Dienstag, 10. Juni 2014

Die Duftnäherin von Caren Benedict

Klappentext:
Deutschland im Jahre 1349. Endlich bietet sich der sechzehnjährigen Anna die Gelegenheit zur Flucht vor ihrem gewalttätigen Vater. Sie macht sich auf den Weg nach Bremen, in die Heimatstadt ihrer verstorbenen Mutter, begleitet von dem jungen Gawin. Hier kommt Anna bei einer Seifensiederin unter. Sie wird Schneiderin und lässt sich etwas ganz Besonderes einfallen: In die Säume der Kleider näht sie Seife ein und erzeugt so wundervolle Düfte. Bald finden ihre außergewöhnlichen Kreationen Anklang bei den hochstehenden Damen der Stadt. Die zwischen Anna und Gawin aufkeimende Liebe muss zunächst geheim bleiben – schließlich haben sie sich als Geschwister ausgegeben.

Leider einmal mehr ein Buch, dessen Klappentext einen andere Geschichte vermuten lässt, als sie es dann tatsächlich ist. Anstatt eine Geschichte übers Seifensieden, Nähen und Verkaufen der Kleider im Mittelalter verbunden mit einer zarten Liebesgeschichte erwartet den Leser Geschichte mit einem brutalen Mann, der Intrigen und eine Judenverfolgung anzettelt, überall für Unruhe sorgt und für grausame Morde verantwortlich ist. 

Dieser Mann ist Annas Vater, der für 2 Tage eingesperrt wird. Diese Abwesenheit nutzt Anna zu ihrer Flucht, auf welcher sie Gawin kennenlernt. Zuerst finden beide in einem Männerkloster Arbeit für einige Tage, dann wird Anna festgehalten. Durch Hilfe eines jüngeren Mönches kann sie und Gawin fliehen. In Bremen lernen sie Margrite kennen, bei der sie wohnen dürfen. Anna lernt hier das Seifensieden. Gawin findet eine Lehrstelle bei einem Schreiner. 

Im zweiten Erzählstrang sucht Annas Vater nach seiner Entlassung nach ihr und landet in Köln. Dieser kranke Typ will sie töten, genau so wie er schon so viele andere vorher getötet hat. In Köln zettelt er oben erwähnte Judenverfolgung an und tötet weiter. 

Die beiden Erzählstränge kommen gegen Ende zusammen und wieder wird/bleibt es gewalttätig. Ein Happyend gibt es schlussendlich zwar schon, aber der Schluss ist extrem kurz geraten. Auch wartete ich beim Lesen des ersten Strangs, der von Anna und Bremen handelt, immer darauf, dass es jetzt endlich wirklich mit dem Nähen und Seifen herstellen los geht und dieses Thema endlich der gebührende Platz bekommt. Doch ich wartete vergeblich. 

Ich frage mich einmal mehr, wer aus den Verlagen zuständig ist für die Buchbeschriebe. Mich ärgert es wenn ich mir ein Buch kaufe, dass sich angeblich um Seifensiederei und Seifenstücke in schöne Kleider einnähen dreht, und ich beim Lesen feststelle, dass dieses angebliche Hauptthema nur am Rande vorkommt. Es wäre extrem spannend gewesen, diesem Thema den Raum zu geben, den es aufgrund des Beschriebs hat - gerade zum Beispiel in Verbindung mit der Pest, die auch ein Teil des Buches einnimmt. 

Und wie fühlten sich wohl die Frauen in diesen Duftkleidern und wer waren die Frauen, die diese Kleider kauften? Dies wurde nicht ein einziges Mal erzählt; es werden auch keine Frauen beschrieben, wie sie sich Kleider auswählen und kaufen, einfach nur "sie kauften die Kleider". Auch das Seifensieden wird im gesamten Buch in nur etwa 7 Sätzen abgehandelt. 

Aus dem Hauptthema wurde eine Nebensache, zum Broterwerb degradiert, damit man die Brutalitäten und Intrigen im Nebenstrang am Schluss dann doch noch irgendwie zusammen führen kann. Irgendwas müssen sie quasi ja arbeiten. Da hätte es auch eine einfache Näherin oder Gewürzhändlerin oder Köchin oder was weiss ich sein können. Frau Benedikt hätte den zweiten Kölner Erzählstrang gänzlich weglassen und mit mehr Augenmerk auf die Beschreibungen eine tolle Geschichte schreiben können. Aber ich wurde getäuscht. 

Hätte es sich beim Buch um ein Joghurt gehandelt, das mit "Zitronenjoghurt" angeschrieben ist und drin wäre ein "Vanillejoghurt" - ich hätte es sofort zurückgebracht und umgetauscht. Das möchte ich mit diesem Buch auch. Ich möchte einen schönen historischen Roman lesen, in dem es ums Seifensieden und Nähen geht. 

Fazit: Ich wollte die versprochene Seife und bekam Totschlag. Deshalb fühle ich mich mit dem Kauf und der Lektüre dieses Buches betrogen. 
2.5 Punkte.


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