Dienstag, 30. September 2014

Lesebiografie September 2014

- Die azurblaue Insel von Luanne Rice 
- Julie weiss, wo die Liebe wohnt von Gilles Legardinier 
- Monsieur Blake und der Zauber der Liebe von Gilles Legardinier
- Die Madonna von Notre-Dame von Alexis Ragougneau 
- Die Toten vom Magdalen College von Katharina M. Mylus 
- Canterbury Requim (Ein Krimi aus Kent) von Gitta Edelmann 
- Die Tote von Higher Barton von Rebecca Michéle 
- Der Tod schreibt mit von Rebecca Michéle 
- Schatten über Allerby von Rebeca Michéle 
- Ein tödlicher Schatz von Rebecca Michéle 
- Der Kürbismörder von Rebecca Michéle (Kurzgeschichte) 
- Asche zu Asche von Elizabeth George 
- Der Ruf der Pflanzen von Jutta Blume 
- Verflixtes Blau von Christopher Moore 
- Ein Tag im März von Jessica Thompson 
- Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry von Rachel Joyce 
- Meine Schwester, die Hummelkönigin von Patrizia Zannini 
- Gefährliches Talent von Aaron und Charlotte Elkins 
- Meines Bruders Mörderin von Irene Rodrian 
- Dreimal schwarzer Kater von Philippe Georget 
- Ein Sommer in Cornwall von Liz Fenwick 

- Das Rosenholzzimmer von Anna Romer   - abgebrochen, weil zu düster.
- Mord in Dorchester Terrace von Anne Perry   - abgebrochen, zu politisch und zu wenig Kriminalgeschichte.

Montag, 29. September 2014

Montagsfrage, 29.09.2014


Was haltet ihr von Merchandise-Artikeln zu Büchern?

Ich lese wohl das Falsche oder bin zu alt. Mir kommen nämlich auf Anhieb keine Merchandise-Artikel in den Sinn - ausser bei Kinderbüchern und bei Harry Potter. Für Kinder ein Plüschtier oder Kalender ihres Buchhelden, das find ich ganz herzig. Aber wir Erwachsene brauchen so Merchandise-Zeugs doch nicht wirklich. Manchmal kann so ein kleiner Artikel eine lustige Geschenkidee sein, aber dann muss es auch wie die Faust aufs Auge passen. Die Harry Potter-Artikel gab es übrigens erst zu kaufen, als die Serie verfilmt wurde, vorher nicht. Die Süssigkeiten dazu find ich noch witzig, aber der Rest - wer es braucht um glücklich zu sein, okay.



Ich häng hier gleich mal drei Kurzrezensionen an:
In den letzten Tagen hab ich drei Krimis gelesen. Zwei davon hab ich mir letztes Jahr als Gratisangebot für den Kindle geholt. Die beiden erwiesen sich als überraschend gut für Gratisbücher. Mittlerweile kosten sie was, aber nicht viel.

- Meines Bruders Mörderin: Der erste Fall für Llimona 5 von Irene Rodrian
Eine Polizistin, eine Journalistin und eine Anwältin schliessen sich zusammen und gründen die erste reine weibliche Privatdetektei in Barcelona. Alle drei haben genug von den spanischen Machos, die nicht wirklich mit Frauen zusammen arbeiten können. 
Die weiteren Fälle könnten durchaus spannend sein. 4 Punkte.



- Gefährliches Talent von Charlotte und Aaron Elkins
Alix soll ein Bild für Chris begutachten, doch dann gibts eine Gasexplosion in Alix Hotelzimmer und schon steckt sie mitten drin in Mordermittlungen... Ein überraschend guter Krimi im Kunstmilieu von Santa Fe. Band 2 soll im November erscheinen. 4 Punkte.








Ganz mies entpuppte sich dieser hier:

-Dreimal schwarzer Kater von Philippe Georget
Arbeitsunwillige unsympathische und teamworkunfähige Polizisten sollen in drei Fällen ermitteln. Enorm zäh, träge und konstruiert wirkende Lektüre. 2 Punkte. 


Freitag, 26. September 2014

Krimi: Honey Driver ermittelt von Jean G. Goodhind

Die in Bristol geborene Jean G. Goodhind hat bereits 10 Bücher rund um "Honey Driver ermittelt" geschrieben. Zugute kommt der Autorin, dass sie selbst einige Hotels führte und Mitbegründerin des Hotelfachverbands in Bath ist. Dass sie früher einmal bei der Bewährungshilfe arbeitete, war sicherlich auch ganz nützlich. 

Ihre Heldin heisst Hanna Driver - so wird Honey aber nur von ihrer Mutter Gloria (einer sehr gut erhaltenen und noch besser angezogenen Seniorin) genannt, wenn jene wütend ist. Vom Rest der Welt wird sie mit Honey angesprochen. 

Honey Driver, Mitte 40, sammelt historische Unterwäsche und ist oft an Auktionen anzutreffen. Beruflich leitet sie ihr eigenes kleines Hotel in Bath. Sie ist Witwe und lebt mit ihrer 18jährigen Tochter Lindsey im Hotel. Als permanenter Dauergast hat sich Mary Jane, eine amerikanische Professorin für paranormale Erscheinungen, inklusive ihrem aus den USA eingeführtem Auto, einem 1961 Cadillac Coupé, zur Familie dazu gesellt. Und auch wenn Hausgeist Sir Cedric nur von Mary Jane gesehen wird, gehört er selbstverständlich dazu.

Kaum wird Honey vom Hotelverband von Bath zur neuen Verbindungsfrau zur Polizei gewählt, geht es auch schon mit diversen Morden los. Honey muss mit dem Polizisten Steve Doherty zusammen arbeiten. Was zuerst ein mühsames Unterfangen ist, wendet sich aber bald zum Besseren, da sich die zwei im Laufe der Zeit verlieben. Doch da ist auch noch ein Buchhändler, der öfters Zeit mit Honey verbringen möchte.

Bei den Ermittlungen helfen alle fleissig mit, meist zum Leidwesen von Steve Doherty. Mary Jane würde die Herrschaften liebend gerne noch öfters mit ihrem Cadillac herumfahren, was die aber nur im äussersten Notfall annehmen. Ihre Fahrkünste sprechen für sich… Mutter Gloria nutzt ihre Kontakte in der High Society. Lindsey studiert Geschichte und hilft oft mit Fach- und Computerwissen aus. Manchmal trägt auch Caspar St. John Gervais, der Vorsitzende des Hotelverbandes, Informationen bei. 

Bei dieser Serie handelt es sich um humorvolle Cosy-Krimis, meist gemächlich, aber eben doch speziell, weil alle Kriminalfälle etwas mit der Hotelwelt zu tun haben. Da hat Jean G. Goodhind eine Marktlücke für ihre Ermittlerin aufgetan. 

Mir gefällt die Serie sehr gut, die Bücher sind schnell und leicht zu lesen, der Humor kommt nicht zu kurz und es ist von allem etwas dabei. Nicht zu viel, nicht zuwenig, gerade richtig. 

Die Serie besteht aus 13 Büchern, "Mord unter Brüdern" ist der letzte Band. 




 

Mittwoch, 24. September 2014

Krimi: Xavier Kieffers kulinarische Krimis von Tom Hillenbrand

Tom Hillenbrand, geboren 1972, kommt aus Hamburg und wohnt in München. Er studierte Europapolitik, volontierte an der Holtzbrinck-Journalistenschule und war Ressortleiter bei Spiegel Online. Während eines Praktikum verliebte sich der Hobbykoch in das Großherzogtum Luxemburg. Unter dem Namen "Tom König" verfasst er Sachbücher und schreibt eine Wirtschaftskolumne.

Der Luxemburger Koch Xavier Kieffer ist in seinen Food-Krimis, wie Tom Hillenbrand sie selbst nennt, der Hobby-Detektiv. Eigentlich könnte Xavier schon längst ein Sternekoch sein, doch diese hochrangige Gastronomiewelt ist ihm zu stressig und er führt  lieber sein kleines gemütliches Restaurant "Deux eglises" in der "D'Stad", wie Luxemburger ihre Hauptstadt nennen. Sehr gerne sitzt er auch mit seinem finnischen Freund Pekka Vatanen, einem EU-Beamten, auf seiner Terrasse um eine Flasche Wein zu trinken.

Sympathisch, dass diese Reihe in einer literarisch eher wenig beachteten Gegend angesiedelt ist. Seine Dienstreisen und Ermittlungen führen Xavier aber auch nach Paris, nach Deutschland, Italien und in die Schweiz. Er freundet sich mit Valérie, Herausgeberin und Erbin des Restaurantführers Guide Gabin, an.  Durch Valérie lernt er auch den Bürgermeister von Paris, François Allégret, kennen. Obwohl Xavier nichts dafür kann, dass in Band 1 ein Gast tot in seinem Restaurant zusammenbricht, fordert ihn Kommissar Manderscheid stark. So bleibt das Verhältnis zwischen ihnen beiden in allen Büchern angestrengt. 

Diese kulinarischen Krimis sind gut geschrieben, keine Frage. Die Gastronomieszene wird jeweils kritisch durchleuchtet und kriegt in allen Büchern ihr Fett weg. Auch die Machenschaften der internationalen Nahrungsmittelkonzerne schneiden nicht gut ab. Der Leser erhält viele Informationen zu den jeweiligen Hauptthemen der Bücher.

Inhaltlich aber enthalten sie mir viel zu viel Wirtschaftsgedöhns und Börsenzirkus, die nehmen besonders in Band 3 massenweise Raum ein. Das Kulinarische kommt oft zu kurz, und ich würde die Serie eher Wirtschaftskrimis nennen. "Teufelsfrucht" hat mir diesbezüglich fast noch am besten gefallen. 

Dazu kommt, dass Xavier praktisch auf jeder Seite mindestens einmal raucht oder sich gerade eine Zigarette ansteckt und oft noch eine zweite, so im Sinne von "Wie viele Zigaretten bring ich auf eine Seite?". "Er raucht wie ein Schlot" ist untertrieben. Man könnte fast meinen, der Autor bekäme Geld fürs Erwähnen der Zigarettenmarke oder das Rauchen überhaupt. Mich stört das enorm und es lenkt mich zu stark von der eigentlichen Krimi-Handlung ab. 

Deshalb kann ich auch keine ungeschränkte Lesempfehlung abgeben. Band 3 wollte ich zuerst nicht kaufen, habe es schlussendlich doch. Ich bin noch unschlüssig ob Band 4 "Tödliche Oliven", welches am 6. November erscheint, bei mir einziehen darf. Wahrscheinlich schon, aber nur weil mich das Thema Oliven interessiert, da ich persönlich Olivenbauern kenne. 


Band 1, Teufelsfrucht:
Ein Krimi zum Genießen! Der ehemalige Sternekoch Xavier Kieffer hat der Haute Cuisine abgeschworen und betreibt in der Luxemburger Unterstadt ein kleines Restaurant, wo er seinen Gästen Huesenziwwi, Bouneschlupp und Rieslingpaschtéit serviert. Doch dann bricht eines Tages ein renommierter Pariser Gastro-Kritiker tot in seinem Restaurant zusammen – und plötzlich steht Kieffer unter Mordverdacht. Als dann noch sein alter Lehrmeister spurlos verschwindet, beschließt der Luxemburger, die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen; sie führen ihn bis nach Paris und Genf. Dabei stößt er auf eine mysteriöse, außergewöhnlich schmackhafte Frucht, auf gewissenlose Lebensmittelkonzerne und egomanische Fernsehköche. Immer tiefer taucht Kieffer in die von Konkurrenzkampf und Qualitätsdruck beherrschte Gourmetszene ein – und erkennt, was auf dem Spiel steht.



Band 2, Rotes Gold:
Seit der Luxemburger Koch Xavier Kieffer mit Frankreichs berühmtester Gastrokritikerin liiert ist, wird er zu den exklusivsten Events eingeladen. Doch das edle Dinner beim Pariser Bürgermeister endet bereits nach der Vorspeise: Ryūnosuke Mifune, Europas berühmtester Sushi-Koch, kippt plötzlich tot um. Die Diagnose lautet: Fischvergiftung. Doch Kieffer ist skeptisch und deckt schnell Widersprüche auf. Er taucht ein in die Welt der Sushiküche und muss erkennen, dass es Fische gibt, die teurer sind als Gold – und wertvoller als ein Menschenleben.




Band 3, Letzte Ernte:
Ein Glas Wein, Rieslingspastete und danach ein Stück Quetschetaart mit Sahne – auf der Luxemburger Sommerkirmes lassen es sich der ehemalige Sternekoch Xavier Kieffer und seine Freundin, die Gastrokritikerin Valerie Gabin, richtig gut gehen. Doch in einem Bierzelt drückt ihm ein Fremder plötzlich eine Magnetkarte in die Hand und verschwindet. Am nächsten Morgen wird der Mann unter der Roten Brücke tot aufgefunden. Warum hat er Kieffer diese Karte gegeben? Was hat es mit den Computercodes darauf auf sich? Und warum sind plötzlich so viele Leute hinter ihm her? Der Luxemburger Koch steht plötzlich im Zentrum einer Verschwörung und erkennt, dass seine Freundin in höchster Gefahr schwebt.



Band 4, Tödliche Oliven:
Einmal im Jahr gönnt sich der Koch und Gourmet Xavier Kieffer einen Ausflug nach Italien. Gemeinsam mit seinem Schulfreund, dem Wein- und Ölhändler Alessandro Colao, fährt er in die Toskana, unternimmt Weinproben und fährt einige Tage darauf mit einem Laster voller Wein und Öl zurück nach Luxemburg.Diesmal geht der Trip allerdings gehörig schief. Sein Freund versetzt ihn und Kieffer findet heraus, dass Alessandro bereits Tage zuvor ohne ihn nach Italien aufgebrochen ist – und seither hat niemand etwas von ihm gehört. Der Koch macht sich auf die Suche. Aber statt Alessandro findet er eine verlassene Mühle, Tanks voll seltsam riechenden Olivenöls und bewaffnete Männer, die gerade Öl in einen Lastwagen pumpen. Hat der Ölhändler krumme Geschäfte getätigt? Kann Kieffer seinen Freund finden, bevor es zu spät ist?

Reihenfolge:
Band 1: Teufelsfrucht
Band 2: Rotes Gold
Band 3: Letzte Ernte
Band 7: Goldenes Gift 

Dienstag, 23. September 2014

Der Ruf der Pflanzen von Jutta Blume

Klappentext:

Ausser Sugar Creek, der Zuckerrohrplantage, auf der sie aufgewachsen ist, mitten im Urwald von Guyana, kennt die Sklavin Ife nicht viel. Als 1761 der schwedische Forschungsreisende Sandquist sie für eine botanische Expedition kauft, wird sie mit der Ideenwelt der Aufklärung konfrontiert. Für die heilkundige Ife sind Pflanzen etwas Spirituelles und Heilbringendes, Teil einer Welt, in der alles miteinander verwoben ist. Doch der Wissenschaftler Sandquist gibt den Pflanzen komische Namen, systematisiert sie und presst sie in Bücher. Durch ihn lernt sie lesen und schreiben - und stellt seine Sicht auf die Dinge infrage. Diese Begegnung mit der Wissenschaft verändert Ifes Leben für immer und ist der Anfang ihres Abenteuers, das sie bis nach Europa am Vorabend der Französischen Revolution führen wird. 


Dieses Buch gewann ich im Rahmen einer Leserunde auf Lovelybooks. Herzlichen Dank an die Autorin und den Verlag! 

Das Cover mit einer meiner Lieblingsblumen, der Passionsblume , und dem Text im Hintergrund gefallen mir sehr gut. Noch besser gefallen haben mir aber die Zeichnungen im Buch selbst, mit denen jeweils ein neues Kapitel oder neuer Teil verziert wird. Auch den Klappentext fand ich spannend, obwohl ich eigentlich keine Bücher mag, die in Südamerika spielen. Schon gar nicht sogenannte Plantagengeschichten. Aber da es im vorliegenden Buch um den Zusammenprall von "eher neuer" systematischer Wissenschaft und "alter, überlieferter" Pflanzenheilkunde gehen sollte, hat es mich doch angesprochen.

Die Handlung beginnt somit leider auch gleich auf einer Zuckerrohrplantage und erzählt vom beschwerlichen Leben als Sklave auf Sugar Creek. Der Biologe Sandquist kommt 1761 auf die Plantage um im Dschungel Guyanas eine Expedition zu starten, er will neue Pflanzen entdecken und sie systematisieren. Auf Sugar Creek kauft er eine Sklavin, die Hauptprotagonistin Ife, die dort einerseits als Helferin einer Pflanzenheilkundigen arbeitet und als Wasserträgerin - sie bringt Ochsen und Arbeiter Wasser, damit diese die schwere Plantagenarbeit besser durchhalten und bei Kräften bleiben. Die Beschreibungen des Lebens auf der Plantage fand ich eher langweilig und düster. Sie passen zwar zum Buch, aber halt nicht zu meinen Vorlieben. Doch sobald Ife auf der Flucht war, sich im Dschungel selbst ernährte und zur Buschfamilie fand und einiges von ihnen lernte, fand ich es spannender. 

Doch dann hörte auch schon bald der Zusammenhang des Klappentextes mit dem Buchinhalt auf. Es geht in erster Linie also nicht, wie versprochen, um den Kontrast der traditionellen Pflanzenheilkunst gegenüber der systematischen Wissenschaft nach Linné, sondern um Unterdrückung der Menschenrechte. Wäre der Inhalt klar auf dem Umschlag gestanden, hätte ich mich nicht für diese Leserunde beworben. 

Sklavenhandel, Unterdrückung von Schwarzen und Weissen, etc. - über dies alles habe ich bereits Ende der 80er in Zeiten der Apartheid sehr  ausgiebig gelesen (z.B. Buch und Film über Steve Biko und viele andere mehr). Diese Themen hab ich in den letzten 25 Jahren oft genug durchgekaut und mag sie schlichtweg nicht mehr lesen. Aber ein Buch über die Bedeutung der Pflanzen hätte mir sehr gut gefallen. Doch nein. Am nicht passenden Klappentext ist wohl der "Stift" schuld (sagt man bei uns in der Schweiz so, wenn eine Arbeit nicht zufriedenstellend ausgeführt wurde, die Schuld hat dann immer der Stift = der Lehrling, auch wenn es gar keinen Lehrling gibt). Wer sich für das Thema Sklavenhandel/Menschenrechte interessiert, dem könnte dieses Buch gefallen. 
Mittlerweile steht auf Amazon ein anderer Klappentext als der auf dem Buch. Da wurden wohl meine Kritikpunkte am Klappentext ausgebessert und es steht nun mehr zur politischen Situation da. Aber sorry, das Buch ist ganz und gar nicht poetisch.

Das Buch hat leider noch mehr Schwächen:
- Zeitsprünge:
Es gibt etliche Zeitsprünge, die das Lesen nicht einfach machen, denn in den Rückblenden wird nicht alles Fehlende erzählt. Dazu kommt, dass schlicht zu viel geschrieben wird was keine Verbindung zum weiteren Verlauf hat - viel wird angerissen, aber nicht zu Ende erzählt. Viel wird aneinandergereiht, aber das Verbindende fehlt. Das Buch wirkt oft abgehakt.

- Emotionen:
Neben dem roten Faden und "mehr Pflanzen" fehlte mir auch ganz klar die Wärme. Die Charakter bleiben fast alle schroff und unnahbar und zeigen kaum Gefühle. Z.B. wird kein Wort über die Geburt von Ifes Tochter geschrieben: keine Frau, die je ein Kind zur Welt gebracht hat, wird diese Erfahrung verschweigen - ein, zwei Sätze hätten ja schon gereicht. 

- Unglaubwürdiges oder Unklares:
Vieles ist unglaubwürdig oder macht keinen Sinn: z.B. dass jemand nach einer eingeleiteten Abtreibung trotz extremen Schmerzen in die Felder rennt oder  Ife urplötzlich von einem Wasserfall getroffen wird, obwohl sie im Waldlager sitzt. Einmal macht Ife einen Besuch in London, und es scheint so als ob sie am selben Abend wieder abgereist ist - auf meine Frage hin, sagte mir die Autorin, dass Ife einige Tage in London war. Aha. Aus dem Text ging dies nicht hervor.

- Gleiche Namen:
Was ich allgemein in Büchern nicht mag, wenn unterschiedliche Protagonisten denselben oder ähnliche Namen haben. Auch wenn alle eher kurz vorkommen, so hätte man hier nicht den Sklaven und der Sohn der Familie Harris gleich nennen sollen. Es gibt doch sicherlich noch mehr Auswahl an damals typischen männlichen Namen als nur "Edward"! Und später tauchte nochmals ein weiterer Edward auf. Das müsste doch einfach nicht sein.

Es gab aber auch ein paar schöne Szenen im Buch: 
Eindrücklich beschrieben wird wie Ife zum ersten Mal ein Buch in den Händen hält. Soll sie es wie die Missus halten oder so wie Sandquist? Sie entscheidet sich für letzteres und blättert seine Bücher ehrfürchtig durch. Eine schöne Beschreibung!

Fazit: Für mich hat das Buch zu viele Mängel - und so kann ich maximal 3 Punkte vergeben.

Montag, 22. September 2014

Montagsfrage 22.09.2014


Sind Markennennungen in Büchern für euch okay?

Ja, die sind okay. Mir ist lieber es wird schnell und unkompliziert in einem Wort eine Marke genannt, als zu versuchen diese nicht zu nennen und dann zwei Zeilen lang das Produkt umschreiben. Oft ist die Markennennung sogar hilfreich: man kann sich so besser vorstellen, welcher Stil die Personen haben, wenn man z.B. weiss, dass die Protagonistin einen Döschwo oder Smart fährt anstatt "einen alten, Kleinwagen" oder sie bei Laura Ashley einkauft anstatt bei New Yorker. Oder ob sie ins Ritz zum Afternoon Tea geht oder den in einem kleinen herzigen Café einnimmt.

Auch in Romanen wie "Der Teufel trägt Prada" trägt die Markennennung erheblich zum Verstehen bei, dieses Buch würde gar nicht funktionieren, wenn keine Marke genannt würde. 

In Büchern ist mir im Gegensatz zu Fernsehproduktionen noch nie aufgefallen, dass eine Marke (ausser vielleicht die Zigarrettenmarke bei Xavier Kieffer, Rezension folgt am Mittwoch) zu oft genannt wird. Ganz extrem empfinde ich es bei GNTM wo alle Mädels ins Badzimmer rennen und schreien "oh, schau, all diese Produkte von XX" und beim Schminken "ich verwende jetzt den Lidschatten von XX" und dazu die Kameraschwenker, die genau 2 Sekunden zu lang auf die verwendeten Produkte fokussieren. In dem Format nervt auch die immeressende Heidi-ich-bin-ja-so-dünn-und-ess-trotzdem-Fastfood, aber das ist dann ein anderes Thema...

Ich mags aber auch nicht wenn Produktenamen überdeckt werden. Man weiss meistens ja doch, um welche Marke es sich handelt. 

Was ich aber nicht mag, sind superreiche Protagonisten, wie sie oft bei Karen Swan vorkommen. Da sind mir die Markennennungen zu viel, weil es keine Rolle spielt, welche Tasche die Prota nun mitnimmt. Die Tasche kann rot oder grün sein, aber die Markennennung finde ich langweilig und tut dort nichts zur Sache.

Fazit: Nennungen sind okay und oft hilfreich. Aber extrem nervend, wenn es übertrieben wird. 

Samstag, 20. September 2014

Ein Winter in Venedig von Claudie Gallay

Klappentext:
Venedig im Winter: geheimnisvoll, unnahbar und voller Zauber. Von ihrem Liebhaber verlassen, flüchtet die Erzählerin nach Venedig. Es ist kurz vor Weihnachten, jene Zeit im Jahr, in der die ewige Stadt nicht von Touristen bevölkert wird, in der »la Serenissima« ihr echtes Gesicht zeigt. Um ihren Kummer zu vergessen, spaziert sie durch die nebelverhangenen Gassen, vorbei an verlassenen Gondeln, über mit Raureif bedeckte Brücken. Ihre einzige Gesellschaft sind die anderen Bewohner der kleinen Pension, in die sie sich eingemietet hat: Ein alter russischer Aristokrat mit bewegter Vergangenheit, eine junge Balletttänzerin im Taumel der Gefühle und ein Buchhändler, der Bücher wie die Luft zum Atmen braucht – und der allmählich in ihr die Hoffnung weckt, dass die Liebe auch ihr gebrochenes Herz wieder heilen kann.


Ich kenne Venedig zwar nur im Sommer, aber ich kann mir die winterliche Stimmung, wenn alles menschenleer und kalt, neblig und feucht ist, gut vorstellen. 

Ein stimmungsvolles Cover plus interessanter Kurzbeschreibung ergeben eine atmosphärische Vorschau von Venedig im Dezember. Erzählt wird aus Sicht einer unbekannten, namenslosen, wortkargen Frau in "Ich"-Form. 

Der Schreibstil ist schön, aber unkonventionell. Es sind eigentlich nur aneinander gereihte Gedanken, manchmal nur aus ein bis zwei Wörtern bestehend. So wortkarg sie im Gespräch mit anderen ist, umso mehr Gedanken spuken ihr im Kopf rum. Der Leser bekommt das mit, ihre Mit-Protagonisten nicht wirklich. 

Am Anfang fand ich es gut so. Die trübe Winterstimmung in Venedig und die Sprache passten gut zusammen. Aber da rein alles in diesen Gedankengängen beschrieben und erzählt wird, kommt irgendwann Langeweile auf. Das einzige, was sich im Laufe der Geschichte wirklich verändert ist das Leben des Russen. Alles andere bleibt mehr oder weniger gleich, irgendwie leicht wie eine Schneeflocke und so deprimierend wie strömender Regen und langweilig wie trüber tiefliegender Nebel. Da Buch bietet viel Ambiente, aber keinen Inhalt. 

Die namenslose Erzählerin kommt mit dem Zug in Venedig an und einige Wochen später fährt sie dort wieder ab. Dazwischen hat sie sich viele Gedanken gemacht, aber passiert ist nicht wirklich etwas und es hat sich auch kaum etwas verändert. Weder ihre Stimmung, weder der Winter in Venedig. 

Fazit: Nebel und Kälte und ein zufriedener Russe - zumindest einer wurde glücklich - bleiben zurück.  
3 Punkte. 

Donnerstag, 18. September 2014

Krimi: Kommissar Dupin von Jean-Luc Bannalec (Georges Dupin 1-3)

Der Autor Jean-Luc Bannalec wurde 1967 in Brest als Sohn einer Deutschen und eines Bretonen geboren und lebt mit seiner Familie in Deutschland und im südlichen Finistére. Angeblich. Jean-Luc Bannalec ist das Pseudonym von Jörg Bong, der bis 2019 als Geschäftsführer für den Fischer-Verlags tätig war. 





Sein Ermittler, der eigenbrötlerische Kommissar Georges Dupin, wurde strafversetzt: Statt in Paris ermittelt er nun seit 3 Jahren in der Bretagne. Und ist immer noch "der Neue aus Paris". Er braucht regelmässige Mahlzeiten und viel Kaffee. Wie ich. Sonst werde ich unausstehlich. Dupin auch. So ist es kein Wunder, spielen Restaurants oder Cafés auch immer eine wichtige Rolle in den Büchern. In Pont Aven ist es das Hotel Central, dessen Besitzer ermordet wurde. Auf den Glénans trifft sich die ganze Insel im Les Quatres Vents. Und in Corncarneau ist es das Restaurant Amiral, Dupins inoffizielles zweites Büro; direkt am Quai mit Blick aufs Meer. 

Von dort aus startet Dupin morgens oft in seinen Ermittler-Alltag. Unterstützt wird er dabei von seiner Sekretärin Nolwenn (die ihn die Gepflogenheiten und Besonderheiten in der Bretagne einweiht) und seinen Inspektoren Riwal und dem nörglerischem Kadeg. Die beiden leiden so manches Mal darunter, dass sie Dupins Ermittlungsergebnisse als Letzte erfahren. Derweil erfährt Dupins Notizbuch alles Wichtige. Wenn er mal nicht Kaffee trinkt, schreibt Dupin ganz sicher in sein geliebtes Notizbuch. Dabei geht es ihm oft wie mir - er kann sein Gekripsel manchmal nicht mehr entziffern :-) 

Man erfährt in den Krimis sehr viel über die Landschaft, sie taugen also auch als eine Art unterstützende Reiselektüre. Im ersten Band ermittelt er den Fall eines 91jährigen Hotelbesitzers in Pont Aven (wo auch der Maler Paul Gauguin einige Jahre lang lebte). In Band 2 werden auf den Glénan-Inseln drei Leichen angespült. Die Salinen auf der Guérande-Halbinsel stehen in Band 3 im Mittelpunkt. So nebenbei erfährt man ganz viel Interessantes über die Salzgewinnung.


Die Reihe weist eine Besonderheit vor: Es gibt in den Büchern keine Kapitel, sondern Überschriften wie "Tag 1", "Tag 2" etc. Jeder Fall wird in drei bis vier Tagen gelöst. So weiss man als Leser schon im Voraus, wie lange für die Ermittlungen gebraucht werden und es sich nicht um Wochen oder sogar Monate handelt.

Die Klappentexte sind mir oft zu prahlerisch. Man muss nicht so dick auftragen um gute Krimis auszuschreiben. Denn genau das sind die "Bretonischen Fälle": gute, solide Ermittlerkrimis mit teilweise kratzigen Protagonisten, die genau deswegen authentisch rüberkommen.


Mittwoch, 17. September 2014

Canterbury Requiem von Gitta Edelmann (Kent-Krimi 1)

Klappentext:
Es regnet und ein kalter Wind fegt durch Canterburys Strassen, als Ella sich nach der Chorprobe von Aileen verabschiedet. Am nächsten Morgen ist Aileen tot. Zunächst sieht alles nach einem Unfall mit Fahrerflucht aus, doch dann stellt sich heraus, dass Aileen starke Beruhigungsmittel im Blut hatte. Entschlossen beginnt Ella, die erst kürzlich nach Canterbury gezogen ist, in Aileens Leben nachzuforschen. Dabei stösst sie auf Ungereimtheiten, häkelnde alte Damen, einen mürrischen Professor, einen pfiffigen Nachbarsjungen, einen ausgesprochenen attraktiven jungen Mann im Pub und einen Detective Inspector, der ihr da Leben nicht unbedingt leichter macht.


Nach Aussagen des Verlags handelt es sich um "einen Krimi aus Kent". Unter Krimi kann ich das Buch nicht einordnen - für mich ist es ein schlichter Roman, in dem ein Todesfall vorkommt. 

Die Autorin Ella soll auf Geheiss ihrer Lektorin ein halbes Jahr nach Canterbury, damit sie dort englische Liebesgeschichten schreibt, als Vorgabe muss ein Lord drin vorkommen. Zum Glück gibt es dieses Buch nicht, ich würde es nicht lesen wollen, Kitschalarm.

Um sich heimischer zu fühlen, läuft sie nicht nur oft durch Canterbury und erkundet die Umgebung, sondern geht ins Pub und freundet sich mit einigen Stammgästen an. Auch mit Agatha, die in einem Charity-Secondhand-Laden arbeitet, hat sie viel Kontakt und durch Agatha schliesst Ella sich einem Chor an. 
Nach der ersten Chorprobe wäscht Ella mit Aileen das Teegeschirr ab und ist die Letzte, die Aileen lebend sieht. Nach einem unerwarteten Besuch der Polizei, die ihr mitteilt, dass Aileens Tod kein Unfall ist, stellt sie fest, dass auch Inspektoren gerne ins Pub gehen.

Ella möchte wissen, wieso Aileen sterben musste und beginnt Fragen zu stellen und geht noch aktiver als bisher auf die Leute vom Chor zu. Einzig der mürrische Professor Appleton blockt ab. Was sie über ihn herausfindet, kann sie kaum glauben. 

Gestört haben mich die hingewürgten "Hello" oder "Coming" - statt beim Deutsch zu bleiben und "Hallo" oder "Ich komme gleich" zu schreiben. Ich fand das unpassend und weil es immer wieder vorkommt sehr nervig. 

Fazit: "Canterbury Requiem" ist eine nette Geschichte für einen regnerischen Nachmittag, krimitechnisch nicht interessant, ich wusste schon nach den ersten Seiten wer der Täter ist. 
3.5 Punkte


Reihenfolge:
Band 4: Canterbury Rock 
Band 5: Canterbury Symphony 

Montag, 15. September 2014

Montagsfrage 15.09.2014


Besuchst du nächsten Monat die Frankfurter Buchmesse?

Ich würde sehr gerne einmal an die Frankfurter Buchmesse, aber da sie immer in den Schweizer Herbstferien stattfindet und wir dann meisten im Urlaub sind oder gerade heimkommen, bleibt das wohl ein Wunschtraum. 
Dafür war ich schon zweimal an der Genfer Buchmesse "Salon du livre" - von Zürich aus fast eine Weltreise. Für einen Tag ist die Reise fast zu lang, für zwei Tage Aufenthalt ist die Messe aber zu klein. 
Gerne würde ich auch einmal nach Leipzig an die Buchmesse, das könnte man gut mit einer Stadtreise verbinden. Sightseeing in Leipzig stell ich mir interessanter vor als in Frankfurt. Falls das mal klappt, werde ich gerne auf dem Blog berichten. 

Geht ihr nach Frankfurt oder wart ihr generell schon mal auf einer Buchmesse? 

Samstag, 13. September 2014

Die azurblaue Insel von Luanne Rice

Klappentext:
Nach dem Tod ihres Vaters sind die 16- und 14-jährigen Schwestern Pell und Lucy Davis auf sich allein gestellt. Von ihrer Mutter wissen sie nur, dass diese vor zehn Jahren die Familie über Nacht verlassen hat und seitdem auf Capri lebt, ohne jemals wieder Kontakt zu ihren Kindern aufgenommen zu haben. Kurzerhand beschließt Pell, nach Capri zu reisen und ihre Mutter nach Hause zurückzuholen. Doch dann erfährt sie, warum ihre Mutter ihre Kinder wirklich im Stich gelassen hat.




Das Cover macht Lust auf Ferien am Meer und erinnert an schöne sonnige  und unbeschwerte Tage. Doch schon auf den ersten Seiten merkt man, dass das Buch noch viel mehr Geheimnisse beinhaltet, als die Inhaltsangabe erahnen lässt. Das fröhliche Cover braucht es, um das dunkle Thema zu entschärfen und ihm mehr Leichtigkeit zu geben.

Pell lässt ihre Schwester bei der Familie ihres Freundes und fliegt nach Capri um ihre Mutter Lyra wiederzusehen. Diese lebt zu Pells Erstaunen nicht in Saus und Braus, wie vor allem Pells Grossmutter Edith, die selbst der High Society angehört, annimmt. Für Pell und Lyra ist das Wiedersehen nicht so einfach, aber sie meistern es gut, vor allem auch mit Hilfe von Max und Rafe, Lyras Nachbarn. Und nun geht es darum, die Vergangenheit aufzurollen.

Eine traurige Familiengeschichte vor schönem und sonnigen Hintergrund. Hauptthema ist die Depression, an der Lyra litt. Da ich von meiner früheren Arbeit und auch persönlich im Bekanntenkreis Betroffene kenne, konnte ich nicht einfach drüberlesen, da ist man näher dran an der Thematik und hat im Hintergrund all die Schicksale jener Personen und kann so gut mit Lyra mitfühlen. 

Zudem leidet Lyra darunter, ihre Kinder bei ihrem Vater gelassen zu haben und bei ihrem Aufwachsen vieles nicht erlebt zu haben. Umso schlimmer ist es für sie, die Vorwürfe ihrer Tochter anzuhören, doch dem muss und will sie sich stellen. All die "Wieso, warum, weshalb?"-Fragen werden im Laufe der Geschichte erklärt und sind nicht immer leicht für die Betroffenen.

Die Geschichte ist an sich stimmig. Das einzige, was mich gestört hat, ist Pell. Ein Teil des Buches ist in der Ich-Form, aus Sicht von Pell, geschrieben. Ihr Schreibstil ist genau gleich wie der Rest des Buches. Ich hab ja viel Erfahrung mit Jugendlichen und weiss, dass einige Jugendliche, die als Kind Schweres erlebt haben, oft reifer sind als andere Gleichaltrige. Doch was da angeblich Pell schreibt, das nimmt man auch einer sehr reifen 16jährigen einfach nicht ab. Das ist der einzige, aber sehr grosse Kritikpunkt am Buch, bzw. an der Autorin.

Fazit: Eine emotionale, traurige und geheimnisvolle Familiengeschichte; man sollte in der richtigen Stimmung sein, um sie zu lesen. 
3.5 Punkte. 


Freitag, 12. September 2014

Krimi: Die Toten vom Magdalen College von Katharina M. Mylius (Oxfordkrimis Band 1)

Klappentext:
Bei einem Alumni-Dinner im Magdalen College der Universität Oxford bricht ein wichtiger Lokalpolitiker tot zusammen. Er wurde vergiftet, doch keiner der Gäste an seinem Tisch will etwas gesehen haben. Und auch bei ihren weiteren Nachforschungen stoßen Inspector Heidi Green und ihr neuer Kollege Frederick Collins von der Thames Valley Police auf eisernes Schweigen. Nur eins steht fest: Ein paar der Ehemaligen hüten ein dunkles Geheimnis aus der Vergangenheit. Bald gibt es eine zweite Leiche … Ein Oxford-Krimi mit überraschenden Wendungen, der Einblicke in die Welt der altehrwürdigen Universitätsstadt Oxford gewährt.


Schauplatz der Serie ist die englische Universitätsstadt Oxford, die 38 Colleges beherbergt. Ich finde Oxford unheimlich spannend, da die Stadt mitsamt seinen Unis eine lange interessante Geschichte hat. Kein Wunder steht auch die erste öffentliche Bibliothek Grossbritanniens, die Bodleian Library hier. In Oxford haben sechs Könige, fünf Staatspräsidenten, 46 Nobelpreisträger und 25 britische Premierminister studiert. Unter den Absolventen befinden sich auch 86 Erbischöfe und 18 Kardinäle. Geschichtsträchtig! Auch literarisch muss sich Oxford nicht verstecken. C.S. Lewis, J.R.R. Tolkien und Oscar Wilde lebten in der kleinen Stadt. "Alice im Wunderland" von Lewis Caroll entstand hier und für die Harry Potter-Filme wurden viele Szenen in Oxfords Sehenswürdigkeiten gedreht. 

Im Juli war ich - leider nur - einen Tag lang in Oxford um Freunde zu besuchen. Sie führten uns kreuz und quer durch die Stadt und so hab ich einen guten Überblick bekommen. Unter anderem waren wir an der Stechkahn-Ausleihe-Stelle beim Magdalen College und spazierten hinter dem botanischen Garten am River Cherwell entlang und zweigten Richtung Christ Church College/Garden ab. Genau der gleiche Spaziergang unternimmt Frederick Collins im vorliegenden Buch. Wir sassen zwar nicht mit einer Zeichnerin auf einer Bank, aber von unserer Bank aus konnten wir die Versuche der Möchtegern-Stechkahn-Kapitäne vergnügt verfolgen. Auch an einigen im Buch genannten Pubs sind wir vorbei gekommen, z.B. an der ganz versteckt liegenden, kleinen und ziemlich alten Turf Tavern. Ich fühlte mich im Buch also ganz heimisch.

Inspector Heidi Green, verheiratet mit Rich und Mutter der eineinhalbjährigen Zwillingen Anna und Max, ist frisch umgezogen und versucht inmitten der Umzugskartons Ordnung zu schaffen, als sie zu einem Tatort gerufen wird. Auf dem Weg dorthin holt sie ihren neuen Kollegen Frederick Collins vor einem Pub ab. Collins stammt aus Liverpool und liess sich nach der Trennung von seiner Freundin Susan nach Oxford versetzen. Mit in ihrem Team der Thames Valley Police ist Sergeant Simmons, der sie am Tatort im Magdalen College erwartet. 

Einer der beiden Kandidaten für den Lord Major-Posten wurde bei einem Alumni-Abendessen vergiftet. Ringsum ihn sassen seine alten Studienfreunde. Hat einer von Ihnen Councillor Jules McCann getötet? Oder hat vielleicht seine Frau damit zu tun? 

Alle drei Polizisten haben ihre Ecken und Kanten: Heidi fährt ganz schlecht Auto, und Simmons steigt nur im Notfall mit ein. Simmons macht gerne Ratespiele, von denen Heidi und Frederick meist genervt sind. Frederick macht seine Trennung noch zu schaffen, überrascht Heidi aber sehr oft positiv. Die drei haben einen Chef, Chief Inspector Meyers, aber der tritt nur selten und ausschliesslich schimpfend auf, wie es Chief Inspectors in vielen Krimis nun mal machen… Apropos: Ich möchte endlich mal wieder von einem netten Vorgesetzten lesen.

Ganz in britischer Krimi-Manier wird hier ermittelt. Es gibt eine Handvoll Verdächtige und jeder könnte der Täter sein, jeder hat ein Motiv. Nach dem Ausschlussverfahren ähnlich wie bei Deborah Crombie oder Elizabeth George kommen sie dem tatsächlichen Täter auf die Spur. 

Fazit: Spannend  erzählt - ich habe gar nichts auszusetzen! Im Gegenteil, ich freu mich schon jetzt auf den nächsten Herbst, wenn es mit dem Ermittlerduo weitergeht
4.5 Punkte. 

Reihenfolge:
Band 1: Die Toten vom Magdalen College


Mittwoch, 10. September 2014

Monsieur Blake und der Zauber der Liebe von Gilles Legardinier

Klappentext:
Andrew Blake, erfolgreicher Geschäftsmann aus London, hat den Tod seiner geliebten Frau Diane nicht überwunden. Er braucht dringend eine Veränderung. Und so lässt er sein altes Leben hinter sich und nimmt in einem Herrenhaus in Frankreich inkognito eine Stelle als Butler an. Dort arbeiten mit ihm: die feldwebelhafte Köchin Odile, der exzentrische Gärtner Phillipe und das junge Hausmädchen Manon. Bald schon bringt Andrew die entfremdeten Bewohner des Hauses durch seine weise, humorvolle Art einander näher. Und wer weiß, vielleicht erlebt auch er selbst noch einmal den Zauber der Liebe?



Nachdem ich von "Julie weiss wo die Liebe wohnt" ja ziemlich enttäuscht war, habe ich mir gleich im Anschluss den zweiten Roman von Gilles Legardinier vorgenommen.  

Zum Glück! Denn er kann es doch. Alles was ich bei "Julie" vermisst habe, finde ich hier: britischer Humor mit Tiefgang - und dies von einem französischen Schriftsteller. 

Manchmal schrammt Gilles Legardinier zwar knapp am masslosen Übertreiben vorbei, doch bei "Monsieur Blake und der Zauber der Liebe" kombiniert der Autor Humor mit Emotionen und Mitgefühl.

Sein Protagonist Andrew Blake heuert für 4 Monate Probezeit in einem Chateau in der französischen Provinz an. Niemand weiss, wer er wirklich ist. Nur sein bester Freund Richard Ward ist eingeweiht. Alle Anfänge sind schwer, aber nachdem Monsieur Blake seine erste Zeitung gebügelt hat, geht schon bald alles routinierter von der Hand. Mit Andrew kommt neues Leben in das Herrenhaus. Langsam tauen die teilweise verbitterten Hausbewohner auf, und so ist es etwas noch nie Dagewesenes als er einmal alle Angestellte zum Essen an einen Tisch bringt. 

Neugierig wie Andrew ist, kommt er allen Geheimnissen auf die Spur und versucht sie zu lösen und zu helfen - so manches Mal ist es für ihn schwierig seinen eigenen Schwindel aufrecht zu erhalten, aber es gelingt ihm sehr gut. Monsieur Blake hat eine sympathische humorvolle Art und ist vor allem "nid ufs Muul kait" ("nicht aufs Maul gefallen"). Er bringt einige Franzosen zum Staunen und vollbringt so manches zwischenmenschliche Wunder. Und mich brachte er einige Male zum Lachen!  

Fazit: Charmante Unterhaltung gespickt mit bestem Humor und trotzdem mit sehr viel Gefühl geschrieben!
4.5 Punkte. 

Dienstag, 9. September 2014

Julie weiss, wo die Liebe wohnt von Gilles Legardinier

Klappentext:
Julie Tournelle hat schon viele verrückte Dinge in ihrem Leben getan. Doch als sie sich in das Namensschild ihres neuen Nachbarn verliebt, wirft sie endgültig jede Vernunft über Bord. Tagelang bezieht sie Posten hinter dem Türspion, um einen Blick auf den Unbekannten zu erhaschen. Dumm nur, dass er gerade dann auftaucht, als ihre Hand in seinem Briefkasten festklemmt. Doch Ricardo befreit sie nicht nur aus der misslichen Lage, sondern lädt sie sogar zum gemeinsamen Joggen ein. Julie weiß, sie sollte zugeben, dass sie nur in Notfällen läuft – wenn es brennt, oder ein kleiner böser Köter sie verfolgt – statt zu behaupten, sie sei begeisterte Langstreckenläuferin. Aber eigentlich ist doch in der Liebe alles erlaubt, oder?


Durch das farblich schöne Cover bin ich auf die tollen Bewertungen zum Buch gestossen. Nach einigen Monaten auf meiner Wunschliste hab ich es mir vor den Ferien dann doch noch gekauft. Das hätte ich lieber gelassen. 

Ich fand das Buch enttäuschend: Julie benimmt sich wie eine pubertierende 15-Jährige und nicht wie eine erwachsene Frau. Sich in einen Namen zu vergucken ist das eine, und das ist wohl vielen unter uns auch schon passiert. Aber Julie lässt nichts aus. Nicht nur einmal, nein, immer wieder wieder tritt sie in alle möglichen Fettnäpfchen und wechselt sogar den Beruf um "ihm" nahe zu sein. Das ist schon recht exzessiv.

Ich glaub, ich bin irgendwie zu alt für solch Teeniekram - und nein, ich hab nicht in der falschen Abteilung eingekauft: "Julie weiss wo die Liebe wohnt" ist kein Jugendbuch. Der Autor übertreibt und hat übersehen, dass er mit all den Aktionen übers Ziel geschossen ist.

Obwohl ich weiss, dass wenn Liebe in der Luft ist, Frauen wie Männer oft nicht mehr rationell funktionieren, sind mir Julies Massnahmen um Ricardo Patatras kennenzulernen und ihn für sich zu gewinnen, zu viel, zu anstrengend und zu überspannt.

Eigentlich geht es im Roman auch um das Leben in einem Quartier, wo man - wenn man vor Ort aufgewachsen ist - meistens alle und alles kennt und selbst auch erkannt wird. Dass bei soviel "Kontrolle" niemand Julie zur Seite nimmt, verwundert. 

Gut erzählt ist der Zusammenhalt im Quartier und vor allem die Geschichte mit Julies kranker Nachbarin fand ich sehr schön. Da ging es auch ganz ohne übertriebene rosarote Brille auf den Augen vor lauter Liebe. Davon hätte ich mir mehr gewünscht. 
3 Punkte. 

Montag, 8. September 2014

Montagsfrage 08.09.2014



Gab es schon mal eine Situation in der dir das Lesen in der Öffentlichkeit peinlich war? 


Nein, noch nie. Auch wenn ich mal laut lachen muss oder Tränen in den Augen habe - wieso sollte mir Lesen peinlich sein? Ich lese also bin ich :-)


Freitag, 5. September 2014

Der Apfelsammler von Anja Jonuleit

Klappentext:
Nach der Trennung von ihrem Freund reist Hannah nach Castelnuovo in Umbrien, um das Erbe ihrer geliebten Tante Eli anzutreten: ein kleines Steinhaus voller Rätsel. Beim Aufräumen fallen ihr alte Briefe von Eli in die Hände, und sie beginnt zu lesen … In diesen Tagen erkundet Hannah Castelnuovo, Elis zweite Heimat. Als sie zufällig auf ein Grundstück mit seltsam verbrannten Obstbäumen gelangt, wird sie unsanft von dort vertrieben. Dorfbewohner erklären ihr später, dass der schroffe Fremde harmlos und seine Leidenschaft das Züchten alter Obstsorten sei. Aus unerfindlichen Gründen hatte sich Eli einst mit dem »Apfelsammler« angefreundet, und auch Hannah sucht seine Nähe. Ist er der Schlüssel zu Elis Geheimnis?


Ein ungewöhnlicher schöner Titel, ein ansprechendes Cover und eine interessante Inhaltsangabe sorgten dafür, dass das Buch bei mir einziehen durfte. Dank der Tatsache, dass der Sommer dieses Jahr ausfiel und wir bereits Ende August mitten im Herbst standen, fand ich die Lektüre passend zur gefühlten Jahreszeit und begann zu lesen. Und konnte das Buch kaum mehr aus der Hand legen. 

Eli zieht Hannah auf, als deren Eltern sterben. Doch was weiss Hannah wirklich über Elis Leben? Als sie nach Italien fährt um Elis Haus nach deren Tod zu räumen, erfährt sie viel Neues über Eli. Die Journalistin Hannah macht Bekanntschaften mit den Dorfbewohnern und besonders vom eigenbrötlerischen und ruppigen "Apfelsammler" Matteo ist sie gleichermassen fasziniert wie abgestossen. Wie soll sie ihm bloss beibringen, dass sie gerne einen Artikel über seine Arbeit schreiben möchte? 

Liebevoll wird die Landschaft beschrieben; Matteos Liebe zu alten Fruchtarten (sein Hof wäre bei uns in der Schweiz wohl bei der Stiftung "pro specie rara"  eingegliedert), begeistert trotz aller Schroffheit. Die Autorin verpackt ganz viele Themen wie Naturschutz zu einer einzigartigen Geschichte und wirkt trotz vieler Sachinfos nie belehrend, sondern es gliedert sich alles wunderbar in die fortlaufende Geschichte ein. 

Die zwei Zeitebenenen - zum einen Elis erlebnisreiche Biographie in Briefform, zum andern Hannas Aufenthalt in Italien - wechseln sich in schneller Reihenfolge ab. Alle Charaktere sind mit einem dicken Bündel an Schicksalsschlägen ausgestattet, so bleiben beide Erzählstränge spannend. 

Elis Geschichte macht betroffen. Ihre Kindheit muss der reine Alptraum gewesen sein mit solch einem Schwerenöter als Vater. Doch Eli reagiert mutig und engagiert - nur in Sachen Liebe bleibt es schwierig. So ist und bleibt ihre Liebe zu Giorgio der rote Faden in der ganzen Geschichte. 

Ein emotionsreiches, fesselndes Buch das berührt, erschüttert und traurig macht. Ein Buch, dass man mit einem Seufzer weglegt und noch lange nach hallt.

Fazit: Absolut empfehlenswert und deshalb:
5 Punkte.