verstorbenen Vorbesitzers, eines exzentrischen Malers. Die verstaubte Druckerpresse bringt surreale Bilder zutage, die sich wie ein Puzzle zu einer unglaublichen Geschichte zusammensetzen. Immer tiefer verstrickt sich Agnes in die Vergangenheit des Hauses – und in ihre eigenen Gefühle. Denn sie hat sich nicht nur in das Anwesen verliebt, sondern auch in den undurchsichtigen Gärtner Matteo.


Da ich nicht nur Maulbeerbäume mag, sondern auch Maulbeeren selbst, insbesondere schwarzes Maulbeer-Glacé (Wenn ihr in der Türkei seid, unbedingt "Karadut dondurmasi" bestellen, bei Mado z.B.), hat mich das Buch angelacht. Das Cover sieht friedlich aus, der Klappentext tönt nach einer idyllischen Geschichte. 

Weit gefehlt - unmenschliches geschieht. Ich verrate nun ziemlich viel über das Buch, also bitte nicht weiterlesen, wer nicht wissen will, was alles passiert. Spoilern kann ich hier leider nicht. Doch um zu verstehen, wieso das Buch so grausam ist, muss ich das alles erwähnen. 

Vergangenheit: Die Nonna fährt nach dem Tod ihres Mannes zu ihrer Schwester und bringt ihr die Enkelin, Elisa, da sie ihr Haus verkaufen muss und selbst zu anderen Verwandten zu ziehen, die keinen Platz für die Enkelin haben. Elisa soll als Magd bei der Grosstante arbeiten.

Gegenwart: Die Münchnerin Agnes soll in Italien ein altes Haus umbauen, und trifft auf skurrile Männer und alte Radierplatten... Sie freundet sich mit Lidia, der Inhaberin der Pasticcheria an.

Bereits nach den ersten Seiten der Vergangenheitsgeschichte hätte ich das Buch fast weggelegt. Ich mag echt nicht lesen, dass ein fünfzehnjähriger Junge ein elfjähriges Mädchen bedrängt... Aber das war noch nicht mal das Schlimmste: Die Grosstante sperrt bereits am ersten Tag die elfjährige Elisa über Nacht in den dunkeln Keller; ein Vater nimmt seinen 17jährigen Sohn mit zu Prostituierten (der liest der Prostituierten aber lieber ein Buch vor, während sein Vater sich mit einer anderen vergnügt); Elisa wird von einem Familienmitglied vergewaltigt, darauf zwangsverheiratet, ihr Mann ist brutal und bricht einem Hühnchen die Beine; die Grosstante tötet ihren Hund, täuscht den Tod ihres Enkels vor und sperrt ihn in die Psychiatrie, verweigert ihrem Sohn die Liebe seines Lebens und spielt ihm vor, er sei für den Tod des Enkels verantwortlich..... 

In der Gegenwartsgeschichte wird es zwar nicht brutal, aber die vorkommenden Männer sind nicht sonderlich sympathisch. Agnes Mann Hans ist ein arroganter Volltrottel, Michele denkt er sei unwiderstehlich, der Padre hochnäsig, Matteo lass ich grad mal noch durchgehen. Dafür ist seine Mutter ein Räf. 

Einzig Agnes und Lidia sind die netten Gestalten im Buch. Wobei man sich über Agnes manchmal auch den Kopf schütteln muss: Das Handy fliegt in ein Loch in einer Mauer. Statt sich z.B. mit einer Grillzange oder was ähnlichem zu helfen, lässt sie es einfach wo es ist. Ist ein Handy denn nichts mehr wert? 

Ich konnte mich absolut nicht anfreunden mit der Geschichte, habe nach dem ersten Viertel nur noch drübergelesen. Beim Lesen möchte ich abschalten und auch ein wenig die Realität, wie wir sie täglich in den Nachrichten hören, ausblenden. Wenn ich dann ein Buch in der Hand halte, das praktisch Seite für Seite eine geballte Ladung schlechter menschlicher Energie verkündet, kann ich genauso gut auch die Nachrichten weiter hören. 

Fazit: So schön das Cover, so psychothrillermässig der Inhalt. Mein Flop des Monats. 
2.5 Punkte. 


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis:
Mit Nutzung der Kommentarfunktion akzeptierst du die Verarbeitung deiner Daten durch Blogger/Google. Mehr dazu in der Datenschutzerklärung dieses Blogs.
Um nervige und gehäufte Spam- und anonyme Kommentare zu verhindern, wird manchmal eine Sicherheitsfrage zu beantworten sein.